Bellin – Rieth 13,5 km
Wieder komme ich verspätet von der Jugendherberge weg. Meine heutige Etappe führt direkt an der Jugendherberge vorbei und schnell bin ich auf dem Radweg im Wald. Schon jetzt gegen 10:45 Uhr ist es drückend warm. Die Bäume spenden nur wenig Schatten. Bei einem Tümpel, wieder mit Algen überzogen beobachte ich einen Schwan und mehrere Enten. Ihr Schnäbel sind unentwegt unter Wasser. Hier scheint ein reichhaltig gedeckter Tisch für sie zu sein.
Vor dem Ortseingang halte ich bei einem Verkaufsstand von Obst, Gemüse und Eiern an. Hier stehen mehrere Stühle im Schatten. Als ich frage, ob ich mich dort hinsetzten darf, wird es mir gestattet. Gleichzeitig erhalte ich kostenlos eine Schale mit leckeren Himbeeren und später noch eine Schale mit Blaubeeren.
Die Frau fragt interessiert nach meiner Wanderschaft und dabei erzählt sie mir, dass sie zur Entspannung schon ein paar Mal im Kloster war. Ihr gefällt es dort sehr gut, nur hält die Entspannung leider nicht lange vor. Schnell sind wir beim Wandern und Pilgern und später bei weiteren Themen.
Weiter geht es durch Vogelsang-Warsin und durch Warsin und dann auf einem Wirtschaftsweg raus in die Natur. Es ist inzwischen heiß geworden. Der folgende Nadelwald bietet keinen ausreichenden Schatten. Es ist himmlisch still hier und ich mache auf einer Bank meine Pause und bin auch schnell eingeschlafen.
Der Nadelwald wechselt zu einem Mischwald. Die jungen Eichen sind noch in Buschhöhe und wieder einige Zeit später stehen zwischen den hohen Fichten bereits kleine Laubbäume. Sofort umgibt mich eine angenehme Kühle. Aus dem Wanderweg wird schließlich ein zusätzlicher asphaltierter Radweg. Erstmals sehe ich auch ein Hinweisschild zum Oder-Neiße-Radweg.
Schon die Ostsee wieder im Blick führt der Radweg auf den Deich. Beiderseits des Deichs wächst nun wieder Schilf. In einiger Entfernung sehe ich einen jungen Mann bei Pflücken am Deich. Als ich ihn erreiche, sehe ich, dass er Brennnessel sammelt. Ich frage ihn, ob er es als Gemüse verarbeitet. Er verneint und erklärt mir, dass es klein gehackt und unter das Futter für die Hühner gemischt wird.
Weiter auf dem Deich sehe ich schon von Weitem eine Aussichtsplattform, und als ich näherkomme, Personen oben stehen. Auch ich steige hinauf und habe eine herrliche Aussicht auf die Ostsee. Ich komme mit dem Radlerpaar schnell ins Gespräch.
Sie sind auch auf dem Oder-Neiße-Radweg unterwegs. Beide haben schon anspruchsvolle Touren, auch in Skandinavien hinter sich gebracht. Auch mehrere Bergwanderungen in den Alpen sind dabei. Wir unterhalten uns über die Ausrüstung bei solchen Touren und schnell vergeht die Zeit im Gespräch mit ihnen.
Es ist inzwischen heiß und meine Lust noch lange zu laufen schwindet dahin. Bereits kurze Zeit später mache ich bei einem Imbiss mit einem kalten Getränk unter einem Sonnenschirm meine nächste Pause. Zur Sicherheit, da ich noch nicht weiß, ob ich eine Bleibe finde, lasse ich mir kühles Leitungswasser in meine Flasche füllen. Schon als ich mich dem Ort Rieth nähere, sehe ich ein Schild mit Pension und Zeltplatz. Dort marschiere ich hin, für heute reicht es mir. Die Zimmer und der Heuboden sind ausgebucht, aber auf der Wiese hinter dem Gebäude kann ich mein Zelt aufbauen. Diese Übernachtung kostet mich 7 € und ich habe den Sanitärbereich dabei.
Einige Zeit sitze ich noch draußen, doch gegen Abend fallen die Mücken über mich her. Ich flüchte ins Zelt. Eine Jugendgruppe trifft ein und bevölkert die Wiese und den Heuboden, ihre heutiges Übernachtungsdomizil. Noch einmal laufe ich zum vorderen Gebäude und will mir in den dortigen Ausstellungsräumen die Bilder anschauen. Als ich einen der Räume betrete, ist eine Frau beim Betten machen.
Sie hat dort für heute Nacht ein Notbett bekommen. Sie erzählt mir, dass sie ihre Tour in der Nähe von Berlin gestartet hat und bis nach Usedom will. Sie stammt aus Ravensburg. Von meiner Wanderschaft ist sie beeindruckt und schnell sind wir bei der notwendigen Ausrüstung, aber auch beim Tagebuch schreiben. Auch sie weiß, wenn man seine Eindrücke nicht sofort festhält, wird es schwierig. Der zeitliche Ablauf kommt durcheinander und in Vergessenheit. Sie hat einen sehr alten Zeitungsartikel über Usedom dabei, dort wurden sehr günstige Übernachtungsmöglichkeiten angeboten. Sie will versuchen dort eine Übernachtung zu bekommen, sicher nicht mehr zu dem alten Preis.
Wieder im Zelt höre ich die Jugendlichen noch erzählen und lachen, doch es ist nicht laut. Schnell hat mich der Schlaf eingeholt.
Hallo Werner,
sehr interessant zu sehen, was Du drunter trägst. Siehe Foto Nr. 8 🙂