81. Etappe: 06. Juli 2013

Plön – Eutin  15,8 km

Als ich das Landgasthaus verlasse, empfängt mich ein strahlender Morgen. Blauer Himmel weiße Wolken und Sonne pur. Es ist bereits warm an diesem Morgen. Heute setze ich meinen Weg durch die Holsteinische Schweiz mit ihrer Seenlandschaft fort. Nach etwa einem Kilometer verlasse ich die Straße und tauche in einen Laubwald mit Buchen, Eichen und Birken ein. Eine angenehme Kühle und Vogelgezwitscher umgibt mich. Schon nach wenigen Minuten bin ich am Rande des Höftsees und danach am Behler See. Rechts von meinem Weg ist teilweise Sumpfgebiet und einige Mücken machen Jagd auf mich. Es folgt der Dieksee und ich bin weiterhin im Wald. Hier gibt es meinem Weg links den See und rechts kleine Teiche und später einen Bach. Bei Bad Malente verlasse ich den Wald und bin gleich in einem typischen Kurort mit seinen Promenaden, Hotels und Pensionen. Ich mache auf einer Bank eine Pause und beobachte das Treiben.

Von Bad Malente geht es zunächst an der Straße entlang und schließlich kann ich wieder in einen Laubwald eintauchen. Schnell bin ich am Ufer des Kellersees und erreiche auch schon bald den Campingplatz.

Nach dem beschwerlichen Aufbau des kleinen Zeltes ist Duschen angesagt. Die Sanitärräume sind in einem hervorragenden Zustand. Zurück am Zelt spanne ich noch meine Wäscheleine und hänge meine vom Vortag nicht trockenen Strümpfe und weitere Wäsche auf. Gegenüber der Rezeption setze ich mich draußen an einen Tisch in der unmittelbaren Nähe zu einer Steckdose. Smartphone, Akkus für mein Navi und der Kamera müssen aufgeladen werden. Und meine Berichte müssen geschrieben werden. Der Internetzugang ist wieder nicht möglich.

Später am Abend geben mir ein Bikerpaar ihren restlichen Rotwein und ein junger Mann die Benutzerkennung und das Passwort für das WLAN. Ob es frei zugänglich ist, weiß er nicht. Er hat den Zugang ermittelt und beim Passwort probiert. Ich bin zwar drin, doch weiter komme ich nicht.

Am nächsten Morgen um 5 Uhr sitze ich wieder bei der Außensteckdose und kann nun Bilder und Berichte übertragen.

80. Etappe: 05. Juli 2013

Preetz – Plön  23,4 km

Nach einem guten Frühstück, auch fürs Auge zubereitet, gehe ich gestärkt los. Kurz nach der Pension führt ein schmaler Pfad zum Lanker See. Hier sollte es eigentlich weiter zum Fernwanderweg E1 gehen, doch die begehbare Richtung erscheint mir falsch. Also wieder zurück, am Hotel vorbei und weiter durch den Ort. Nach einem Anstieg bei einer Villenkolonie komme ich in eine Parkanlage mit herrlichem Blick auf den Lanker See. Eine Zeit lang laufe ich durch diesen Park, dann geht es raus, wieder an Weiden und Felder vorbei. Einige erstrahlen im kräftigen Gelb mit den Farbtupfern Grün durch Büsche, Bäume und Grenzwälle zwischen den Parzellen. Ich bewege mich bereits in der Holsteinischen Schweiz mit deren sanften Hügeln und vielen Seen. Mal geht es kurz durch einen Ort, dann bin ich wieder in der Natur. Die Wege wechseln von Wirtschaftswegen zu kleinen Kreisstraßen.

Die Beschilderung des E1 und auch mein Navi zeigen mir das Abbiegen in einen Waldweg an und ich folge brav. Schon nach kurzer Zeit wird der Weg zunehmend matschiger und immer mehr Äste und Zweige erschweren mir das Gehen. Beim Wielener See angekommen, finde ich keine Markierung mehr. Mein Navi zeigt mir zwar einen Weg, doch der ist nicht mehr erkennbar. Mir bleibt nichts übrig, ich muss wieder durch den Schlammweg zurück auf den Wirtschaftsweg.

Nach einiger Zeit erreiche ich das Adelige Gut Wahlstorf, ein ehemaliges Herrenhaus. Nicht weit davon mache ich in einem Landgasthaus eine längere Rast. Nachdem ich wieder unterwegs bin, treffe ich eine junge Frau mit ihrem Hund das zweite Mal. Wir unterhalten uns über das Wandern. Sie kommt gerade erst von einer Wanderung in Cornwall zurück. Während unserer Unterhalt zeigt sie plötzlich zum Himmel. Über uns schwebt ein Seeadler.

