145. Etappe: 17. September 2013

Marktredwitz – Friedenfels
Distanz: 17,8 km; Aufstiege: 474 m; Abstiege: 547 m

Heute beginnt meine erste Etappe auf dem Goldsteig. Außerdem starte ich heute mit dem dritten Paar Wanderschuhen und den dritten Einlagen. Es läuft sich gut und ich merke, dass der Wechsel der Einlagen dringend notwendig war.

Der Weg raus aus Marktredwitz führt mich auf einer ansteigenden Straße vorbei an Kellergewölben unter Erdhügel. Eine Passantin erzählt mir, dass die Kellergewölbe unter Denkmalschutz stehen. Die Stadt aber kein Geld hat, diese Keller auch zu erhalten. Die alten Häuser hatten früher kein Kellergeschoss und so wurde in diesen Gewölben Lebensmittel und Kartoffel aufbewahrt.

Schon unterwegs sehe ich die dicken Regenwolken aufziehen und so bereite ich mal wieder den Poncho vor. Obwohl der Goldsteig am Ende der Stadt ausgeschildert ist, schaffe ich es, ein Stück falsch zu laufen. Mein Weg führt mich an Pferdekoppeln, an Maisfelder und an Wiesen vorbei. Auf einer Bank mache ich eine kleine Pause und betrachte mit Sorge die aufziehenden dunklen Wolken.

Nach Überquerung eine Staatsstraße führt mich der Weg über nasses hohes Gras durch eine Wiese. Bei einer Anhöhe erreiche ich einen Wirtschaftsweg und dort geht es weiter. Statt dem Goldsteig in Waldershof zu folgen, nehme ich jetzt den Weg entlang einer kleinen Straße. Der Verkehr hält sich in Grenzen und so erreiche ich schließlich Walbenreuth und bin ab dort wieder auf dem Goldsteig. Schon im Ort steigt der Weg an und mündet kurze Zeit später in einen Feldweg. Der Blick zurück zeigt mir eine herrliche Landschaft des Oberpfälzer Waldes. Nur stellenweise wird die Landschaft von der zwischen den Wolken hindurchscheinenden Sonne erhellt. Dieses Licht- und Schattenspiel fasziniert mich und ich genieße dies Augenblicke. Einige schöne Momente kann ich mit der Kamera einfangen.

Weiter geht es durch einen Wald auf einem teilweise völlig vermatschten Weg. An einigen Stellen wurden Ziegelreste aufgeschüttet. Hier wird wohl der Weg neu befestigt. Schließlich erreiche ich den Waldrand und laufe dort neben einer großen Wiese entlang, hoch zu einem auf der Höhe stehenden Gebäude. Dann biegt der Weg in den Wald ab und wenig später umgibt mich ein Heer von Blumen. Wieder einmal bin ich völlig ahnungslos, was um mich herum hier wächst. Am Ende des Blumenweges stapfe ich durch völlig aufgeweichten Waldboden und erreiche schließlich das Gebäude. Es ist ein Restaurant und ich habe Glück, denn es ist erst seit gestern wieder, nach einem Pächterwechsel und nach Renovierungsarbeiten, geöffnet.

Nach einer Pause geht es weiter Richtung Weißenstein. Wieder habe ich einen herrlichen Blick auf den Oberpfälzer Wald. Immer noch hängen drohend graue Wolken am Himmel. Solange es nicht regnet, stören sie mich aber nicht. Der weitere Weg durch den Wald führt mit einem Schlenker hoch zur Burgruine Weißenstein. Hoch auf die Ruine über eine Treppe zu steigen, verkneife ich mir mit meinem Rucksack. Vermutlich hätte ich einen grandiosen Ausblick. Doch alles kann man nicht haben und so geht es zunächst wieder auf einem schmalen Pfad abwärts. Dabei komme ich an einem mächtigen Felsentor vorbei. Danach heißt es wieder runter vom Berg und jetzt wechseln sich breite Waldwege mit schmalen Hohlwegen, nach Friedenfels, ab. 

142. Etappe: 13. September 2013

Adorf – Rehau
Distanz: 23,1 km; Aufstiege: 481 m; Abstiege: 373 m

Es ist bewölkt und dicke graue Regenwolken hängen am Himmel. Bereits im Ortskern an der Kirche ziehe ich zur Sicherheit den Poncho halb an. Adorf verlasse ich über eine wenig befahrene Kreisstraße Richtung Grenze zu Tschechien. Teilweise habe ich einen schönen Blick in die bergige Landschaft des Vogtlandes. Die Ferne ist leicht in Nebel getaucht. Von der Kreisstraße wechsel ich schließlich auf einen Waldpfad. Dieser Weg ist auch Teil des Vogtland Panorama Weges. Unterwegs komme ich an einen interessanten Felsblock, mit Namen „Hoher Stein“, vorbei.

