107. Etappe: 06. August 2013

Mescherin – Friedrichsthal  16 km

Nach dem Frühstück um 8 Uhr lade ich drei Berichte und Bilder hoch auf meinen Blog. Wieder muss ich mich in Geduld üben, die Internetverbindung ist sehr langsam. An der Rezeption bekomme ich eine Rufnummer und Adresse für Friedrichstahl und einen Ausdruck verschiedener Unterkünfte in Schwedt. Mein heutiges Ziel ist Schwedt, etwa 27 Kilometer entfernt vom Startpunkt. Als ich schließlich loslaufe, ist es 10:45 Uhr. Es ist bereits drückend warm und soll nach Wettervorhersagen noch sehr heiß werden.

Ein kurzes Stück geht es noch direkt an der Oder entlang, dann steige ich hoch auf die Obere Dorfstraße. Durchquere den Ort und bin am Ortsende sofort im Wald neben der Oder. Viele junge Linden bilden mit ihrem Blätterdach eine Allee. Es ist angenehm kühl hier. Zeitweise entferne ich mich etwas von der Oder. Nach dem kühlenden Wald geht es wieder dichter an der Oder entlang und schwitzen ist damit angesagt. Sofort haben mich die Mücken und Bremsen wieder als Appetithappen ausgemacht.

In Gartz, direkt an der Oder im Schatten von Sonnenschirmen, mache ich bei einem Imbiss eine Pause. Anschließend geht es ein Stück durch den Ort und schließlich laufe ich auf dem Deich mit freiem Blick zur Oder und in die Landschaft. Hier stehen viele Wiesen im saftigen Grün. Etwas weiter weg sind Bauern dabei auf gemähten Wiesen die gepressten Heurollen auf Anhänger zu laden.

Zunächst von mir unbeachtet, verdunkelt sich der Himmel über mir. Ich beobachte fasziniert wie sich die Rinder dicht zusammenzurotten. Die ersten Blitze und das folgende Grollen machten mir deutlich, jetzt muss ich mich sputen. Schnell mache ich noch ein paar Fotos. Dann Rucksack runter, Rucksackgurt fürs Anziehen neu einstellen, Poncho raus und den hinteren Teil über den Rucksack gestülpt. Dann den Rucksack wieder schultern. Die zuvor herrschende Windstille verändert sich plötzlich. Ich kämpfe noch mit dem Rucksack und dem Poncho, schaffe es aber gerade noch in die Ärmel zu schlüpfen und den vorderen Teil über den Kopf zu ziehen. Dann blasen sturmartige Böen auf mich ein. Ich laufe mit kräftigem Schritt schräg gegen den Wind ankämpfend in Richtung heller Wolken und heutigem Ziel. Die ersten Tropfen fallen und ich hoffe, dass kein Hagel auf mich niederprasselt. Hier auf dem Deich wäre ich dem Hagel schutzlos ausgeliefert. Es ist glücklicherweise nur heftiger Regen. Mehr Probleme bereiten mir immer noch die starken Windböen, sie blasen weiter seitlich auf mich ein. Immer wieder schau ich nach oben und sehe die schweren dunkelgrauen Wolken über mich hinweg ziehen. Offensichtlich habe ich mich nur am Rand des Unwetters befunden. Schon wenige Minuten später hört der Wind und der Regen auf. Die Sonne kommt zwischen den nun helleren Wolken schon wieder hindurch. Ich drehe mich noch einmal um und sehe am Horizont die Landschaft noch komplett im dunklen Grau eingehüllt.

Der kurze Regenguss hat keine Abkühlung gebracht. Ich ziehe den Poncho noch nicht aus, stülpe aber den vorderen Teil auf den Rucksack. Bei der nächsten Bank rufe ich die Pension in Friedrichsthal an und buche ein Zimmer. Noch während des Telefonats sehe ich schon seitlich von mir die nächsten dunklen Wolken. Doch diesmal habe ich das Gefühl, die Wolken kommen auf mich zu. Nun drücke ich mächtig aufs Tempo. Der Himmel zieht sich wieder zu und mehrfach höre ich ein Donnergrollen.

