134. Etappe: 05. September 2013

Holzhau – Seiffen
Distanz: 18,5 km; Aufstiege: 534 m; Abstiege: 722 m

Meine heutige Etappe starte ich erst nach Neuplanung der Route um 10:30 Uhr. Es ist endlich wieder schönes Wetter. Die Sonne lacht und ein blauer Himmel mit ein paar weißen Wolken begleitet mich. Zunächst geht es abwärts dicht am Bahngleis entlang bis nach Rechenberg-Bienenmühle.

Ich befinde mich im Wintersportgebiet, vorbei geht es an einer Sesselliftanlage und immer wieder sehe ich Werbung für Wintersportkleidung und –geräte.

In Rechenberg-Bienenmühle wechsel ich vom Wirtschaftsweg auf die Kreisstraße. Es ist unterwegs nichts los und so kann ich ziemlich entspannt am Straßenrand entlang laufen. Immer wieder habe ich einen herrlichen Blick in die Ferne. Nur schade das über den Hügeln und den Bergen in der Ferne ein leichter Dunstschleier liegt. Aber irgendwie sieht auch das sehr interessant aus. Wie mehrere Schichten hintereinander schieben sich die Berge und Hügel mit ihren Silhouetten ins Bild.

Die Straßenvariante hat es in sich. Zunächst heißt es ordentlich bergauf Wandern bis auf eine Höhe von über 700 Metern. Das eben Erklommene dann wieder zu verlassen und bis knapp über 500 Metern hinab nach Neuhausen laufen. Dort verlasse ich die Staatsstraße und biege in eine schmale Straße ein. Und zu allem Übel beginnt nun auf nur zwei Kilometern wieder eine heftige Steigung. Bereits auf der kleinen Straße komme ich nur schnaufend hinauf. Eine Frau, ihr Rad abwärts schiebend, begegnet mir. Sie nutzt das Rad nur zum Transport von Dingen. Das Auf und Ab ist ihr zu steil. Lachend erzählt sie mir, dass ich mir die steilste Variante nach Seiffen ausgesucht habe. Noch ist Zeit und ich könnte umkehren, doch zurücklaufen kommt bei mir nicht infrage. Und so wandere ich weiterhin aufwärts strebend mit einigen Verschnaufpausen in Richtung Gipfel des höchsten Berges bei Seiffen mit über 720 Metern. Dicht am Gipfel vorbei endet dann der Anstieg und nur wenig höher sehe ich das große Gebäude und eine Antenne. Beide hatte ich schon vor längerer Zeit unterwegs als markanten Punkt auf einem Berg am Horizont gesehen. Nun geht es langsam wieder abwärts nach Seiffen.

Schon mit Erreichen des Ortsrandes sehe ich überall Geschäfte und Werkstätten für Kinderspielzeuge und Weihnachtsschmuck. Seiffen ist schlechthin das Spielzeugdorf im Erzgebirge. Leider bin ich zu spät und alle Werkstätten haben bereits geschlossen. Ich hätte gerne dort einmal reingeschaut. Da ich heute in einer Frühstückspension übernachte, kehre ich zuvor in der Nähe in einen kleinen Biergarten ein. Bereits im Biergarten komme ich mit Personen aus der gleichen Pension ins Gespräch. Schließlich begebe ich mich zur nahe gelegenen Pension. Dort erhalte ich ein schönes und großes Zimmer.  

133. Etappe: 04. September 2013

Geising – Holzhau
Distanz: 22,7 km; Aufstiege: 658 m; Abstiege: 600 m

Als ich um 6 Uhr aufwache, höre ich bereits wieder den Regen. Meine Stimmung ist sofort auf dem Nullpunkt und ich verkrieche mich tief unter meiner Bettdecke. Erst kurz vor dem Frühstück stehe ich auf. Das Frühstück hat XL-Format und so genieße ich es langsam und ausgiebig. Draußen ist es nur ungemütlich, ich habe es heute nicht eilig. Danach ist die Planung meiner heutigen Etappe am Frühstückstisch dran. Es ist eine Mischung aus dem Kammweg und dem Radweg Sächsisches Mittelgebirge. Meistens sehr dicht an der tschechischen Grenze entlang. Dann wieder die Suche nach einer Unterkunft. Hier ist das Fremdenverkehrsamt mir sehr behilflich, schnell habe ich ein günstiges Zimmer gefunden.