Dieser Felsblock besteht überwiegend aus Quarz und feinschuppigem Muskovit. Im alten Moskau wurde dieser Quarz für die Herstellung von Fensterscheiben verwendet.

Wenige Meter vor der Grenze wechsel ich auf eine kleine Straße und erreiche dann die Grenze zu Tschechien. Nicht viel, lediglich ein Schild mit „Ceska Republika“ zeigt mir, hier betrete ich hier Tschechien. Direkt hinter der Grenze ein Altenheim. Dann laufe ich Richtung Hranice und auch hier lässt nur ein Hinweisschild erkennen, dass ich im Nachbarland bin. Hranice verlasse ich wieder auf einer kleinen Straße. Unterwegs dann eine kleine Überraschung. Am Straßenrand steht ein alter Gedenkstein für Kriegsopfer des 1. Weltkrieges, errichtet 1929. Auf ihm nur Namen deutscher Gefallener. Mich erstaunt, dass dieses Mahl unbeschädigt die Zeit hier überdauert hat. Viele kleine Dörfer in Grenznähe wurden abgerissen und nichts erinnert heute mehr daran. Genau so erfahren in der Nähe des ehemaligen Ortes Moldau, heute Moldava, von einer alten Frau. Sie berichtete mir aus ihrer Kindheit.

Längere Zeit führt mich mein Weg über diese kleine Straße und dann wechsel ich auf einen Feldweg. Zunächst läuft es sich noch recht gut, doch dann ist der Weg übersät mit Pfützen und ich habe Mühe daran vorbei zu kommen. Kaum wird der Feldweg wieder besser, stehe ich vor einem Elektrozaun und der versperrt mir das Weiterlaufen. Dahinter eine große Weide, die Wegespuren sind aber weithin sichtbar. Mein Navi zeigt mir keine Alternativen und eine Karte von hier habe ich nicht. Ein zurück, wieder über Hranice, wäre beträchtlich und so entscheide ich mich für das Weiter. Eine kurze Berührung und ich weiß, hier fließt noch Strom. Zunächst schiebe ich den Rucksack unter dem Zaun durch. Dann krabbel ich auf allen Vieren, mit leichter seitlicher Verrenkung, den losen mittleren Pfosten hochhaltend, unter dem Zaun hindurch.

Auf dem Weg über die Weide sehe ich in einiger Entfernung eine Rinderherde, einige schauen neugierig zu mir. Jetzt jedoch vermeide ich das Reden mit den Rindern. Nur zu gut habe ich das neugierige Kommen im Münsterland und Emsland, damals noch mit viel Spaß, in Erinnerung. Nur heute kann ich darauf verzichten, denn wenn sich ein Bulle in der Herde befindet, hört der Spaß auf. Doch die Rinder sind viel zu träge und so erreiche ich schließlich die andere Seite des Weges mit wieder einem Elektrozaun. Und wieder das gleiche Prozedere wie zuvor.

Lange laufe ich durch einen Wald, nie begegnet mir jemand. Dann erreiche ich eine Anhöhe mit einigen Windkrafträdern. Die scheinen schon etwas betagt zu sein, denn die Lagergeräusche sind bei einem Windrad unüberhörbar. Nach der Anhöhe geht es über einen matschigen Feldweg wieder einem Wald entgegen. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Grenze und hoffentlich gibt es keine weiteren Hindernisse. Mein heutiger Bedarf ist gedeckt. Der Feldweg schmiegt sich dicht an dem Waldrand entlang und nach ein paar Schleifen bin ich wieder im Wald und ein Wanderwegzeichen führt entlang meines Weges.

Dann erreiche ich die Grenze zu Deutschland. Von einem Grenzübergang ist nichts erkennbar. Beiderseits des schmalen Waldweges stehen Holzbänke. Ein Hinweisschild weist auf ein Projekt „Geschichte des verlorenen Dorfes Mähring“ hin und dann überschreite ich eine kleine Holzbrücke. Hier gibt es einen Rastplatz und eine Informationstafel zum Dorf Mähring. Nur etwa drei Meter weiter, steht leicht schief ein schlichtes Schild mit „Staatsgrenze“ darauf. Kaum zu glauben hier verlief einmal der „Eiserne Vorhang“. Als ich meinen Rucksack gerade für eine Pause ablege, kommen zwei Radfahrer von deutscher Seite angefahren und halten ebenfalls hier an.

