Strand (nach Ahrenshoop) – Campingplatz bei Prerow 17,3 km
Etwa um 4:30 Uhr werde ich wach und erlebe einen schönen Sonnenaufgang mit. Dann holt mich aber der Schlaf nochmals ein. Gegen 7:30 Uhr werde ich durch die starken Sonnenstrahlen endgültig wach. Das Möwengeschrei habe ich heute Morgen nicht mitbekommen. Es war eine herrliche Nacht gewesen und ich bin vollkommen ausgeschlafen. Zunächst lege ich meinen feuchten Daunenschlafsack und meine leicht klammen Sachen in den Gräsern um mich rum zum Trocknen aus. Dann geht es zum menschenleeren Strand und in die Ostsee. Im ersten Moment etwas kühl, doch dann ist es sehr angenehm. Ich habe den Strand alleine für mich. Wäre ich nicht alleine unterwegs, hätte ich sicher schon öfters, auch ohne Badehose, ein Bad genommen. Doch alles alleine am Strand zurückzulassen traue ich mich nicht. Ein Diebstahl meiner Sachen könnte schnell meine Wanderschaft beenden. Dieses Risiko gehe ich lieber nicht ein. Um so mehr genieße ich dieses Bad.
Schließlich breite ich das Zelt zum Trocknen aus und lege mich nochmals auf meine Luftmatratze im Sand. Nun müssen nur noch die Sachen trocknen. Gegen 9:30 Uhr starte ich dann mit komplett trockenem Schlafsack und trockenem Zelt. Schon nach etwa 200 Metern kann ich wieder hoch in den Wald.
Wieder ein lichtdurchfluteter Wald mit sich ständig wechselnden Bereichen. Mal gibt es kurze Gräser, mal lange Schilfgräser zwischen den Bäumen. Dann wieder sind die Bäume umgeben von Feuchtgebieten. Durch das Blätterwerk fallen Sonnenstrahlen und leuchten die Grünen der algenüberzogenen Tümpel herrlich aus. Zwischendrin umgestürzte und abgestorbene Baumstämme. Eine traumhafte Waldlandschaft!
Der Wald ist sehr groß und ich bin lange in ihm unterwegs. Die Waldwege führen schließlich zu einem großen Stern zusammen. Immer mehr Radfahrer sind inzwischen unterwegs, ich bin wie immer ein Exot unter diesen Urlaubern. Vom Wegestern aus entscheide ich mich für den Weg zunächst zum Leuchtturm. Dort angekommen finde ich Massen von abgestellten Fahrrädern vor. Das letzte Stück des Weges zum Leuchtturm und zum Wasser ist nur noch loser Sand. Auf den Leuchtturm steige ich mit meinem Rucksack nicht. Wahrscheinlich hat man von oben einen herrlichen Überblick, für mich aber deutlich zu anstrengend.
Ich entscheide mich nun vom Turm beginnend für den Rundwanderweg, der nach meinem Navi auch zum Zeltplatz führen muss. Der Rundweg beginnt ab hier mit einem Holzsteg, auf dem das Fahren mit Rädern untersagt ist. Daher auch die vielen abgestellten Räder. Vorbei geht es an wunderschönen Blumen und Pflanzen. Zwischendrin muss ich immer wieder durch losen Sand stapfen. Es umgibt mich eine schöne Dünenlandschaft. Dann endlich zeigt mir ein Schild den Weg zum Campingplatz. Doch bis dahin dauert es noch. Selbst als ich den Zeltplatz erreiche, habe ich noch einen langen Weg zur Rezeption vor mir. Der Platz ist riesig und unübersichtlich! In der Rezeption erhalte ich einen der wenigen freien Plätze in den Dünen. Was ich noch nicht weiß, es ist ein Platz nahe zum Strand und im hohen losen Sand.
Nach längerem Suchen und Durchfragen erreiche ich schließlich den Platz. Nun muss ich erstmals meine längeren Aluheringe einsetzten. Ein Unbehagen beschleicht mich bei dem Gedanken, dass mir der Wind die Heringe heute Nacht rausziehen könnte. Nach dem Aufbau suche ich mir einen Arbeitsplatz mit Strom. Mein Smartphoneakku ist fast leer und der Akku des Notebooks hat auch schon seit gestern seinen Geist aufgegeben. Schließlich muss auch der Ersatzakku meiner Kamera geladen werden. Ich habe Glück, in der nahe gelegenen Pizzeria finde ich im Inneren einen Stromanschluss und das Wohlwollen der Chefin.
Kurz vor Sonnenuntergang begebe ich mich wieder zu Zelt und komme mit einem jungen Paar ins Gespräch. Nach Rückkehr zum Zelt ertönt mit deutlicher Lautstärke Musik und Gesang zu mir. Es ist eine Strandparty im Gange. Doch irgendwie schlafe ich trotz Musik ein.
Lieber Werner,
wir sind das junge Paar vom Campingplatz in Prerow. Vielen Dank für das kurze aber sehr schöne Gespräch am Abend und am Morgen vor unserem Zelt. Wir wünschen Dir für Deinen weiteren Weg vor allem die notwendige Kraft und Gesundheit.
In Gedanken sind wir bei Dir und dazu fällt mir auch gerade ein schönes Lied ein: You`ll Never Walk Alone (http://youtu.be/g2s8kagz43E).
Herzliche Grüße aus Schleswig-Holstein,
Hauke und Evy