178. Etappe: 25. Oktober 2013

Kloster Andechs – Raisting  16 km

Vom Frühstücksraum beobachte ich, wie die Krähen auf dem Dachfirst aufgereiht nebeneinander in Richtung zum glutroten Sonnenaufgang sitzen. Man könnte meinen, sie schauen sich in erster Reihe den Sonnenaufgang an. Kaum ist der glutrote Himmel verschwunden, sind auch die Krähen verschwunden.

Nachdem ich den Schlüssel an der Klosterpforte abgegeben habe, laufe ich noch etwas im Klostergelände herum. Es ist bereits ein herrlicher Morgen und ich habe bereits eine grandiose Sicht in die Ferne. Über einen Nebeneingang besuche ich anschließend noch die Klosterkirche.

Schon bald nach Verlassen des Klosters und dem angrenzenden Ort Erling bin ich im herbstlichen Buchenwald. Der wird immer wieder durch Wiesen unterbrochen und gibt mir dann den freien Blick auf eine wunderschöne weitläufige Landschaft und auf den Ammersee frei. Auch kann ich schon die Antennen der Erdfunkstelle Raisting sehen.

Ich fotografiere wieder einmal viel und so schließe zwei Frauen und ein Mann zu mir auf. Mein großer Rucksack erzeugt Aufmerksamkeit und so kommen wir schnell ins Gespräch. Ich laufe eine Weile mit ihnen und erfahre dabei, dass sie einen Wanderweg für Personen eines Altenheims erkunden. Von dem Mann erfahre ich dabei, dass sein Neffe in Frankfurt lebt und bereits auf mehreren Jakobswegen unterwegs war. Doch er das mit einem Rollstuhl bewältigt hat und auch zwei Bücher veröffentlich hat. Sofort ist mir klar, dass ich sein Buch über seine Pilgerreise auf der Via de la Plata gelesen habe. Ich bin selbst auf diesem Camino unterwegs gewesen und kann abschätzen, was für eine besondere Leistung er dabei vollbracht hat. Das Buch habe ich in meiner Liste der Buchtipps aufgeführt. Ich gebe dem Mann meine Karte, vielleicht kann ich diesen jungen Mann in Frankfurt einmal treffen. Ich würde mich darüber sehr freuen. Bei einer Gabelung trennen sich unsere Wege.

Wenig später erreiche ich eine kleine Kapelle. Dort sitzt ein älteres Paar und ich setzte mich zu ihnen. Unterhalb der Marienfigur ist in der Wand eine Tafel angebracht mit dem Hinweis: „Hier fand Moritz von Schwind seine Waldkapelle.“ Ich kenne diesen Maler nicht und erhalte gleich vom Paar ein paar Informationen. Ein bisschen höre ich den Vorwurf heraus, diesen Maler müsste ich eigentlich kennen.

Moritz Ludwig von Schwind (1804 – 1874) war ein österreichischer Maler und Zeichner.

Danach laufe ich zunächst weiter auf einem breiten Waldweg und im letzten Moment sehe ich ein kleines verwittertes Holzschild mit „nach Pähl“. Ich folge nun diesem Schild und laufe auf einem schmalen Pfad, nicht immer frei von Gestrüpp und Pflanzen, tiefer in den Wald hinein. Komme an einem Weiher vorbei und mache schließlich auf einer Bank, wieder mit herrlichem Blick auf die Ebene unter mir, eine Pause. Dieses Grün der Wiesen und Weiden durchzogen mit Büschen und Bäumen in herbstlichen Farben ist eine Augenweide. Jetzt erkenne ich auch deutlich die Antennen und meinen Zielort Raisting.

Nach Pähl führt mich der Weg kurze Zeit an der Straße entlang. Eigentlich müsste mein Weg die Straße verlassen, doch jetzt versperrt mir ein Elektrozaun den Durchgang. Also weiter auf der Straße und dabei überquere ich eine Kreuzung mit zwei viel befahrenen Straßen und erkenne glücklicherweise in einigem Abstand meine eigentliche Route wieder. Bloß weg von der Straße ohne Radweg und so laufe ich schließlich mit einigem Abstand zur Straße an einem Bach entlang. Nur einmal muss ich zur Straße und über eine Brücke, dann biege ich mit weitem Bogen wieder weg vom Verkehr. Schließlich erreiche ich Raisting und dort meine heutige Unterkunft.  

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