Der Ältere spricht mich in einer mir nicht bekannten Sprache, ich vermute Tschechisch, an. Und ich antworte in Deutsch. Nun erklärt mir der Jüngere in einem guten Deutsch, dass sie Russen sind. Er lebt mit seiner russischen Frau in Rehau, meinem heutigen Ziel. Der Ältere ist sein Schwiegervater. Sie stammen aus einem Ort zwischen Moskau und dem Uralgebirge. Als ich nach meiner Wanderschaft gefragt werde, können sie sich kaum vorstellen, so lange und so weit zu laufen. Der Ältere schlägt mir lachend vor, doch einmal Russland zu umlaufen. Dann kann ich für mehrere Jahre unterwegs sein.

Nach dem Staatsgrenzschild biege ich auf einem breiten Weg ab. Nun bin ich im Freistaat Bayern und dort im Regierungsbezirk Oberfranken angekommen. Damit habe ich endgültig die neuen Bundesländer verlassen. Ein Hinweisschild weist auf ein Dreiländereck hin. Von diesem Dreiländereck habe ich zuvor in einem der letzten Unterkünfte schon gehört.

Bei diesem Dreiländereck trafen einst die drei Königreiche Bayern, Sachsen und Böhmen zusammen. Ab 1949 waren es die Bundesrepublik Deutschland, die Deutsche Demokratische Republik und die Tschechoslowakische Republik. Nachdem Tschechien dem Schengener Abkommen 2007 beigetreten ist, kann man nun ungehindert die Staatsgrenzen überschreiten.

Wieder geht es längere Zeit durch einen Wald, dann erreiche ich den Waldrand und sehe schon in der Ferne hinter einer Autobahn die Stadt Rehau. Bei einer Bank mache ich eine weitere Pause. Bayern empfängt mich nun mit weiß-blauem Himmel und Sonnenschein. Also packe ich endgültig meinen Poncho ein. Heute sah es nach Regen aus, doch glücklicherweise blieb der dann aus. Als ich so gedankenverloren auf der Bank sitze, in der Ferne das Schauspiel, kleiner Hund zieht Frauchen, beobachte, höre ich plötzlich das vertraute klack, klack, klack. Eine Nordic Walkerin erreicht mich und ich werde mit einem freundlichem „Grüß Gott“ begrüßt. Ja jetzt bin ich tatsächlich in Bayern angekommen.

Der weitere Weg zieht sich noch etwas, meine heutige Unterkunft liegt auf der anderen Seite des Ortes. Dann erreiche ich endlich den Gasthof. Später zum Ausfüllen der Meldekarte und zum Essen gehe ich runter in den Gastraum. An einem langen Tisch sitzen bereits einige Stammgäste fröhlich plaudern beieinander.

Die Wirtin fragt mich, ob ich auf dem Jakobsweg unterwegs bin. Ich verneine und erzähle ihr, ich Deutschland umrunde. Für sie unvorstellbar so lange unterwegs zu sein. Ob das denn meine Füße aushalten. Was den meine Familie so lange alleine mache. Fragen auf Fragen stürzen auf mich ein. Dann erzählt sie mir, hier war schon ein Motorradfahrer, auch auf der Umrundung Deutschlands. Ich bin jetzt die harte Variante dazu. Auch erzählt sie mir von einem inzwischen 79-jährigen, der viermal auf dem Jakobsweg unterwegs war. Einmal beginnend vom Bayerischen Wald aus. Dann fragt sie mich unvermittelt nach meinem Alter. Als ich ihr mein Alter nenne, scheint sie überrascht und antwortet: „Genau so alt wie mein Mann!“, dann ruft sie Richtung Stammtisch zu ihrem Mann: „Du musst auch wandern.“ Wir unterhalten uns noch eine Weile über schöne Landschaften und Tierbegegnungen.

141. Etappe: 12. September 2013

Mühlleithen – Adorf
Distanz: 28,8 km; Aufstiege: 381 m; Abstiege: 758 m

Schon kurz nach 5 Uhr plane ich meine heutige Etappe um, sie wird deutlich länger als ursprünglich gedacht. Dann suche ich wieder nach Unterkünften in Adorf, meinem heutigen Ziel. Diese werde ich von unterwegs anrufen, hier ist immer noch kein Funkkontakt vorhanden. Gegen 6:30 Uhr schaue ich nach meiner Wäsche und hole alle noch nicht ganz trockenen Teile ins Zimmer. Jetzt muss die Heizung den Rest erledigen.

