Criewen – Hohensaaten 21,9 km
Mein Weg aus Criewen führt wieder zurück über die Brücke und dann auf den Deich. Vorbei geht es an einem Gutshaus auf der anderen Seite des Kanals und wieder präsentiert sich mir eine herrliche Landschaft. Es ist deutlich kühler geworden. Der Himmel ist bewölkt, doch immer wieder zeigt sich die Sonne. Vermutlich wird es zum Nachmittag wieder sehr warm werden.
Plötzlich vor mir eine kleine, etwa 5 cm lange Schnecke mit einem 1 bis 1 ½ cm Durchmesser großen Schneckenhaus, auf ihrem langen Weg über die Deichstraße. Mit jeder Vorwärtsbewegung wackelt das Schneckenhaus. Sie hat ein beachtliches Schneckentempo drauf. Sie fasziniert mich und so filme ich sie eine kurze Zeit. Gerade als ich die Kamera wegpacke, kommen mehrere Radler genau auf ihrer Seite mir entgegen. Ich bleibe einfach zum Schutz der kleinen Schnecke stehen und sehe den Unwillen im Blick eines Radlers. Er muss mir ausweichen und das gefällt wohl nicht. Doch so kurz vor dem Zeil sollte die kleine Schnecke nicht überfahren werden. Doch danach gehe ich weiter. Jetzt muss sie noch etwa 20 cm bewältigen. Ich wünsche ihr viel Glück.
Beim Blick auf mein Navi sehe ich einen Weg durch die Auenlandschaft hin zur Oder und stelle fest, dass mich der Deichweg am Kanal später auch an die Oder führt. Ich entschließe mich spontan, diesen Weg zu folgen. Im schlimmsten Fall muss ich zurück. Der Weg ist ein alter Betonplattenweg und führt mich zunächst über die Wiese. Schließlich erreiche ich einen kleinen Seitenarm der Oder mit vielen Seerosen durchzogen. Diesmal sprühe ich mich mit dem gestern gekauften Mückenspray ein. Eine Zeit lang geht es dann an diesem Seitenarm entlang und schließlich über eine kleine Brücke hinüber. Jetzt umgibt mich Schilfrohr mit zum Teil über 2 Meter Länge. An deren Ende ich auf den Oderdeich zulaufe. Oben angekommen blicke ich auf einen breiten Überschwemmungsbereich vor der Oder. Durchzogen mit Sumpf und Tümpeln, Reste der immer wiederkehrenden Überschwemmungen. Baumstümpfe und altes vertrocknetes Schilf sind mit einer dünnen braunen Schicht überzogen. Vermutlich vertrocknete Algen. Das Gras und die Sumpfpflanzen stechen in einem fetten Grün hervor. Immer wieder sehe ich bei den Tümpeln eine große Anzahl verschiedener Vogelarten. Öfters komme ich an Kolonien von Wildgänsen und Enten, laut schnattern, vorbei. Die Enten schwingen sich hin und wieder zu Hunderten auf und fliegen in einer Formation über die Oder. Den seltenen Silberreiher sehe ich hier öfters, genauso den Graureiher. Dazu eine Reihe verschiedener Vögel, die ich aber nicht genau erkennen kann. Wieder fehlt mir ein Fernrohr oder Fernglas.
Auf der zum Kanal hin liegenden Seite, mit ebenfalls leuchtend grün saftig satten Wiesen, sehe ich auch mehrere Kraniche, die aber beim Näherkommen mit trompetenartigem Ruf davon fliegen. Ganz anders die Weißstörche, sie lassen sich durch mich nicht aus der Ruhe bringen. Das saftige Hellgrün der Wiese, gemischt mit braunen Pflanzen und durchwoben mit dunkelgrünen Büschel Gras, wirkt fast etwas unwirklich, ist aber eine Augenweide.
An einem kleinen Seitenarm schwimmt eine größere Anzahl Schwäne, als ich sie erreiche, schwimmen sie, wie an einer Perlenkette gereiht, langsam an mir vorbei. Schnell nehme ich diesen Schwanenzug mit meiner Kamera auf. Wieder später sehe ich zum ersten Mal grau-braune Schwäne. Bisher dachte ich immer, dass diese nur weiß sind.
Inzwischen habe ich erfahren, dass es sich bei den grau-braunen Schwänen um Junge handelt.
Obwohl es endlos gerade aus auf dem Deich geht, lediglich unterbrochen von ein paar großen Bögen, der Oder folgend, bin ich durch ständiges Beobachten der Vögel und dieser einzigartig schönen Landschaft abgelenkt. Mehrmals lege ich mich am Deich nieder und genieße alles um mich herum. Am späten Nachmittag entscheide ich mich für eine Unterkunft in Hohensaaten.
Kurz vor Hohensaaten komme ich an einer Schleuse vorbei und sehe auch schon in der Nähe den Kirchturm des Ortes. Doch um in den Ort zu kommen, muss ich mich noch gedulden. Mit einem Bogen zur Brücke über den Kanal und noch ein Stück zurück im Ort, erreiche ich schließlich die Pension. Es war wieder ein wundervoller Wandertag mit vielen schönen Eindrücken.
Eine Schnecke auf dem langen Weg über die Deichstraße:
Schwäne, wie an einer Perlenkette aufgereiht, ziehen an mir vorbei: