78. Etappe: 03. Juli 2013

Surendorf – Strande – Kiel  15,4 km

Nach einem wundervollen gestrigen Tag ist es heute Morgen leider bewölkt und es nieselt leicht. Ich laufe wieder Richtung Strand und biege diesmal rechts auf den Fernwanderweg E1 ab. Der gestrige Tag am Strand, wenn auch beschwerlich zu laufen, war ein besonderes Erlebnis und ich hoffe, es geht heute weiter so. Vom gestrigen Sandlaufen spüre ich heute Morgen meine Muskulatur, es ist kein richtiger Muskelkater eher eine leichte Spannung.

Am Strand angekommen, laufe ich zwischen einer Segel- und Surfschule und einem Campingplatz vorbei. Jugendliche stehen um ein Boot herum und erhalten wohl Instruktionen. Andere stehen paddelnd auf den Surfbrettern im Wasser. Auf dem Campingplatz überwiegenden nicht die Zelte, sondern die Wohnmobile und die Wohnwagen.

Ich folge den Markierungen des E1 und der führt mich hinter den Strand auf einem befestigten Weg. Über einig Treppenstufen steige ich hoch über den Strand. Der Blick wird mir durch Büsche und Bäume erschwert, doch ich vernehme das Rauschen der Ostsee sehr deutlich. Zwischen Brennnessel geht es auf einem schmalen Pfad und dann vorbei an Getreidefelder. Diese werden häufig gesäumt durch roten Klatschmohn. Weiter führt mich der Pfad hoch auf ein Steilufer in einen Buchenwald. Inzwischen bin ich bestimmt zehn Meter über dem Strand. Stellenweise laufe ich dicht an der Steiluferkante entlang. Dann ein Schild mit der deutlichen Warnung: „Durchgang verboten. Lebensgefahr durch Küstenabbrüche“. Ich bin verunsichert und weiß einen Moment nicht, ob ich weiterlaufen oder lieber umkehren soll. Von hier führt ein zusätzlicher Pfad tiefer in den Wald und ich folge diesen. Doch der führt mich zu einer Siedlung und ich kehre um. Mit leicht mulmigem Gefühl entschließe ich mich, dann doch weiter zu laufen. Warum soll gerade jetzt etwas passieren.

Weiter geht es stellenweise dicht am Rand entlang. An einigen Stellen haben vor mir Wanderer bereits kleine Schleifen weg vom Rand ausgetreten, diesen folge ich dann. Einige Bäume an der Steiluferkante haben fast freiliegende Wurzeln. Der nächste Herbststurm wird sie den Abhang runterdrücken. Ich vergesse die Gefahr beim Laufen auf dem herrlichen Waldboden. Viel zu selten hatte ich solche Bodenverhältnisse. Dann erreiche ich das Ende des Gefahrenbereichs und verlasse weiter im Wald mit einem weiten Schlenker das Steilufer.

Kaum bin ich aus dem Wald, laufe ich wieder zur Steilküste und nun beginnt der bisher schönste Abschnitt auf meiner Wanderschaft an der Ostsee. In einer leicht hügeligen Landschaft durchlaufe ich Kräuterwiesen, Getreidefelder und Weiden. An der Steiluferkante wuchern Pflanzen und Wildblumen und die Kante ist nur undeutlich erkennbar. Der Pfad verläuft stellenweise dicht an der vermuteten Kante vorbei. Die Farbenpracht mit blauem Himmel, blauem Meer, weißem Sandstrand, Braun-, Grün- und Gelbtönen der Felder und den Farbtupfern aus Weiss, Gelb und Rot sind einmalig. Das alles verbunden mit einer hügeligen Landschaft. In der Ferne kommt dann noch die Wellenform der Steilküste hinzu. Ich mache immer wieder eine Genusspause und lasse diese Landschaft auf mich einwirken.

Als ich mich der geschwungenen Steilküste nähere, nutze ich einen Pfad zum Absteigen an den Strand. Vorsichtig taste ich mich mit den Stöcken nach unten durch.

Wieder durch weichen Sand- oder Kiesboden schreitend habe ich einen anderen, aber ebenso schönen, Blick auf diese grandiose Landschaft. Mit der Zeit verliert sich die Steilküste und ich laufe an einem Buchenwald vorbei. Die Rinde der Buchen ist ausgebleicht. Die Landnase in die Ostsee mit seinem Aussichtsturm kommt immer näher und ich wechsel wieder in den Wald. Nun genieße ich die angenehme Kühle. Das ist jedoch nicht von langer Dauer und der Weg mündet in einen asphaltierten Wirtschaftsweg und der wiederum führt zu einem Pavillon. Eine dunkelgraue Wolke nähert sich. Nach soviel Landschaftsgenuss genieße ich nun ein Eis. Kaum esse ich mein Eis, als auch schon ein Platzregen niedergeht. Es schüttet für einige Minuten wie aus Kübeln und dann ist alles wieder vorbei.

Ich setze meinen Weg fort und laufe weiter auf dem asphaltierten Wirtschaftsweg mit steinigem Ufer und einem trüben Blick auf die Kieler Bucht. Jetzt begegnen mir viele Spaziergänger, doch ihr Weg endet an der Landnase im oder am Pavillon. Sie wissen nicht, was sie versäumen!

Im Jachthafen von Strande angekommen gehe ich gleich zum Landungssteg der Fähre. Der Aushang mit den Abfahrtszeiten ist für mich als Ortsfremden nicht verständlich. Ein Versuch jemanden unter der dort angegebenen Telefonnummer zu erreichen, scheitert kläglich. Auch finde ich niemanden, der mir Auskunft geben könnte. Die ich frage sind alles Touristen. Gegenüber dem Landungssteg ist eine Bushaltestelle und ein Bus steht gerade dort. Ich eile dorthin und frage den Busfahrer nach einer Verbindung nach Kiel. Es ist der Bus nach Kiel und der Fahrer wird mir Bescheid geben, wenn ich aussteigen muss.

Die Fahrt dauert fast eine Stunde und bei Erreichen meiner Haltestelle regnet es wieder Bindfäden. Einige Zeit warte ich hier, doch als es nicht aufhört, setze ich meinen Weg fort. Das Hotel ist glücklicherweise bald erreicht. 

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