202. Etappe: 18. November 2013

Scherzheim – Hügelsheim  15,5 km

Noch abends hatte mich die Zimmerwirtin des heutigen Tages angerufen und mit mir eine Schlüsselübergabe unterwegs auf Bundesstraße B36 vereinbart. Sie muss einiges erledigen und ich kann unabhängig von ihr beliebig früh ins Zimmer.

Die Nacht habe ich schlecht geschlafen, Kopfschmerzen plagten mich bis spät in die Nacht und auch noch am Morgen. Von der Wirtin lasse ich mir eine Schmerztablette geben. Ungewöhnlich früh schaffe ich es, meine heutige Etappe zu beginnen. Im Ort durchlaufe ich eine Straße mit vielen Fachwerkhäusern. Die meisten davon sind bereits schön restauriert, nur bei einigen nagt noch der Zahn der Zeit.

Es ist kühl und nebelig. Die Sonnenstrahlen durchbrechen aber bereits die Wolkendecke. Bei einem Senftpflanzenfeld schafft die tief liegende Sonne es, die gelben Blüten zum Leuchten zu bringen. Trotzdem nimmt der Nebel deutlich zu. In einiger Entfernung sehe ich undeutlich große Tiere, ich vermute zunächst Kühe, über die Straße laufen. Doch beim Näherkommen erkenne ich sehr große Hunde. Es sind russische Windhunde, wie mir die Besitzer erzählen.

Von der kleinen Kreisstraße biege ich schließlich auf die Bundesstraße ab. Der Radweg verläuft etwas abgesetzt von der Straße. Diese in Nebel gehüllte Landschaft mit den immer wieder auftauchenden Fahrzeuglichtern gefällt mir. Ohne Nebel wäre es langweilig, doch so bin ich immer wieder abgelenkt.

So langsam sehne ich mich nach einer Sitzgelegenheit, doch die finde ich erst vor Stollhofen, unmittelbar nach der Bahnüberführung. Ich telefoniere kurz mit meiner Zimmerwirtin. Sie ist noch nicht unterwegs. Nach Stollhofen höre ich deutlich ein startendes Flugzeug, doch durch den dichten Nebel ist es nicht sichtbar. Auch den Badener Flughafen sehe ich nicht, nur eine davor liegende Golfanlage.

Im deutlicher verschwinden die Nebelschwaden und bei einem großen Bogen hinter dem Flughafen erreicht mich der Anruf der Zimmerwirtin. Sie ist jetzt gestartet und hat zuvor noch etwas im Ort zu erledigen. Als ich bereits das Ortsschild von Hügelsheim im Blick habe, sehe ich ein Fahrzeug kommen und anhalten. Es ist meine Zimmerwirtin und ich bekomme meinen Schlüssel. Sie erklärt mir den schnellsten Weg zur Pension und dann trennen wir uns. Meine Unterkunft erreiche ich wenig später und heute werde ich faulenzen. Keinen Bericht schreiben, nur abends in das empfohlene Restaurant gehen. Das Telefonieren und der Internetzugang sind wieder einmal miserabel. Nur mit Mühe schaffe ich es für Morgen eine Unterkunft im Elsass zu finden und zu buchen.

Nach 17 Uhr kommt meine Zimmerwirtin zurück und ich gebe ich meine Kleidung zum Waschen. Das hatte ich bereits mit ihr vereinbart. Danach geht es ins nahe gelegene Restaurant und heute genieße ich ein Wildgericht und einen Roten aus Sasbach. Den Wein kenne ich bereits und er schmeckt mir.

204. Etappe: 20. November 2013

Beinheim – Wissembourg (Frankreich)  25 km

Schon beim Gang über den Hof zum Frühstück regnet es leicht. Das Frühstück diesmal ohne Wurst und Käse, jedoch mit verschiedenen selbst gemachten Marmeladen. Dazu gibt es Baguette und Croissant. Der Wirtin fällt auf, dass mir die Bananen-Schoko-Mischung besonders gut geschmeckt hat, und schenkt mir beim Bezahlen ein Glas dieser selbst gemachten Marmelade.

