11. Etappe: 09. April 2013

Asbach – Bad Honnef

Die Medikamente und der Schlaf haben mir gut getan. Fühle mich deutlich besser. Von dem üppigen Frühstück lasse ich einiges liegen. Nach essen ist mir noch nicht.

Wie meistens beginnt mein Weg mit suchen meiner geplanten Route und nach einiger Zeit bin ich wieder auf dem Weg. Zunächst führt mich meine Route durch verschiedene Ortsteile von Asbach. Zwischen den Orten laufe ich wieder an Kreis- oder Landstraßen entlang. Das bekannte Spiel beginnt, kommt ein Laster, schnell auf den schmalen und unbefestigten Randstreifen treten, danach laufe ich wieder auf der Fahrbahn. Zwischendrin beginnt es leicht zu regnen. Ich befestige die Abdeckfolie des Rucksacks und hoffe, dass es nicht stärker regnet und ich mit dem Poncho laufen muss.

Dann erreiche ich den Bereich der Autobahnauffahrt zur A3. Hier nimmt der Verkehr deutlich zu und ich muss ständig Lkws vorbeilassen. An einer Kreuzung sehe ich eine Tankstelle und damit verbunden auch ein Bistro. Hier mache ich eine längere Pause. Weiter geht es der Landstraße lang und dann endlich verlasse ich die Straße und befinde mich auf einem Wirtschaftsweg, der auch ein Zubringer zum Rheinsteig ist.

Ab jetzt sehe ich keine Menschen und keine Autos mehr. Es geht ständig durch Waldgebiet. Zweimal befinde ich mich für kurze Zeit auf dem Rheinsteig. Dann erreiche ich den Stadtrand von Bad Honnef und nach etwa 1,7 km das Commundo Tagungshotel.

Hier habe ich in meiner beruflich Zeit öfters getagt. Das Tagungshotel ist gut eingerichtet und mein Einzelzimmer bietet mir alles, was ich benötige. Ich fühle mich wohl hier.

10. Etappe: 08. April 2013

Weyerbusch – Asbach

Geschlafen habe ich nicht. Ein Reizhusten hielt mich auf Trappe. Nun fühle ich mich ziemlich mies und schlapp. Mir fehlt die Kraft zum Laufen. Ich komme nur sehr langsam voran. Jede Bank nutze ich, um eine Pause zu machen. Mir fällt das Laufen immer schwerer und ich entschließe mich, mit dem Taxi zum Zielort zu fahren. Im ersten Ort an einem Restaurant mache ich Pause. Es hat Ruhetag, aber draußen gibt es glücklicherweise Bänke. Nun suche ich verzweifelt eine Taxitelefonnummer. Erst mit meinem zweiten Anruf habe ich jemanden dran. Nun beginnt mein Problem, wo bin ich und wie kann mich das Taxi finden. Nach einigem Hin und Her weiß der Taxibetreiber, wo er mich abholen kann. Die Wartezeit ist hart, mir ist kalt und mir klappern leicht die Zähne. Dann endlich ist das Taxi da und es bringt mich zum Hotel. Schnell lege ich meinen Rucksack im Zimmer ab und laufe zur Apotheke. Hier bekomme ich etwas gegen Reizhusten und gegen Erkältung. Wieder im Zimmer geht es um 12:30 Uhr sofort ins Bett. Den Nachmittag und den Abend verschlafe ich.

9. Etappe: 07. April 2013

Marienthal – Weyerbusch

Bereits an der Pension bin ich wieder auf dem Westerwaldsteig. Der blaue Himmel verspricht einen wundervollen Wandertag. Am Kloster Marienthal vorbei geht es zunächst wieder bergauf. Ich durchlaufe Wiesen, durchquere Weiden und dann treffe ich auf eine Wandergruppe. Zunächst überhole ich die Gruppe, dann bei einem Aussichtsturm mache ich Pause und die Gruppe hat mich wieder eingeholt.

