Niebüll: 23. Juni 2013
Einen Wecker brauche ich nicht, bereits um 6 Uhr bin ich wach. Der Schmerz ist kaum noch da, zur Sicherheit kühle ich aber trotzdem. Das Schmerzmittel, was auch entzündungshemmend wirkt, nehme ich 2x am Tag. Etwas massieren tue ich die vordere Unterschenkelmuskulatur auch noch. Ich genieße das Liegenbleiben und schalte das Fernsehgerät an und zappe mich durch die Programme. Irgendwie schlafe ich nochmals ein.
Auch das Frühstück mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet genieße ich. Einen Mann im Frühstücksraum erkenne ich wieder, er ist mir gestern beim Warmfahren auf der Triathlonstrecke begegnet. Mich erkennt er nicht mehr, kein Wunder mit blauem Poncho und Rucksack sehe ich sicherlich anders aus. Weitere junge Gäste sind wohl auch Teilnehmer des gestrigen Triathlonwettbewerbs gewesen. Nach dem Frühstück heißt es wieder Faulenzen und mein Bein schonen.
Mir wurde von Herrn Schmitt, einem Deutschlandumrunder und von Harald das Noldemuseum empfohlen. Es liegt in Seebüll bei Neukirchen und ist etwa 15 Kilometer nördlich von Niebüll entfernt. Da ich noch einen weiteren Ruhetag für mein Bein eingeplant habe, werde ich diesen Tag für den Museumsbesuch nutzen. Dafür suche ich mir eine Unterkunft in Neukirchen und fahre morgen mit dem Bus dorthin.
Gegen 15 Uhr verspüre ich Hunger und gehe in den Ort. Nicht weit vom Hotel entfernt finde ich ein Restaurant. Zu Essen gibt es um diese Zeit aber nur Kuchen und so esse ich ein Stück. Dies muss für heute reichen, denn nochmals laufen tue ich wegen meines Beines nicht mehr.
Der Abend endet, wie der Morgen begann, mit Faulenzen und nach langer Zeit einmal wieder Tatort schauen.
Neukirchen: 24. Juni 2013
Niebüll – Neukirchen mit dem Bus
Die Busverbindungen nach Neukirchen sind miserabel und durch die Sommerferien in Schleswig Holstein zusätzlich nochmals schlechter. Nur vor 7 Uhr und dann erst um 13:23 Uhr fährt ein Bus.
Ich kann nach Rücksprache mit der Rezeption noch bis 12 Uhr im Zimmer bleiben. Danach esse ich in einem kleinen Restaurant in der Nähe des Busbahnhofs eine Kleinigkeit. Von dort bin ich in wenigen Minuten an der Haltestelle. Der Bus kommt pünktlich und ich bitte den Fahrer mir Bescheid zu geben, wenn der Bus die Haltestelle beim Landgasthaus erreicht. Gut, das ich den Fahrer angesprochen habe, denn unterwegs nicke ich ein und werde erst durch die Durchsage des Busfahrers wach. Schnell packe ich Rucksack und Stöcke und steige noch ein wenig verschlafen aus. Gegenüber sehe ich einen Gasthof, das Wort Fegetasch steht auch dort. Ich überquere die Straße und stehe dann vor einer verschlossenen Tür. Mehrfach betätige ich die Klingel, doch niemand öffnet. Neben dem Gasthof gibt es im Garten Stühle und Tische. Als ich dorthin gehen will, sehe ich auf der anderen Seite noch einen Gasthof und dieser hat auch den passenden Namen.
Dieser Landgasthof ist offen und ich kann mein Zimmer beziehen. Alles ist einfach, das WC und die Dusche auf dem Flur. Ich brauche nicht mehr und der Preis ist mit Frühstück günstig und endlich einmal angemessen.
Neukirchen: 25. Juni 2013
Neukirchen – Seebüll – Neukirchen 8,3 km
Nach dem Frühstück packe ich meinen Minirucksack, und da es wieder nach Regen aussieht, stopfe ich auch noch meinen Poncho dazu. Zuvor habe ich mir den Weg in Google Maps angeschaut und festgestellt, es ist nicht weit zur Nolde Stiftung. Ich entschließe mich, zu Fuß zu laufen. Viel Alternativen habe ich nicht, nur nachmittags mit dem Bus oder ein Taxi. Da ich kein größeres Gewicht tragen muss, ist es ein guter Test für mein Bein.
Auf dem Weg mit einer leichten Brise Wind habe ich immer wieder das Gefühl, gleich regnet es. Dicke dunkle Wolken ziehen über mir dahin. Mein Bein beklagt sich nicht und ich spüre auch keinen Schmerz. Der Weg zur Nolde Stiftung ist gut beschildert. Schon von Weitem sehe ich den modernen und markanten Glasbau, das Forum der Nolde Stiftung Seebüll, zwischen Bäumen und Büschen stehen. Ebenfalls gehören die zwei reetgedeckten Bauerhäuser in unmittelbarer Nähe zur Stiftung. Im roten Backsteingebäude ist das Gästehaus untergebracht.
