Pausentag: 25. April 2013

Dortmund-Kirchhörde

Der Pausentag bei Wolfgang in Dortmund-Kirchörde tut mir zur Regeneration gut. Eigentlich wollte ich heute noch zwei Personen treffen, die ich auch über dreißig Jahre nicht gesehen habe. Leider kommen diese Treffen nicht zustande. Jürgen, ein Jugendfreund, ist unterwegs auf Tagungen und die andere Person nicht erreichbar, wahrscheinlich in Urlaub.

Am Vormittag kommt ein Journalist der Ruhrnachrichten und ich habe ein Interview mit ihm. Der Artikel wird morgen erscheinen. Online ist der Artikel bereits heute eingestellt.

Bei Inge und Manfred bin ich am Nachmittag zu Kaffee und Kuchen. Wir werden uns wahrscheinlich in Ostfriesland, im Ferienhaus der beiden, nochmals treffen. Es liegt etwa sieben Kilometer von Bensersiel entfernt. Da ich unbedingt auf die Insel Langeoog möchte, hier hatte ich mehrere Monate gearbeitet, ist meine Übernachtungsmöglichkeit bei Inge und Manfred ideal.

Jetzt am Abend schreibe ich noch den Artikel meiner sechsten Etappe fertig. Ich hatte ihn total vergessen. Dann werde ich noch Übernachtungsmöglichkeiten in Pivitsheide, mein morgiges Ziel, suchen. Hinzu kommen noch Abfahrtszeiten mit der Bahn und Überprüfung der morgigen Route von Detmold nach Pivitsheide.

25. Etappe: 24. April 2013

Witten – Dortmund  26,9 km

Gegen 24:00 Uhr werde ich wach und meine Zähne klappern. Glücklicherweise hatte ich bereits das Seideninlett bereitgelegt. Nach einigem Gewurschtel im engen Zelt bin ich im Inlett und dieses ist mit mir im Schlafsack. Ich ziehe den Reisverschluss komplett zu und den Schnurzug am Kopfteil an. Jetzt gucken nur noch Augen und Nase aus einem Schlitz des Schlafsacks. Noch dort spüre ich den kalten Windzug. Irgendwie schlafe ich wieder ein. Um 6:00 Uhr holt mich dann unwiderruflich mein Smartphone aus dem Schlaf. Raus aus dem warmen Schlafsack und der Merinowolleunterkleidung und rein in die kalten Klamotten. Danach fast alles wieder im Rucksack verstauen. Viel Bewegungsfreiheit habe ich im Zelt nicht. Was ist, wenn es draußen regnet? Besser nicht daran denken. Die Aktionen sind noch gewöhnungsbedürftig und müssen wohl noch öfter geübt werden.

Da ein dringendes Bedürfnis ansteht, packe ich alle wichtigen Sachen und Waschzeug in meinen Minirucksack und laufe zur Leichenhalle. Dort gibt es, wie mir am Abend zuvor der Mann der Gärtnerei erklärt hatte, geöffnete Toiletten und Waschmöglichkeiten.

In der Nähe meines Zeltes steht eine Bank. Hier kann ich meinen Rucksack abstellen. Jedoch zuvor muss ich erst mal der Raureif von der Bank entfernen. Wieder kommen mir die Gedanken mit dem Regen und was ist, wenn keine Bank in der Nähe ist. Ich verdränge schnell wieder diese Gedanken.

Nachdem ich meinen Rucksack abgestellt habe, beginnt der Abbau des Zeltes. Dieses geht leichter und schneller als der Aufbau am Abend zuvor. Das Außenzelt ist feucht und ich bin froh einen wasserdichten Beutel dafür zu haben. Die Zeltunterlagenfolie lege ich über die Bank und plane für heute meine Route neu.

Dann geht es um 7:30 Uhr los, eine ungewohnte Zeit. Doch schon nach wenigen Minuten erreiche ich eine geöffnete Bäckerei und genieße im Warmen meinen Kaffee und zwei Croissant. Nach dem ausgiebigen Frühstück starte ich gestärkt und inzwischen warm meine heutige Etappe.