Um zu meiner Unterkunft zu gelangen, muss ich in den Ort und auf der einzigen Dorfstraße fast einen Kilometer zurücklaufen. Ich erreiche meine Bleibe und kaum habe ich mein Zimmer bezogen, regnet es. Doch diesmal bleibt ein Unwetter aus. Erst spät abends gbt es noch ein Gewitter.  

106. Etappe: 05. August 2013

Krackow – Mescherin  19,3 km

Nach einem ausgiebigen Frühstück bei meiner Zimmerwirtin starte ich bei bewölktem Himmel, aber noch bei angenehmer Temperatur. Ich habe mich heute entschlossen, den kürzeren Weg, entlang der Bundesstraße B113 zu laufen. Gestern führte mich das letzte Wegstück an der B113 auf einem Radweg zum Zielort entlang. Doch heute Morgen am Ortsausgang endet der Radweg und ich bin wieder am Straßenrand unterwegs. Wie schon gestern begegnen mir auch heute nur wenige Fahrzeuge.

Ich bin mal wieder auf einer lang gezogenen geraden Straße unterwegs. Diese verläuft jedoch wellenförmig. Immer wenn ich nach dem Anstieg den Horizont erreiche, kommt nach einer Senke die nächste Gerade. Nur diesmal bin ich durch die reizvolle und wellige Landschaft beiderseits des Weges abgelenkt. Nun herrschen ein heller Braunton und einige Gelbtöne hauptsächlich vor. Riesige Getreidefelder, teilweise abgeerntet, reichen bis zum Horizont. Unterbrochen werden die Flächen vom Grün der Bäume und Büsche, jedoch inzwischen dunkler und matter. In der Ferne sind riesige Mähdrescher im Einsatz und ziehen eine deutlich sichtbare Staubwolke mit sich hinterher.

Dann das erste Hinweisschild auf die zu kreuzende Autobahn. Je näher ich komme, um so mehr Verkehr kommt auf. Meistens sind es Lkws, aus Richtung Berlin kommend. Alle Lkws weichen mir mit deutlichem Abstand aus. Oft fahren sie auf der Gegenspur an mir vorbei. Unmittelbar nach der kreuzenden Autobahn erreiche ich Storkow. Hier lässt der Verkehr wieder nach und ich mache die erste Pause. Eine schon mal vorhandene Blase muss verarztet werden.

Nachdem ich fast den Ortsausgang erreicht habe, plötzlich ein Rufen. Zunächst sehe ich niemanden, dann tritt ein älter Mann zwischen Bäumen hervor. Er freut sich sehr, einen Wanderer zu sehen und wir unterhalten uns am gerade angekommenen Bäckerwagen eine Weile.

In seiner Jugend war er Zimmermann und auch auf der Walz. Inzwischen ist er 76 Jahre alt und lässt es jetzt etwas ruhiger angehen. Er ist aber stolz, weder Bluthochdruck noch Blutzucker zu haben. Auch für ihn ist Bewegung wichtig.

Nach Storkow hat mich die lange gerade B113 wieder und wieder ohne viel Verkehr. Ab Damitzow gibt es wieder einen Radweg und auf diesem Stück verläuft auch wieder der Oder-Neiße-Radweg. Am Ortseingang von Tantow sehe ich auf einer Wiese zwei Störche. Sie lassen sich durch mich nicht aus der Ruhe bringen und suchen weiter nach Nahrung. Ganz anders gestern die Kraniche, die, kaum haben sich mich gesehen, davon flogen.

Meine Blase schmerzt und so lege ich am Ortsrand im Schatten eines großen Baumes eine Verarztungspause ein. Kaum sitze ich im Gras und habe meine Schuhe und Strümpfe aus, fällt eine Invasion von Ameisen über mich her. In Hektik ziehe ich wieder Strümpfe und Schuhe an, schultere meinen Rucksack und flüchte vor den Plagegeistern. Doch einige haben sich unter meinem Hosenbein eingenistet und beißen kräftig zu. Ich eile auf die andere Straßenseite und suche einen geeigneten Platz. Bei einem Mehrfamilienhaus steht im abgezäunten Gelände eine Bank. Ein Mann kommt gerade aus dem Gelände und ich frage ihn, er lässt mich ins Gelände. Kaum sind Schuhe und Strümpfe aus und Hosenbein hoch, sehe ich zwei Ameisen am Bein krabbeln. Sie überleben ihre Attacke auf mein Bein nicht.