Ich bin schon kurz vor Frühstücksbeginn im Aufenthalts- und Frühstücksraum. Die Zimmerwirtin ist noch beim Vorbereiten. Es wir alles liebevoll arrangiert und mein Hunger steigt mit dem Zuschauen. Zwei Wanderpaare kommen wenig später auch dazu und wir sind schnell im Gespräch.

Meine Hoffnung ohne Regen zu starten zerplatzt gleich an der Haustür und so bin ich wieder mit Poncho und leichtem Regen unterwegs. Nicht weit von der Pension kommt mir eines der beiden Wanderpaare entgegen. Wir unterhalten uns kurz, dann geht es weiter. Nachdem ich die Bundesstraße verlassen habe und wieder auf dem Kammweg unterwegs bin, treffe ich auch das zweite Wanderpaar. Wir unterhalten uns im Regen länger und schließlich kommen die Anderen wieder, nun mit einem weiteren Schirm, dazu. Wir gehen nun gemeinsam in meine Richtung weiter. Bei einem großen Gebäudekomplex erfahre ich, dass dies schon zu DDR-Zeiten ein Leistungszentrum für Wintersportler war. Wenig später verabschiede ich mich.

Der Weg im Wald läuft sich gut und ich bin mit einem ordentlichen Tempo unterwegs. Wieder einmal nur zur Sicherheit schaue ich auf mein Navi und stelle fest, ich bin auf dem falschen Weg. Muss kurz vorher die Abzweigung verpasst haben. Auf dem richtigen Weg geht es schließlich steil runter nach Sachsenberg-Georgenthal, auch ein Ortsteil von Klingenthal. Hier wollte ich eigentlich übernachten. Noch im Ort bin ich wieder auf der Bundesstraße B283 und laufe auf einem Gehweg durch Klingenthal und Zwota. In Zwota wechsel ich auf eine kleine Straße mit Namen „Alter Weg“. Hier bleibe ich nun für längere Zeit und laufe fast parallel zu einem Bahngleis und der Bundesstraße. Nur verläuft der alte Weg deutlich höher. Mit der Zeit laufe ich gedankenverloren dahin und verpasse eine Querverbindung zur Bundesstraße. Dieser Umweg ist deutlich länger als der im Wald. Als ich schließlich auf der Querverbindung unterwegs bin, kommen mir plötzlich zwei Hunde bellend entgegen. Beide kommen mir ziemlich aggressiv entgegen. Ich drehe meine NW-Stöcke mit der Spitze nach vorne und in der anderen Hand das Pfefferspray haltend, gehe ich langsam auf die Hunde zu. Dabei versuche ich mit ruhiger Stimme beide zu besänftigen. Mein vorwärts lässt beide zurückweichen. Dann höre ich die Hundebesitzerin nach den Hunden rufen, aber kommen tut sie nicht. Der kleinere der beiden greift nochmals an, doch meine Stockspitzen halten ihn ab und auch er gibt schließlich auf.

Weiter geht es dann auf der Bundesstraße ohne Radweg. Nach meinem Navi müsste bald eine Abzweigung kommen. Doch leider ist an besagter Stelle kein Abbiegen möglich. Der weitere Weg wird nun recht ungemütlich, der Verkehr nimmt stetig zu und ich muss öfters bei Lkws und Bussen auf den nur schlecht gehbaren Randbereich ausweichen. Erst in Wohlhausen kann ich die Bundesstraße verlassen.

Zunächst bin ich auf einer kaum befahrenen kleinen Straße unterwegs, kann dann schließlich auf einem Wirtschaftsweg und später auf einem Waldweg, die Straße verlassen. Es geht in einem kleinen Tal neben einem Bach und einem Bahngleis entlang. Am Rande von Markneukirchen ist es schließlich wieder eine kleine Straße und um 19 Uhr erreiche ich dann meine heutige Bleibe.

140. Etappe: 11. September 2013

Steinbach – Mühlleithen (Klingenthal)
Distanz: 22 km; Aufstiege: 519 m; Abstiege: 503 m

Es ist ungemütlich kalt heute Morgen. Ich starte bei einer grauen und geschlossenen Wolkendecke, eingemummt in Jacke und darüber noch in Softshelljacke. Dazu gegen den kalten Wind die Kapuze aufgezogen. Es geht mal wieder an einer Staatsstraße ohne Radweg entlang. Bereits im nächsten Ort mache ich in einer Bäckerei eine Kaffeepause. Der warme Kaffee tut gut und vertreibt die Kälte.

