49. Etappe: 23. Mai 2013

Insel Langeoog  6,5 km

Ohne Wecker werde ich heute Morgen wach und spüre, dass ich mir eine Erkältung zugezogen habe. Ich frühstücke ausgiebig mit Inge und Manfred und lasse es gemächlich angehen. Heute möchte ich die Insel Langeoog besuchen. Zuvor versuche ich noch Jürgen, meinen Freund aus der gemeinsamen Bundeswehrzeit, zu erreichen. Schon seit zwei Tagen klappt das nicht und und werde, wenn es wieder schief geht, diesmal mit Manfred zu ihm nach Wittmund fahren. Ich habe Glück und er meldet sich endlich. Er hatte Probleme mit seinem DSL-Anschluss und war daher nicht erreichbar. Jürgen versucht mir zwei Übernachtungen im Fliegerhorst zu organisieren und eventuell auch ein Treffen mit Ehemaligen aus meiner Bundeswehrzeit.

Manfred fährt mich nach Bensersiel, der Hafen des Fährschiffes nach Langeoog. Die Abfahrtzeit ist 11:30 Uhr. Ich habe nach der Ankunft keine lange Wartezeit und im Touristenstrom geht es gleich aufs Schiff. Nach etwa 40 Minuten erreichen wir den Hafen von Langeoog. Hier lasse ich mich jetzt nicht vom Strom der Touris zur Inselbahn treiben. Biege rechts zum Deich hin ab. Schon jetzt erkenne ich das Teehaus mit seinem Reetdach. Zu meiner Zeit auf Langeoog stand dieses Haus auch schon. An andere Gebäude kann ich mich nicht mehr erinnern, nur es waren bestimmt weniger Gebäude.

Nach meiner 4-jährigen-Bundeswehrzeit in Wittmund habe ich bis zum Schulbeginn bei einer Baufirma in Ostfriesland gearbeitet. Da ich einen bei der Bundeswehr erworbenen Lkw-Führerschein hatte, verschlug es mich für 2-3 Monate auf die Insel Langeoog. Hier wurde der Deich erneuert oder neu gebaut. Ich lebte in dieser Zeit auf einem Bauerhof und wurde Montagsmorgens mit anderen Fahrern von der Baufirma abgeholt. Wir wurden dann zum Hafen nach Bensersiel gebracht und fuhren mit einem kleinen Fischkutter zur Insel Langeoog. Am Freitagnachmittag ging es mit dem Kutter wieder zurück.

In der Nähe des Hafens hatten wir ein Camp mit mehreren Bauwagen. Zu uns gehörte auch ein Koch mit Küchenwagen, der in großzügiger Weise für unser leibliches Wohl sorgte. Es wurde im 2-Schichten-Betrieb gearbeitet. Mit den Lkws ging es vom Camp aus auf einer Sandpiste zur Baustelle. Wir fuhren dann den Sand aus einer vom Bagger ausgehobenen Grube – heute ein kleiner Teich – in immer wiederkehrenden Fahrten zum Deich. Eine Raupe erstellte den Deich dann in seiner heutigen Form. Eine Zeit lang fuhr ich auch Grasnarbenstücke, die damals Holländer auslegten, zum Deich.

Wir hatten zum Teil eine sehr trockene Zeit. Beim Fahren mit den Lkws zurück zur Baustelle, eigentlich ein Rasen, ging es hinter dem Teehaus entlang. Dabei wirbelte der Sand hoch und wurde durch den Wind zu den Kuchen essenden Gästen des Teehauses getragen. Es gab echten Sandkuchen! Das hatte natürlich eine Beschwerde zur Folge, sorgte trotzdem es für einige Zeit bei uns zur Erheiterung.   

Ich steuere zielstrebig das Teehaus an, muss dann davor aber feststellen, dass heute Ruhetag ist. Ein Mann mähte beim Teehaus den Rasen und ich spreche ihn an. Es stellte sich heraus, das er der heutige Eigentümer oder Pächter ist. Vom Teehaus laufe ich weiter bis zur heutigen Segelschule und biege dann links ab. Einige Meter später stehe ich am Deichbeginn. Hinter dem Deich verläuft heute ein gepflasterter Weg, unsere damalige Sandpiste. Bis zum großen Rechtsbogen laufe ich noch auf dem Teich. Am Ende dieses Bogens habe ich damals täglich den Sand abgekippt. Hier komme ich mit einer fotografierenden Spanierin ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass sie in Frankfurt lebt. Sie erzählt mir, dass sie aus dem Baskenland stammt und als junge Frau alleine durch die Extremadura unterwegs war. Dort aber wurde sie von den Leuten als Fremde angefeindet. Wir haben einigen Gesprächsstoff, den auf der Via de la Plata bin ich bei meiner zweiten Pilgerreise auch durch die arme und kaum bevölkerte autonome Provinz Spaniens gelaufen.