Weiter führt mich der E1 an Feldern und auch am Wielener See vorbei. Nach dem See mündet mein Weg auf eine Kreisstraße ohne Radweg. Mit der Ruhe ist es vorbei, immer öfters begegnet mir Autos oder Traktoren. Nachdem ich den kleinen Plöner See erreicht habe, wechsel ich auf die B76 mit Radweg. Jetzt sind viele Fahrzeuge unterwegs, man merkt, dass es Ferienzeit ist. Kurz vor Plön erreiche ich eine Brücke und gehe hinter den Leitplanken weiter. Am Ende der Brücke stehe ich vor einem Verbotsschild für Fußgänger und Radfahrer. Wie nun weiter? Es ist viel zu viel Verkehr und es wird wieder gerast, um doch an der Straße weiterzulaufen! Eine Treppe führt nach unten und so klettere ich über eine Absperrung und komme unten an einen kleinen Verbindungskanal zwischen Kleinen Plöner See und Stadtsee. Ich folge diesem Kanal und überquere ihn bei einer kleinen Brücke. Nun bin ich wenige Minuten später auf einer kleinen Straße, gesäumt mit Blumen vor den Häusern und mit Blick auf das Schloss.

Mein Versuch wieder an der B76 entlang zu laufen scheitert erneut an einem Verbotsschild. Ich frage einen Mann an der Straße. Er ist Mitglied des Bauausschusses von Plön und ich erhalte ein detaillierte Beschreibung meines Weges zum Landgasthaus und Hotel Fegetasche.

Auf meine Frage nach der Bedeutung des Wortes „Fegetasche“ erhielt ich vom Hotelpersonal die Auskunft, dass es hier früherer eine Zollstation gab. Die Reisenden und Händler mussten Zölle und Wegegeld zahlen. Ihnen wurde also das Geld aus der Tasche gefegt.

Auf kleinen Ortsstraßen, am Bahnhof vorbei und später wieder auf der, jetzt wieder für Fußgänger begehbaren, Bundesstraße B76, erreiche ich das Hotel. Es liegt zwischen Großem Plöner See und Edebergsee. 

79. Etappe: 04. Juli 2013

Kiel – Preetz  18,8 km

Ich habe mich entschlossen, heute mit dem Bus vom Hotel zum Seefischmarkt zu fahren. Dort steige ich wieder in den Fernwanderweg E1 ein. Über die Auskunft der Kieler Verkehrsbetriebe hole ich mir die möglichen Busverbindungen und Haltestellen. Vom Hotel habe ich es nicht weit bis zur Bushaltestelle. Ich habe Glück und wenige Minuten später stehe ich bereits im Bus zum Hauptbahnhof. Der Fahrer teilt mir ungefragt sofort die Anschlussbusliniennummer und die Haltestellennummer mit. Von so viel Service bin ich überrascht und bedanke mich dafür. Sogar beim Aussteigen weist er mit der Hand zur Haltestelle für meine nächste Buslinie. Auch hier klappt der Anschuss wenige Minuten später. Leider ist in diesem Bus nicht die Anzeige aktiv und die Ansage verlangt höchste Konzentration von mir. Doch genau passend frage ich einen Mitfahrer und die nächste Haltestelle ist es dann auch.

Von der Haltestelle aus ist es zunächst sehr einfach mit Naviunterstützung in Richtung E1 zu laufen. Doch meine Abzweigung zu dem aufgeführten Weg finde ich nicht. Dann nach 50 Metern entdecke ich unterhalb der Straße den kleinen Weg und über die Böschung unterhalb einer überquerenden Brücke wechsel ich dorthin.

Der Weg führt mich zu einem gemächlich dahinfließenden Fluss. Nach ein paar Schritten umgibt mich die Natur, von einer Stadt nichts mehr zu sehen. Nur entfernt vernehme ich noch Fahrzeuggeräusche, hier überwiegt jetzt das Vogelgezwitscher. Am Ufer stehen Bäume und Büsche und auf der gegenüberliegenden Seite erkenne ich eine Anlegestelle und Liegeplatz für kleine Motorboote. Es geht zunächst immer unmittelbar am Ufer entlang. Dann führt mich mein Weg weg vom Fluss und mit einem großen Schlenker unter einer Eisenbahnbrücke hindurch. Nicht weit von dieser Brücke entfernt, erreiche ich wieder den Fluss und eine Fußgängerbrücke zur anderen Seite. Mitten auf der Brücke kann ich kein Ufer beiderseits des Flusses erkennen. Bäume, Büsche und Schilfgras versperren die Sicht. Auf der anderen Seite breitet sich ein Teppich von Seerosen aus mit einigen weißen Blüten. Mittendrin auf einem schwimmenden Ast ruhen einige Enten und lassen sich durch mich nicht dabei stören.

Kurz nach der Brücke begegne ich einen älteren Herrn und ihn frage ich nach dem Namen dieses Flusses. Bereitwillig antwortet er mir. Bei dem Fluss handelt es sich um die Schwentine, einer der längsten Flüsse von Schleswig-Holstein. Der Name „Schwentine“ kommt aus dem slawischen Sventana. Diesen Erläuterungen folgt eine längere Unterhaltung.

Er stammt nicht von hier. Als er damals zum Militär eingezogen wurde, kam er zunächst zur Marine in Wilhelmshaven. Später wurde er als Ausbilder nach Kiel versetzt und ist hier hängen geblieben. Er fühlt sich hier wohl und genießt den ländlichen Charakter des Bundeslandes.

