218. Etappe: 06. Dezember 2013

Schweich – Klausen
Distanz: 23,7 km; Aufstiege: 887 m; Abstiege: 745 m

Schon vor dem Frühstück starte ich die Sendungsverfolgung der Schneckenpost DHL. Es hat Bewegung gegeben! Jetzt ist das Paket auf der Reise zum Startpaketzentrum. Was dann noch fehlt, ist der Transport zum Zielpaketzentrum und zum Empfänger. Parallel dazu schaue ich mir die Sendungsverfolgung bei UPS für mein zweites Ersatzpaar an. Erst gestern Abend eingeliefert und jetzt schon im Zielpaketzentrum in Wittlich. Wittlich liegt ganz in meiner Nähe!

Der Wetterbericht für meine Wanderregion sagt ab Mittag leichten Schneefall voraus. Orkan “Xaver” trifft die Region offensichtlich nicht. Etwas Wind ist angesagt, doch das ist im Vergleich zu Xaver nur ein laues Lüftchen. Und so starte ich mit guter Hoffnung, endlich Ersatzschuhe zu bekommen und einigermaßen glimpflich mit dem kaputten Schuh heute noch durchzukommen.

Es ist ziemlich kalt, aber wenigstens trocken. Schnell habe ich das Moselstädtchen Schweich verlassen und steige bereits in die Weinberge auf. Mit voller Wucht schallt mir der Lärm der Autobahn entgegen. Doch mit beständigem Steigen nimmt gleichzeitig der Geräuschpegel wieder ab.

Inzwischen bin ich ziemlich hoch über dem Fluss und in den Hängen der Weinberge. Unter mir eine herrliche Flusslandschaft. Dann bieten mir Sonne und Wolken zusätzlich ein tolles Schauspiel. Einzelne Sonnenstrahlen durchdringen durch die ansonsten geschlossene Wolkendecke und bescheinen das Moseltal, die Mosel und die vor mir liegende Brücke. Ich genieße wieder einmal eine beeindruckende Landschaft. Eine Walkerin erreicht mich und genießt wie ich diesen Augen- und Ausblick. Mit erregter Stimme meint sie: „Man brauche überhaupt nicht woanders seinen Urlaub verbringen, wenn man in dieser schönen Landschaft lebt.“

Ich dachte, ich kenne ein wenig die Mosel. Doch Fahrten mit dem Rad oder dem Auto an der Mosel entlang ist zwar reizvoll, doch von hier oben der Blick in die Weite des Moseltals mit seinen Weinanbauflächen, kleinen Weinorten und die sich durch die Landschaft schlängelnde Mosel ist schlichtweg atemberaubend. Das nimmt man unten überhaupt nicht wahr. Ich kann jedem nur raten, einmal von Schweich bis Klüsserath auf dem Moselcamino eine Tageswanderung zu unternehmen. Wie fantastisch muss diese Landschaft erst im goldenen Oktober mit der vielfältigen Farbenpracht sein.

Ich verlasse für einige Zeit die Mosel und bewege mich durch ein Waldgebiet. Dabei geht es weiter bergauf. Dann erreiche ich wieder die Weinberge und vor mir schlängelt sich die Mosel mit einem großen Bogen durch das riesige Tal. Auf der einen Seite die Hänge der Weinberge und hinter der Mosel kleine Weinorte und ebenfalls in der Fläche viele Weinfelder, begrenzt wieder im Hintergrund durch Berge. Ich genieße in vollen Zügen diesen grandiosen Blick. Dabei vergeht wie im Fluge das Wandern, ich bin völlig abgelenkt. Es ist ein beständiger Wechsel der Bilder, die sich mir hier bieten und meine Sinne beanspruchen. Dann an einigen Rebstöcken noch rote Weintrauben. Leider nicht erreichbar für mich. Die hätte ich jetzt gerne mal probiert.