Nach der Zwangspause geht es bei drückender Hitze weiter an der wenig befahrenen B113 und schließlich erreiche ich die Kreuzung mit der B2. Nachdem ich die Bundesstraße B2 überquert habe, nimmt der Verkehr drastisch zu. In etwa 3 Kilometer gibt es bei Mescherin, meinem heutigen Ziel, einen Grenzübergang. Nun sehe ich fast nur noch Fahrzeuge mit polnischem Kennzeichen. Fahrzeugkolonne für Fahrzeugkolonne rollt in Schüben an mir vorbei. Häufig wird viel zu schnell gefahren und oft werde ich als Fußgänger nicht sonderlich beachtet. Die Abstände zu mir könnten größer sein. Meine Anspannung nimmt deutlich zu. Dann eine scharfe Kurve mit Leitplanken. Hier habe ich keine Ausweichmöglichkeit. Ich habe jedoch Glück, in dieser Kurve kommt mir nur ein vernünftiger Fahrer entgegen. Dann sehe ich das Ortseingangsschild, und als ich endlich rechts in die Untere Dorfstraße, meine Zielstraße einbiege, fällt der ganze Stress von mir ab. Nach weiteren 300 Metern erreiche ich erstmals die Oder. Nur noch wenige Meter und ich stehe vor meiner heutigen Unterkunft. Sie liegt direkt an der Oder.

Nach dem Duschen gehe ich auf die Terrasse des zugehörigen Restaurants und sitze nun mit Blick auf die ruhig dahin fließende Oder. Eine herrlich ruhige Atmosphäre wirkt auf mich ein und ich lasse den Abend entspannt ausklingen.  

104. Etappe: 03. August 2013

Rieth – Pampow  25,3 km

Diesmal bin ich mit Zeltabbau und Packen bereits kurz nach 8 Uhr fertig. Zusammen mit der Frau von gestern Abend gehe ich zum Frühstück zu einer Pension. Hinzu kommt noch ein Motorradfahrer aus Hamburg. Schnell sind wir in einem munteren Gespräch und die Zeit vergeht wie im Fluge und so beginnt meine heutige Etappe doch wieder später.

Nach dem Ort bin ich schnell in einem Nadelwald. Der schmale Waldweg verläuft schnurgerade hindurch, nur gelegentlich gibt es zwischendrin eine leichte Biegung. Es ist schon wieder sehr warm und die Fichten bieten nur wenig Schutz vor der Sonne. Bis zum Horizont blicke ich auf endlose dünne lange Nadelbäume, sie wirken auf mich wie Streichhölzer. Stellenweise bewege ich mich auf einem Deich. Nach längerer Zeit wechselt der Nadelwald in einen Laubwald mit hauptsächlich Buchen und Birken. Sofort wird es dunkler und der Wald empfängt mich mit einer herrlichen Kühle.

Leider endet diese Kühle alsbald und ich erreiche ein Gestüt. Auf einer Koppel sehe ich nach Wochen zum ersten Mal wieder Pferde. Sie scheinen die Freiheit auf der großen Koppel zu genieße und einige galoppieren umher.

Nach diesem Gestüt geht es nun neben einer grob gepflasterten kleinen Straße entlang. Es wechselt öfters zwischen Laub- und Nadelwald. Die gepflasterte Straße bleibt noch für einige Zeit, doch mein unbefestigter Weg, nur wenige Meter entfernt davon, wechselt in einen neu asphaltierten Weg.

Inzwischen ist aus der gepflasterten kleinen Straße auch eine asphaltierte Landstraße geworden. Der Radweg verläuft weiterhin wenige Meter davon entfernt. Oft trennen eine Reihe Bäume Straße und Radweg. Nach einem Hinweisschild sind Stettin nur 31 Kilometer und ein Grenzort nur 3 Kilometer entfernt. Ich laufe durch das Stettiner Haff.

In Glashütte sehe ich dann auch, dass nicht überall der Wohlstand angekommen ist. In eines der renovierungsbedürftigen Gebäude kann ich durch ein geöffnetes Fenster schauen und erschrecke von der Armut, die mir dort sichtbar wird. Im Ort dann endlich ein Hinweisschild zu einem Gasthof. Ich eile dorthin, nur um hoffentlich der Hitze einmal zu entfliehen und etwas Kühles zu trinken. Am Gasthof angekommen, kann ich kaum glauben, dass dort einige Personen draußen sitzen. Im Inneren des Gasthofs ist diese gehoffte Kühle. Es ist mehr eine große Halle als ein normaler Gastraum. Nun genieße ich kühle Getränke und ein Eis.