Weiter geht es mit der Gruppe und ich komme mit verschiedenen Personen ins Gespräch. Es macht Spaß endlich mal wieder mit Menschen unterwegs zu sein. In der Nähe eines Teiches lege ich eine zusätzliche Pause ein, die Gruppe läuft weiter. Irgendwann weiche ich von der Route ab und folge meinem Navi. Der ausgewiesene Westerwaldsteig macht einen großen Bogen um Weyerbusch.

Bald erreiche ich Weyerbusch und meine Pension.

8. Etappe: 06. April 2013

Limbach – Marienthal

Nach dem Frühstück versuche ich, über das WLAN-Netz meinen Bericht auf meinen Blog hochzuladen. Ob das geklappt hat, weiß ich nicht. Das Netz bricht immer wieder zusammen. Muss mich wohl daran gewöhnen öfters kein Netz zu haben.

Um 11:00 Uhr komme ich endlich los. Ein leichter Regen hat eingesetzt. Nur wenige Meter vom Hotel entfernt laufe ich über eine kleine Steinbrücke und biege kurz danach auf eine Wiese ab. Der Westerwaldsteig hat mich wieder. Mein Weg verläuft nun auf lange Zeit unmittelbar neben einen Bach entlang. Nach etwa zwei Kilometer kommt die erste heftige Steigung. Auf einem Kilometer geht es über 100 Höhenmeter hoch und dann auch wieder runter. Trotz dieser ersten Anstrengung genieße ich den Weg. Mal laufe ich auf breiten Waldwegen, mal tauche ich ein in schmale Pfade mit moosbedeckte Böden. Dann vor mir ein Hinweisschild, der Weg ist auf unbestimmte Zeit nicht begehbar. Jetzt folge ich dem W mit gelben Hintergrund. Auf meinem Navi sehe ich, dass nun zusätzliche Kilometer angesagt sind.

In Stein-Wingert endlich ein Gasthof. Ich kehre ein und kann im Warmen sitzen. Nach einer längeren Pause geht es weiter. Dann ein Wegweiser mit der Angabe 6 km bis nach Marienthal. Ich freue mich, denn nun ist es nicht mehr weit. Doch plötzlich will der Westerwaldsteig seinem Namenszusatz „steig“ alle Ehre machen. Ziemlich steil muss ich jetzt auf einer Treppe hoch. Die weit auseinanderliegenden Stufen sind Größenteils mit nassem Laub bedeckt. Mein Rucksack will wieder runter, während ich mühsam nach oben stapfe. Dann führt der schmale Pfad unmittelbar am Hang entlang. Etwa zehn Meter unter mir fließt der Bach. Felsstücke, Wurzeln und nasses Laub erschweren mir das Gehen. Ich schwitze plötzlich, vielleicht die Angst, dass ich abrutsche. Dann versperrt mir ein umgestürzter Baum den Weg. Ich muss fast kriechend auf dem schmalen Pfad mit meinem Rucksack unter dem Baum durch. Immer wieder stochere ich vor mir mit meinem Stock, ob der Untergrund unter dem Laub fest ist. Zwischendrin bei felsigem Untergrund seitlich befestigte Stahlseile zum Festhalten. Nach über einem Kilometer endet dieser Pfad. Doch nun geht es steil hoch und an einer Stelle geht es seitlich ohne richtigen Weg am Hang entlang. Immer wieder muss ich anhalten und eine Verschnaufpause einlegen. Dann endlich habe ich den höchsten Punkt erreicht und kann auf einer Bank mich von den Strapazen erholen. Dieses Stück hat mich fertiggemacht! Ohne Rucksack schon anstrengend, aber mit dem Rucksack eine Herausforderung.

Endlich wieder etwas Erholung, der Weg verläuft nun über Wiesen und zwischen Weiden hindurch und endet auf einer Kreisstraße am Ortseingang von Racksen. Hier sehe ich das Straßenschild: 3 km bis nach Marienthal. Ein Blick auf mein Navi und ich entschließe mich vom Westerwaldsteig abzuweichen und zunächst die Straße zu nehmen. Doch schon nach einem Kilometer biege ich wieder auf einen Waldweg ab. Unmittelbar vor dem Ortseingang bin ich wieder auf dem Westerwaldsteig. Meine heutige Unterkunft liegt mitten im Ort und unmittelbar am ausgewiesenen Wanderweg.