Von der Bäckerei geht es mit Poncho weiter auf der Staatsstraße entlang. Es beginnt zu nieseln und wächst sich wieder zu einem Regen aus. Einige Zeit später stehe ich vor einer Totalsperrung der Straße. Hier wurde bereits die Deckschicht abgehobelt. Ich laufe einfach weiter. Nach einiger Zeit erreiche ich ein Fahrzeug, das den Belag mit Bürsten und Sauger von Belagsresten freiräumt. Ansonsten begegnet mir nur einmal ein Lkw. Ich bin für längere Zeit alleine unterwegs. Kurz vor dem Ort Carlsfeld erreiche ich das Ende der Sperrung und suche im Ort einen geöffneten Gasthof. Zunächst sieht es schlecht aus, doch dann erreiche ich einen kleinen Gasthof mit Pension.

Zunächst mit einem warmen Kaffee wecke ich meine Lebensgeister auf und bestelle auch ein Mittagsgericht. Nun beginnt die Suche nach einer Unterkunft. Doch die gestaltet sich schwierig, dort wo ich hin will, finde ich keine Unterkunft. Die Wirtin ist so nett, dass ich auch an ihrem PC suchen kann. Schließlich muss ich doch mein Notebook herausholen und die Karte mit der heutigen Route öffnen. Für das schnellere WLAN gibt mir die Wirtin das Passwort.

Für den OT Mühlleithen von Klingenthal finde ich schließlich zwei Pensionen. Bei der Ersten geht keiner dran und so rufe ich die Zweite an. Hier meldet sich eine Frau. Im Gespräch mit ihr, fragt sie plötzlich, ob ich der Wanderer mit den 3000 Kilometer bin. Ich bin perplex und frage, woher sie das weiß. Daraufhin erzählt sie mir von unserer Begegnung, es war die Wandergruppe, die ich auf der 136. Etappe getroffen haben. Ich reserviere und wir vereinbaren, dass ich mich kurz vorher nochmals melde. Sie wohnt nicht bei der Pension und braucht etwas Zeit für die Anfahrt.

Gestärkt marschiere ich weiter. Diesmal aber mit stärkerem Regen als Begleiter. Nach dem Ort bin ich wieder auf dem Kammweg im Wald unterwegs. Es ist ein Auf und Ab. Glücklicherweise läuft es sich gut hier und ohne Matsch. Zwischendrin verlasse ich einmal den Kammweg, laufe auf einer Straße entlang und bin schließlich wieder auf dem Kammweg. Schon seit geraumer Zeit geht es wieder deutlich bergauf und zu allem Übel ist nun der Weg völlig von Forstfahrzeugen aufgewühlt und matschig. Die Waldarbeiter sind auch jetzt bei Regen am Werk und hinterlassen deutlich ihre Spuren.

Schon mehrfach unterwegs versuche ich die Zimmerwirtin zu erreichen, doch es ist absolute Funkstille. Erst 300 Meter vor dem Ziel komme ich endlich wieder ins Mobilfunknetz und rufe sofort an. Schon wenig später erreiche ich die Pension. Und wieder hier ist das Mobilfunknetz tot. Hoffentlich gibt es wirklich WLAN, denn ich muss meine Unterkunft buchen und die Adresse für den Versand meiner nächsten Wanderschuhe mitteilen.

Dann kommt meine Zimmerwirtin. Ich bekomme ein schönes Zimmer und gleich wird die Heizung aufgedreht. Im Heizungskeller kann ich sofort meinen Poncho aufhängen und die Waschmaschine wird für meine fällige Wäsche vorbereitet. Später kann ich mit Zeitungspapier meine total feuchten Wanderschuhe ausstopfen und hier lagern.

Zimmer, Aufenthaltsraum und Keller mit Sauna, alles zum Wohlfühlen, ist hier vorhanden. Es sind auch die Kleinigkeiten, die mich beeindrucken. Eigentlich wollte ich nichts mehr essen, doch dann übermannt mich der Hunger und ich bereite mir zwei, im Aufenthaltsraum stehende, Fertiggerichte zu.  


Ein Lebenszeichen von unterwegs

Mich gibt es noch und ich bin immer noch auf meiner Wanderschaft. Habe inzwischen Bayern erreicht und werde heute in Marktredwitz einlaufen. Dort werde ich einen Tag Pause machen und regenerieren. Alle Berichte der letzten Tage werden dann eingestellt. Es geht also immer noch weiter. Die nächste Herausforderung ist der Goldsteig mit dem Fichtelgebirge und vor allem dem Bayerischem Wald. Würde mich freuen, wenn Ihr mir meinen Blog weiterhin besucht.

