Alsdorf – Jülich
Der gestrige frühe Start war wohl eine Eintagsfliege. Zu meiner Entlastung kann ich sagen, dass der überaus nette Hotelier mir, obwohl ich kein Frühstück gebucht hatte, einen Kaffee angeboten hat. Aus einem Kaffee wurden zwei und wir kamen ins Gespräch.
Von ihm erfuhr ich, dass Alsdorf eine alte Bergbaustadt ist. Es gab mehrere Zechen und man förderte hier die hochwertige Anthrazitkohle. Heute wird keine Steinkohle mehr gefördert. Heute gibt es nur noch den Braunkohleabbau. Segen und Fluch zugleich. Segen, dass es dafür Arbeitsplätze gibt und Fluch, das hier viel alte Orte und Landgüter zerstört wurden. Familien, die seit Generationen hier lebten, mussten dem Tagebau weichen.
Einen Apfel darf ich mir als Wegzehrung auch noch mitnehmen, dann geht es los. Zunächst laufe ich an einer Ausfallstraße mit viel Verkehr entlang. Es ist warm und ich überlege mir bereits, sobald ich die Stadt verlassen habe, meine Jacke auszuziehen. Doch kaum, dass ich von der Landstraße in einen Feldweg einbiege, bläst mir ein kalter und starker Wind entgegen.
Der Feldweg endet bald in einem kleinen Ort, der Wind jedoch bleibt. Aus dem Ort raus geht es wieder auf schnurgeraden Wirtschaftswegen. Teilweise habe ich etwas Schutz vor dem Wind hinter einer Busch- und Baumreihe. Begleiten tun mich, wie schon seit Tagen, immer wieder Windräder. Einem Kraftwerk, vermutlich ein Braunkohlekraftwerk, nähere ich mich langsam. Der Wind ist so stark, dass ich meine Stöcke nicht benutzen kann. Dann erreiche ich Aldenhoven, hier finde ich eine windgeschützte Bank für eine längere Pause.
Nach Aldenhoven sehe ich in der Ferne die riesigen Bagger des Braunkohletagebaus und nun auch das Kraftwerk deutlich näher. Gerne hätte ich von den riesigen Baggern ein Foto gemacht, nur trennen mich vom Weg noch über 1,7 Kilometer zum Abbaugebiet. Sehr lange laufe ich am sogenannten Rand des Abbaugebietes entlang, bevor ich zum kleinen Ort Bourheim abbiege und mich dann weiter in Richtung Jülich entferne.
Am Stadteingang von Jülich beginnt meine heutige Suche nach einer Unterkunft. Zunächst rufe ich ohne Erfolg bei mehren Pensionen an. Auch mehrere Hotels haben kein freies Einzelzimmer mehr. Dann aber klappt es mit einem sehr kleinen Zimmer in einem im Zentrum liegenden Hotel.
Einige Leser werden bemerkt haben, dass ich nicht mehr von Blasen und Schmerzen berichte. Die Blasenzeit ist inzwischen Geschichte. Der Rucksack drückt aber immer noch etwas und beim Auf- oder Absetzen muss ich vorsichtig zu Werke gehen. Passe ich nicht auf, meldet sich mit einem starken Schmerz meine rechte Schulter und mein rechter Arm. Das Schulterproblem ist weiterhin vorhanden, wenn ich aufpasse und das gelingt mir meistens merke ich nichts von meiner Schulter. Weiterhin plagen mich ab und zu Nackenschmerzen oder durch Nervenreizung im Lendenwirbelbereich auch Schmerzen im linken Oberschenkel. Diese Probleme sind alte Bekannte und waren auch schon bei meinen beiden Pilgerreisen präsent. Insgesamt jedoch bin ich inzwischen einigermaßen eingelaufen.