Nach diesem Abstecher zum Deich kehre ich zum Hafen zurück. In einem Restaurant beim Hafen will ich einen Kaffee trinken. Zwei Bedienungen laufen öfters an mir vorbei, doch werde ich nicht wahrgenommen. Ich verlasse das Restaurant ohne Kaffee wieder und laufe zurück zum Deichanfang. Hier habe ich mit einem Journalisten der Langeoog News einen Termin. Pünktlich kommt er mit dem Rad, das Verkehrsmittel der Insel, angefahren. Wir plaudern über meine Wanderung, meine Reise in die Vergangenheit und von meiner Tätigkeit auf der Insel. Er macht am Deichbeginn ein Foto von mir und auch noch eins mit meiner Kamera. Am Samstag wird der Artikel dann auf dem Internetportal der Langeoog News erscheinen. Bei mir auf diesem Blog ist rechts im Sideboard bei Berichte der Link zum Artikel inzwischen eingefügt.

Vom Treffpunkt aus laufe ich wieder zum Hafen zurück und begebe mich zu Fuß in den Ort. Nach einem Kaffee am Kiosk beim Bahnhof steige ich in die Inselbahn ein. Um 16 Uhr fährt mich die Bahn zum Hafen und es geht dann mit dem Fährschiff zurück nach Bensersiel. Als ich das Hafengebäude verlasse, wartet Manfred bereits auf mich.

Ich spüre deutlich die immer mehr aufziehende Erkältung und habe auch leicht erhöhte Temperatur. Daher fährt mich Manfred noch zur Apotheke in Bensersiel. Hier nimmt sich die Apothekerin viel Zeit für mich und ich verlasse gut Beraten und mit einem Medikament die Apotheke wieder.

Zurück bei Inge und Manfred, schmeißt Manfred den Grill an. Es ist kühl, aber den ganzen Tag gab es blauen Himmel mit Sonnenschein. Manfred grillt Fleischspieße, Pflaumen ummantelt mit Speck und noch ein Fleischgericht, das er in Brasilien kennengelernt hatte. Für eine weitere Grillphase trete ich in Streik, dies wäre mir vor der Wanderung sicher nicht passiert. Es schmeckte alles vorzüglich, aber ich platzte aus allen Nähten. Mein Magen ist wohl schon geschrumpft nach den oft fehlenden Abendessen. Wir unterhalten uns noch bis Mitternacht. Es war ein schöner und entspannter Tag und vor allem ein schöner Abend mit beiden gewesen. Ich habe mich bei Inge und Manfred wie zu Hause gefühlt und bedanke mich bei beiden sehr herzlich.

3 Gedanken zu „49. Etappe: 23. Mai 2013

  1. Hallo Werner,

    wünsche dir erst einmal gute Besserung. Ich habe mit Interesse deinen Bericht über Langeoog gelesen.
    Hier in Berlin ist scheußliches Wetter, Pech für die Fußballfans, die am Brandenburger Tor das Spiel Dortmund:Bayern ansehen wollen. Wir starten morgen von Rügen aus nach Bornholm und hoffen, daß allmählich die Sonne zum Vorschein kommt.
    Deine Wanderung werde ich weiter verfolgen!

    Ganz herzlich grüßt dich

    Doris

  2. Hallo Werner,
    ich gugge heute in meinen Briefkasten und was sehe ich da? Quelle surprise: eine Postkarte von Dir, hab mich sehr gefreut
    Ich wünsche Dir auch gute Besserung.
    Übrigens auf Langeoog war ich auch mal vor ein paar Jahren. Hat mir sehr gut gefallen.
    Bussis

  3. Hallo Werner,
    wenn ich diese Bilder sehe, freue ich mich total auf unseren Urlaub im Juli an der Nordsee. Ist einfach schön da

    Viele liebe Grüße
    Sylvia

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