Mehrfach meinen es Sonne und Wolken gut mit mir und veranstalten wundervolle Lichterspiele. Nur für Sekunden werden kleine Abschnitte an den Hängen oder im Tal hell erleuchtet. Bis ich die Kamera herausgeholt und angeschaltet habe, ist der schöne Moment wieder vorbei. Ich laufe schließlich mit schussbereiter Kamera weiter, um so einen Moment im Bild festzuhalten. Doch später beim Betrachten muss ich feststellen, zwischen Bild und Wirklichkeit klaffen Welten.

Bei einer Pause schaue ich nach dem Stand des Transports meines zweiten Paars Schuhe. Sie sind bereits um 10:30 Uhr beim Hotel eingetroffen. Am Nachmittag dann erreicht mich ein Anruf der Postfiliale aus Schweich. Auch meine erste Paar Wanderschuhe sind inzwischen dort eingetroffen. Ich bedanke mich für den Rückruf und bitte das Paket zum Absender zurückzuschicken. Es ist wie die Weihnachtsmänner zu Ostern. Ich bin inzwischen weitergezogen und das Paket ist nicht mehr erreichbar für mich.

Am späten Nachmittag verlasse ich die Mosellandschaft und laufe wieder verstärkt durch Waldgebiete. Als ich schließlich den Wald verlasse und über eine Wiese laufe, bietet sich mir wieder ein herrliches Lichterspiel. Über mir die dicken fetten Regenwolken und nur durch eine Lücke lässt die Sonne eine rotbraune Buschgruppe hell erstrahlen. Wenig später stehe ich am Rande eines weitläufigen Tales und vor mir eine Traumlandschaft.

Nun geht es abwärts nach Klausen zu meiner heutigen Bleibe. Am Ortsrand treffe ich auf ein belgisches Paar. Sie suchen nach einer Tageswanderung ihr Auto. Es stellt sich heraus, dass sie es bei meiner Unterkunft geparkt haben. Beide folgen mir nun erleichtert.

Als ich das Restaurant betrete, sehe ich schon das Paket neben dem Tresen liegen. Mein Bangen in Regen oder Schnee mit dem kaputten Schuh zu geraten, hat nun ein gutes Ende genommen. 

3 Gedanken zu „218. Etappe: 06. Dezember 2013

  1. Hallo Werner,

    wie schön, dass du deine Wanderung nun trockenen Fußes fortsetzen kannst. Schöne Fotos hast du wieder eingestellt. Das Moseltal ist einfach schön. Hoffentlich kannst du die letzten Wandertage noch bei gutem Wetter genießen.

    Liebe Grüße
    Renate

  2. Hallo, lieber Werner,
    Super, dass Dein Schuh-Drama nun ein gutes Ende gefunden hat,und dass Du nicht barfuß nach Darmstadt zurückwandern musst!
    Sehr schön, was und wie Du von den wunderbaren durchwanderten Landschaften berichtest und über den Blog uns daran teilhaben lässt.
    Ich war heute mit Solli und Jowo beim Tibitreffen in Frankfurt Goldstein. Da treffen sich dann mehrmals jährlich 12-20 Tibetterrier unter der Ägide der Züchterin zum gemeinsamen Spaziergang mit der Meute im Stadtwald. Da ist viel Bewegung im Rudel, fröhliches Gekläff und pure Lebensfreude. Nahrhafter Ausklang dann im sehr empfehlenswerten kroatisch geführten Lokal im Bürgerhaus Goldstein.
    Komm’ jetzt gut voran auf den “letzten Metern…..” Dann gibt’s sicher ein sehr entspanntes, schönes Weihnachtsfest.
    Ich soll auch von Solli herzlich grüßen. Toll, was Du bis jetzt geschafft hast!

    Gruß

    Siegwart

  3. Hei Werner, alles gelesen, hab ja lange zu lesen gehabt.
    Das Drama Schuhe wurde auch im Wald besprochen, na toll bald bist du wieder bei uns, ich habe nur gutes Wetter für dich die letzten Tage bestellt.
    Wir, deine Läufer erwarten dich sehr erfreut.
    Brigitte wird ihr Handy mitnehnmen, auch Susan.
    Bestimmt ruft du ja vorher nochmal bei mir an.
    Übrigens deine Winterbilder sind wieder mal sehr schön.
    Bis bald Christl

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