Das Zimmer ist geräumig, und als ich die Badewanne sehe, läuft auch schon das heiße Wasser. Oh wie himmlisch ist so ein heißes Bad nach einem anstrengenden Tag.

Wieder gibt es keine Funkverbindung und auch kein WLAN.

7. Etappe: 05. April 2013

Wieder schaffe ich es nicht zeitig aufzubrechen, es wird 10:00 Uhr, bevor ich starte. Draußen erwartet mich wieder die Westerwaldkälte. Zunächst führt mich mein Weg von der Jugendherberge in den Stadtkern von Bad Marienberg. Hier dann den ersten Wegweiser des Westerwaldsteigs.  Schon kurz nach Bad Marienberg erreiche ich den Basaltpark und hier auch Schnee und Eis. Der Basaltsee ist noch teilweise zugefroren und der Weg stellenweise mit einer festgetrampelten und inzwischen vereisten Schneeschicht bedeckt. Es geht wieder heftig aufwärts zu einem Wildpark. Hier weiche ich vom Weg ab und lasse einen Schlenker des Westerwaldsteigs aus. Mein Navi zeigt mir den Weg direkt in den Wildpark und auch wieder auf den ausgewiesenen Wanderweg. Jetzt bin ich auf einer Höhe von 564 Meter. Der Westerwaldsteig ist hier komplett mit einer Schnee- und Eisschicht bedeckt. Auch der Rand des Weges ist schlecht zum Gehen. Hier gibt es immer wieder Eis, versteckt unter der Schneeschicht.

Ich komme nur noch langsam voran und immer öfters mache ich einen rutschenden Ausfallschritt oder komme ins Rutschen. Kann mich nur durch meine Stöcke vor einer Grätsche bzw. dem Hinfallen bewahren. Der Weg geht rauf und runter und je länger ich diesen Eistanz vollführe, um so mehr reift in mir der Entschluss, diese Etappe abzubrechen. Besser als mir etwas brechen! Nur muss erst mal ein Ort kommen und der ist nirgendwo in Sicht.

Weiter gehe ich behutsam langsam und mit höchster Konzentration. Ab und zu gibt es eis- und schneefreie Stellen. Warum dieser Wechsel ist, will mir nicht einleuchten. Die Sonnen, wenn sie denn mal scheinen sollte, erreicht die Eisflächen genauso wie die inzwischen freien Stellen. So in Gedanken versunken stehe ich plötzlich in einer völlig eis- und schneefreien Waldlandschaft. Mein erster Eindruck: Ich befinde mich in einem Herbstwald! Keine Spur mehr von Winter, aber auch nicht vom Frühling. Der Waldboden größtenteils mit Moos bedeckt. Meine Stimmung ist mit einem Mal euphorisch. Wäre nicht der eiskalte Wind und wirklich Frühling, schöner und perfekter könnte diese Waldlandschaft nicht sein. Hier fällt mir spontan das Westerwaldlied ein:  Oh, Du schöner Westerwald über Deine Höhen pfeift der Wind so kalt…

Hin und wieder ärgere ich mich über eine schlechte Markierung, doch das hält sich glücklicherweise in Grenzen. Der Weg verläuft nicht nur auf breiteren Waldwegen, sondern führt auch auf ganz schmalen Pfaden entlang. Zu einer anderen Jahreszeit ist der Westerwaldsteig ein wunderschöner Wanderweg. Jetzt genieße ich nicht die Landschaft vor mir den Untergrund und die Ruhe, die mich umgibt. Leider ist alles mal zu Ende und so verlasse ich dann wieder den Wald und sehe linker Hand erstmals einen Ort. Der asphaltierte Wirtschaftsweg durch Wiesen und Weiden lässt aber den Ort links liegen. Dann sehe ich vor mir ein Restaurant. Mir ist nach etwas Warmen und einer warmen Umgebung. Doch das Restaurant ist geschlossen. Da ich unbedingt sitzen möchte, steuere ich auf den nahe gelegenen Friedhof zu. Hier mache ich eine längere Pause.