Er selbst fuhr sehr gerne mit dem Kanu auf verschiedenen Flüssen im Bundesland. Mit einem VW-Bus bereisten er, seine Frau und seine beiden Söhne oft Skandinavien und bevorzug dabei Norwegen. Dort waren sie dann mit dem Kanu unterwegs. Als er den Namen meines Rucksackhersteller liest, erzählte er mir, dass er vom gleichen Hersteller einen Außengestellrucksack hatte und für die anderen der Packesel war. Jetzt spaziert er aber nur noch. Doch die Distanzen von bis zu dreißig Kilometern können sich für sein Alter sehen lassen.

Nach einiger Zeit des interessanten Gesprächs muss ich mich verabschieden. Nur wenige Augenblicke später laufe ich bei einer Anlegestelle an einer Jugendgruppe vorbei. Sie machen gerade Pause und sind beim Kochen. Mehrere Kanus liegen am Ufer.

Dann entferne ich mich von der Schwentine, laufe entlang an Getreidefeldern und erreiche eine Straße. Hier geht es für kurze Zeit auf dem Radweg weiter. Aber nach nur wenigen Minuten biege ich wieder auf einen Feldweg ab. Es geht aufwärts und schnell fasziniert mich die wellenförmige Form des Getreidefeldes mit seinen Spurrillen vor mir. Am Ende des Getreidefeldes ziehen sich dunkle Wolken über mir zusammen. Sollte es schon wieder Regen geben? An einer Bank ziehe ich vorsichtshalber den Poncho halb an, das vordere Teil liegt auf dem Rucksack. Unterwegs geht nur ein feiner Sprühregen nieder. Viel zu wenig, um unter dem Poncho zu schwitzen und bei der nächsten Pause verschwindet er wieder im Rucksack.

Nach einiger Zeit bin ich wieder an der Schwentine. Der Fluss wird immer naturbelassener. Umgestürzte Bäume liegen mit der Krone im Wasser, Treibholz hat sich am Ufer in den ins Wasser ragenden Ästen oder Büschen verhakt. Baumstümpfe und Äste schauen aus dem Wasser.

Unterwegs treffe ich eine junge Frau mit ihrem Hund. Wir haben den gleichen Weg und so unterhalten wir uns über Hunde und auch über ihre Wanderung mit einer Freundin auf dem Malerweg. Ich erzähle von der hier öfters schlechten Markierung des E1. Sie berichtet von der ebenfalls schlechten Markierung auf dem Malerweg. Bei einem Kraftwerk wechseln wir zur anderen Seite des Flusses. Dieser mündet wenig später in den Rosensee. Gemeinsam laufen wir am Rosensee entlang, und bevor sie umkehrt, erklärt sie mir noch den Weg wieder zur anderen Seite und zurück zum Fernwanderweg E1.

Über eine geschichtsträchtige Brücke, die „weiße Brücke“ wechsel ich später wieder zur anderen Seite. Der Bau der ersten Brücke über die Schwentine wurde auf Anweisung von König Christian VII an den Reichsgrafen Christian Emil zu Ranzau im Jahre 1773 erteilt. Dann um 1909 wurde die jetzige Brücke neu erstellt.

Der weitere Weg führt mich durch Waldgebiete, vorbei an landwirtschaftlichen Nutzflächen und schließlich wieder auf eine Straße. Häufig säumen meinen Weg gewaltige Eichen und Buchen. Im Ort Preetz angekommen, führt mich mein Weg durch die Anlagen eines Klosters. Das Adelige Kloster Preetz ist ein adliges Damenstift der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft. Im Gelände sehe ich das Schild einer Immobiliengesellschaft. Man kann hier wohl wohnen. Ob hier noch Nonnen leben, ist nicht erkennbar.

Nach dem Kloster erreiche ich nach wenigen Metern auf der B76 den Ortskern und auch in der Nähe des Marktplatzes meine heutige Unterkunft.  

78. Etappe: 03. Juli 2013

Surendorf – Strande – Kiel  15,4 km

Nach einem wundervollen gestrigen Tag ist es heute Morgen leider bewölkt und es nieselt leicht. Ich laufe wieder Richtung Strand und biege diesmal rechts auf den Fernwanderweg E1 ab. Der gestrige Tag am Strand, wenn auch beschwerlich zu laufen, war ein besonderes Erlebnis und ich hoffe, es geht heute weiter so. Vom gestrigen Sandlaufen spüre ich heute Morgen meine Muskulatur, es ist kein richtiger Muskelkater eher eine leichte Spannung.

Am Strand angekommen, laufe ich zwischen einer Segel- und Surfschule und einem Campingplatz vorbei. Jugendliche stehen um ein Boot herum und erhalten wohl Instruktionen. Andere stehen paddelnd auf den Surfbrettern im Wasser. Auf dem Campingplatz überwiegenden nicht die Zelte, sondern die Wohnmobile und die Wohnwagen.

