118. Etappe: 19. August 2013

Forst (Lausitz) – Bad Muskau  35,1 km

Im Frühstücksraum erfahre ich von der Zimmerwirtin, dass noch eine Radwanderin dazu kommen wird. Und wenig später erscheint sie dann auch.

Ich frage sie, ob sie auch auf dem Oder-Neiße-Radweg unterwegs ist. Sie bejaht es, fügt aber hinzu: „Ich bin auf einer Deutschlandumrundung unterwegs.“ Ich bin total überrascht, aber auch erfreut, tatsächlich jemanden zu treffen, der ebenfalls auf einer Umrundung unterwegs ist.

Sie hat gerade die Freistellungsphase der Altersteilzeit begonnen und startete in Baden Württemberg zunächst auf einer Tour auch auf den Spuren ihrer Vergangenheit. Dann ab Donau wollte sie bis zur Mündung in Rumänien fahren. Das Hochwasser setzte aber in Budapest einen Schlusspunkt. Von dort ist sie mit dem Zug zurück. Schon unterwegs hatte sie die Idee, wenn die Fahrt an der Donau zu gefährlich werden würde, alternativ eine Deutschlandumrundung vorzunehmen.

Zu Hause angekommen hat sie sich einige Tage gesammelt, wie sie es formulierte, und ist dann wieder los. Unterwegs erfuhr sie bei einer Zimmerwirtin von mir, ich hatte dort bereits übernachtet. Da ich mein Stempelheft dabei hatte, stellten wir eine weitere Übernachtung bei gleicher Zimmervermietung fest.

Sie muss Anfang Oktober zu einem Familientreffen, sollte sie bis dahin nicht mit der Umrundung fertig sein, fährt sie den Rest im nächsten Jahr.

Auf dem Hof verabschieden wir uns und dann starte ich. Die Unterkunft liegt im Norden von Forst und so dauert es einige Zeit, bis ich in der Nähe des Radweges ankomme. Hier wird mir der Weg versperrt durch eine Rosengartenausstellung. Eintritt 11 € und durch komme ich nicht, muss in jedem Fall zurück. Da es nach Regen aussieht und ich eine lange Tour vor mir habe, streiche ich die Besichtigung. Der alternative Weg ist beschildert. Bei einem Rastplatz am Wald mache ich eine kurze Pause. Eine „Schnapsdrossel“ sitzt schon da und schnell zieht er mich in ein Gespräch, eher er spricht mit mir und erwartet auch keine Antwort.

Er sitzt bisher nur bei einer Flasche Bier seit heute Morgen um 7 Uhr  :-P. “Mehr habe ich nicht getrunken”, erklärt er mir. Eine leere Flasche steht aber in seinem Rolator. “Habe ich nicht getrunken, ist nur gefundenes Leergut”, versichert er mir. Zwischendrin holt er eine Weinbrandflasche aus einer Tasche und nimmt einen kräftigen Schluck. Die Flasche ist dreiviertel leer und wieder versucht er mir zu versichern: „Die Flasche habe ich schon drei Tage und sie wird noch länger halten.“ Wer’s glaubt, wird selig 😛 .

Plötzlich kommt meine Radfahrerin von heute Morgen vorbei. Sie hat sich die Ausstellung angeschaut. Wir begrüßen uns kurz und dann ist sie schon vorbei. Auch ich starte wieder und nicht lange, dann habe ich den Deich an der Neiße erreicht.

Heute wechselt mehrfach die Landschaft an der Neiße. Zunächst sind es landwirtschaftlich genutzte Wiesen und Weiden am Ufer, dann wird es ursprünglicher und Kräuterwiesen folgen. Mittendrin immer wieder Bäume und Büsche. Schließlich säumen Eichen und Weiden das Ufer.

Ich durchlaufe auch immer wieder Waldgebiete. Irgendwo zwischendrin mache ich eine Rast bei einem umgerüsteten Gartenhaus als Radlertreff. Nachdem ich von meiner Wolfsbegegnung erzähle, erfahre ich, dass es hier tatsächlich Wölfe gibt. Also traf gestern ein „einsamer Wolf einen einsamen Wolf“ :-P.

Weiter geht es unter einer Autobahn hindurch, auch einen Märchenwald (Naturgebiet „Schwarze Grube, auch Märchenwald genannt) durchquere ich. Hole mir bei einem Ziegenhof ein paar köstliche Ziegenkäsehappen als Wegzehrung.

Immer wieder regnet es und ich trage dauerhaft den Poncho. Nur bin ich inzwischen nicht vom Regen durch und durch nass, sondern auch vom Schweiß. Mir rinnt dieser in Strömen. Mein kleines Schweißtuch kann ich inzwischen auswringen!

Unterwegs in einer regenfreien Zeit versuche ich eine Unterkunft zu finden. Leider kein leichtes Unterfangen. Viele Zimmervermietungen sind belegt und bei den noch Freien will man mir nicht das Doppelzimmer vermieten. Da der Ort ein „Bad“ davor stehen hat, wiederholt sich das, was ich schon in Feriengegenden erlebt habe. Schließlich kann ich doch eine sehr günstige Unterkunft für 18 € inklusive Frühstück buchen. Die Unterkunft liegt aber außerhalb von Bad Muskau in einem Vorort.

Erst etwa 4 – 6 Kilometer vorher kann ich mich nochmals bei der Zimmerwirtin melden. Wieder einmal ist kein Mobilfunknetz vorhanden. Inzwischen ist es spät geworden. Für die letzten Kilometer nutze ich das Smartphon-Navi. Dieses führt mich durch ein Waldgebiet. Der Weg ist nur noch schlecht sichtbar und mein Smartphone-Navi arbeitet sehr träge. Natürlich verlaufe ich mich und ziehe dann doch mein Outdoor-Navi zurate. Irgendwie komme ich schließlich wieder aus dem Wald und lande auf der richtigen Straße. Nach etwa 300 Metern bin ich dann bei der Unterkunft.

Die Zimmerwirtin guckt mich verdutzt an, als sie öffnet. Mit mir hat sie nicht mehr gerechnet. Mein kleines Zimmer liegt im 2. OG und WC und Bad sind über den Flur erreichbar. Zu meiner Freude gibt es ein Wannenbad und so genieße ich nach einer langen Tour ein entspannendes Bad.

Ein Gedanke zu „118. Etappe: 19. August 2013

  1. Hallo, ich bin die Radlerin von Forst. Bin am 10.09.2013 nach 7000 km (mit Donau) gut in Ulm angekommen und bin sehr zufrieden mit meiner Deutschlandumrundung! Herzlichen Glückwunsch zum Weg zu Fuß, Barbara Eberle

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