Als ich schließlich das Hostel verlasse, regnet es nicht mehr. Meine Stimmung steigt. Doch bereits im Ort beginnt es wieder. Also doch den Poncho an. Danach beginnt eine ordentliche Steigung, ich laufe von 600 Meter hoch auf 880 Meter. Zunächst geht es wieder an der Straße entlang und wieder habe ich Glück und es ist wenig Verkehr.

In Zinnwald-Georgenfeld mache ich im Eingangsbereich eines Besucherbergwerks eine Pause. Als ich eintrete, richten sich viele Augen auf mich. Es wartet gerade eine größere Gruppe auf eine Führung ins Bergwerk. Mit einem der Besucher komme ich ins Gespräch und erfahre, das die Gruppe aus dem Ruhrgebiet kommt. Er selbst ist beeindruckt von meiner Tour und erzählt mir, dass er größere Touren mit dem Rennrad unternimmt. Jetzt aber wegen eines Sturzes pausieren muss.

Vom Bergwerk aus beginnt wieder ein Aufstieg und kurz nach dem Ort mache ich in einem Buswartehäuschen eine Pause. Zunächst noch mit Rucksack und Poncho. Als plötzlich die ersten Sonnenstrahlen sichtbar werden, ziehe ich Rucksack, Poncho und Jacke aus. Setze mich auf die Bank vor dem Wartehäuschen und genieße die warmen Strahlen. Sofort steigt wieder die Stimmung. Doch alles ist nur von kurzer Dauer, als ich wieder starten will, ist die Sonne verschwunden und graue Wolken dominieren am Himmel. Also wieder Jacke und Poncho an.

In unmittelbarer Nähe vom Wartehäuschen verlasse ich endlich die Straße und biege auf den Radweg Sächsisches Mittelgebirge ab und habe wieder einmal einen Anstieg vor mir. Oben angekommen lese ich auf einer Informationstafel, dass Zinnwald der kälteste bewohnte Ort Deutschlands mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 4,3 Grad ist. Gut, das es heute etwas wärmer ist :-).

Nun geht es zunächst an Wiesen mit Bäumen der Vogelkirsche vorbei. Dann tauche ich in einen dichten Nadelwald ein und befinde mich wenig später auf einem langen geraden Weg, gefolgt von einer noch längeren, etwa 1,5 Kilometer, geraden Schneise. Hier kann ich nicht einmal bis zum Ende sehen, denn nach dem ich das vermeintliche Ende erreicht habe, geht es weiter geradeaus. Ich bin mitten in der Einsamkeit. Hier irgendwo in der Nähe muss es ein Biathlonstation geben, ein Hinweisschild weist darauf hin. Ich laufe noch längere Zeit durch ein dichtes Waldgebiet, bis ich eine kleine Siedlung erreiche. Hier bin ich im tiefsten Winterskigebiet. Jetzt jedoch ist hier nichts los.

Nach einer Pause und einem Telefonat mit Manfred und Inge, sie berichten mir von ihrer Pfirsichernte, geht es weiter. Nur jetzt spuken saftig süße Pfirsiche in meinem Kopf herum. Ich habe einen Heißhunger darauf. Der verfliegt aber schnell wieder, denn nur wenig später befinde ich mich auf einem Anstieg mit 13 % Steigung. Auch das hat glücklicherweise mal ein Ende und ich laufe danach auf dem Kammweg in unmittelbarer Grenznähe zu Tschechien. Hier sind Loipen für Skilanglauf abgesteckt und öfters tauchen kleine Tafeln mit Braten- oder Hähnchengrafiken, zum Mund wässerig machen, auf. Es ist später Nachmittag und ich habe seit 8 Uhr nichts mehr gegessen. Ein leichter Appetit schleicht sich bei mir ein.