Ich folge den Markierungen des E1 und der führt mich hinter den Strand auf einem befestigten Weg. Über einig Treppenstufen steige ich hoch über den Strand. Der Blick wird mir durch Büsche und Bäume erschwert, doch ich vernehme das Rauschen der Ostsee sehr deutlich. Zwischen Brennnessel geht es auf einem schmalen Pfad und dann vorbei an Getreidefelder. Diese werden häufig gesäumt durch roten Klatschmohn. Weiter führt mich der Pfad hoch auf ein Steilufer in einen Buchenwald. Inzwischen bin ich bestimmt zehn Meter über dem Strand. Stellenweise laufe ich dicht an der Steiluferkante entlang. Dann ein Schild mit der deutlichen Warnung: „Durchgang verboten. Lebensgefahr durch Küstenabbrüche“. Ich bin verunsichert und weiß einen Moment nicht, ob ich weiterlaufen oder lieber umkehren soll. Von hier führt ein zusätzlicher Pfad tiefer in den Wald und ich folge diesen. Doch der führt mich zu einer Siedlung und ich kehre um. Mit leicht mulmigem Gefühl entschließe ich mich, dann doch weiter zu laufen. Warum soll gerade jetzt etwas passieren.

Weiter geht es stellenweise dicht am Rand entlang. An einigen Stellen haben vor mir Wanderer bereits kleine Schleifen weg vom Rand ausgetreten, diesen folge ich dann. Einige Bäume an der Steiluferkante haben fast freiliegende Wurzeln. Der nächste Herbststurm wird sie den Abhang runterdrücken. Ich vergesse die Gefahr beim Laufen auf dem herrlichen Waldboden. Viel zu selten hatte ich solche Bodenverhältnisse. Dann erreiche ich das Ende des Gefahrenbereichs und verlasse weiter im Wald mit einem weiten Schlenker das Steilufer.

Kaum bin ich aus dem Wald, laufe ich wieder zur Steilküste und nun beginnt der bisher schönste Abschnitt auf meiner Wanderschaft an der Ostsee. In einer leicht hügeligen Landschaft durchlaufe ich Kräuterwiesen, Getreidefelder und Weiden. An der Steiluferkante wuchern Pflanzen und Wildblumen und die Kante ist nur undeutlich erkennbar. Der Pfad verläuft stellenweise dicht an der vermuteten Kante vorbei. Die Farbenpracht mit blauem Himmel, blauem Meer, weißem Sandstrand, Braun-, Grün- und Gelbtönen der Felder und den Farbtupfern aus Weiss, Gelb und Rot sind einmalig. Das alles verbunden mit einer hügeligen Landschaft. In der Ferne kommt dann noch die Wellenform der Steilküste hinzu. Ich mache immer wieder eine Genusspause und lasse diese Landschaft auf mich einwirken.

Als ich mich der geschwungenen Steilküste nähere, nutze ich einen Pfad zum Absteigen an den Strand. Vorsichtig taste ich mich mit den Stöcken nach unten durch.

Wieder durch weichen Sand- oder Kiesboden schreitend habe ich einen anderen, aber ebenso schönen, Blick auf diese grandiose Landschaft. Mit der Zeit verliert sich die Steilküste und ich laufe an einem Buchenwald vorbei. Die Rinde der Buchen ist ausgebleicht. Die Landnase in die Ostsee mit seinem Aussichtsturm kommt immer näher und ich wechsel wieder in den Wald. Nun genieße ich die angenehme Kühle. Das ist jedoch nicht von langer Dauer und der Weg mündet in einen asphaltierten Wirtschaftsweg und der wiederum führt zu einem Pavillon. Eine dunkelgraue Wolke nähert sich. Nach soviel Landschaftsgenuss genieße ich nun ein Eis. Kaum esse ich mein Eis, als auch schon ein Platzregen niedergeht. Es schüttet für einige Minuten wie aus Kübeln und dann ist alles wieder vorbei.

Ich setze meinen Weg fort und laufe weiter auf dem asphaltierten Wirtschaftsweg mit steinigem Ufer und einem trüben Blick auf die Kieler Bucht. Jetzt begegnen mir viele Spaziergänger, doch ihr Weg endet an der Landnase im oder am Pavillon. Sie wissen nicht, was sie versäumen!

Im Jachthafen von Strande angekommen gehe ich gleich zum Landungssteg der Fähre. Der Aushang mit den Abfahrtszeiten ist für mich als Ortsfremden nicht verständlich. Ein Versuch jemanden unter der dort angegebenen Telefonnummer zu erreichen, scheitert kläglich. Auch finde ich niemanden, der mir Auskunft geben könnte. Die ich frage sind alles Touristen. Gegenüber dem Landungssteg ist eine Bushaltestelle und ein Bus steht gerade dort. Ich eile dorthin und frage den Busfahrer nach einer Verbindung nach Kiel. Es ist der Bus nach Kiel und der Fahrer wird mir Bescheid geben, wenn ich aussteigen muss.

Die Fahrt dauert fast eine Stunde und bei Erreichen meiner Haltestelle regnet es wieder Bindfäden. Einige Zeit warte ich hier, doch als es nicht aufhört, setze ich meinen Weg fort. Das Hotel ist glücklicherweise bald erreicht. 

77. Etappe: 02. Juli 2013

Eckernförde – Surendorf  19,2 km

Nach etwa 1 ½ Kilometer bin ich bereits direkt an der Eckernfördener Bucht. Noch sind nur wenige Menschen hier unterwegs. Die Strandkörbe noch verschlossen. Der blaue Himmel mit schnell dahin ziehenden dicken weißen Wolken verspricht einen guten Tag. Noch ist es etwas kühl und ich habe meine Jacke an. Doch dann ziehen sich dunkle Wolken über mir zusammen und ein paar Tropfen gehen nieder. Schnell wechsel ich die Jacken und ziehe die Regenhaube über den Rucksack. Es ist erstaunlich, wie schnell sich das Wetter hier ändern kann.