Zurück zum Restaurant und dann tauche ich wieder ein in die schöne Landschaft um den Westerwaldsteig. Der Weg führt über Wiesen steil abwärts in eine Senke. Dahinter sofort wieder der nächste Berg. Der Anblick dieses Berges vor mir trübt meine Stimmung, noch bin ich nicht so weit, mich auf Steigungen zu freuen und diese als willkommene Trainingsstrecken zu nehmen.

Ich habe Glück, in der Senke angekommen und nach einem kurzen Anstieg verläuft der Weg nur leicht ansteigend und nicht hoch zum Gipfel. Noch einmal streife ich ein Dorf und nach einem steilen Anstieg erreiche ich den Randbezirk von Hachenburg.

Mein Hunger quält mich inzwischen und der Wunsch nach etwas Warmen und endlich im warmen Sitzen ist riesengroß. Wieder sehe ich kein Café, Gasthof oder Restaurant. Nicht mal ein Geschäft oder ein Supermarkt in der Nähe. Also weiter und hoffen auf den nächsten Ort.

Weiter geht es vorbei an Wiesen, Weiden und Pferdekoppeln. Dann erreiche ich den Ort Nister, aber auch hier ist keine Einkehrmöglichkeit vorhanden. Ein langer asphaltierter Wirtschaftsweg führt raus aus dem Ort und unter einer Schnellstraße hindurch. Nun kürze ich wieder ab, denn der Westerwaldsteig macht hier einen großzügigen Schlenker. Das ist zu viel für mich. Die ständigen Auf- und Abstiege zehren noch immer an meiner Kondition und meine Geschwindigkeit dürfte bei 4 km/h liegen. Nach einiger Zeit erreiche ich den ausgewiesenen Westerwaldsteig wieder. Um 17:15 Uhr mache ich auf einer Bank oberhalb des letzten Ortes, Streithausen, vor meinem Ziel Limbach eine Pause. Der nächste Ort oberhalb von Streithausen liegt mindesten eine Stunde noch entfernt. Ich rufe zur Sicherheit bei meiner Unterkunft an. Die Frau am Telefon klingt erstaunt über meine Aussage, dass ich noch mindesten eine Stunde vor mir habe. Ich nehme es gelassen, die meisten denken in Kategorien ohne schweren Rucksack oder mit Auto.

Schnell bin ich im Ort und biege entsprechend der Markierung rechts ab. Nach kurzer Zeit schaue ich zur Kontrolle auf mein Navi. Dieser Weg führt mich nicht nach Limbach! Also wieder zurück. An der Gabelung erkenne ich, dass ich wohl einem Zubringerweg gefolgt war. Das Wegezeichen hatte ich nicht gesehen. Es zeigt mir, dass Limbach nur noch 1,2 km entfernt ist. Nach einer weiteren Pause erreiche ich meine Unterkunft um 17:50 Uhr.

Ich bin erschöpft und der Magen hängt mir auf den Kniekehlen. Nach einem guten Mahl fühle ich mich wieder besser, doch zu müde, um jetzt noch meinen Bericht von gestern oder auch von heute zu schreiben. Außerdem habe ich hier wieder kein Mobilfunk-Netz. Von der Bedienung erhalte ich nach Rückfrage einen Schlüssel für das vorhandene WLAN-Netz. Morgen werde ich schreiben.

6. Etappe: 04. April 2013

Westerburg – Bad Marienberg

Das Frühstück in der Privatpension bekomme ich in die Ferienwohnung gebracht. Da meine heutige Etappe nur kurz ist, lasse ich mir Zeit.

