44. Etappe: 18. Mai 2013

Papenburg – Leer  28,9 km

Die Mensa des Jugendgästehauses hat bereits um 7 Uhr geöffnet und so gehe ich auch schon wenig später zum Frühstück. Ich betrete die Mensa und hier sitzen verteilt an vielen Tischen nur Chinesen. Die meisten mit grauer Arbeitskleidung, dazu einige mit normaler Kleidung und zwei Chinesen mit dunkelblauer Jacke. Fast alle haben Rührei und Reis, dies sind die einzigen angeboten warmen Speisen. Ich hole mir ebenfalls Rührei und Reis und werde von einigen interessiert beobachtet.

Von einer Küchenhilfe erfahre ich später, dass die Chinesen bei den Windkraftanlagen arbeiten. Etwas außergewöhnlich spießt sich ein Chinese das Brötchen mit der Kabel auf und knabbert daran. Einige telefonieren offensichtlich mit zu Hause, andere hören interessiert dabei zu.

Durch die große Glasfront sehe ich draußen einen bewölkten Himmel und es regnet leicht. Meine Stimmung ist schon jetzt im Keller. Wieder in meinem Zimmer packe ich widerwillig meinen Rucksack und kurz darauf geht es bei leichtem Regen los. Doch im Zentrum angekommen, nimmt der Regen deutlich zu. Bei einer Überdachung ziehe ich meinen Poncho an. Mein Weg in der Innenstadt von Leer führt an einem kleinen Kanal mit vielen Brücken entlang. Zwischendrin liegen Schiffe, die wohl mit einem Kran eingebracht wurden.

Nach Verlassen der Stadt laufe ich an der Straße entlang und komme dann über einen abbiegenden Fuß- und Radweg im Zickzack an der Meyerwerft vorbei. Leider sehe ich nur eine riesige Halle. Von Luxusliner keine Spur, wenn vorhanden, dann wahrscheinlich in der Halle. Kurz danach komme ich an einem Restaurant mit Aussichtsturm vorbei, dieses ist aber noch geschlossen.

Dann erreiche ich wieder die Ems, ein Deich versperrt mir jedoch die Sicht zum Fluss. Nur ein paar wetterfeste Radler begegnen mir, ansonsten bin ich alleine unterwegs. Es regnet unaufhörlich weiter. Das einzig Positive bei diesem Regen ist, ich kann mit einem Poncho auch problemlos auf den nassen Bänken meine Pausen machen.

Bisher waren Enten, Gänse und Dohlen meine wiederkehrenden Wegbegleiter. Jetzt kommen die Möwen mit ihrem Geschrei hinzu. Der Deich ist in Abschnitte unterteilt und auch zum Radweg durch einen Zaun getrennt. In einigen Abschnitten grasen Schafe und veranstalten ein heftiges Geblöke. Viele Lämmer sind dazwischen, teilweise neugierig kommen sie zum Zaun. Komme ich ihnen jedoch näher, springen sie erschrocken zurück. Dann kommt mir der Schäfer entgegen. Wir sind schnell im Gespräch und er erzählt, dass er vom Frühjahr bis zum Herbst vier Schafherden hier betreut. Da die Schafherden aus den abgezäunten Bereichen nicht raus können, muss er nicht ständig dabei sein. Einen Wanderer hat er bisher noch nicht gesehen, lediglich ein paar Tippelbrüder.

Nach einiger Zeit auf der Deichstraße entdecke ich eine Durchlassmöglichkeit zum Deich. Ein Drehkreuz ermöglicht mir den Weg über eine Treppe hoch auf den Deich. Ich nutze die Gelegenheit, um endlich einmal hinter den Deich zu schauen. Oben angekommen mache ich auf einer Bank eine kurze Rast. Von hier aus erkenne ich einen schmalen Weg direkt an der Ems entlang. Ich gehe wieder zurück und ein Mann kommt von einem Wohnhaus zur daneben liegenden Pumpstation. Ich frage ihn, warum hier es einen Deich gibt, denn noch vor Papenburg war das nicht so.

Die Ems ist ab Nähe Papenburg nach einer Schleuse den Gezeiten der Nordsee ausgesetzt und der Deich dient zum Schutz. Es gab 1961 das letzte Mal eine Überflutung und danach wurde der etwa 6 Meter hohe Deich gebaut. Inzwischen gibt es in Emden ein Sperrwerk, das bei Hochwassergefahr geschlossen wird. Daher hat es bis heute keine Überflutung mehr gegeben. Bei den Pumpstationen wird Sand oder Schlick abgepumpt. Der Schlick kommt auf Felder und nach drei Jahren kann auf dem  nahrhaften Boden wieder angebaut werden. Er empfiehlt mir noch auf der Innenseite des Deiches weiter zu laufen.

Ich nehme seinen Rat an und laufe zunächst auf dem Deich und auch auf dem schmalen Pfad an der Ems weiter. Doch dieses Laufen bedeutet, ständig den Hinterlassenschaften der Schafe auszuweichen. Das ist wie ein Eiertanz und ich gebe bei der nächsten Durchgangsmöglichkeit auf und laufe lieber wieder auf der Asphaltpiste weiter.

Immer weniger Menschen begegnen mir. Langsam wird die Lauferei mühsam. Es ist 17:15 Uhr und noch habe ich 7 Kilometer vor mir. Inzwischen geht es an Industrieanlagen vorbei und ich muss daher mehrere größere Schlenker in Kauf nehmen. Auch nach dem ich Leer erreicht habe, zieht sich die Strecke. Meine heutige Unterkunft liegt am anderen Ende von Leer. Als ich das Ziel erreiche, ist meine Zimmervermieterin bereits dort. Wir kommen noch einige Zeit ins Gespräch und dann bin ich alleine im Haus. Weitere Personen sollen noch später kommen.

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