Der Kammweg folgt dem sich schlängelnden kleinen Bach und wohl auch der Grenze. Nach meinem Navi sind es zeitweise weniger als 50 Meter Entfernung. Manchmal geben die Bäume einen freien Blick auf sanfte Hügel mit vereinzelten Baum- und Buschgruppen an den Hügelhängen auf tschechischer Seite frei. Eine herrliche Landschaft und ich unterbreche öfters, um diese Eindrücke zu genießen und auch zu fotografieren. Dann sehe ich in einiger Entfernung eine Lichtung und den mir schon von der Oder und der Neiße bekannte deutsche Grenzpfahl stehen. Ein älterer Mann läuft dort herum und eine Frau sitzt dort auf einer Bank. Bei der Abzweigung biege ich dorthin ab. Es ist ein Grenzübergang (Fußweg) nach dem Ort Moldava (früher Deutsch: Moldau). Das ältere Ehepaar kommt aus Berlin.

Sie stammt von hier, erzählt sie mir. Als Kind sei sie hier immer zur Schule nach Moldau gelaufen. Vor 1945 standen hier auf der Wiese drei Häuser und ein größerer Bauernhof. „Die Tschechen haben alle Gebäude nach 45 abgerissen“, berichtet sie mir mit belegter Stimme. Sie ist wegen eines Klassentreffens mit ihrem Mann nach Holzhau, der Ort meines heutigen Zieles, angereist. Doch zuvor wollte sie die die Stätten ihrer Jugendzeit wieder einmal besichtigen. Hier in der Nähe hat sie auch als Statistin bei einem Deutsch-Tschechischen-Spielfilm als junge Frau teilgenommen. Für wenige Sekunden sei sie mit roter Mütze zu sehen gewesen. Im Film mussten sie einen Zugwaggon verlassen und wurden mit Lkws abtransportiert.

Bis nach Holzhau sind es noch 3 – 4 Kilometer, je nach Wegvariante, laut Wegweiser. Ich wähle die kürzere Variante weiter auf dem Kammweg. Doch dieser führt erst einmal über einen Berg und so komme ich kurz vor dem Ziel noch einmal ins Schwitzen. Nachdem ich über den Berg und durch den Wald Holzhau erreiche, muss ich nun auf einer schmalen Straße wieder runter ins Tal zu meiner heutigen Bleibe. Es ist ein Gasthof, und als ich den Gastraum betrete, ist er gut besucht. Wieder richten sich alle Augen auf den Wanderer mit großem Rucksack und blauen Poncho. Die Wirtin weiß sofort, wer ich bin und überreicht mir den Zimmerschlüssel. Ich habe ein gemütliches kleines Zimmer. 

132. Etappe: 03. Sptember 2013

Bad Gotttleuba – Geising
Distanz: 19,6 km; Aufstiege: 654 m; Abstiege: 318 m

Bei leichtem Regen und gleich eingepackt im Poncho starte ich auf meine heutige Etappe. Nach einiger Zeit bergauf Laufens auf einer Landstraße ohne Radweg muss ich auf einen Zubringer zur Autobahn (Dresden – Prag), ebenfalls ohne Radweg, wechseln. Ein leicht mulmiges Gefühl beschleicht mich. Wie schon zuvor begegnen mir jedoch nur wenige Fahrzeuge. Mit der Zeit trotte ich ohne jeglichen Verkehr dahin. Es hat sich eingeregnet. Gegen Mittag komme ich bei einem verschlafenen Nest an und stoße auf einen Gasthof. Ein Bratenduft steigt mir beim Nähern in die Nase. Doch dann muss ich feststellen, heute ist Ruhetag. Der Duft ist nicht für Gäste gedacht! In unmittelbarer Nähe finde ich eine Bank und mache im Dauerregen eine Pause.