Schon kurz nach dem Verlassen der Pension, beginnt der Weg stetig anzusteigen. Ich laufe quer durch Westerburg. Bevor ich Westerburg verlasse, komme ich an der ehemaligen Jugendherberge vorbei. Nun tauche ich wieder in Waldgebiet ein. Es geht weiter bergauf von 320 auf 520 Höhenmeter. Im Wald muss ich an mehreren Stellen über schneeglatte Flächen laufen. Glücklicherweise nur wenige Meter lang. Zwischendrin durchquere ich Hergenroth. Das letzte Stück vor Höhn, meinem heutigen Zwischenziel, muss ich wieder auf einer Landstraße ohne Randstreifen laufen. Dann erreiche ich Höhn und sofort sind wieder die Erinnerungen an meine Zeit in diesem Ort wach. Meine Eltern hatten Ende 60er Jahre hier ein Haus gekauft und sind hierin gezogen.

Je näher ich mich meinem ehemaligen Elternhaus komme, erkenne ich alte Gebäude und auch die Straßen wieder. Mit unseren alten Nachbarn Gerlinde und Bernd habe ich mich verabredet. Ich komme leider verspätet bei ihnen an. Wir haben uns viel zu erzählen und sie laden mich zum Mittagessen ein. Hinzu kommt auch Andreas, ihr Sohn. Mit ihm zusammen hatte ich damals unser Garagendach ausgebessert. Bernd führt mich rüber in den Garten unseres ehemaligen Hauses. Jetzt wohnt ein altes Ehepaar dort. Der Garten ist nicht mehr wieder zu erkennen. Ich verbringe über zwei Stunden bei Gerlinde und Bernd.

Ich folge der Empfehlung von Bernd und laufe beim ehemaligen Bahnhof entlang. Doch irgendwie habe ich das Gefühl nicht richtig zu sein. Erst als ich am Haus mit den beweglichen Skulpturen vorbei laufe, glaube ich wieder, dass ich noch richtig bin.

Kurz vor Bad Marienberg geht es steil bergab. An einer Bank mache ich Pause und komme mit einem Wanderer ins Gespräch. Der Wanderer demotiviert mich ein kleines bisschen. Er zeigt mir, dass ich nach dem Abstieg mindestens genau so viel wieder hoch zur Jugendherberge laufen muss. Und richtig, zunächst geht es noch weiter runter und dann wieder in Bad Marienberg deutlich hoch.

In der Jugendherberge habe ich mich mit Jürgen, Klaus-Dieter und Werner verabredet. Die Freude ist groß, als wir uns nach 41 Jahren zum ersten Mal wiedersehen. Sie bringen mir überraschenderweise ein Geschenkpaket mit. Lauter nützliche Dinge – der Schnaps allerdings zu schwer zum Tragen, obwohl bei der Kälte sicher gut zum Aufwärmen – haben sie zusammengestellt. Wir haben uns viel zu erzählen.

Damals sind wir täglich zur Schule nach Limburg mit meinem Opel B-Kadett gefahren. Wir fuhren ein altes Auto, hatten lange Haare und es war die Zeit von Bader Meinhof. Bei einer Autobahnabfahrt wurden wir von der Polizei mit Maschinenpistole im Anschlag angehalten. Wir mussten aussteigen, uns ausweisen und der Kofferraum wurde durchsucht.

Bei einer feucht-fröhlichen Feier ohne mich heckten die Drei mit einer Klassenkameradin aus der Parallelklasse (mir unbekannt) einen Streich aus. Die Klassenkameradin steuerte ein Passbild bei und schrieb mir auf violettem Papier einen Liebesbrief. Da ich aber nach mehreren Tagen nicht so reagierte, wie die Drei es sich ausgerechnet hatten, fragten sie nach. Dadurch erfuhr ich von Ihrem Streich.

Einige Zeit später kam Klaus-Dieters Frau und Tochter hinzu. Die Tochter ist Journalistin bei der Westerwälder Zeitung und ich hatte überraschenderweise auch noch ein Interview mit ihr.