139. Etappe: 10. September 2013

Rittersgrün – Steinbach (Johanngeorgenstadt)
Distanz: 14,6 km; Aufstiege: 435 m; Abstiege: 289 m

Die heutige Etappe beginnt gleich mit Nieselregen und grauer geschlossener Wolkendecke. Sonne wo bist du? Schon von Beginn an bin ich wieder mit Poncho unterwegs.

Zunächst muss ich weiter runter in den Ort und sehe schon vor mir den nächsten Berg, den ich wohl anschließend erklimmen muss. Und so ist es, gerade unten angekommen führt mein Weg sofort wieder über eine Wiese und am Waldrand entlang hoch bis zur Staatsstraße. Ab hier bleibe ich auf der Staatsstraße. Im nächsten Ort Breitenbrunn mache ich eine Kaffeepause in einer Bäckerei. Der warme Kaffee tut richtig gut. Dann geht es weiter bis nach Erlabrunn. Hier biege ich auf eine kleine Straße und diese wiederum verlasse ich bei einem Sportplatz.

Bisher war es eine langweilige Etappe, wieder nur Wald und Straße, doch jetzt verändert es sich. Jetzt begleitet mich der Steinbach und fließt an mir vorbei ins Tal. Öfters wird mir die Sicht durch Bäume, doch immer höre ich ihn deutlich. Das Bachbett ist übersät mit Geröll und Steinen. Immer wieder gibt es natürliche Felstreppen und laut rauschend fließt er dort hinab. Das Wasser hat einen leichten rotbraunen Schimmer, vielleicht gefärbt durch noch immer vorhandenem Eisenerze. Jedenfalls gefällt mir diese Landschaft und sie durchbricht die bisherige Eintönigkeit mit Wald, Wald und immer wieder Wald. Als i-Tüpfelchen obendrauf plötzlich rechter Hand ein kleineres markantes Felsmassiv.

Diese Felsengruppe trägt den Namen „Teufelssteine“. Diese bis zu 34 Meter hohen Teufelssteine werden auch zum Klettern genutzt. Laut Hinweistafel gibt es hier 110 Kletterrouten und die klettersportliche Erschließung begann 1925.

Nach den Teufelssteinen zieht der Weg nochmals deutlich an. Der Steinbach bleibt weiterhin, jetzt jedoch einige Meter tiefer, neben mir. Schließlich erreiche ich den Ort Steinbach, ein Ortsteil von Johanngeorgenstadt und meine Unterkunft in einem Gasthof. Hier habe ich wieder einmal kein Funknetz und im Gasthof gibt es auch kein WLAN, jedenfalls nicht für Gäste.

Heute ist eine präzise Planung der nächsten 5 – 6 Etappen notwendig. Ich benötige ein frisch besohltes Paar Wanderschuhe und dazu neue Einlagen. Die Unterkunftssuche für morgen und Adressen für Postämter bzw. eine Vorbuchung für ein Hotel zum Zusenden der Schuhe muss ich zunächst verschieben. Hoffentlich habe ich morgen Zugang zum Internet. 


138. Etappe: 09. September 2013

Oberwiesenthal – Rittersgrün
Distanz: 23,2 km; Aufstiege: 424 m; Abstiege: 679 m

Der Wecker schafft es nur halbwegs mich wach zu machen. Trotzdem nehme ich den Regen, der auf das Garagendach prasselt sehr deutlich wahr. Kein guter Anfang für den heutigen Tag. Ziemlich lustlos stehe ich auf und gehe spät zum Frühstücken und dehne dieses möglichst aus.

Aus dem Regen ist bei Etappenbeginn ein Nieselregen geworden und ich starte bereits mit Jacke und Poncho. Noch auf der verzweifelten Suche des Weges zur Bundesstraße wächst sich der Nieselregen wieder zu einem Regen aus. Erst durch Nachfrage finde ich schließlich einen Weg, vorbei an Schrebergärten, auf die Bundesstraße. Und auf dieser laufe ich nun am Straßenrand ohne Radweg beständig bergauf. Der Regen nimmt weiter zu und ein kräftiger Wind macht das Laufen ziemlich ungemütlich. Dann endlich kann ich die Bundesstraße bei einer Sesselliftanlage verlassen und folge fast parallel auf einem Wirtschaftsweg der etwas tiefer gelegenen Bundesstraße. Es geht beschwerlich weiter bergauf und schließlich erreiche ich das Plateau des Berges mit seinen fast 1200 Metern. Mitten darauf thront ein großes Hotel und nicht weit davon gibt es eine abgesperrte Wettkampfloipe. Verzweifelt versuche ich meinen geplanten Weg zu finden. Schließlich gebe ich auf und folge weiterhin der Straße. Schon wenig später hat mich der Wald wieder. Glücklicherweise ist kaum Verkehr und so läuft es sich entspannt auf der Staatsstraße.