Zunächst laufe ich auf der B76 mit Blick auf die Bucht weiter. Die dunklen Wolken haben sich verzogen und die Sonne kommt immer mehr zwischen den Wolken durch. Unmittelbar vor dem Eintauchen in einen Wald ziehe ich meine Jacke aus. Endlich wieder einmal ein Wetter, um mit dem T-Shirt unterwegs zu sein.

Der Weg führt mich durch einen Buchenwald und ein abgesperrtes Teilstück davon ist ein Begräbniswald. Ich genieße den naturbelassenen Weg durch diesen Buchenwald. Nach einiger Zeit sehe ich durch die Büsche wieder die Bucht. Dieser Teilabschnitt ist Steilküste. Als ich so gedankenverloren unterwegs bin, entdecke ich plötzlich seitlich vor mir einen größeren vollkommen mit Algen bedeckten Tümpel. Mittendrin Baumstümpfe und Äste. Die Sonne erzeugt ein fantastisches Licht, helle und dunkle Grüntöne machen diesen Flecken zu einem verwunschenen Ort. Ich bewege mich vorsichtig durch das Gestrüpp und den Bodenpflanzen, immer mit meinen Stöcken vor mich hinstochern, näher an den Tümpel heran. Ich kann mich nicht sattsehen an diesem Lichterspiel und den Grüntönen. Mit meiner Kamera kann ich nur unzureichend diese Eindrücke festhalten.

Vom Steilufer gehe ich wieder runter auf Ostseenivau und komme schließlich aus dem Wald direkt zum Strand. Ein blauer Himmel weiße Wolken, wärmende Sonne, blaues Meer und feiner gelber Sand empfangen mich. Ich bin überwältigt von diesen Eindrücken und entschließe mich zu einer Pause im Sand. Das schöne Wetter und diese einmalige Landschaft fühlen sich fantastisch an! Es fehlen nur noch die Palmen und ich fühle mich an der Südsee in Deutschland.

Weiter geht es durch den Sand und nun spüre ich trotz totaler Begeisterung, dass dieser Weg mit schwerem Rucksack beschwerlich wird. Ein Jogger kommt mir entgegen und läuft neben dem Wasser. Ich wechsel auf seinem Weg an den Rand zum Wasser und hier läuft es sich etwas besser. Doch häufig liegen auch hier aufgetürmt Kies, Muschelreste und Algen, in die ich wieder bei jedem Schritt einsinke. Jetzt läuft mir der Schweiß in Strömen und trotzdem fühle ich mich pudelwohl. Ich könnte die Welt umarmen.

Weitere Pausen im Sand folgen, ich will einfach das schöne Wetter und diese Landschaft genießen. Nur selten begegnen mir Mensch, ab und zu ein paar Nackedeis leicht verdeckt zwischen den Gräsern am Rand des Strandes liegend. Bei einer Pause kommen mir erstmals auf meiner Reise drei Wanderer, zwei Frauen und ein Mann, entgegen. Ich spreche sie an, die erste Frau reagiert nicht und stapft an mir vorbei. Erst der Mann nimmt sich einen Augenblick Zeit. Sie sind den ersten Tag unterwegs und wollen noch bis Eckernförde und morgen nach Schleswig. Sehr gesprächig ist auch er nicht. Ich vermute, dieser Strandlauf ist auch für sie kräftezehrend trotz leichtem Gepäck.

Unterhalb eines Steilküstenabschnitts führ mich mein Weg. Einige Bäume liegen abgeknickt am Hang. Dann verlasse ich den Strand und steige über ein paar Stufen wieder in den Wald. Von dort geht es über Kräuterwiesen und teilweise hohem Gras, immer mit Blick zur Ostsee, weiter. Am Wegesrand entdecke ich einen Pfosten mit Markierung des Fernwanderwegs E1 und die mir vertraute Jakobsmuschel. Ich bin schon wieder auf einem Jakobsweg. Wieder geht es hoch und ich bin einige Meter oberhalb des Strandes. Ein Schild weißt hier den Abschnitt als Hundestrand aus. Jetzt macht der Weg eine Biegung hin zum Ort Surendorf in der Gemeinde Schwedeneck, vorbei an einem militärischen Gelände. Diesen Weg folgend, erreiche ich wenig später das Hotel. 

76. Etappe: 01. Juli 2013

Schleswig – Eckernförde  26,3 km

Ich hatte die Nacht das Mehrbettzimmer für mich alleine. Meistens klappt es, aber es kann auch noch bis 21 Uhr jemand anreisen. Als ich die Jugendherberge verlasse, ist es kühl aber trocken. Die dichte Wolkendecke verspricht nichts Gutes. Über einen kleinen Trampelpfad laufe ich in Richtung Ostsee.

Schnell bin ich im Grünen und laufe zum Teil durch hohes Gras mit Blick auf die Bucht. Mir gegenüber sehe ich mit einem leichten Dunstschleier umgeben die Stadt Schleswig mit ihrem Dom. Mein Weg führt mich in Richtung eines Jachthafens. Kurz hinter dem Hafen erreiche ich wieder die Bundesstraße B76. Heute habe ich eine Arbeitsetappe der härteren Art vor mir. Den größten Teil werde ich auf dem Radweg neben der B76 verbringen. Meine „geliebte Gerade“ ist wieder dabei.