Ich bin froh, meine ehemaligen Nachbarn und meine ehemaligen Klassenkameraden getroffen zu haben. Es waren gelungene Treffen.

5. Etappe: 03. April 2013

Ausgeruht wache ich schon vor der Weckzeit auf. Von Toska erfahre ich, dass es eisig kalt draußen ist und total trübe. Meine Lust zum Laufen ist im Keller.

Das Verwöhnfrühstück ist üppig und ich genieße wieder. Danach aber komme ich nicht richtig voran. Wieder wird es für die heutige Etappe spät. Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust zum Laufen.

Ich werde in der schönen Altstadt von Limburg um 9:30 Uhr abgesetzt. Nun laufe ich noch etwas herum und betrachte mir die schönen alten Fachwerkhäuser. Eine Frau spricht mich an und erzählt mir, dass Sie bereits mehrere Jakobswege, auch die Via de la Plata, gelaufen ist.

Dann führt mich mein Navi raus aus Limburg. Vorbei geht es an den Glashütten von Limburg und weiter nach Staffel. Dann folgen Elz und Niederhadamar.

Als ich Hadamar erreiche, thront links auf einem Berg das wuchtige Schloss. Etwas weiter komme ich an der evangelischen Schlosskirche vorbei. Wie eine Kirche sieht das große Gebäude nicht aus, eher wie ein Stadtschloss. Die Stadt ist schön, nur ist mir kalt und das trübe Wetter schlägt aufs Gemüt. Ich bin nicht empfänglich für das Genießen der alten Gebäude. Zum Fotografieren habe ich auch keine Lust.

Weiter geht es nach Niederzeuzheim und jetzt wird das Laufen immer beschwerlicher. Es geht beständig bergauf in den Oberwesterwald. Nach Niederzeuzheim laufe ich wieder auf der Landstraße. Wieder gibt’s keinen gescheiten Randstreifen! Der nächste Ort Frickhofen kommt mir wie ausgestorben vor. Zunächst mehrere leere Geschäfte, alle zum Verkaufen. Dann zwei leere Cafés und denen folgen zwei geschlossene Restaurant’s. Ich brauch endlich wieder eine Sitzgelegenheit und die möglichst im Warmen. Ich weiche von meiner Route ab und laufe weiter in den Ort hinein. Endlich ein offener Dönerladen. Hier frage ich nach einer kleinen Portion, kein Problem, ich bekomme eine kleine Portion. Auch einen Kaffee, der nicht auf der Karte steht, wird mir gemacht. Zusammen mit dem jungen Türken trinke ich meinen Kaffee. Er ist 22 Jahre alt und erst vor vier Jahren nach Deutschland gekommen. Spricht aber für diese kurze Zeit – meistens ist er in seinem Laden – sehr gut Deutsch.

Es fällt mir einfach schwer, mich wieder aufzuraffen und loszulaufen. Weiter auf der Landstraße erreiche ich Wilsenroth und dann Berzhahn. Am Ortsausgang wechsel ich auf eine schmale Kreisstraße und dann endlich sehe ich am Hang in noch weiter Entfernung Westerburg. Ein bisschen mulmig ist es mir, denn zwei Fahrzeuge dürfen nun nicht entgegen kommen und gleichzeitig ich am Straßenrand. Ich habe Glück, diese Situation tritt nicht ein und im nächsten Ort Wengenroth gibt s wieder einen Fußgänger- und Radweg. Dann ist plötzlich nach nur einem Kilometer Westerburg erreicht. Es dauert jedoch noch eine Weile,  bis ich meine heutige Unterkunft erreiche. Im Keller habe ich eine komplette Ferienwohnung für mich alleine.

Mit Schrecken muss ich aber feststellen, ich habe kein Mobilfunk-Netz. Hoffentlich kann ich morgen in der Jugendherberge in Bad Marienberg die letzten drei Berichte auf meinem Blog bereitstellen.

Draußen in der Kälte kann ich für morgen zumindest meine Treffen organisieren.

