Eckernförde – Surendorf 19,2 km
Nach etwa 1 ½ Kilometer bin ich bereits direkt an der Eckernfördener Bucht. Noch sind nur wenige Menschen hier unterwegs. Die Strandkörbe noch verschlossen. Der blaue Himmel mit schnell dahin ziehenden dicken weißen Wolken verspricht einen guten Tag. Noch ist es etwas kühl und ich habe meine Jacke an. Doch dann ziehen sich dunkle Wolken über mir zusammen und ein paar Tropfen gehen nieder. Schnell wechsel ich die Jacken und ziehe die Regenhaube über den Rucksack. Es ist erstaunlich, wie schnell sich das Wetter hier ändern kann.
Zunächst laufe ich auf der B76 mit Blick auf die Bucht weiter. Die dunklen Wolken haben sich verzogen und die Sonne kommt immer mehr zwischen den Wolken durch. Unmittelbar vor dem Eintauchen in einen Wald ziehe ich meine Jacke aus. Endlich wieder einmal ein Wetter, um mit dem T-Shirt unterwegs zu sein.
Der Weg führt mich durch einen Buchenwald und ein abgesperrtes Teilstück davon ist ein Begräbniswald. Ich genieße den naturbelassenen Weg durch diesen Buchenwald. Nach einiger Zeit sehe ich durch die Büsche wieder die Bucht. Dieser Teilabschnitt ist Steilküste. Als ich so gedankenverloren unterwegs bin, entdecke ich plötzlich seitlich vor mir einen größeren vollkommen mit Algen bedeckten Tümpel. Mittendrin Baumstümpfe und Äste. Die Sonne erzeugt ein fantastisches Licht, helle und dunkle Grüntöne machen diesen Flecken zu einem verwunschenen Ort. Ich bewege mich vorsichtig durch das Gestrüpp und den Bodenpflanzen, immer mit meinen Stöcken vor mich hinstochern, näher an den Tümpel heran. Ich kann mich nicht sattsehen an diesem Lichterspiel und den Grüntönen. Mit meiner Kamera kann ich nur unzureichend diese Eindrücke festhalten.
Vom Steilufer gehe ich wieder runter auf Ostseenivau und komme schließlich aus dem Wald direkt zum Strand. Ein blauer Himmel weiße Wolken, wärmende Sonne, blaues Meer und feiner gelber Sand empfangen mich. Ich bin überwältigt von diesen Eindrücken und entschließe mich zu einer Pause im Sand. Das schöne Wetter und diese einmalige Landschaft fühlen sich fantastisch an! Es fehlen nur noch die Palmen und ich fühle mich an der Südsee in Deutschland.
Weiter geht es durch den Sand und nun spüre ich trotz totaler Begeisterung, dass dieser Weg mit schwerem Rucksack beschwerlich wird. Ein Jogger kommt mir entgegen und läuft neben dem Wasser. Ich wechsel auf seinem Weg an den Rand zum Wasser und hier läuft es sich etwas besser. Doch häufig liegen auch hier aufgetürmt Kies, Muschelreste und Algen, in die ich wieder bei jedem Schritt einsinke. Jetzt läuft mir der Schweiß in Strömen und trotzdem fühle ich mich pudelwohl. Ich könnte die Welt umarmen.
Weitere Pausen im Sand folgen, ich will einfach das schöne Wetter und diese Landschaft genießen. Nur selten begegnen mir Mensch, ab und zu ein paar Nackedeis leicht verdeckt zwischen den Gräsern am Rand des Strandes liegend. Bei einer Pause kommen mir erstmals auf meiner Reise drei Wanderer, zwei Frauen und ein Mann, entgegen. Ich spreche sie an, die erste Frau reagiert nicht und stapft an mir vorbei. Erst der Mann nimmt sich einen Augenblick Zeit. Sie sind den ersten Tag unterwegs und wollen noch bis Eckernförde und morgen nach Schleswig. Sehr gesprächig ist auch er nicht. Ich vermute, dieser Strandlauf ist auch für sie kräftezehrend trotz leichtem Gepäck.
Unterhalb eines Steilküstenabschnitts führ mich mein Weg. Einige Bäume liegen abgeknickt am Hang. Dann verlasse ich den Strand und steige über ein paar Stufen wieder in den Wald. Von dort geht es über Kräuterwiesen und teilweise hohem Gras, immer mit Blick zur Ostsee, weiter. Am Wegesrand entdecke ich einen Pfosten mit Markierung des Fernwanderwegs E1 und die mir vertraute Jakobsmuschel. Ich bin schon wieder auf einem Jakobsweg. Wieder geht es hoch und ich bin einige Meter oberhalb des Strandes. Ein Schild weißt hier den Abschnitt als Hundestrand aus. Jetzt macht der Weg eine Biegung hin zum Ort Surendorf in der Gemeinde Schwedeneck, vorbei an einem militärischen Gelände. Diesen Weg folgend, erreiche ich wenig später das Hotel.