186. Etappe: 02. November 2013

Weitnau – Weiler im Allgäu
Distanz: 24,5 km; Aufstiege: 412 m; Abstiege: 619 m

Beim Frühstück erzählt mir die Wirtin, dass es eine Alternativroute nach Weiler gibt. Sie selbst ist den Jakobsweg und auch die Alternativroute, der ursprüngliche Jakobsweg, bereits gelaufen. „Ich muss doch wissen, wie der Weg verläuft, wenn man mich fragt“, verrät sie mir.

Am Nachbartisch kommt ein Paar mit Rucksack hinzu. Ich frage sie, ob sie auch auf dem Jakobsweg unterwegs sind. Sie sind es, jedoch heute geht es zurück nach München. Wir unterhalten uns noch eine Weile. Nach dem Frühstück erklärt mir die Wirtin auf einer Wanderkarte den möglichen Weg und gibt mir auch noch eine Kurzbeschreibung mit. Im Anschluss daran arbeite ich im Zimmer diese Route noch aus. Dann verlasse ich den Gasthof und ein Muss ist die danebenstehende Kirche. Bei einem Telefonat hatte mich Erhard von Elfis Pilgerquartier auf diese Kirche aufmerksam gemacht.

Als ich den Innenraum betrete, bin ich beeindruckt von der farbenfrohen Ausmalung der Wände und Decken dieser neugotischen Kirche. Ein richtiges Kleinode zwischen den meist barocken Kirchen. Von der Kirche gehe ich durch den Ort und treffe bei der Bushaltestelle nochmals das Paar aus München. Am Ortsrand beobachte ich einen Mann beim Mähen mit der Sense. Als ich ihm andeute, ein Foto zu machen, schüttelt er den Kopf. Ich bitte nochmals freundlich und so kommt er zu mir und fragt mich neugierig aus. Ich gebe ihm bereitwillig Auskunft und schließlich darf ich ihn doch fotografieren.

Die Kurzbeschreibung der Wirtin ist gut, denn an einer Stelle, hier hatte ich falsch geplant, sehe ich nun den von ihr vorgeschlagenen Weg. Nun bin ich auf einem Wirtschaftsweg unterwegs, doch mit einigem Verkehr. Es sind aus beiden Richtungen Fahrzeuge, auch einige mit Anhänger, unterwegs. Ich stelle schnell den Grund fest. Hier führt eine Abzweigung zu einem Wertstoffplatz und heute ist geöffnet. Schon von Weitem sehe ich vier sportlich gekleidete junge Männer beim Hantieren ihrer Rollerski. Sie halten den Verkehr auf. Es staut sich bei ihnen. Ich sehe den Unwillen der zwangsweise wartenden und langsam fahrenden Autofahrer. Einen Moment stoppen, ist schon ein Problem für sie. Die jungen Männer lassen sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Als ich sie erreiche, kommen wir ins Gespräch. Als ich auf ihre Fragen nach dem Woher und Wohin antworte, sind sie ein bisschen beeindruckt. Einer der Vier meint: „Wir haben vermutet, sie sind quer durch Deutschland unterwegs.“ Natürlich bin ich auch neugierig, was sie machen. Ich erfahre dann, dass sie Hochleistungssportler im Skilanglauf sind und momentan für die Olympiaqualifikation trainieren. Ich bitte sie einmal fotografieren zu dürfen. Sie stellen sich bereitwillig für ein Foto auf. Ich sage noch zu ihnen: „Schließlich möchte ich sie wieder erkennen, wenn sie auf dem Siegerpodest bei Olympia stehen.“ Auf einen der Vier richten sich die Finger, er ist wohl ein Kandidat für ganz vorne mitzumischen.

Unterwegs ziehen dicke graue Regenwolken über mir vorbei und ich ziehe zur Vorsicht den Poncho halb an. Es geht durch Täler an Weiden und einzelnen Gehöften vorbei. Dann erreiche ich auf einer Anhöhe Unterried. Wenig später tauche ich in einen Wald ein, laufe zum Teil an einem Hang entlang und habe unter mir eine große Holzfabrik. Hier sehe ich ein Schild nach Eistobel, doch das Hinweisschild nach Ebratshofen, dort führt mich meine geplante Route, weist in die entgegengesetzte Richtung. Später als ich ein Altenheim passiere und über eine kleine Holzbrücke laufe, erkenne ich, dass ich nun nicht mehr der Beschreibung der Wirtin folge. Ihre Ortsangabe habe ich nicht lesen können, habe ein „Gi“ zu Beginn des Namens entziffert, doch es war ein „Ei“ und es sollte Eistobel heißen. Nun gut, jetzt laufe ich halt anders. An der Straße nach Ebratshofen gibt es einen Fuß- und Radweg und so stört mich der vorbeifahrende Verkehr nicht.

Im Ort mache ich in einem kleinen Tante-Emma-Laden mit Stehcafé eine Pause. Entgegen der Angabe kann man doch sitzen. Im Gespräch mit der Ladeninhaberin erfahre ich von einem Weg direkt nach Stiefenhofen. Später unterwegs finde ich auch diese Abzweigung und muss nun eine Zeit lang über die Hügel laufen. Von Stiefenhofen geht es weiter nach Simmerberg und dort bin ich wieder auf dem Jakobsweg. Doch ich folge nun meinem Smartphone-Navi und erreiche nach etwas mehr als zwei Kilometer Weiler im Dämmerlicht. 

Ein Gedanke zu „186. Etappe: 02. November 2013

  1. Hallo Werner,

    Glückwunsch, ab dem Bodensee geht es wieder Richtung Norden, nach Hause. Deine Wanderung durch das Allgäu hat mir gut gefallen.

    Alles Gute
    Werner

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