4. Etappe: 02. April 2013

Die kurze Etappe des Vortages und auch der längere Schlaf taten mir gut. Mein heutiges Frühstück nehme ich in einer Bäckerei, nur ein paar Meter von der Pension entfernt, ein. Insgesamt bin ich heute früher fertig und starte bereits um 8:30 Uhr. Es ist zwar recht kühl, aber der blaue Himmel verspricht ein schönes Wanderwetter.

Ich durchlaufe die Altstadt und orientiere mich nur an dem Richtungspfeil meines Navis, der mich auch am Freibad aus meiner Jugendzeit – heute ein Erlebnisbad – vorbeiführt. Kurz danach habe ich meine heutige Route erreicht. Es geht abseits der Straßen mit mehr oder weniger Abstand zum Emsbach entlang. Der erste Ort, den ich erreiche, ist Oberselters. Kurz nach dem Ortsausgang mache ich meine erste Pause. Ich genieße den straßenfreien Lauf. Mir gegenüber liegt der Mineralbrunnen Oberselters. Ein kleiner Tümpel neben der Bank ist noch vereist. Weiter geht es nach Niederselters und danach in Richtung Oberbrechen. Jetzt habe ich über 300m Abstand zur Straße. Sehen tute ich sie nicht mehr, nur ein kontinuierliches Geräusch ist vernehmbar. Wieder auf einer Bank genieße ich die schöne Aussicht um mich herum. Ein deutliches Vogelgezwitscher ist vernehmbar und an vielen Ästen der Bäume sehe ich junge Knospen. Der Frühling kommt nun hoffentlich bald.

Endlich sehe ich vor mir Oberbrechen, ein Ort meiner Vergangenheit. Hier war ich als Kind und Jugendlicher in den Sommerferien bei meiner Tante Gertrud und und meinen Cousins Peter und Rainer. Ein direkter Übergang über die Bahngleise und die Landstraße in den Ort hinein gibt es nicht mehr. Heute muss man über eine Brücke. Ich war schon viele Jahre nicht mehr bei meiner Tante. Und doch erkenne ich nach dem Übergang sofort wieder den Weg. Ab jetzt benötige ich kein Navi mehr.

Ich klingel mehrmals, doch Sie öffnet mir nicht. Eine leichte Enttäuschung macht sich bei mir breit. Dann ein letzter Versuch, ich probiere es über einen Telefonanruf. Sie nimmt ab, erkennt mich und einen Moment später sitze ich im Wohnzimmer. Ich freue mich, dass ich sie nun doch erreicht habe und auch sie freut sich über meinen Besuch.

Mit ihren 94 Jahren ist sie wirklich noch sehr rüstig, sie läuft ohne Gehhilfe und ist auch geistig sehr rege. Wir tauchen ein in die Vergangenheit und dann muss ich wieder weiter.

Zurück über die Überführung und dann geht es zum nächsten Ort nach Niederbrechen zu meinem Cousin Reinhold. Hier jedoch habe ich Pech, keiner ist zu Hause. Meine Schuld, ich hätte am Vortag anrufen sollen. Jetzt stelle ich fest, dass ich die Route von Niederbrechen nach Limburg nicht auf meinem Navi gespeichert habe. Eine Pause in einem Dönerladen ist fällig. Nach dem Überspielen der Route und einem Döner geht es weiter nach Limburg.

Meine Route führt mich am Ortsende unter einer Autobahnbrücke hindurch. Unmittelbar danach rechts auf einen Feldweg sehr dicht an der Gegenspur der Autobahn entlang. Was habe ich mir dabei gedacht! Der Weg hat teilweise nur einen Abstand von 10 Meter zur Autobahn. Die Lkws und Autos donnern an mir vorbei, ein Höllenlärm!

Der Feldweg entpuppt sich sehr bald als ein fast nicht mehr erkennbarer Weg. Ich laufe in Spurrillen eines Traktors oder auf einem schmalen Randstreifen neben Äckern und Weiden entlang. Manchmal geht es auch einfach nur über Äcker, immer der Route meines Navis nach. Das Einzige, was mich tröstet, es ist der absolut kürzeste Weg zur Jugendherberge in Limburg.

