67. Etappe: 16. Juni 2013

Tönning – Husum  14,3 km (z.T. Bahnfahrt)

Schon vor dem Aufstehen spüre ich einen leichten Schmerz bei Bewegung des Fußgelenks. Es ist noch gut auszuhalten und so entschließe ich mich, bis Husum zu laufen.

Langsam schleift sich die morgendliche Routenplanung bei mir ein. Trotz wiederkehrender guter Vorsätze schaffe ich es nicht, alles Abends zu erledigen. Der gute Wille ist aber immer noch vorhanden. So geschieht es auch heute Morgen wieder. Mein Mitbewohner steht um 7 Uhr auf und ich folge einige Minuten später. Bis zum Frühstück um 8 Uhr sitze ich wieder bei meiner Planung. Zusammen mit meinem Mitbewohner gehe ich anschließend zum Frühstück. Hier erfahre ich von ihm, dass er nächstes Jahr in die Freistellungsphase der Altersteilzeit wechselt. Er unterrichtet u.a. in Physik in zwei Gymnasien in Bremen und freut sich auf das Berufsende. Er erzählt einige Dinge aus seinem Lehreralltag und was ich höre, würde mir als Lehrer auch nicht gefallen.

Da die Jugendherberge am Ortseingang liegt, dauert es wieder, bis ich das andere Ende des Ortes erreiche. Bei einer Bank, um sie herum jätet gerade ein alter Herr das Unkraut, setzte ich mich. Er ist erfreut, dass ich hier Platz nehme und er erzählt mir, dass er diese Bank regelmäßig pflegt. Die Stadt tut nichts dergleichen, wie er mir berichtet. Kaum sitze ich und schon kommt ein anderer älterer Herr hinzu und wir plaudern über die gepflegte Bank und wenig später über meine Reise und meinen einzuschlagenden Weg nach Husum. Ich erhalte viele Tipps, wie ich weiterlaufen soll. Doch einer der beiden erkennt recht schnell, dass ich als Ortsfremder kaum mit den Erläuterungen etwas anfangen kann. Dann kommt auch noch die Ehefrau des Bankpflegers hinzu und ist stolz auf ihren Mann und das diese Bank schon genutzt wird. Ich verabschiede mich von den Dreien und erhalte gute Wünsche für die Weiterreise.

Schon wenige Minuten später ärgere ich mich, nicht den Poncho bei der Bank angezogen zu haben. Der Himmel trägt dicke graue Wolken und es sieht so aus, als könnte es jeden Moment regnen. Der Wind bläst wieder kräftig und mir ist bewusst, ich werde wieder erhebliche Schwierigkeiten beim Anziehen des Ponchos haben. Es geht auf schmalen Wirtschaftswegen durch die Felder. Mit einem Mal sehe ich in einiger Entfernung einen Storch regungslos stehen. Nur wenig später kommen die Rinder wieder zu mir an den Zaun. Eine fehlt noch und ich fordere sie auf zu kommen. Nicht sie, sondern ein Bulle kommt schnaufend heran, er ist wohl eifersüchtig! Der kleine Zaun, der uns trennt, erscheint mir nicht sicher genug und so überlasse ich dem erregten Bullen das Feld und eile davon.

In der Einfahrt zu einem Bauernhof mit dichtem Baumbewuchs halte ich an und ziehe im Schutz der Bäume meinen Poncho an. Ich spüre verstärkt bei jeder Bewegung meinen rechten Unterschenkel. In Oldenswort kehre ich in ein Restaurant ein und frage die Bedienung nach einer Beförderungsmöglichkeit nach Husum. Sie erzählt mir, dass es in Harblek in zwei Kilometer Entfernung einen Bahnhof der Deutschen Bahn gibt. Dort fahren alle Stunde Züge nach Husum.

Ich laufe nach Harblek und habe Glück, denn schon 10 Minuten später kommt der Zug nach Husum. Husum, die graue Stadt am Meer, ist schnell erreicht. Mein Weg zur Jugendherberge führt mich auch am Hafen vorbei, anschließend zum Haus des Schriftstellers Theodor Storm und zum Haus seiner Eltern. Die Jugendherberge liegt außerhalb des Zentrums und so komme ich auch am alten Husumer Wasserturm vorbei.

In der Jugendherberge bekomme ich zunächst ein Familienzimmer, als ich dann nach einer Verlängerung des Aufenthaltes frage, muss ich umziehen. Das Zimmer ist bereits für die nächste Nacht für eine Familie reserviert. Ich erhalte ein Dachgeschosszimmer etwas abseits von den anderen Zimmern gelegen. Mir gefällt das Zimmer und WC und Dusche sind in unmittelbarer Nähe. Noch am Abend kann ich die Waschmaschine der Jugendherberge nutzen und die Wäsche trocknet im Heizungskeller. 

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