Mein Weg führt mich durch den Vorort Heven in die Innenstadt von Witten. Als Wanderer mit schwerem Rucksack dauert es lange, bis ich den Randbezirk von Witten erreiche. Hier sehe ich ein italienisches Restaurant mit Gartentischen und das Personal davor. Ich frage, ob ich einen Kaffee haben kann. Die Bedienung erklärt mir, dass das Restaurant erst um 12:00 Uhr geöffnet hat, ich aber mich setzten kann und meinen Kaffee bekomme. Später möchte die Bedienung mehr von meiner Wanderschaft wissen. Als ich dann zahlen will, erklärt er mir: „Das geht aufs Haus“.

Inzwischen geht es kontinuierlich bergauf. Mal laufe ich auf einem Rad- und Fußweg, mal am Straßenrand und auch einige Zeit im Wald. Ich erreiche „Auf dem Schnee“, ein Ortsteil von Witten-Rüdingshausen und dann den Randbezirk von Herdecke. Alte Erinnerungen werden wieder wach. Nun geht es endlich bergab, aber auf der Straße ohne Randstreifen. In der Senke sehe ich ein Hinweisschild von Dortmund-Kirchörde, meinem heutigen Etappenziel. Einen Moment komme ich ins Wanken, ob ich hier jetzt weiterlaufen soll. Dann bin ich bald in Dortmund-Schanze, es kommt danach nur noch Dortmund-Bittermark und schon bin ich am Ziel. Ich überwinde mein Schwanken und kehre für eine ausgiebige Pause in die hier an der Straßenkreuzung liegenden Tankstelle ein.

Weiter geht es, aber in entgegengesetzter Richtung von Kirchhörde. Nach einigen Hundert Meter biege ich links auf eine große Straße ab. Gut, das es hier einen breiten Randstreifen gibt. Die Fahrzeuge kommen mir ständig mit erheblicher Geschwindigkeit entgegen. Nach etwas mehr als einen Kilometer kann ich endlich diese viel befahrene Bundesstraße verlassen. Der nun zu bewältigende schmale Weg ist ziemlich steil. Über diesen Berg muss ich auf jedem Fall, um auf der anderen Seite zum Hengsteysee zu gelangen. Unterwegs biege ich in einen Waldweg ab und hier sollte es einen direkten Pfad runter zum See geben. Doch wieder stimmt meine topografische Karte nicht. Ich laufe den Waldweg entlang, bis ich wieder in Blicknähe die Bundesstraße sehe. Nach meinem Navi gibt es hier einen Weg runter zum See und diesmal stimmt es.

Mein Weg am See ist nicht sehr lang. In der Nähe der Brücke, von hier geht es hoch zur Hohensyburg, mache ich eine Pause. Mein heutiges Zwischenziel Hohensyburg, war in meiner Schulzeit mehrfach Klassenausflugsziel. Hier sind wir als Schulkinder von Kirchhörde hingelaufen. Ich rufe meinen Schul- und Jugendfreund Wolfgang an. Er kommt mit seiner selbst restaurierten Kreidler zur Brücke gefahren. Dort erklärt er mir den Weg zu einem Ausflugslokal, wo er für eine gemeinsame Pause auf mich warten wird. Dann beginnt nochmals eine kurze Bergetappe. Etwas geschafft und verschwitzt komme ich am Treffpunkt an und habe gleich mein gekühltes Mineralwasser. Wir vereinbaren einen weiteren Treffpunkt beim Waldhotel Hülsenhain am Stadtrand von Dortmund. Hier finden seit einigen Jahren unsere Klassentreffen statt. Dort wird er warten und mich dann mit dem Auto nach Kirchhörde bringen.

Angekommen hänge ich zuerst mein Zelt und die Unterlage zum Trocknen auf. Wolfgang schmeißt zur Feier des Tages den Grill an. Bei Wurst und Bier mit Frank und Wolfgang lasse ich den Tag ausklingen. Für das Anschauen des Champions League-Spiel BVB gegen Real Madrid bin ich leider viel zu müde.