Bei leichtem Regen starte ich wieder einmal mit Poncho. Der Weg durch Beinheim ist kurz. Wieder laufe ich an schönen alten Fachwerkhäusern vorbei. Außerhalb des Ortes geht es nun auf verschiedenen Departementsstraßen mit mäßigem Verkehr weiter. Wie schon 2009 auf meiner Pilgerreise durch Frankreich springt mir der Hinweis „Sauf“ unter einem Verkehrsschild ins Auge. Dürfen hier die Radfahrer auf der Strecke saufen? Natürlich nicht, nur die Aussage „Durchfahrverbot, mit Ausnahme der Radfahrer oder gilt nicht für Radfahrer“.

Ich durchlaufe eine leicht hügelige und wellige Landschaft. Viele der Felder wurden erst vor Kurzem gepflügt oder mit der Kreiselegge bearbeitet. Auch stehen noch einige Maisfelder und warten auf ihre Ernte. Es liegt leichter Nebel über der Landschaft. Der Regen hat schnell wieder nachgelassen und es nieselt nur noch leicht vor sich hin.

Mangels Sitzmöglichkeiten nutze ich in Niederroeden bei einer Gärtnerei einen leeren Betonständer für Pflanzen als Sitzplatz. Schnell hat mich eine junge Bedienung entdeckt und zu meiner Überraschung spricht sie mich in Deutsch an. Sieht man mir das Deutsch an meiner Nasenspitze an? Ich spreche sie darauf an. Dass sie mich einen Augenblick zuvor auf Französisch angesprochen hatte, hatte ich nicht mitbekommen. Daher folgte Deutsch, denn nur das kann sie als Fremdsprache. Als ich weiter den Ort durchquere, laufe ich wieder an schönen alten Fachwerkhäusern vorbei.

Direkt am Ortseingang von Croettwiller steht ein Seitenradar mit Geschwindigkeitsanzeige. Eigentlich uninteressant für mich als Wanderer. Doch ich traue meinen Augen nicht, da wird tatsächlich meine Geschwindigkeit von 6 km/h auf der Anzeigentafel angezeigt. Das muss ich unbedingt festhalten. Also nochmals zurück und diesmal nähere ich mich erneut der Anzeige mit eingeschalteter Kamera. Ein Autofahrer überholt mich und die Anzeige springt auf 41 km/h. Nicht meine Geschwindigkeit, also nochmals zurück und wieder nähere ich mich der Anzeige. Diesmal zeigt sie 5 km/h an. Zum Fotografieren bleibe ich dämlicherweise einen kurzen Moment stehen und schwupps die Anzeige ist weg. Also nochmals auf ein Neues. Nun nähere ich mich dem Seitenradar und wieder springt die Anzeige auf 5 km/h. Diesmal kann ich meine Geschwindigkeit im Bild festhalten. Es ist nun amtlich dokumentiert, ich bin noch in der erlaubten Geschwindigkeit im Ort unterwegs :-).

Vor Trimbach steht eine große Richtungstafel mit vielen vertrauten deutschen Ortsbezeichnungen. In Trimbach in einer Boulangerie und Pâtisserie mache ich eine längere Kaffeepause.

Auf dem weiteren Weg habe ich links und auch vor mir ein Mittelgebirge. Ich bin zunächst verunsichert, sind es noch die Vogesen oder bereits der Pfälzer Wald. Dann erreiche ich die viel befahrene Departementsstraße D263. Mit leichtem mulmigen Gefühl nähere ich mich der Straße. Es gibt keinen Radweg, dafür einen breiten Randstreifen und auf dem kann ich gelassen in Richtung Altenstadt und Wissembourg laufen. Je näher ich Wissembourg komme, um so deutlicher zeichnet sich das Mittelgebirge des Pfälzer Waldes vor mir ab. Der breite Randstreifen bleibt bis zu einem Kreisverkehr in Altenstadt und dort biege ich links nach Wissembourg ab. Bereits jetzt sehe ich das erste Hinweisschild zu meinem Hotel. Von der Hauptstraße muss ich noch einmal abbiegen und mein Hotel ist schnell erreicht.

