94. Etappe: 22. Juli 2013

Campingplatz bei Prerow – Campingplatz nach Barth  27,1 km

Wieder war die Nacht kurz. Bis Mitternacht gab es am Strand eine Beach Party, dann erfreuten sich die Möwen mit ihrem Geschrei mich zu wecken. Trotzdem bin ich froh, dass meine vier längeren Aluheringe tatsächlich im weichen Sand gehalten. Die Bedenken, irgendwann in der Nacht unter dem zusammengebrochenen Zelt aufzuwachen, waren unbegründet gewesen. Ich hatte aber sicherlich auch Glück, dass es fast windstill war! Das Außenzelt ist innen wie außen noch feucht und ich lasse es gemächlich angehen. Die schon wieder starke Sonne muss erst die Feuchtigkeit vertreiben.

Da mein Zeltplatz im tiefen weichen Sand steht, bin ich unentwegt dem Sand ausgesetzt. Überall Sand beim Packen und Zusammenbauen. Schließlich ist alles im Rucksack verstaut und vermutlich mit Sandzusatzgewicht. Bei meinem Weg Richtung Rezeption komme ich auch am Zelt von dem jungen Paar von gestern vorbei. Beide stehen schon draußen und so komme ich nochmals mit Ihnen ins Gespräch.

Danach geht es zur Rezeption und zur Abgabe der Duschkarte. Anschließend durchlaufe ich den riesigen Zeltplatz. Er war mir zu groß und auch viel zu teuer, doch die einzige Übernachtungsmöglichkeit. Weiter geht es ein Stück durch den Wald und dann in der Ort Prerow. Hier mache ich in einem Café meine heutige Frühstücksrast.

Nach einer längeren Zeit durch den Ort erreiche ich schließlich den Deichweg. Auf ihm geht es dann weiter. Inzwischen begegnen mir schon Heerscharen von Radfahrergruppen. Alle strömen zu den Badestellen am Strand. Schließlich kann ich auf einem kleinen Weg zwischen Düne und Wald, hinter dem Strand und weg vom Deichweg laufen. Hier ist es auch etwas kühler. Leider gibt es diesen schön zu laufenden Pfad nur für kurze Zeit und der Deichweg hat ich wieder. Hier bin ich wieder der Sonne und den vielen Radfahrern ausgesetzt. Doch alle fahren entspannt und langsam zum Strand.

Bei dem Ort Zingst muss ich im großen Bogen den Deichweg verlassen. Immer wieder sehe ich Plakate unserer Bundeskanzlerin, die heute Mittag hier einen Wahlkampfauftritt hat. Unter dem linken kleinen Zeh macht sich eine Blase bemerkbar. Nach der Überquerung einer Brücke, im Schatten eines Baumes, halte ich zur Behandlung dieser Blase an. Doch kaum habe ich meine Schuhe und Strümpfe ausgezogen, bin ich einer Mückeninvasion ausgesetzt. Unglaublich, wie schnell die Mücken mich entdeckt haben. Ohne Behandlung der Blase ziehe ich schnell wieder Strümpfe und Schuhe an. Eile dann humpelnd weiter. Ich hätte es besser wissen müssen, denn hier ist um mich herum Sumpfgebiet. Erst als ich durch abgeerntete Felder komme, hört auch die Mückenplage auf.

Vor mir ein Rastplatz mit einer reetgedeckten Hinweistafel zum Kranichdorf Bresewitz und mit Informationen zu der zuvor überquerten Brücke, dem historischen Ort und den Kranichen. Ebenfalls vor mir ein ehemaliger Bahnhof mit alten Waggons, ausgebaut zu einer Kunstgalerie. Ein Werbeschild zeigt zu einem Eiscafé mit Sanddorneis in etwa 300 Metern. Ich misstraue diesen Angaben, immer wenn Werbung im Spiel war, stimmten die Entfernungsangaben nicht! Jedenfalls halte ich hier am Rastplatz zur Blasenbehandlung an.

Diese Blase hindert mich beim zügigen Laufen, erst nach einiger Zeit komme ich wieder in Tritt. Für längere Zeit geht es an Wiesen, Sträuchern und kleinen Siedlungen vorbei, bis ich auf eine Landstraße nach Barth abbiege.

Es ist gegen 16:45 Uhr, ich habe schon das Ortsschild von Barth im Blick, als plötzlich hinter mir die Sirenen eingeschaltet werden. Ein Konvoi mit Blaulicht, vorneweg zwei Polizeifahrzeuge, denen folgend zwei schwarze A8 Audi-Limosinen und hintendran nochmals zwei Polizeifahrzeuge, fahren an mir vorbei. In einem der beiden Audis sitzt mit größter Wahrscheinlichkeit unsere Bundeskanzlerin Merkel. Sie hatte in Ostseebad Zwingst um 15 Uhr einen Auftritt. Der Ort ist nicht weit entfernt und ich habe ihn bereits am Rande durchquert. Ich armer Wanderer werde nicht beachtet 🙂 und mit Sirenengeheul erschreckt und überholt.

Ich folge der Beschreibung der netten Frau von der Jugendherberge und laufe nach Erreichen von Barth in Richtung des Hafens. Dort weist mir auch schon ein Hinweisschild zur Jugendherberge den Weg. Es folgen nun etwa 2,5 Kilometer auf einem mit Betonplatten ausgelegten schmalen Weg, bevor ich die Jugendherberge erreiche. Gegenüberliegend der Barther Bodden, ein See mit direkter Verbindung zur Ostsee.

Bei der Anmeldung entschließe ich mich für ein Abendessen und so muss ich mich mit dem Zeltaufbau sputen. Bis zum Schließen der Essensausgabe sind es nur noch 30 Minuten. Da die Zeltwiese abschüssig zu einem Feld liegt und die besten Plätze unten schon vergeben sind, baue ich mein Zelt vor einer Reihe kleinerer Hütten auf. Der Boden ist knochenhart und ich muss mir bei Zeltnachbarn einen Hammer ausleihen. Schließlich ist doch alles zügig fertig. Verschwitzt bekomme ich noch meine warmen Nudeln mit Soße und Nachtisch.

Nach dem Abendessen ist ein munteres Treiben von Jugendlichen vor den Hütten. Mir schwant Fürchterliches, sollte es heute wieder eine unruhige Nacht geben? Nach einigen Versuchen im Aufenthaltsraum ins Internet zu kommen, schreibe ich einen Bericht und begebe mich kurz vor der eintretenden Dunkelheit zurück zum Zelt. Mit Freude registriere ich die gedämpfte Unterhaltung der Jugendlichen vor den Hütten. Irgendwann schlafe ich ohne große Störung ein. 

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