Pausentag auf Hallig Hooge

21. Juni 2013  11 km

Mein Fenster liegt zum Fething, dem früher als Süßwasserspeicher genutzten Teich. Dieser liegt im Zentrum der Warft. Die Vögel in den Bäumen und Büschen um den Teich, wecken mich bereits gegen 6 Uhr mit ihrem lautstarken Gezwitscher. Mein Blick aus dem Fenster zeigt mit leichten Regen. Ich habe es nicht eilig und so döse ich noch einige Zeit vor mich hin.

Da ich für mein Zimmer keinen Schlüssel habe, nehme ich alle wichtigen Dinge, wasserdicht eingepackt, in meinem Minirucksack mit. Ich weiß überhaupt nicht, ob es Frühstück hier in der Herberge gibt und auch nicht, wo dann der Frühstücksraum ist. Wieder begebe ich mich auf die Suche. An der Innenseite der Tür im Erdgeschoss, in die ich gestern zu meinem Zimmer geführt wurde, steht: „Kein Ausgang.“ Nur wo soll ich raus? Ich finde keinen anderen Ausgang, also verlasse ich das Gebäude aus dem „Nicht“-Ausgang. Draußen kommen mir zwei junge Männer entgegen. Den Ersten frage ich nach dem Frühstück. Er zeigt zu einem Nachbargebäude, dem Hallig Café. Meint aber, dass das nur mit Voranmeldung geht. Den Nicht-Ausgang kann ich natürlich benutzen. Mehr Fragen sind nicht möglich, er hat es eilig und eilt auch schon davon. Ich gehe zu dem gezeigten Café und finde eine verschlossene Tür. Hinter einem Fenster sehe ich Licht und erkenne auch schon gedeckte Tische. Ich klopfe und nach einer Weile kommt eine Frau. Ich erkläre ihr, dass ich gestern Abend angekommen bin und gerne ein Frühstück haben möchte. Ich bekomme ein Frühstück in etwa 30 – 45 Minuten, sie muss zunächst noch für eine Gruppe von 15 Personen das Frühstück vorbereiten.

Ich nutze die Zeit und umlaufe die Backenswarft und mache bei leichtem Regen und Nebel die ersten Fotos. Nach 45 Minuten gehe ich zum Café und finde die angekündigte Gruppe vor. Mein Tisch ist reichhaltig gedeckt. Nach dem Essen gehe ich zurück zu meinem Zimmer. Sicherheitshalber nehme ich meinen Poncho zur Halligerkundung mit.

Zunächst laufe ich in der Backenswarft herum, dann verlasse ich die Warft. Mangels Karte nutze ich mein Navi mit der hinterlegten topografischen Karte. Auf dem Weg Richtung Hanswarft kommt mir eine junge Frau entgegen. Mit ihr hatte ich mich gestern schon auf der Fähre unterhalten. Sie kennt sich gut mit den Vögeln der Küste aus und ist bis Sonntag hier. Für ihre Erkundung ist sie mit einem Fernglas bewaffnet, unterwegs. Während unserer kurzen Unterhaltung beginnt es stärker zu regnen. Sie zieht ihre Regenhose über und ich ziehe meinen Poncho an, dann geht es weiter.

In der Hanswarft gibt es Museen, Restaurant, Imbiss und den Halligkaufmann, einem kleinen „Tante Emma Supermarkt“. Nachdem ich in der Warft etwas herum gelaufen bin, verlasse ich sie wieder in Richtung Okenswarft. Schon wenige Minuten später geht ein wolkenbruchartiger Regen nieder. Ich renne zurück zur Hansewarft, stelle mich unter einem Dachüberstand eines Hauses unter. Da der Regen leider nicht nachlässt, flüchte ich durch den Biergarten in das Restaurant.

Der Weg zur Ockenswarft führt an Salzwiesen vorbei. Ich komme an zwei kräftigen Pferden und mehreren Rinderherden vorbei. Als ich an einer kleinen Brücke ankomme, sitzt eine Küstenseeschwalbe auf dem Geländer. Es stört sie nicht, als ich meine Kamera raushole und in einem Abstand von höchst 1 ½ Meter Fotos von ihr mache. Erst als ich weiterlaufe, fliegt sie davon. Wieder störe ich mehrere Austernfischer, sie fliegen lautstark und aufgeregt um mich herum. Ein Austernfischer setzt tatsächlich zur Attacke auf mich an. Er kommt im Steilflug auf mich zu und kurz vor mir fliegt er wieder hoch. Ziemlich aggressiv verfolgt er mich noch eine Weile. Schon wenig später störe ich mehrere Rotschenkel und auch sie umkreisen mich mit lautstarkem Geschrei.

Weiter auf meinem Weg kann ich in kurzer Entfernung einen Rotschenkel auf einem Pfosten fotografieren. Als ich die Ockenswarft erreiche, ist es deutlich windiger geworden. Ich durchquere die Warft und bin an der Nordsee und kann die Insel Pellworm gegenüberliegend sehen.

Von der Ockenswarft laufe ich zurück an der Hanswarft vorbei in Richtung Ipkenswarft. In der Ferne ziehen schon wieder dunkle Wolken auf und ich breche meinen Weg zur Ipkenswarft ab. Nach der Ockelützwarft biege ich zur Kirchwarft ab. Kaum habe ich den Parkplatz vor der Warft erreicht, schüttet es wieder wie aus Kübeln. Ich flüchte durch den Friedhof zur Kirche und öffne die Tür der Kirche. Eine Gruppe Tagestouristen kommt von innen zur Tür. Statt mich eintreten zu lassen, marschieren die fünf Personen im Schlafwagentempo vom Trockenen kommend an mir vorbei. Ein: „Oh es regnet schon wieder“ vernehme ich. Ich verkneife mir mit Mühe einen Kommentar über diese unhöfliche und gedankenlose Aktion. Diese Leute laufen nur ein paar Schritte bis zum Parkplatz. Dort wartet der trockene Pferdebus auf sie.

Auch nach dem Besuch der Halligkirche regnet es weiter. Ich gebe auf und werde es am Nachmittag nochmals versuchen. Jetzt kehre ich zur Backenswarft zurück.

Am Nachmittag regnet es immer noch und ein heftiger Wind mit Windstärke von etwa 6 bis 7 bläst über die Hallig. So langsam habe ich das Gefühl, mich verfolgt das schlechte Wetter. 

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