Nach der Regenpause geht es weiter, als plötzlich eine Radfahrerin neben mir stoppt. Sie dreht ihre Trainingsrunden, egal bei welchem Wetter auch, verrät sie mir. Sie hat mich schon gestern unterwegs in dem blauen Poncho gesehen. Schnell sind wir im Gespräch, dabei fährt sie im Schritttempo neben mir her. Endlich mal eine Abwechselung bei dem ansonsten eintönigen Trott. Doch lange hält unser Gespräch nicht an und sie startet wieder durch und ist schnell am Horizont verschwunden.

Von der Gegend nehme ich nicht viel wahr. Es ist nur kalt und der Regen nicht stark aber auf Dauer ungemütlich. In einem Buswartehäuschen bei einer Busschleife mache ich meine erste längere Pause. Raus aus dem Poncho und Rucksack runter. T-Shirt und Jacke sind vom Schweiß nass und in meinen Schuhen ist es auch nass. Trotzdem muss einmal der Rucksack abgesetzt werden.

Lust wieder nach der Pause zu starten habe ich nicht, nur der Gedanke an ein warmes Duschbad treibt mich wieder an. Schließlich erreiche ich das Hostel. Man ist hilfreich, ich kann meine bereits nassen Klamotten waschen und bekomme Papier für die Schuhe.

Die warme Dusche weckt wieder alle Lebensgeister bei mir. Eigentlich ist das Restaurant heute zu, doch ich kann nach Karte bestellen. Mein Hunger ist groß und so bestelle ich ein XL-Schnitzel, nicht wissend, auf was ich mich da eingelassen habe. Das Essen bekomme ich auf einem Tablett serviert. Das Schnitzel passt auf keinen Teller! Ob ich das Riesenschnitzel tatsächlich geschafft habe, bleibt mein Geheimnis, den Salat habe ich und den größten Teil der Pommes habe ich nicht gegessen. 


131. Etappe: 02. September 2013

Köigstein – Bad Gottleuba  17,6 km

Beim Durchlaufen von Königstein komme ich an einigen leer stehenden, ziemlich heruntergekommenen Häusern vorbei. Vermutlich sind dies noch Opfer der Überschwemmung und nicht mehr instandsetzbar. Wenig später stehe ich vor einem Haus mit geöffneter Tür. An der Tür hängt ein Schild mit „Eingang“ und an der Hauswand „Spendenlager“. Hier wird deutlich, noch ist die letzte Überschwemmung nicht vergessen. Auch wenn im Ort vieles wieder im alten Glanz erstrahlt, so sind die Aktivitäten zur Beseitigung noch im Gange.

Mein Weg durch Königstein führt mich weiter bergauf und bringt mich wieder heftig ins Schwitzen. Unterwegs komme ich an einigen Bauruinen und einer leer stehenden Fabrik vorbei. Ich laufe zunächst auf einem Gehweg, doch der endet mit der Stadtgrenze und so bin ich wieder auf der Straße unterwegs. Die Straße ist schmal und der Verkehr hält sich in Grenzen. Manchmal jedoch muss ein mir entgegen kommendes Fahrzeug anhalten, um den Gegenverkehr vorbei zu lassen. Heute sind scheinbar nur vernünftige Fahrer(innen) unterwegs!

Die Steigung hat es in sich, ich klettere von 100 Höhenmeter auf über 400 Höhenmeter. Nach Hütten mache ich bei einer Abzweigung in den Wald eine Verschnaufpause und schaue in meine Karte. Ein Hundebesitzer spricht mich an und fragt mich, ob er mir helfen kann. Als ich ihm mein Ziel erkläre, rät er mir den Waldpfad zu nehmen und erläutert auch die weitere Strecke bis nach Langhennersdorf.