Zunächst ist reger Verkehr auf der Straße, dann kündigen Hinweisschilder auf eine Vollsperrung hin. Ich hoffe es, trifft nicht auch die Fußgänger. Als ich die Baustelle bei Fahrdorf erreiche, ist nur die Straße gesperrt. Der Radweg ist bereits mit einer neuen Asphaltschicht bedeckt.

Drei große Fräsen arbeiten seitlich versetzt mit einigem Abstand zueinander. Sie fräsen den Asphaltbelag in einer Tiefe von etwa 10 cm ab. Der Schutt wird sofort auf den vorausfahrenden Lkws mit einem Förderband transportiert. Viel Lärm, Staub und Gestank nach Teer liegt in der Luft. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen der Lkws. Die Fräsen entfernen den Belag mit 20 Meter pro Minute. Damit schaffen sie 1,2 Kilometer Straße in einer Stunde. Glücklicherweise bewegen sich die Fräsen in entgegengesetzter Richtung und so habe ich nach einiger Zeit nur noch die vorbei donnernden und Staub aufwirbelnden Lkws. Aber auch das hört mit der Zeit auf.

In einem Wartehäuschen vor dem Ort Güby mache ich Rast und sehe mit gemischten Gefühlen die dicken grauen Wolken über mir. Hoffentlich nicht schon wieder Regen. Es muss doch endlich mal damit zu Ende sein!

Auch meine endlose Gerade endet dann doch nach etwa 6 Kilometern und auch die Baustelle endet kurz vorher. Noch ist nicht viel Verkehr hier unterwegs, wahrscheinlich gibt es eine Umleitung.

Zwei Jungen überholen mich mit ihren Rädern. Der Eine hat einen Anhänger, der normalerweise für Kleinkinder gedacht ist, hinten dran. Nach etwa 500 Metern hole ich beide wieder ein. Sie haben ein Problem und versuchen das Navi in der Halterung zu befestigen. So komme ich mit ihnen ins Gespräch.

Beide Jungen sind 14 Jahre alt und gehen in Husum in verschiedene Gymnasien. Gestartet sind sie in Fresendelft bei Husum, ihren Heimatort, und wollen bis nach Schwerin fahren. Im Anhänger sind ein Wurfzelt und ihre Sachen. Sie wechseln sich mit den Rädern ab. Einer der beiden erzählt mir, dass er als Hobby programmiert und bereits eine Licht- und Musiksteuerung für Veranstaltungen programmiert hat. Und wenn ich ihn richtig verstanden habe, auch einen Blog betreibt. Sie wollen heute noch bis nach Kiel fahren.

Dann trennen sich unsere Wege und sie enteilen mir. Doch im nächsten Ort sehe ich sie aus einem Supermarkt kommend kurz wieder. Weiter geht es auf der nun wieder befahrenen B76. Glücklicherweise reihen sich nun einige Dörfer aneinander und so ist der Weg nicht ganz so eintönig.

Dann endlich erreiche ich Eckernförde, mein Navi zeigt mir aber noch ca. 6 – 7 Kilometer bis zur Jugendherberge. Bei einer kirchlichen Einrichtung mache ich auf dem Hof eine Pause. Eine Gärtnerin kommt an mir vorbei und wir kommen ins Gespräch. Ihr Wunsch ist es, den Fernwanderweg E1 mit einer Gruppe zu laufen. Ich erzähle ihr von meinen Pilgerreisen und zum Schluss gibt sie mir noch einen guten Tipp. Nicht weit von meinem Rastplatz, soll ich einen kleinen Pfad Richtung See nehmen und anschließend dicht am Wasser durchs Grüne weiterlaufen. Die Straße, die ich für meinen Weg vorgesehen habe, hat eine Totalsperrung auch für Fußgänger. Die dortige Umleitung würde für mich einen längeren Weg bedeuten.

Ich befolge ihren Rat und komme am Geländer einer militärischen Einrichtung vorbei. Danach erreiche ich den See „Windebyer Noor“. Dort bin ich im Wald in unmittelbarer Nähe zum See. Viele Hinweisschilder zu Pflanzen und Vögel geben Auskunft von diesem Gebiet. Dieser schöne Weg mündet wieder auf meiner Route. Von dort sind es dann noch etwa zwei Kilometer und meine heutige Unterkunft ist erreicht. Um 20 Uhr bin ich dann endlich da und erfahre, dass Wanderer und Radfahrer hier bevorzugt untergebracht werden. Mein Zimmer liegt im Keller mit Blick auf eine Rasenfläche. Die Jugendherberge ist ausgebucht, nur in meinem Mehrbettzimmer sind noch drei Betten frei.

Ich komme zunächst nicht zum Duschen, hier im Keller tummeln sich viele Kinder und Jugendliche und belegen alle Duschen permanent. Nach 21 Uhr weiß ich, ich habe das Zimmer heute für mich alleine.  