Weiter geht es an der Landstraße mit separatem Radweg entlang. Heute sind mir nur wenige Fahrzeuge und noch weniger Radler und Menschen begegnet. Es ist ruhig geworden nach den Seebädern auf Usedom. Die Hitze ist heftig und inzwischen läuft mir der Schweiß in Strömen. Wieder kämpfe ich gegen Bremsen, die scheinen mich als Appetithappen entdeckt zu haben. Der Weg zieht sich und so langsam möchte ich irgendwo nur ankommen. Wo das weiß ich allerdings noch nicht. In Grünhof schaue ich erstmals nach einem Schild „Zimmer frei“.

Schließlich biege ich auf einen kleinen Wirtschaftsweg ab und nach meinem Navi erreiche ich in etwa 5 Kilometern einen größeren Ort. Meine Hoffnung steigt, hier eine Unterkunft zu bekommen. Das Zelt ist heute nur eine Notlösung. Es ist Gewitter für diese Gegend vorhergesagt.

In Pampow angekommen sehe ich kein Schild mit Zimmervermietung, doch auch keinen Menschen um danach zu fragen. Die scheinen vor der Hitze geflohen zu sein. Endlich entdecke ich ein älteres Paar im Schatten eines Daches auf Liegestühlen. Meine Frage fällt positiv aus. Die Frau zeigt mir ein Haus, dort soll ich es probieren. Weitere Möglichkeiten kennt sie hier nicht.

Je näher ich dem Gebäude komme, um so angespannter bin ich. Dann vor dem Eingang ein Schild: „Zimmer frei“. Jetzt noch die letzte Hürde und ich klingele. Eine Frau öffnet mir und ich erfahre, dass es nur ein Doppelzimmer, eigentlich eine Ferienwohnung, ist. Die Frau hat Erbarmen mit mir und ich kann eintreten.

Es ist ein großes Zimmer mit Ess- und Sitzbereich und am Ende des Raumes das große Doppelbett. Dann ein großer Sanitärbereich und die Küche, die ich aber nicht benutzen darf. Meine Frage nach einem Gasthof oder Restaurant zum Abendessen verneint sie. Sie bietet mir aber an, Spaghetti Bolognese zuzubereiten. Ich nehme dankend an und erhalte später einen großen Teller hoch mit dem leckeren Gericht serviert. Ganz anders als in Rieth, meiner letzten Station, als ich einen kleinen Teller mit überschaubarer Menge Bratkartoffeln und einem kleinen zähen Stück Fleisch bekommen hatte.  

Das Schreiben des Berichtes gebe ich schnell auf, nur die wenigen Bilder bereite ich fürs Internet vor. Dann liege ich erschöpft im Bett und bin auch schnell eingeschlafen.

 

103. Etappe: 02. August 2013

Bellin – Rieth  13,5 km

Wieder komme ich verspätet von der Jugendherberge weg. Meine heutige Etappe führt direkt an der Jugendherberge vorbei und schnell bin ich auf dem Radweg im Wald. Schon jetzt gegen 10:45 Uhr ist es drückend warm. Die Bäume spenden nur wenig Schatten. Bei einem Tümpel, wieder mit Algen überzogen beobachte ich einen Schwan und mehrere Enten. Ihr Schnäbel sind unentwegt unter Wasser. Hier scheint ein reichhaltig gedeckter Tisch für sie zu sein.

Vor dem Ortseingang halte ich bei einem Verkaufsstand von Obst, Gemüse und Eiern an. Hier stehen mehrere Stühle im Schatten. Als ich frage, ob ich mich dort hinsetzten darf, wird es mir gestattet. Gleichzeitig erhalte ich kostenlos eine Schale mit leckeren Himbeeren und später noch eine Schale mit Blaubeeren.

Die Frau fragt interessiert nach meiner Wanderschaft und dabei erzählt sie mir, dass sie zur Entspannung schon ein paar Mal im Kloster war. Ihr gefällt es dort sehr gut, nur hält die Entspannung leider nicht lange vor. Schnell sind wir beim Wandern und Pilgern und später bei weiteren Themen.