Emil Nolde war einer der führenden Maler des Expressionismus. Er ist zudem einer der großen Aquarellisten in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Das Ehepaar Nolde erwarb 1926 die unbebaute Warft und die beiden daneben liegenden Bauernhöfe. Sie nannten die Warft Seebüll und bis 1930 wurde dort das gleichnamige Wohn- und Atelierhaus nach den Plänen des Malers erbaut. Neben dem Haus entstand ebenfalls nach eigenen Entwürfen der Garten. Die Hauptwege wurden in Form der Initialen A und E angelegt. Im Garten entstand das kleine reetgedeckte Gartenhaus und ein Erdschutzbunker, der später als Gruft und Begräbnisstätte von Ada und Emil Nolde umgewandelt wurde.
Der Garten ist ein Künstlergarten und ein sehr individuelles Gesamtkunstwerk. Die Bepflanzung orientiert sich an Bauerngärten der damaligen Zeit und wurde ebenfalls von Nolde mit Ulmen, Obstbäumen, Goldregen, Hochstamm-Rosen, kleinen Schlehen und weiteren Blumenarten vorgegeben.
Von der Straße komme ich am Busparkplatz vorbei und laufe auf einem schmalen Weg zum Eingang im Forum. Ich kaufe mir eine Kombieintrittskarte für Ausstellung und Gartenführung. Die Führung fängt um 11 Uhr an und ich habe genug Zeit mir den Film über das Leben und Schaffen von Emil Nolde anzuschauen.
Die Gartenführung wird von einem Gärtner der Stiftung durchgeführt. Wir haben Glück trotz dicker Regenwolken bleibt es trocken. Der Führer gestaltet die Führung durch den von Ada und Emil Nolde selbst gestalteten Garten interessant. Am Ende der Führung besuche ich noch die derzeitige Ausstellung im ehemaligen Wohnhaus.
Nach Verlassen des Stiftungsbereichs gehe ich noch zu Noldes Fischerboot, inzwischen ein originalgetreuer Nachbau des Bootes. Der Weg führt vorbei an Weidefläche und zuletzt teilweise durch eine Schilfgasse. Auf dem Rückweg sehe ich schon aus der Ferne eine Frau zeichnend am Zaun stehen und ihr gegenüber die neugierig zusammengerotteten Rinder. Als ich sie erreiche, mache ich seitlich von hinten ein Foto mit Frau, Zeichnung und Rinder. Sie gibt mir die Erlaubnis dieses Bild auf meinem Blog darzustellen.
Im Anschluss daran geht es zurück zum Landgasthof. Immer noch trübe aber weiterhin trocken. Der Besuch der Nolde Stiftung war eine sehr gute Empfehlung gewesen. Zurück im Zimmer buche ich meine morgige Unterkunft in Ladelund. Zu meiner Überraschung hat bereits Herr Schmitt, einer mein Vorgänger, 2010 dort übernachtet.
Hallo Werner,
deine Wanderung verfolge ich weiter interessiert. Bei “Emil Nolde” waren wir Anfang der 90er Jahre, und es hat uns sehr gut gefallen – auch der Garten. An das Boot kann ich mich allerdings nicht erinnern. Hoffentlich kannst du inzwischen schmerzfrei deinen Weg fortsetzen!
Sei herzlich gegrüßt von
Doris und Kurt
Hallo Werner,
ich darf beim Du bleiben. Niebüll ist mir auch bekannt. Wir haben von Husum aus (Hotel Thomas am Hafen) das Nolde-Museum besucht und waren wie Du vom Garten begeistert. Guter Tipp. Als Weitwanderer habe ich natürlich den “Schmitt” gelesen. Ich freue mich schon, wenn Du (wahrscheinlich) wie Schmitt im Bayerischen Wald auf dem Goldsteig unterwegs bist oder vorher vielleicht auf dem Kammweg. Beide Top-Wege bin ich schon gewandert. Im Bayerischen Wald möchte ich ein Treffen mit Dir organisieren. Dort habe ich vor 45 Jahren geheiratet (Rachel/Mauth/Lusen)
Jetzt wünsche ich Dir (und dem Bein) erst einmal gute Erholung. Schmerzmittel müssen manchmal sein.
Grüße von Werner
Hallo Werner, heute hatte ich wieder viel zu lesen, danke für die Nolde-Aufklärung. Sehr schöne Gartenbilder!!!!
Hoffentlich geht es dir wieder besser, alle LTG-ler wünschten dir alles Gute!!!
Besseres, trockeneres Wetter schicke ich in den Norden, fangs auf!!!!!
bis bald Christl