Das Zimmer ist ok, nur eine Heizung fehlt und wird durch eine sehr laute Klimaanlage ersetzt. Ich heize einmal auf 23 Grad auf und schalte dann die nervige Anlage komplett ab.

203. Etappe: 19. November 2013

Hügelsheim – Beinheim (Frankreich)  10,8 km

Es war eine sehr gute Nacht, ohne Probleme bin ich entspannt und ausgeschlafen erwacht. Mein Wecker hatte keine Zeit mich aus dem Schlaf zu holen. Noch in der Nacht zuvor hatte ich Kopfschmerzen und konnte kaum schlafen. Ich genieße das üppige Frühstück und werde heute die kurze Etappe in den Elsass beschwingt angehen.

Hügelsheim habe ich schnell verlassen und bin bei leichtem Nebel in Richtung Hochwasserdamm unterwegs. Komme an Pferdekoppeln und an einem Gehege mit Rehen vorbei. Dann überquere ich den Rheinniederungskanal, ein unscheinbares Gewässer.

Schließlich erreiche ich den Damm und laufe auf ihm für kurze Zeit bis zur Rheinbrücke mit der Bundesstraße B500. Zunächst gibt es einen abgesetzten schmalen Betonrandstreifen, es folgt ein etwas breiterer Randstreifen nur durch Markierung von der Fahrbahn getrennt und der wird schließlich wieder zu einem recht schmalen Streifen. Der entgegenkommende Verkehr fährt hier recht langsam. Dabei überquere ich den Rheinkanal, einen See und komme dann an einem Kraftwerk vorbei. Als Erstes sehe ich das Hinweisschild, das in etwas einem Kilometer die Straße zu einer Schnellstraße wird, also für Fußgänger und Radfahrer gesperrt ist. Dann erreiche ich den Rhein und nun versperrt mir ein Fußgängerverbotsschild den Weg. Das kann nicht sein! Für mich als Wanderer mal eben umdrehen und die nächste in einigen Kilometern entfernte Brücke nehmen, ist mit einem riesigen Umweg verbunden und nicht denkbar für mich. Ich beachte das Schild nicht und gehe weiter. Nur die Polizei kann mich jetzt noch stoppen.

Auf der anderen Straßenseite sehe ich eine Abfahrt, doch mein Navi signalisiert mir, dass hier ist noch nicht die richtige Abfahrt! Und richtig, ich muss noch einen Kanal überqueren und dann erst kann ich runter von dieser Bundesstraße bzw. Nationalstraße. Die Überquerung dauerte etwa einen Kilometer. Dann wechsele ich die Fahrbahn und überklettere die Leitplanke. Nun bin ich auf einer kleinen Straße in Richtung des Ortes Beinheim unterwegs.

Bei einer Kontrolle meines Navis hält ein Autofahrer an und erkundigt sich nach meinem Ziel. Ich bin richtig unterwegs, und wenn ich gewollt hätte, er hätte mich sogar mitgenommen. Weiter geht es auf der wenig befahrenen Straße. Dabei komme ich an einem See vorbei und unterquere eine Brücke, dann habe ich Beinheim erreicht. Kurze Zeit durchlaufe ich den Ort und erreiche das Zentrum und schon von Weitem sehe ich das rot gestrichene Gebäude, meine heutige Unterkunft.

Die Zimmerwirtin führt mich über einen Hof zu einem Nebengebäude. Im ersten Stock befindet sich mein Zimmer. Alles ist neu umgebaut und erst seit einem Monat gibt es bei diesem Restaurant ein Chambres D’Hotes. Mein Zimmer ist sehr modern gestaltet. Mir gefällt es gut. Da ich noch Kaffeedurst habe und es in unmittelbarer Nähe eine Boulangerie und Pâtisserie gibt, stelle ich meinen Rucksack ab und begebe mich dorthin.