So langsam nach Tagen der Walddurchquerungen empfinde ich den Marsch durch den dichten Nadelwald des Erzgebirges langweilig. Es gibt nichts, auch wenn ich auf dem Kammweg im Wald unterwegs bin, was mich ablenken und meine Sinne fesseln könnte. Und so trotte ichheute wieder ein bisschen lustlos dahin.

In Tellerhäuser, eine aus wenigen Häusern bestehende Siedlung, kehre ich in eine kleine Pension mit Restaurant zur Mittagsrast ein. Das ausgewählte kleine Gericht, entpuppt sich als eine ausgewachsene üppige Mahlzeit.

Weiter geht es und ich durchquere noch zwei kleinere Siedlungen, Zweibach und Ehrenzipfel, bevor ich Rittersgrün erreiche. Doch hier verlaufe ich mich und muss auf den letzten Metern dann noch einmal eine kurze aber heftige Steigung nehmen. In der Straße der Pension angekommen, finde ich diese nicht. Erst ein Anruf und dann das Herauskommen der Zimmerwirtin zeigt mir den Weg zur Pension, ich stehe fast davor.

Nochmals in den Ort zum Abendessen zu laufen verkneife ich mir und bin jetzt über die große Mittagsportion froh. Aus der ursprünglich kurzen Etappe ist dann doch eine längere geworden.

137. Etappe: 08. September 2013

Jöhstadt – Oberwiesenthal
Distanz: 21,3 km; Aufstiege: 644 m; Abstiege: 504 m

Schon in der Frühe höre ich den heftigen Wind. Beim Verlassen des Gasthofes bläst er weiterhin und es ist recht kühl. Der Himmel ist bewölkt, doch nach Regen sieht es glücklicherweise nicht aus. Bis zum Ortsrand laufe ich etwas abwärts, doch danach beginnt wieder eine Steigung hoch zu einem Plateau mit Windkrafträdern. Ich laufe auf einer kleinen Kreisstraße und vermutlich, da es Sonntagmorgen ist, begegnen mir nur sehr wenige Fahrzeuge. Um mich herum Windkrafträder und sie drehen, was das Zeug hält.

Von der Anhöhe habe ich einen guten Blick in die, leider durch Dunstschleier leicht verschwommene, Ferne. Doch es reicht aus, um die Schönheit dieser Landschaft zu erkennen.

Vom Plateau mit dem Windpark geht es jetzt abwärts in den Wald. Die schmale Straße frisst sich wie ein Fremdkörper in den ansonsten dichten Nadelwald. Über mehrere Kilometer führt die Straße immer wieder über Serpentinen abwärts und weiterhin begegnen mir nur wenige Fahrzeuge. Am Rande vom Ort Bärenstein habe ich das Tal erreicht. Wenig später verlasse ich die Straße und biege ab auf den Kammweg. Jetzt ist wieder eine Steigung zu nehmen. Durch eine Wiese und vorbei an Wohngebäuden hoch zu einem Wirtschaftsweg verläuft der sehr heftige Anstieg. Ich bin froh oben kurz vor dem Weg eine Bank vorzufinden. Nach einer Verschnaufpause führt mein Weg nun am Waldrand entlang mit Blick auf das tiefer liegende Bärenstein. Nur kurz streife ich den Ort und bin dann wieder für lange Zeit im Wald. Etwa sechs Kilometer vor Oberwiesenthal beginnt der nächste Anstieg bis auf 980 Meter. Nach Verlassen des Waldes geht es ins Tal. Vorbei an drei am Hang liegende Skisprungschanzen erreiche ich schließlich Oberwiesenthal. Dort im Zentrum bei einem Gasthof beende ich meine heutige Etappe. 


136. Etappe: 07. September 2013

Rübenau – Jöhstadt
Distanz: 24,9 km; Aufstiege: 614 m; Abstiege: 465 m

Bin irgendwie froh den Gasthof zu verlassen. Habe mich hier nicht wohlgefühlt. Schon beim Frühstücken hatte ich den Eindruck, man ist froh, wenn ich endlich fertig bin und das Haus verlasse.

Eine Zeit lang laufe ich noch durch den lang gezogenen Ort und alles ist wie ausgestorben. Dabei geht es kontinuierlich bergan und nach einiger Zeit im Wald erreiche ich einen Parkplatz. Dort macht sich gerade eine Wandergruppe bereit. Einer der Wanderer spricht mich an und möchte, dass ich die Gruppe fotografiere. Und so machen wir auch ein Foto von mir mit der Wandergruppe. Eine kurze Zeit plaudern wir noch, dann starten wir und unsere Wege trennen sich.