75. Etappe: 30. Juni 2013

Süderschmedeby – Schleswig  19,9 km

Ich werde um 6 Uhr wach, das Licht brennt und mein Notebook liegt aufgeklappt neben mir im Bett. Bin gestern beim Bearbeiten der Bilder eingeschlafen.

Etwas früher als vereinbart komme ich zum Frühstück. Meine Zimmerwirtin hat schon alles fertig und sitzt bereits am Tisch. Wir unterhalten uns über meinen Weblog und vor allem aber über ihre bewegte Geschichte. Sie hat im Tschad und in Benin mit ihrer Tochter gelebt und hat dort unterrichtet. Mich fasziniert ihr interessantes und aufregendes Leben. Nun ist sie Rentnerin und genießt ihr Leben u. a. mit Schreiben. Unsere Unterhaltung zieht sich bis 10 Uhr. Als ich beim Packen bin, stelle ich fest, dass ich meine heutige Tour noch nicht fertig geplant habe. Und so komme ich erst um 11:15 Uhr los.

Es ist glücklicherweise trocken, aber noch kühl ist und so starte ich mit Jacke. Der Ort Süderschmedeby ist schnell durchquert und ich bin danach auf einer kleinen Kreisstraße fast ohne Verkehr unterwegs. Endlich sehe ich auch mal ein Haus, bei dem das Dach neu mit Schilf eingedeckt wird. Alle Stufen der Arbeiten sind hier gut sichtbar und ich mache einige Fotos davon.

Nach einiger Zeit führt die kleine Kreisstraße fast parallel neben einer viel befahrenen Straße entlang. Uns trennen stellenweise nur Büsche und Bäume. Der Zahn der Zeit nagt gewaltig am Belag der Straße, aber dafür begegnet mir weiterhin nur selten Fahrzeuge.

Wieder fängt es an zu regnen und ich ziehe meinen Poncho an. Der Regen, mal heftig und mal nieselnd, begleitet mich über lange Strecken. Gegen 14 Uhr erreiche ich ein Gelände mit Antiquariatsmarkt und Café. Hier kehre ich ein. Das Café empfängt mich als Kaffeekannenmuseum. Um mich herum reihen sich Kaffeekannen in den verschiedensten Farben und Formen. Draußen fängt es sich wieder heftig an zu regnen und ich lasse mir Zeit mit dem Aufbrechen. Leider wird es nicht besser und so breche ich ziemlich lustlos auf. Der Regen mein ständiger Begleiter.

Unterwegs komme ich an einem Haus mit einem Schild: „Wir gewähren Pilgern Herberge“ vorbei. Ich bin wieder auf einem Jakobsweg unterwegs. Es regnet inzwischen wieder Bindfäden. Erst als ich Schleswig erreiche, hört es auf. Heute übernachte ich in der Jugendherberge im Mehrbettzimmer. Ich bin gespannt, ob ich das Zimmer trotzdem für mich alleine habe. 

74. Etappe: 29. Juni 2013

Flensburg – Süderschmedeby  25,6 km

Um 6 Uhr ist die Nacht und der angenehme Schlaf zu Ende. Kurz danach gehen wir zum Waschen ins Klubgebäude. Es nieselt bereits wieder und ist fast windstill. Im Anschluss daran packe ich meinen Rucksack. Ingolf fotografiert mich im Regen an der Segeljacht und wir begeben uns zum Frühstück wieder ins Klubgebäude.

Da Ingolf zunächst mit der Regattavorbereitung und schließlich mit der Verschiebung beschäftigt ist, warte ich seine Rückkehr ab. Dann verabschiede ich mich und erhalte noch den Tipp nicht auf der Straße, sondern etwas weiter am Hafen und dann über die Treppen hoch zur Stadt zu laufen. Ich bin von Anfang an wieder mit dem Poncho unterwegs. Es hat sich inzwischen eingeregnet und Bindfäden von Wasser prasseln auf mich nieder. Mein Weg durch Flensburg ist ein Auf und Ab. Zum Aufwärmen, denn es sind nur 12 Grad Außentemperatur und Dauerregen, gehe ich ins Bahnhofsgebäude und trinke dort einen Kaffee. Zunächst bin ich allein, dann aber kommt eine Gruppe Dänen auf dem Weg nach Düsseldorf ins Café. Sie sind auf einer Studienreise und gehören zu einem Deutschkurs in Kopenhagen.

Unmittelbar nach dem Bahnhof erreiche ich über einen kleinen Pfad, einigen Treppenstufen und einer Brücke über die Bahntrassen den Europäischen Fernwanderweg E1.

Der Europäische Fernwanderweg E1 beginnt in Umbrien in Italien und verläuft bis zum Nordkap, dem nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Seine Gesamtlänge beträgt 4900 Kilometer, davon 1900 Kilometer in Deutschland. Es werden dabei die Länder Norwegen, Schweden, Dänemark, Deutschland, Schweiz und Italien durchquert. Noch nicht alles ist bisher gut markiert mit dem schwarzen Kreuz auf weißem Hintergrund.

