Schöna – Königstein
Distanz: 19,8 km; Aufstiege: 600 m; Abstiege 672 m
Ich habe schlecht geschlafen, die Matratze war viel zu weich. So brauche ich lange, einigermaßen fit zu werden. Als ich dann endlich nach dem Frühstück loslaufe, ist es bewölkt und kühl. Bereits im Ort beginnt wieder der erste Aufstieg. Kurz nach dem Ort laufe ich hinter drei jungen Leuten, schwer bepackt mit Rucksack und Isomatte, her. Auf einer Anhöhe machen die Drei eine Pause und ich schließe zu ihnen auf. Aus Spaß spreche ich sie an: „Nach so einem kleinen Anstieg schon müde?“ Sie erklären mir, dass sie bereits seit 7 Uhr unterwegs sind. Schnell kommen wir ins Gespräch und wenig später stehe ich inmitten einer 20-köpfigen Wandergruppe.
Sie kommen aus Berlin und sind alle berufstätig. Für zwei Wandertage sind sie hier angereist und haben heute Nacht gebooft. Mit Boofen ist Freiübernachten im Elbsandsteingebirge gemeint. Im Nationalpark gibt es über 50 Freiübernachtungsstellen. Diese Freiübernachtungsstellen liegen unter Überhänge am Sandsteinfelsen und sind meist ausgebaut mit Schlaf- und Feuerstelle. Sie liegen allerdings etwas abseits der Wanderwege.
Ursprünglich waren es nur Quartiere der Bergsteiger um den anstrengenden Klettertag gemütlich im Kreise der Kameraden ausklingen zu lassen. Inzwischen entwickelt es sich hier zu einem Trend.
Das Wort ist abgeleitet von „pofen“ = tief und fest schlafen. Schade, dass ich erst jetzt davon erfahre. Diese Übernachtungsmöglichkeit hätte ich in jedem Fall ausgenutzt. Wäre sicherlich interessant geworden, inmitten der jungen Leute dort zu übernachten.
Für einige Zeit laufe ich mit ihnen und unterhalte mich dabei mit verschiedenen Personen. Es ist kurzweilig und erst bei einem Stopp, sie sind sich uneinig, in welche Richtung sie weiter müssen, verlasse ich die Gruppe. Nun beginnt ein kontinuierlicher Anstieg. Zunächst wieder nur ein normaler Waldpfad und nichts Spektakuläres zu sehen. Neben wurzelreichen Stellen laufe ich auf herrlich schwingende Waldböden. Mit der Zeit begegne ich wieder den massiven Felsblöcken.
Vor Kleinhennersdorf erreiche ich im Wald einen Gasthof, früher eine Mühle, und hier mache ich eine Pause. Danach geht es zur Verdauung nochmals ordentlich am Rande des Ortes hoch. Bereits auf einer Anhöhe, wenige Hundert Meter weiter, mit herrlichem Blick in das Elbsandsteingebirge mache ich eine weitere Pause zum Genießen. In der Ferne ein tolles Panorama mit gewaltigen Felsen und Felsplateaus. Nach der Pause bin ich schnell wieder im Wald und erklimme immer wieder über mit Holzbohlen ausgelegte Stellen eine weitere Anhöhe. Schließlich gibt es nur einen Treppenaufstieg zu einem Kletterfelsen.
Später stelle ich fest, dass ich wohl eine Abzweigung verpasst habe.
Weiter oben an einem Plateau angekommen, jedoch noch nicht ganz oben, stehe ich vor der Entscheidung, welchen der drei Pfade ich nehmen soll. Mein Navi ist hier leider überhaupt nicht hilfreich. Den weiteren Aufstieg will ich nicht, also wähle ich den Weg nach unten. Doch nach wenigen Metern geht es nicht wirklich weiter, ich quäle mich durch Unterholz und so kehre ich um. Danach bleibt mir nur der mittlere sehr schmale Pfad und dem folge ich. Wieder nur kurzer Zeit später erreiche ich einen Kletterfelsen. Eine Frau ist bereits in der Wand. Drei kleine Kinder, vermutlich um 6 – 8 Jahre alt, toben unbeaufsichtigt, zum Teil kletternd auf einem kleinen Felsblock, herum. Ich gehe an dem Felsen vorbei und sehe ein Stück entfernt von mir eine größere Gruppe junger Familien mit weiteren Kindern.
Irgendwie finde ich keinen Weg um den Felsen und das Lager zu verlassen und so kehre ich um und frage bei den jungen Leuten nach dem weiteren Weg. Dort ist man sehr hilfsbereit und eine junge Frau begleitet mich ein Stück und zeigt mir schließlich einen recht steil nach unten führenden Pfad. Sie versichert mir, wohl meine Unsicherheit erkennend, dass der Pfad nicht so schlimm ist, wie er gerade ausschaut und zu einem Parkplatz führt. Ich bedanke mich bei ihr und dann steige ich abwärts.
Mal gibt es im Fels gehauene Stufen und mal sind es ein paar Holzblöcke auf denen ich abwärts steige. Häufig sind es auch nur Schrägen. Mit mulmigem Gefühl bewege ich mit vorwärts. Wenn es möglich ist, stütze ich mich mit einer Hand seitlich am Felsen ab. Ohne meinen schweren Rucksack würde es mir jetzt viel besser gehen, er hat treibende Wirkung nach unten. Ich bin froh, endlich eine Straße unter mir zu sehen und sie schließlich zu erreichen. Wenig später bin ich dann auf dem vollen Parkplatz. Hier folge ich einen Weg und stelle fest, dass der nicht zum Ziel nach Königstein führt. Nach einer Ehrenrunde bin ich wieder am Parkplatz und folge nun dem Wegweiser in Richtung „Kurort Gorisch“. Dort geht es durch den Ort und dann weiter abwärts auf einem Waldpfad nach Königstein. Schließlich erreiche ich den Ortsrand und muss zurück ins Zentrum von Königstein. Unterwegs sehe ich einige unbewohnte Häuser. Später im Zentrum sehe ich öfters eine Wasserstandsmarke vom Hochwasser 2002 an Hauswänden. Ein Anwohner erklärt mir, dieser Pegelstand wurde zwar dieses Jahr nicht ganz erreicht, doch das Erdgeschoss war bis in Türhöhe trotzdem überflutet. Die Renovierungsarbeiten sind erstaunlich weit vorangeschritten. Bei meinem Gasthof ist fast alles wieder hergestellt. Nur der Gastraum mit Theke wird erst in Kürze fertig.