Die letzten zwei Kilometer sind dann etwas abseits der Autobahn und führen durch ein Waldgebiet. Dann erreiche ich einen Parkplatz und von dort komme ich auf eine Straße nach Limburg rein. Nur wo ist die Jugendherberge? Nachdem ich bereits einige Hundert Meter gelaufen bin, taucht vor mir eine Bank auf. Hier mache ich Pause und rufe die Jugendherberge an. Der Autolärm der Straße macht es schwierig zu kommunizieren, aber auch die Ortsunkenntnis des Mannes am Telefon hilft mir nicht wirklich weiter. Also weiter in Richtung Innenstadt. Endlich kommt mir eine alte Frau entgegen und sie kann mir weiterhelfen. Ich muss wieder zurück und den Berg rauf. Wieder biege ich beim Parkplatz ein und nun sehe ich ein Hinweisschild zur Jugendherberge. Bin vorhin daran vorbei gelaufen. Nehmen meine Umwege kein Ende?

Schnell ist nun die Jugendherberge erreicht. Zunächst rufe ich meinen Cousin Gerhard an, er wohnt nicht weit von Limburg entfernt. Er kommt und wir schwätzen ein bisschen Miteinander. Danach rufe ich Toska an, die Schwiegermutter meiner jüngeren Tochter und werde auch schon bald danach abgeholt. Nun beginnt das Verwöhnen und ich genieße das. Ein opulentes Mahl und auch ein köstliches Bier folgen. Nur danach bin ich einfach müde.

3. Etappe: 01. April 2013

Da ich heute nur eine kurze Etappe vor mir habe, lasse ich es langsam angehen. Ich verlasse nach einem guten Frühstück den Gasthof um 9:15 Uhr. Es geht zunächst durch den Ort, ich schaue nur, dass ich wieder in Richtung meiner heutigen Route nach Bermbach komme. Schnell ist wieder die Kreisstraße von gestern erreicht. „Nun brauche ich das Navi nicht mehr bis Bermbach“, denke ich. Ein großer Fehler und so marschiere ich wieder an Straße entlang. Irgendwann schaue ich doch mal auf das Navi und stelle fest, der Tag beginnt mit einem Umweg! Also zurück. Schon nach wenigen Metern auf der Kreisstraße hätte ich wieder in den Ort laufen müssen. Von hier geht es dann bald raus auf einen Feld- und später auf einen Waldweg. Vorbei an Teichen muss ich laut Navi wieder links abbiegen. Nur dieses Abbiegen ist nicht möglich, meine topografische Karte hat wohl einen Fehler. Nach einiger Zeit kommt mir ein älterer Herr mit Hund entgegen. Ihn frage ich und erhalte eine gute Auskunft. Ich muss nicht nach Bermbach, sondern kann auf dem Radweg über Esch nach Bad Camberg laufen. Heute ist keine Straße im Programm und durch diesen Tipp spare ich einige Kilometer. Mein Umweg ist neutralisiert!

Es geht unterhalb von Walsdorf vorbei. Ein lange Reihe alter Fachwerkhäuser wirken wie eine Schutzmauer des Ortes. Danach kommt schon bald Würges und nicht viel später Bad Camberg.

Gut, das es heute nur eine kurze Etappe ist. Meine gestrige Blase drückt deutlich und mein Verlangen nach Pause ist groß.

Schnell finde ich mit dem Smartphone-Navi meine heutige Pension. Ein kurzer Anruf und schon ein paar Minuten später ist meine Zimmerwirtin da.

Nach dem Verarzten meiner Blasen mache ich zunächst einen Rundgang durch den mittelalterlichen Ortskern. Schon in meiner Kindheit war ich mit meinen Cousins während der Schulferien hier im Ort im Freibad. Dass der Ort so einen schönen Ortskern hat, ist mir nicht in Erinnerung geblieben.