Ich höre auf den Rat des Mannes und laufe weiter den Waldpfad. Nach einiger Zeit komme ich wie beschrieben an einem Campingplatz vorbei und habe anschließend einen herrlichen Ausblick auf die Festungsanlage Königstein und einen Tafelberg der Sächsischen Schweiz. Nach einem Erlebnispark mache ich eine Pause. Doch diese ist schnell vorbei, es fängt an zu regnen und ich ziehe nach längerer Zeit wieder einmal meinen Poncho an. Der Regen ist nur von kurzer Dauer. Es hängen weiterhin dunkle Wolken über mir und so behalte ich zur Sicherheit den Poncho weiterhin halb an.

Irgendwann habe ich Zweifel, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin. Ich laufe auf einem Waldweg, der wohl kaum genutzt wird, lediglich Raupenspuren sind neueren Datums. Irgendwann bin ich auf einem Betonplattenweg und schließlich komme ich an einem kleinen Ort vorbei. Nach meinem Navi bewege ich mich jedoch mehr oder weniger parallel zu meiner Route. Nur dieser Weg führt geradliniger zu meinem Ziel, und wenn es so bleibt, erspare ich mir einige Kilometer.

Ich erreiche vor Langhennersdorf wieder eine Straße, folge dieser Straße und bin schließlich im Ort wieder auf meiner Route. Nun bleibe ich auf der kleinen Kreisstraße bis zum heutigen Ziel Bad Gottleuba.  

130. Etappe: 01. September 2013

Schöna – Königstein
Distanz: 19,8 km; Aufstiege: 600 m; Abstiege 672 m

Ich habe schlecht geschlafen, die Matratze war viel zu weich. So brauche ich lange, einigermaßen fit zu werden. Als ich dann endlich nach dem Frühstück loslaufe, ist es bewölkt und kühl. Bereits im Ort beginnt wieder der erste Aufstieg. Kurz nach dem Ort laufe ich hinter drei jungen Leuten, schwer bepackt mit Rucksack und Isomatte, her. Auf einer Anhöhe machen die Drei eine Pause und ich schließe zu ihnen auf. Aus Spaß spreche ich sie an: „Nach so einem kleinen Anstieg schon müde?“ Sie erklären mir, dass sie bereits seit 7 Uhr unterwegs sind. Schnell kommen wir ins Gespräch und wenig später stehe ich inmitten einer 20-köpfigen Wandergruppe.

Sie kommen aus Berlin und sind alle berufstätig. Für zwei Wandertage sind sie hier angereist und haben heute Nacht gebooft. Mit Boofen ist Freiübernachten im Elbsandsteingebirge gemeint. Im Nationalpark gibt es über 50 Freiübernachtungsstellen. Diese Freiübernachtungsstellen liegen unter Überhänge am Sandsteinfelsen und sind meist ausgebaut mit Schlaf- und Feuerstelle. Sie liegen allerdings etwas abseits der Wanderwege.

Ursprünglich waren es nur Quartiere der Bergsteiger um den anstrengenden Klettertag gemütlich im Kreise der Kameraden ausklingen zu lassen. Inzwischen entwickelt es sich hier zu einem Trend.

Das Wort ist abgeleitet von „pofen“ = tief und fest schlafen. Schade, dass ich erst jetzt davon erfahre. Diese Übernachtungsmöglichkeit hätte ich in jedem Fall ausgenutzt. Wäre sicherlich interessant geworden, inmitten der jungen Leute dort zu übernachten.

Für einige Zeit laufe ich mit ihnen und unterhalte mich dabei mit verschiedenen Personen. Es ist kurzweilig und erst bei einem Stopp, sie sind sich uneinig, in welche Richtung sie weiter müssen, verlasse ich die Gruppe. Nun beginnt ein kontinuierlicher Anstieg. Zunächst wieder nur ein normaler Waldpfad und nichts Spektakuläres zu sehen. Neben wurzelreichen Stellen laufe ich auf herrlich schwingende Waldböden. Mit der Zeit begegne ich wieder den massiven Felsblöcken.

