57. Etappe: 04. Juni 2013

Cuxhaven – Otterndorf  24,2 km

Bei herrlichem Wetter verlasse ich die Pension und mein erster Weg führt mich wieder in die Vergangenheit. Ich laufe heute zur alten Liebe. Ich habe keine Erinnerung mehr, wie sie aussieht und bin auf das Wiedersehen gespannt. Dazu muss ich zunächst noch einige Zeit quer durch Cuxhaven laufen. Dann endlich bin ich am Nordseestrand. In der Ferne fahren mehrere große Frachtschiffe an Cuxhaven vorbei. Vor mir fast nur verwaiste Strandkörbe auf gemähter Rasenfläche. Nur wenige Körbe sind belegt. Ein Paar kommt mir schwer beladen entgegen und will zu den Strandkörben. Ich frage sie: „Haben sie auch die Winterkleidung mit im Gepäck?“ Als Antwort erhalte ich schmunzelnd ein klares: „Nein, aber wir müssen endlich mal unseren Strandkorb einrichten“.

Nur ein Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen und viele Jachten. Dann endlich sehe ich die Alte Liebe aus der Ferne. Es dauert noch etwas, bis ich sie erreiche. Die Alte Liebe J ist die stromseitige Begrenzung des Hafens am Elbe-Fahrwasser und wurde 2005 in eine Stahlbaukonstruktion erneuert.

Mit 8 oder 9 Jahren schickte mich erstmalig der Schularzt nach Cuxhaven in ein Kinderheim. Ich war zur dürr! An dieses Kinderheim habe ich nur vage Erinnerungen. Nur deutlich in Erinnerung geblieben ist mir der erste Tag. Es gab ein Massenheulen und es gab zum Abendessen Milchsuppe. Ich konnte keine Milch trinken und es kostete mich unglaubliche Überwindung. Das Schlimmste war für mich, das es ständig Milchreis oder Milchsuppe zu essen gab.

Wir machten einen Ausflug zur Alten Liebe. Dieser merkwürdige Name ist mir in sehr guter Erinnerung geblieben und ich habe ihn später immer mit dem alten Leuchtturm in Verbindung gebracht. Erst bei meinen Recherchen nach dem Kinderheim las ich über die Alte Liebe. Im Gegensatz zum Kinderheim in Pivitsheide habe ich nur wenige Erinnerungen an dieses Heim.

Von der Alten Liebe aus laufe ich weiter in Richtung Deich und komme dabei an den alten Fischhallen vorbei. Jetzt sind dort viele kleine Läden und diverse Firmen untergebracht. Am Ende der Fischhallen muss ich bei einer Schleuse warten. Es fährt gerade ein größeres Schiff hinein. Die Brücke, über die ich laufen muss, wird angehoben und das Schleusentor fährt vollständig zu.

Am Ende des Hafens hindert mich ein abgezäuntes Industriegelände am Weiterkommen zum Deich. Mein Versuch in das Gelände zu gelangen scheitert und ich muss zurück. Bei einem Imbiss mache ich eine längere Pause und komme mit einem Lkw-Fahrer ins Gespräch. Er wartet auf eine Gefahrgutfähre, mit der er nach Großbritannien fährt. Auf seinem Lkw hat er mehrere 100 kg Munitionspulver geladen und findet diese Ladung nicht besonders gefährlich. Das Pulver hat eine Zündtemperatur von über 1000 Grad. Ich erfahre in diesem Gespräch einiges über Munitionspulver.

Nach dem abgezäunten Privatgelände muss ich einer Baustelle ausweichen und relativ weit entfernt vom Deich entlang laufen. Dann erreiche ich den Deich und durchquere die offenen Tore zum Weg vor dem Deich. Hier weiden große Schafsherden. Da die Jugendherberge in der Nähe des Strands ausgebucht ist, muss ich in einen Gasthof im Ort, einige Kilometer vom Strand entfernt, ausweichen.  

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