Nach der Brückenüberquerung und einer Biegung befinde ich mich hinter dem Bahnhofsgelände sofort im Grünen. Dort bleibe ich auch einige Zeit, dann erreiche ich das Industriegebiet von Jarplund. Hier will mich der GPS-Track auf einen Weg schicken, den es zumindest jetzt nicht mehr gibt. Ich stehe vor einem verlassenen Grundstück mit hoch wucherndem Gras und mit einem Zaun davor. Also zurück und der Straße folgend. In diesen Momenten ist ein Navi ein segensreiches Instrument. Schon nach etwa einem Kilometer biege ich wieder ins Grüne ein. Der Regen hat endlich aufgehört und ich habe vor mir ein Paar, welches ich nach einiger Zeit erreiche. Der Mann spricht mich an und wir kommen ins Gespräch. Dabei fotografiert er mich gekonnt mit seiner Frau. Von ihm erfahre ich von einem Megalithgräberfeld in der Nähe. Er beschreibt mir auch den Weg dorthin und so verlasse ich den E1, um sicherzugehen, dass ich auch zum Gräberfeld finde, und laufe auf der Kreisstraße weiter.

Kurz vor dem Sankelmarker See kommt bereits das Hinweisschild zu den Gräbern. Ich biege ab und erreiche nach 100 Metern den Arnkiel-Park in Munkwolstrup bei Oeversee mit einem wiederhergestellten Großsteingrab und viel Information dazu.

Auf dem Parkgelände befinden sich ein Rundhügel und sechs Großsteingräber. Eines der Hünengräber wurde rekonstruiert. Diese Megalithanlage wurde von der Trichterbecherkultur um 3500 und 2800 v. Chr. errichtet. Dank des Magisters, Propst und Altertumsforschers Troels Arnkiel (1638-1712) mit seiner Beschreibung von 1690 auf seiner Ochsenweg-Wanderung, kennt man den damals noch erhaltenen Zustand der Anlage. Im 18. Und 19. Jahrhundert wurden die Steine der Gräber für den Straßenbau, einem Österreichdenkmal und beim Wiederaufbau des um 1788 durch Brände fast zerstörten Dorfes Munkwolstrup verwendet.

Nach der Besichtigung bleibe ich auf der Kreisstraße, denn dieser Weg ist kürzer und die Zeit vorangeschritten. Ich tangiere den Ort Oeversee und komme an einem historischen Krug (= ländlicher Gasthof) mit reetgedecktem Dach aus dem Jahr 1519 vorbei. Heute ein Hotel der gehobenen Klasse.

Weiter unterwegs sehe ich weitere reetgedeckte Häuser in einem bisher mir noch nicht bekannten Stil. Die Dächer dieser Gegend haben auf dem Heidekrautaufsatz noch kurze sich am First kreuzende Balken.

Dann wechsel ich etwa zwei Kilometer vor dem Ziel auf einen kleinen Weg, der nach einer schadhaften Asphaltdecke in ein gut erhaltenes Kopfsteinpflaster wechselt. Ein Mann mäht gerade den grünen Randstreifen mit einem Rasentraktor. Er spricht mich an und will das Woher und das Wohin wissen. Natürlich auch meine heutige Bleibe. Als ich den Namen Hansen sage, ergänzt er sofort mit „Galerie Hansen“. Gleichzeitig bietet er mir für den Notfall auch ein Bett bei sich an. Von ihm erfahre ich, dass ich mich auf dem über 100 Jahre alten Ochsenweg befinde. Früher wurde dieser Weg für den Viehtrieb genutzt.

Mit der Beschreibung zur Galerie Hansen setzte ich meinen Weg fort und erreiche die beschriebene Straße. Nur finde ich kein Haus mit einer Katze auf dem Dach und der Hausnummer 9. Dies hatte mir meine Zimmerwirtin am Telefon beschrieben. Ich suche weiter in diesem verschlafen kleinen Ort und muss an einem großen Wohnwagen vorbei. Dieser wird gerade über eine Fernsteuerung rangiert. Der Mann des Wohnwagens spricht mich an und fragt mich gleich aus. Ich gebe ihm bereitwillig Auskunft und erfahre, dass er ein pensionierter Berufsoffizier ist. Da er an meiner Reise interessiert ist, gebe ich ihm meine Visitenkarte mit der Blogadresse. Auch er beschreibt mir den Weg zur Galerie und ich erkläre ihm, dass ich dort bereits war und die angegebene Straße dort nicht ist. Kein Problem für ihn, er beschreibt mir den Weg zu dieser Straße. Vermutlich habe ich rechts und links vertauscht und stehe kurz danach auf der beschriebenen Straße, jedoch ohne das Haus zu finden. Nun rufe ich bei meiner Zimmerwirtin an und sie will zur Straße kommen. Ich warte und einige Zeit vergeht, keine Zimmerwirtin taucht auf. Nun begebe ich mich wieder auf die Suche und ein Fahrzeug kommt auf mich zu. Es ist meine Zimmerwirtin und sie hat mich inzwischen mit dem Auto im Ort gesucht.

Nach meiner Ankunft bereitet sie mir Bratkartoffel zu und beim Essen unterhalten wir uns noch einige Zeit. Sie hat bereits ein sehr bewegtes und interessantes Leben hinter sich und ist nun in Rente oder Pension. Sie muss nach dem Essen weg, und ich beginne im Esszimmer meinen Bericht zu schreiben. Doch müde von der kurzen Nacht gehe ich ins Bett und setzte dort zunächst mein Schreiben fort. Dabei schlafe ich ein.