Vor Kleinhennersdorf erreiche ich im Wald einen Gasthof, früher eine Mühle, und hier mache ich eine Pause. Danach geht es zur Verdauung nochmals ordentlich am Rande des Ortes hoch. Bereits auf einer Anhöhe, wenige Hundert Meter weiter, mit herrlichem Blick in das Elbsandsteingebirge mache ich eine weitere Pause zum Genießen. In der Ferne ein tolles Panorama mit gewaltigen Felsen und Felsplateaus. Nach der Pause bin ich schnell wieder im Wald und erklimme immer wieder über mit Holzbohlen ausgelegte Stellen eine weitere Anhöhe. Schließlich gibt es nur einen Treppenaufstieg zu einem Kletterfelsen.

Später stelle ich fest, dass ich wohl eine Abzweigung verpasst habe.

Weiter oben an einem Plateau angekommen, jedoch noch nicht ganz oben, stehe ich vor der Entscheidung, welchen der drei Pfade ich nehmen soll. Mein Navi ist hier leider überhaupt nicht hilfreich. Den weiteren Aufstieg will ich nicht, also wähle ich den Weg nach unten. Doch nach wenigen Metern geht es nicht wirklich weiter, ich quäle mich durch Unterholz und so kehre ich um. Danach bleibt mir nur der mittlere sehr schmale Pfad und dem folge ich. Wieder nur kurzer Zeit später erreiche ich einen Kletterfelsen. Eine Frau ist bereits in der Wand. Drei kleine Kinder, vermutlich um 6 – 8 Jahre alt, toben unbeaufsichtigt, zum Teil kletternd auf einem kleinen Felsblock, herum. Ich gehe an dem Felsen vorbei und sehe ein Stück entfernt von mir eine größere Gruppe junger Familien mit weiteren Kindern.

Irgendwie finde ich keinen Weg um den Felsen und das Lager zu verlassen und so kehre ich um und frage bei den jungen Leuten nach dem weiteren Weg. Dort ist man sehr hilfsbereit und eine junge Frau begleitet mich ein Stück und zeigt mir schließlich einen recht steil nach unten führenden Pfad. Sie versichert mir, wohl meine Unsicherheit erkennend, dass der Pfad nicht so schlimm ist, wie er gerade ausschaut und zu einem Parkplatz führt. Ich bedanke mich bei ihr und dann steige ich abwärts.

Mal gibt es im Fels gehauene Stufen und mal sind es ein paar Holzblöcke auf denen ich abwärts steige. Häufig sind es auch nur Schrägen. Mit mulmigem Gefühl bewege ich mit vorwärts. Wenn es möglich ist, stütze ich mich mit einer Hand seitlich am Felsen ab. Ohne meinen schweren Rucksack würde es mir jetzt viel besser gehen, er hat treibende Wirkung nach unten. Ich bin froh, endlich eine Straße unter mir zu sehen und sie schließlich zu erreichen. Wenig später bin ich dann auf dem vollen Parkplatz. Hier folge ich einen Weg und stelle fest, dass der nicht zum Ziel nach Königstein führt. Nach einer Ehrenrunde bin ich wieder am Parkplatz und folge nun dem Wegweiser in Richtung „Kurort Gorisch“. Dort geht es durch den Ort und dann weiter abwärts auf einem Waldpfad nach Königstein. Schließlich erreiche ich den Ortsrand und muss zurück ins Zentrum von Königstein. Unterwegs sehe ich einige unbewohnte Häuser. Später im Zentrum sehe ich öfters eine Wasserstandsmarke vom Hochwasser 2002 an Hauswänden. Ein Anwohner erklärt mir, dieser Pegelstand wurde zwar dieses Jahr nicht ganz erreicht, doch das Erdgeschoss war bis in Türhöhe trotzdem überflutet. Die Renovierungsarbeiten sind erstaunlich weit vorangeschritten. Bei meinem Gasthof ist fast alles wieder hergestellt. Nur der Gastraum mit Theke wird erst in Kürze fertig. 

