82. Etappe: 07. Juli 2013

Eutin – Pönitz am See  20 km

Bereits kurz nach 4 Uhr werde ich durch das Vogelgezwitscher wach. Zum Schlafen reicht das kleine Tunnelzelt, doch das Schreiben, ist wegen des Platzmangels mühsam. Und so stehe ich auf und gehen zu den überdachten Tischen und der Steckdose gegenüber der Rezeption. Jetzt funktioniert auch die WLAN-Verbindung. Zwei Ältere und den letzten Artikel übertrage ich in meinen Blog. Über das Internet suche ich nach Campingplätzen in der Region und werde am Großen Pönitzer See fündig. Um Zeit zu sparen, werde ich heute wieder einen Arbeitstag an der Straße einlegen. Ich muss mich einfach wieder der Ostsee nähern und rasch zum Großen Pönitzer See kommen. Daher erstelle ich meine heutige Route neu.

Gegen 7 Uhr kann ich einen kleinen Aufenthaltsraum nutzen und um 7:45 Uhr gibt es mein kleines bestelltes Frühstück. Danach ist Packen und Zelt abbauen fällig. Vieles geht jetzt flüssiger von der Hand. Noch etwas feucht packe ich das Zelt ein. Die Sonne scheint inzwischen und es wird langsam wärmer. Wieder ein schöner Tag kündigt sich an.

Zunächst folge ich dem Seeverlauf am Kellersee und schon bald habe ich Plön erreicht. Wieder nicht viel später bin ich bereits am Großen Eutiner See. Es dauert noch einige Zeit und ich verlasse Plön und wechsel auf eine Kreisstraße mit Radweg. Der Straße folgend durchquere ich mehrere kleine Orte und nach Gothendorf hört leider der Radweg auf und ich bin wieder auf der Straße unterwegs. Langsam habe ich mich mit den gedankenlosen Autofahrern arrangiert und nehme vieles gelassener hin. Doch als mir ein Motorradfahrer mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit entgegen kommt und Sekunden später auch schon an mir vorbei ist. Und dies in einem nicht besonders großen Abstand zu mir tut, ist meine Gelassenheit wieder dahin. Die unfreundlichen Worte, die ich ihm nachschreie, nimmt er natürlich nicht wahr. Sie mussten aber aus mir raus.

Schon kurz vor Barkau verfolgt mich der penetrante Geruch von Gülle je Wind mal mehr mal weniger. Trotzdem brauche ich eine Pause und sehe ein schattiges Plätzchen mit einer Bank. Ein Bikerpaar verlässt gerade die Bank und gibt mir den Rat, nicht in der Mitte zu sitzen, die Bretter verbiegen sich schon heftig. So kommen wir noch kurz ins Gespräch.

Mitten auf der Wiese vor meiner baufälligen Bank steht ein Gedenkstein, der an den Freikauf aus der Leibeigenschaft im Jahre 1735 erinnert.

Vier Kilometer nach Barkau erreiche ich Pönitz und muss auf die Bundesstraße B432 wechseln. Von der Ferne sehe ich regen Verkehr auf der Bundesstraße und keinen Radweg. Ungute Erinnerungen an die Straße vor Flensburg werden wieder in mir wach. Bei diesen Gedanken steigt ein mulmiges Gefühl in mir hoch. Als ich jedoch näherkomme, sehe ich etwas seitlich versetzt zur Straße doch einen Radweg. Ich atme auf und kann unbeschwert, ohne auf den Verkehr zu achten, weiterlaufen.

Etwa fünf Meter vor mir liegt etwas Geschwungenes auf dem warmen Asphalt. Meine Aufmerksamkeit hat es eigentlich nicht, ich nehme es nur undeutlich wahr. Doch als ich mich nähere, wird plötzlich aus dem leblosen Geschwungenen etwas Lebhaftes. Eine etwa 70 bis 80 cm lange Schlange windet sich seitlich ins hohe Gras. Ich schrecke auf und kann noch die weißen Stellen am Kopf erkennen.

Meine Suche im Internet ergab, dass es wahrscheinlich eine Ringelnatter war.

Kurz nach Pönitz liegt im Grünstreifen neben dem Radweg ein toter Dachs. Ob er angefahren wurde, kann ich nicht erkennen. Dann erreiche ich Pönitz am See und kann kurze Zeit später in einen unbefestigten Weg unmittelbar am Goßen Pönitzer See eintauchen. Wieder Natur und endlich keinen Verkehr mehr! Noch vor dem Campingplatz kehre ich, einem Bauchgefühl folgend, bei dem am Weg liegenden Landgasthof zum Essen ein.

Auf dem Campingplatz habe ich unmittelbar hinter der Rezeption auf einer großen Wiese freie Auswahl mit meinem Zeltplatz. Das Zelt ist rasch aufgebaut, es kehrt langsam Routine ein. Außer Getränken gibt es auf diesem Campingplatz nichts. Und ich bin froh, vorher etwas gegessen zu haben. Für einige Zeit kann ich noch im Aufenthaltsraum arbeiten und meine Akkus aufladen.

Mit Heinke und Robert vereinbare ich unser morgiges Treffen bei dem Ausflugslokal Hermanshöhe, vor Travemünde gelegen. Meinen Start und die Dauer werde ich morgen früh per SMS mitteilen. Beide kommen von Hamburg angereist. Ich finde es toll, dass sie mich noch einmal treffen wollen und extra aus Hamburg anreisen. Wir hatten uns auf meinem Weg von Büsum nach Tönning am Strand kennengelernt. Meine erste Pause in einem Strandkorb. Es war gleich gegenseitige Sympathie vorhanden. Uns verbindet auch das kurze, aber gewaltige Unwetter nach unserem Treffen. Ich freue mich auf das Wiedersehen.

Auf der Terrasse vor dem Aufenthaltsraum sitzend und den See im Blick, genieße ich den Tagesausklang bei noch angenehmer Temperatur und einem schönen Sonnenuntergang. 

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