92. Etappe: 20. Juli 2013

Graal-Müritz – Strand (nach Ahrenshoop)  29 km

Das Schreien der Möwen beendet meinen Schlaf sehr früh und so begebe ich mich noch vor dem Ansturm der Massen zu den sanitären Anlagen in der Nähe. Da ich meinen Weg am Strand fortsetzen werde, begebe ich mich schon früh zur Rezeption. Ich muss mich bereits in einer kleinen Schlange Wartender einreihen. Doch es geht noch einigermaßen zügig. Als ich die Rezeption jedoch verlasse, hat sich die Schlange deutlich vergrößert. Wieder bei meinem Zelt angekommen, sind auch Markus und Silke auf.

Nun geht es wieder ans Packen und schließlich ans Verabschieden. Ob wir uns nochmals sehen, ist fraglich. Wir befinden uns im Fischland Darß und sie wollen am Bodden vorbei und ich oberhalb an der Küste entlang.

Nach einem Stück am Strand entlang erreiche ich einen Wald und laufe an wunderschönen reetgedeckten Häusern einer Ferienanlage vorbei. Einmal endet mein Weg vor einem privaten Grundstück, dann aber bin ich wieder hinter dem Deich. Immer wieder komme ich an kleinen reetgedeckten Häusern vorbei. Gut finde ich es, dass hier an der Ostsee keine Hotelklötze gebaut werden. Wenn gebaut wird, dann nur in normaler Höhe von Einfamilienhäusern.

Schließlich verlasse ich den Pfad hinter dem Deich und muss nun auf dem Deichweg entlang laufen. Es wird zunehmend heißer, der Schweiß läuft in Strömen. Dann kommt eine Radfahrerin auf mich zu.

Schon bevor sie mich erreicht, ruft sie mir freudig zu: „Das werde ich auch tun!“ Sie fährt an mir vorbei, ich drehe mich zu ihr um und sie stoppt auch schon. So kommen wir ins Gespräch und sie erzählt sie mir, dass sie hier aus der Gegend stammt. Ihre Eltern haben hier in der Nähe ein Häuschen und sie kommt immer wieder hierher. Mit dem Rad ist sie dann viel unterwegs hier. Leben und Arbeiten tut sie aber in Wiesbaden. Ich erwidere, dass ich in Darmstadt lebe und von dort zu meiner jetzigen Wanderschaft gestartet bin.

Wir sprechen über die Ostsee, von dieser wundervollen Landschaft am Darß. Dann empfiehlt sie mir, in den Dünen noch vor Ahrenshoop oder auch danach vor dem Darß Wald am Strand zu übernachten. Ihre Begeisterung steckt mich an. Der Weg nach Prerow ist noch weit und bei diesem Traumwetter ist eine Übernachtung im Freien sehr interessant.

Sie will auch eine Wanderung hier an der Ostsee unternehmen, um noch intensiver ihre Heimat kennenzulernen. Zuvor aber will sie mit einer Freundin Mexiko bereisen. Diese Freundin hatte dort mal für einige Zeit gelebt. Sie ist von meiner Wanderschaft begeistert und so ich gebe ihr meine Visitenkarte mit der Blogadresse. Sie wird nochmals Kontakt aufnehmen, verspricht sie mir. Dann verabschieden wir uns.

Der Weg durch den Darß, auf diesem asphaltierten Belag, nehme ich nicht wirklich wahr. Beiderseits des Weges Wildblumen und –pflanzen, so weit das Auge reicht, lenken mich total ab. Das Farbenspiel der verschiedenen Farben und Farbtupfer ist einmalig, ich bin wieder völlig fasziniert und fotografiere unentwegt diese Eindrücke. Natürlich können meine Bilder nicht vollständig diese eindrückliche Landschaft wiedergeben. Doch hoffentlich ein bisschen davon aber zeigen.

Die Zeit vergeht wie im Fluge, ich bewege mich inzwischen auf einer Steilküste mit herrlichem Blick auf das blaue Meer und den tiefblauen Himmel, entlang. Dann erreiche ich einen traumhaften Platz noch oben auf der Steilküste. Hier könnte ich meine Nacht im Freien verbringen. Abgelegene Plätze gibt es hier genug. Doch ein Blick auf mein Navi sagt mir, ich muss noch durch Ahrenshoop und erst dann einen Schlafplatz finden. Es ist noch zu früh für ein Etappenende.

Weiter geht es an der Steilküste entlang. Unter mir am Strand viele Badegäste und doch ist der Strand nicht wirklich überlaufen. Dann erreiche ich schließlich Ahrenshoop. Der Ort ist nett und ich mache bei einer Eisdiele eine Rast. Das Eis hier schmeckt köstlich, ist etwas cremiger als das italienische Eis. Mir schmeckt es jedenfalls deutlich besser. Wieder nehme ich Sanddorn und Holunder. Nach der Pause geht es weiter durch den lang gezogenen Badeort. Schließlich erreiche ich den Darßwald und biege runter zum Strand ab.

Der Darßwald oder Darßer Wald ist ein Nationalpark mit naturbelassenem Wald. Er erstreckt sich über große Teile der Halbinsel Darß. Es gibt hier eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Morgen werde ich diesen Wald durchschreiten!

Einige Zeit laufe ich am Strand entlang, es sind nur noch wenige Badegäste anwesend und so suche ich mir einen Schlafplatz in den Dünen oberhalb des Strandes. Den finde ich recht schnell, er ist einigermaßen versteckt hinter einem Sandwall und nur 20 bis 30 Meter vom Strand entfernt.

Zur Sicherheit lege ich meine Zeltunterlage aus und darüber das Zelt, ohne es jedoch aufzubauen. An den äußeren Seiten verankere ich es mit mehreren Heringen. Unter dem Außenzelt lege ich meinen Rucksack, meine Sachen und schließlich zum Teil auch meine Luftmatratze und den Schlafsack. Nun lasse ich den warmen Abend einsam in den Dünen ausklingen. Erlebe noch einen herrlichen Sonnenuntergang und schließlich schlüpfe ich müde in meinen Schlafsack. Ziehe noch das Außenzelt über den Schlafsack, sodass nur noch mein Kopf hervorschaut. Der anstrengende aber wunderschöne Tag mit den vielen Eindrücken lässt mich schnell einschlafen.

Irgendwie werde ich nachts wach. Es ist eine sternklare Nacht und Vollmond. Leicht erschrocken stelle ich fest, die Oberfläche des Zeltes feucht ist. Doch morgen ist ein neuer Tag und wieder Sonnenschein zum Trocknen. Noch eine Zeit lang schaue ich in den klaren Himmel, um mich herum Stille, nur die Wellen des Meeres vernehme ich. Es wirkt so beruhigend und dabei schlafe ich wieder ein.  

Ein Gedanke zu „92. Etappe: 20. Juli 2013

  1. Hallo Werner,

    bin aus dem Kloster zurück. Hatte dort eine wunderbare Zeit und – auch die Rückfahrt per Fahrrad war wieder wunderschön.
    Habe eben Deinen letzten Eintrag, Darß, gelesen. Da ich die Gegend kenne, kamen – auch dank Deiner Schilderung – wieder wunderbare Bilder hoch.
    Es ist schon spät; ich mache für heute Schluss. Wünsche Dir alles, alles Gute.
    LG Harald

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