 


129. Etappe: 31. August 2013

Weißig – Schöna
Distanz: 27,1 km; Aufstiege: 844 m; Abstiege 762 m

Während des Frühstücks komme ich mit einer Hotelangestellten ins Gespräch. Sie hat gute Kenntnisse über die Sächsische Schweiz und erhalte ich eine Wanderkarte und einige Tipps für meine heutige Etappe. Sofort danach beginne ich mit den Planungen. Nachdem ich meine Route bis nach Schmilka – hier kann ich mit der Fähre übersetzen – fertig habe, beginnt die Suche mit einer Unterkunft.

Egal wo ich auch anrufe, ich bekomme nur Absagen! Auch das Fremdenverkehrsbüro kann mir nicht weiterhelfen, erhalte aber den Tipp auf der anderen Elbeseite es zu probieren. Und so beginne ich dort mit der Suche, ohne zu wissen, was mich als Finale meiner Etappe dort erwartet. Die erste Pension hat noch Plätze, rät mir jedoch es zunächst mit einer anderen Pension, am Ortsanfang, zu versuchen. Dort klappt es tatsächlich. Auf meinen Hinweis, ich bin Wanderer und weiß nicht, wann ich eintreffe, erhalte ich die Info: „Kein Problem, es hängt ein Zettel mit der Telefonnummer an der Tür.“ Jetzt wird meine heutige Etappe noch um den Weg nach Schöna, meinem Etappenziel, erweitert.

Um 11:30 Uhr verlasse ich das Hotel und bei der Ankunft an der Fähre steht bereits eine lange Schlange zum Übersetzen. Beim Ablegen der Fähre stehen wir dicht gedrängt an Deck. Die Überfahrt ist schnell vollbracht und nun muss ich im Schneckentempo mit den Menschenmassen, es kommen im Ort weitere dazu, mich durch Niederrathen quälen. Doch das erledigt sich schnell, den schon wenige 100 Meter später geht es ordentlich bergauf und hier sind plötzlich alle Personen verschwunden. Der Anstieg bis zum zwei Kilometer entfernten Waltersdorf hat es in sich. Der Schweiß fließt bei mir in Strömen. Das schöne Wetter tut sein übriges dazu. Es geht wieder an der Straße entlang, nur jetzt ist unterwegs nichts los. Ich komme an mehreren gefüllten Parkplätzen vorbei. Durch meinen späten Beginn sind die Tageswanderer bereits unterwegs und ich kann entspannt weiter bis Porschdorf laufen. Im Ort verpasse ich den Zugang zum mit einem Geländer abgetrennten Gehweg. Schon kurz danach muss ich mir das Geschimpfe der Autofahrer anhören. Ich bemühe, das Gerede zu ignorieren. Mitten im Ort laufe ich ein Stück in falscher Richtung den Berg hoch. Glücklicherweise merke ich es noch rechtzeitig. Also wieder runter und wenig später geht es über einer Treppe komplett bis ins Tal. Von dort laufe ich nun dem Kirnitztal entgegen. Begleiten tut mich ein Bach und wir schlängeln uns mal rechts mal links von der mit verlaufenden Bahntrasse. Noch heute Morgen hörte ich: „Da muss man gewandert sein.“ Ich kann mich jedoch nicht so begeistern. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich bereits traumhaft schöne Flusstäler durchlaufen habe.