Weiter geht es durch Vogelsang-Warsin und durch Warsin und dann auf einem Wirtschaftsweg raus in die Natur. Es ist inzwischen heiß geworden. Der folgende Nadelwald bietet keinen ausreichenden Schatten. Es ist himmlisch still hier und ich mache auf einer Bank meine Pause und bin auch schnell eingeschlafen.

Der Nadelwald wechselt zu einem Mischwald. Die jungen Eichen sind noch in Buschhöhe und wieder einige Zeit später stehen zwischen den hohen Fichten bereits kleine Laubbäume. Sofort umgibt mich eine angenehme Kühle. Aus dem Wanderweg wird schließlich ein zusätzlicher asphaltierter Radweg. Erstmals sehe ich auch ein Hinweisschild zum Oder-Neiße-Radweg.

Schon die Ostsee wieder im Blick führt der Radweg auf den Deich. Beiderseits des Deichs wächst nun wieder Schilf. In einiger Entfernung sehe ich einen jungen Mann bei Pflücken am Deich. Als ich ihn erreiche, sehe ich, dass er Brennnessel sammelt. Ich frage ihn, ob er es als Gemüse verarbeitet. Er verneint und erklärt mir, dass es klein gehackt und unter das Futter für die Hühner gemischt wird.

Weiter auf dem Deich sehe ich schon von Weitem eine Aussichtsplattform, und als ich näherkomme, Personen oben stehen. Auch ich steige hinauf und habe eine herrliche Aussicht auf die Ostsee. Ich komme mit dem Radlerpaar schnell ins Gespräch.

Sie sind auch auf dem Oder-Neiße-Radweg unterwegs. Beide haben schon anspruchsvolle Touren, auch in Skandinavien hinter sich gebracht. Auch mehrere Bergwanderungen in den Alpen sind dabei. Wir unterhalten uns über die Ausrüstung bei solchen Touren und schnell vergeht die Zeit im Gespräch mit ihnen.

Es ist inzwischen heiß und meine Lust noch lange zu laufen schwindet dahin. Bereits kurze Zeit später mache ich bei einem Imbiss mit einem kalten Getränk unter einem Sonnenschirm meine nächste Pause. Zur Sicherheit, da ich noch nicht weiß, ob ich eine Bleibe finde, lasse ich mir kühles Leitungswasser in meine Flasche füllen. Schon als ich mich dem Ort Rieth nähere, sehe ich ein Schild mit Pension und Zeltplatz. Dort marschiere ich hin, für heute reicht es mir. Die Zimmer und der Heuboden sind ausgebucht, aber auf der Wiese hinter dem Gebäude kann ich mein Zelt aufbauen. Diese Übernachtung kostet mich 7 € und ich habe den Sanitärbereich dabei.

Einige Zeit sitze ich noch draußen, doch gegen Abend fallen die Mücken über mich her. Ich flüchte ins Zelt. Eine Jugendgruppe trifft ein und bevölkert die Wiese und den Heuboden, ihre heutiges Übernachtungsdomizil. Noch einmal laufe ich zum vorderen Gebäude und will mir in den dortigen Ausstellungsräumen die Bilder anschauen. Als ich einen der Räume betrete, ist eine Frau beim Betten machen.

Sie hat dort für heute Nacht ein Notbett bekommen. Sie erzählt mir, dass sie ihre Tour in der Nähe von Berlin gestartet hat und bis nach Usedom will. Sie stammt aus Ravensburg. Von meiner Wanderschaft ist sie beeindruckt und schnell sind wir bei der notwendigen Ausrüstung, aber auch beim Tagebuch schreiben. Auch sie weiß, wenn man seine Eindrücke nicht sofort festhält, wird es schwierig. Der zeitliche Ablauf kommt durcheinander und in Vergessenheit. Sie hat einen sehr alten Zeitungsartikel über Usedom dabei, dort wurden sehr günstige Übernachtungsmöglichkeiten angeboten. Sie will versuchen dort eine Übernachtung zu bekommen, sicher nicht mehr zu dem alten Preis.

Wieder im Zelt höre ich die Jugendlichen noch erzählen und lachen, doch es ist nicht laut. Schnell hat mich der Schlaf eingeholt.