50. Etappe: 27. Mai 2013

Wittmund – Zetel-Neuenburg  24,7 km

Noch bis 0:30 Uhr saß ich heute Nacht beim Schreiben meiner Postkarten und gegen 21 Uhr war plötzlich die Mine leer. Ich musste Jürgen bitten, mir mehrere Kugelschreiber zu bringen. Auf halben Weg in Wittmund trafen wir uns zur Übergabe.

Um 7 Uhr gehe ich in die Kasernenkantine. Widererwarten sitzen nur zwei Soldaten hier. Ich hatte mir mehr Leben hier erwartet. Nach dem Frühstück packe ich meinen Rucksack und rufe Jürgen um 8:30 Uhr für ein Treffen in Tankstelle an. Dort ist eine Poststelle und ich muss hier unbedingt meine Postkarten und einen Brief abgeben.

Fast gleichzeitig kommen wir an und Jürgen lädt mich zum Abschiedskaffee ein. Er hat den Anzeiger für Harlingerland dabei. Auf Seite 4 ist ein Artikel über mich. Er ist mit dem Artikel in den Langeoog News identisch. Wie immer sprüht Jürgen über vor guter Laune. Wir gehen nochmals zum Fliegerhorst, damit ich mich dort noch bedanken kann und auch um einen Stempel in mein Stempelheft zu bekommen. Leider treffen wir den Ex-Kollegen von Jürgen nicht an. Meinen Stempel bekomme ich trotzdem.

Jürgen begleitet mich bis zur Kreuzung B210 und Kreisstraße Richtung Friedeburg. Dort fotografieren wir uns mit der Phantom im Hintergrund. Er entschließt sich, mich noch bis zur Harle zu begleiten. Dann verabschieden wir uns endgültig.

Nach drei Tagen Pause geht’s nun wieder los. Bei einer Pause beginne ich mit der Unterkunftssuche. Das Naturfreundehaus ist belegt und jetzt muss ich erfahren, dass Vermieter von Ferienwohnungen keinen Wanderer für eine Nacht wollen. Es gestaltet sich schwierig, und erst als ich auf den nächsten Ort Neuenburg ausweiche, finde ich ein Hotel. Dann geht es wieder weiter. Bei der nächsten kurzen Pause in einem Buswartehäuschen versuche ich nochmals Hinrich, meinen Ex-Schwager, zu erreichen. Diesmal klappt es und wir reden kurze Zeit unter erschwerten Bedingungen – der Krach durch vorbei fahrende Fahrzeuge ist groß – miteinander. Er erkundigt sich nach meinem Weg, bevor ich wieder starte.

Ich erreiche Leerhafe und am Ausgang des Ortes kommt jemand plötzlich auf den Radweg und fotografiert mich. Es ist Otto, der Freund von Hinrich. Der kommt dann auch hinzu. Ich freue mich sehr, dass ich zu guter Letzt nun auch Hinrich treffe. Wir schwätzen noch eine Weile und verabreden ein weiteres Treffen in Friedeburg um etwa 14 Uhr.

Zunächst geht es noch eine Weile an der Kreisstraße entlang, bis ich endlich in einen Waldweg abbiegen kann. Das Wetter ist angenehm und so breite ich an einer bemoosten Böschung des Weges meine Zeltunterlage aus und lege mich für ein Päuschen hin. Irgendwie schlafe ich ein und wache erst nach 20 Minuten wieder auf. Eigentlich könnte ich hier noch länger liegen, nur wird es jetzt eng mit meinem Treffen in Friedeburg. Ich befinde mich in einem Mobilfunkloch und kann auch nicht anrufen.

Bei einer Brücke über einen Fluss frage ich zwei Männer nach dem Namen des Flusses und erfahre, es der Ems-Jade-Kanal ist. Wir kommen eine Weile ins Gespräch und einer der beiden berichtet mir, dass er gerne eine Alpenüberquerung machen möchte.

Auf dem weiteren Weg laufe ich an kleine Siedlungen vorbei. Bei Hesel an einem Denkmal mache ich eine Rast und rufe Hinrich an. Sie warten bereits in Friedeburg und dachten, ich komme an der Kreisstraße entlang. Nun kommen sie zum Denkmal.

Hinrich lädt mich zum Kaffee ein und wir fahren zu einem, beiden bekannten, Café. Wir schwätzen einige Zeit, auch über die Vergangenheit, und die Zeit rinnt dahin. Otto fährt mich bis nach Marx. Hier steht ein altes Kirchenspiel, mit erstmaliger Erwähnung in einer Urkunde im Jahre 1134. Ich entschließe mich, weiter an der Straße zu laufen. Meine Route führt mich nach Zetel, ich habe aber in Neuenburg meine Unterkunft. Im Nachhinein war es gut, bis nach Marx gebracht zu werden.

NachErreichen von zwei Baggerseen komme ich an ein abgesichertes Gelände vorbei, eine Kaserne oder ein Munitionslager. Der Weg an dem Militärgelände vorbei zieht sich und ich mache am Straßenrand eine Pause. Dabei stelle ich fest, dass Wilbur mich bereits mehrmals versucht hat zu erreichen. Er möchte mich nochmals treffen. Gerne verabrede ich mich mit ihm in meinem Hotel. Kurz vor 19 Uhr erreiche ich das Hotel und gegen 19:30 Uhr sitzen wir beide bereits zusammen. Jetzt haben wir endlich Zeit auch mal über unseren Werdegang der letzten vierzig Jahrezu berichten. Nach dem Essen hilft mir Wilbur, meine morgige Route nach Varel am Notebook auszuarbeiten. Keine leichte Aufgabe, denn diese Gegend ist durchzogen von Bächen und Gräben. Dabei kann Wilbur einmal sehen, wie lange so eine Planung am PC dauert. Hier kennt er sich ganz gut aus, ich aber habe nie eine Kenntnis von den Gegebenheiten der jeweiligen Gegend. Als es ans Zahlen geht, übernimmt zu meinem Erstaunen Wilbur meinen Anteil.

Wir verabschieden uns und für mich war dieser Tage ein Tag mit vielen Überraschungen. Insgesamt war meine Zeit in Ostfriesland sehr intensiv und mit vollem Programm. Es war sehr schön, wieder hier gewesen zu sein. Ich werde noch lange an diese Zeit denken.

Fotos von mir Fotos von Otto Foken