Noch im Kirnitztal vor Beuthenfall befinde ich mich wieder auf dem Malerweg und der führt mich schließlich weg vom Tal und immer höher den Berg hinauf. Ich bin auf einem normalen Waldweg und schon wieder bin ich enttäuscht. Nichts zu sehen von den massiven Sandsteinblöcken, einfach nur Weg und Wald. Auf einer Anhöhe mache ich eine Pause und wenig später kommen ziemlich fertig und keuchend ein junges Paar an mir vorbei. Wir unterhalten uns ein wenig. Der folgende Weg bis nach Altendorf führt mich an landwirtschaftlich genutzten Flächen vorbei. Nach dem Ort bin ich wieder im Wald. Jetzt wird es endlich schöner. Es geht abwärts und dann stehe ich vor einer steilen Treppe aus Felssteinen. Nicht ganz einfach für mich, der Rucksack stört hier gewaltig. Ich muss aufpassen das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Denn schon etwas vorgebeugt drückt der Rucksack mich nach vorne. Immer wieder halte ich mich an größeren Felsblöcken fest. Der Blick runter ins wildromantische schmale Tal entlohnt die Mühen. Zwischendrin eine Metalltreppe. Der erste Teil mit kurzen Trittflächen und schließlich bin ich unten fast bis zu einer Straße. Hier geht es jedoch oberhalb entlang. Dann quer ich doch die Straße über die Kirnisch zu einem Campingplatz hin. Durstig suche ich dort einen kleinen Biergarten auf und bestelle gleich zwei große Apfelschorlen.

Nach der Pause suche ich wieder den Einstieg in den Malerweg. Mein Naviweg stimmt hier nicht mit der Wirklichkeit überein. Wieder geht es heftig steil berghoch, teilweise über ein Heer von Wurzeln. Es folgt ein ausgewaschener Pfad, ebenfalls mit Wurzeln und auch mit Steinen durchzogen, weiter hinauf. Danach geht es, mal hoch, mal runter auf einem schönen Waldpfad entlang. Hier wechseln sich Nadelbäume mit Laubbäumen, meistens Buchen, ab. Dann das erste Mal wieder drei wuchtige Sandsteinfelsen, wie Finger in den Himmel zeigend, direkt neben dem Weg. Immer mehr große, über Millionen von Jahren, rundgeschliffene Felsblöcke, meist stark verwittert, liegen neben dem Wanderpfad. Mal sind sie wie ein Netz mit kleinen Löchern durchzogen. Endlich bin ich wieder im Elbsandsteingebirge angekommen und der erste Teil meiner Etappe ist schnell vergessen. Der Weg weiterhin anstrengend.

Völlig unvermittelt stehe ich plötzlich neben einen spitz zulaufenden Felskollos. Hier habe ich Platz und kann ihn fotografieren. Wenig später stößt ein junges Paar zu mir. Sie waren klettern gewesen und nun auf dem Heimweg, auch über Schmilka. So laufe ich mit ihnen. Über eine Abkürzung geht es über einen steinigen schmal Pfad nach unten ins Tal. Im Ort angekommen zeigen mir die beiden eine Quellwasserstelle. Wir trinken und füllen unsere Flaschen mit dem köstlich kalten Wasser. Dann geht es gemeinsam zur Fähre. Sie ist gerade angekommen und so setzten wir wenig später schon rüber auf die andere Seite. Hier verabschieden wir uns, sie fahren mit der Bahn weiter und ich folge für wenige Meter der Straße.Auf der gegenüberliegenden Elbseite sehe ich das flache braune Gebäude der Grenze zu Tschechien. Wenig später erreiche ich ein Wanderpärchen. Sie sind einigen Tagen auf dem Malerweg unterwegs. Nach einer schmalen Bahnunterführung trennen wir uns und nun beginnt der finale Gewaltakt hoch zum Ort Schöna. Es geht auf einem Kilometer über unebene Treppenstufen etwa 140 Höhenmeter steil nach oben.

Diese Treppe fordert zum Ausklang meiner heutigen Etappe noch mal alles von mir ab. Ich schwimme im Schweiß und muss mehrfach eine kurze Verschnaufpause einlegen. Schließlich erreiche ich das Dorf und bei der geschlossenen Pension rufe ich die angegebene Telefonnummer an. Es dauert ein paar Minuten und ich bin in meinem Zimmer. Auf ein Abendessen verzichte ich, ich will nur noch duschen und schlafen.