Entlang der Straße sehe ich plötzlich eine Holzwerkstatt mit Verkaufsraum und davor zwei Frauen. Ich spreche beide an, ob ich einmal in den Verkaufsraum und in die Werkstatt schauen kann. Natürlich darf ich und zu meiner Überraschung wird gerade nicht Weihnachtsschmuck hergestellt, sondern es werden Ostereier bemalt. Die Vitrinen stehen voller kleiner Kunstwerke. Ich darf alles fotografieren und auch auf meinem Blog einstellen. Schnell sind wir bei meiner Wanderschaft und die Frau gibt mir für unterwegs noch eine Flasche Mineralwasser mit.

Lange Zeit laufe ich an einer wenig befahrenen Staatsstraße entlang, durchquere dabei ein weitläufiges Tal, mittendrin schlängelt sich ein kleiner Bach. Danach geht es wieder aufwärts zum Hirtstein (890 m über NN). Von hier oben hat man einen herrlichen Blick in die Landschaft. Bei dem Basaltfächer „Palmwedel“ mache ich eine Pause und bin schnell mit zwei Männern im Gespräch. Sie haben hier in der Nähe ein renaturalisiertes Hochmoor besichtigt.

Nach dem Abstieg, eine längere Zeit am Wald entlang und durch einen Wald, erreiche ich die Kleinstadt Jöhstadt. Doch bevor ich die Pension am Markt erreiche, muss ich mich nochmals kräftig ins Zeug legen. Auf etwas über einem Kilometer sind 120 Höhenmeter zu bewältigen. Der Schweiß fließt wieder einmal in Strömen, als ich die Pension erreiche. Dort genehmige ich mir zunächst einen großen Radler, dann erst geht es ins Zimmer.

Die Pension wird von einem holländischen Ehepaar seit 6 Jahren geführt und als Gäste sind auch Holländer bereits anwesend. Hier ist wohl eine holländische Hochburg im abgelegenen Erzgebirge. Auf dem Marktplatz stehen zwei holländische Fahrzeuge und auch am nächsten Tag begegne ich mehrere holländische Fahrzeuge.  

135. Etappe: 06. September 2013

Seiffen – Rübenau
Distanz: 21,2 km; Aufstiege: 523 m; Abstiege: 466 m

Als ich nach einem ausgiebigen Frühstück aufbreche, ist es zu früh um die im Ort vorhandene Schauwerkstatt zu besuchen. Ich habe jedoch Glück, nur wenige Meter weiter komme ich an einer kleinen Werkstatt für Miniaturen in Streichholzschachteln vorbei und diese Werkstatt ist geöffnet. Ich trete ein und darf die junge Frau bei der Arbeit fotografieren. Es ist faszinierend zu sehen, wie winzig kleine Holzteilchen zu wunderschönen Kompositionen in einer Zündholzschachtel arrangiert werden. Alle Teile werden hier in der Werkstatt hergestellt und farbig gebeizt. Meistens wird Buchenholz als Werkstoff genutzt.

Bevor ich Seiffen verlassen kann, muss ich erst einmal hoch hinaus. Danach bin ich schnell wieder im dichten Wald. Muss wieder runter in den Ort Olbernhau und von dort beginnt die nächste Steigung zum Stößerfelsen mit 683 Metern. Dort von einer Plattform werfe ich einen Blick in die nähere Umgebung: Wald, Wald, Wald. So schön die Ruhe und Einsamkeit ist, es fehlt mir die Abwechselung. Nur Nadelwald, oft so dicht, dass der Boden nur mit abgestorbenen Nadeln und Ästen bedeckt ist. Ab und zu wird es Lichter und dann Gräser breiten sich aus. Noch seltener gibt es Laubbäume. Meine Sinne werden nicht besonders gereizt und so sehe ich das Auf und Ab nur als gutes Training für den Bayrischen Wald.

Schließlich erreiche ich das Dorf Rübenau. Die Hauptstraße führt direkt zu einem Platz mit einem ziemlich renovierungsbedürftigen Gebäude und meinem Gasthof. Der Wirt schaltet die Wasserbeheizung erst jetzt für mich ein und so nutze ich die Zeit zum Abendessen. Ich bin der einzige Gast und wohlfühlen tue ich nicht wirklich hier. Das Zimmer ist in Ordnung und das Bad auch. Nur die Heizung ist abgeschaltet und um Abend wird es deutlich kühl.