Rieth – Pampow 25,3 km
Diesmal bin ich mit Zeltabbau und Packen bereits kurz nach 8 Uhr fertig. Zusammen mit der Frau von gestern Abend gehe ich zum Frühstück zu einer Pension. Hinzu kommt noch ein Motorradfahrer aus Hamburg. Schnell sind wir in einem munteren Gespräch und die Zeit vergeht wie im Fluge und so beginnt meine heutige Etappe doch wieder später.
Nach dem Ort bin ich schnell in einem Nadelwald. Der schmale Waldweg verläuft schnurgerade hindurch, nur gelegentlich gibt es zwischendrin eine leichte Biegung. Es ist schon wieder sehr warm und die Fichten bieten nur wenig Schutz vor der Sonne. Bis zum Horizont blicke ich auf endlose dünne lange Nadelbäume, sie wirken auf mich wie Streichhölzer. Stellenweise bewege ich mich auf einem Deich. Nach längerer Zeit wechselt der Nadelwald in einen Laubwald mit hauptsächlich Buchen und Birken. Sofort wird es dunkler und der Wald empfängt mich mit einer herrlichen Kühle.
Leider endet diese Kühle alsbald und ich erreiche ein Gestüt. Auf einer Koppel sehe ich nach Wochen zum ersten Mal wieder Pferde. Sie scheinen die Freiheit auf der großen Koppel zu genieße und einige galoppieren umher.
Nach diesem Gestüt geht es nun neben einer grob gepflasterten kleinen Straße entlang. Es wechselt öfters zwischen Laub- und Nadelwald. Die gepflasterte Straße bleibt noch für einige Zeit, doch mein unbefestigter Weg, nur wenige Meter entfernt davon, wechselt in einen neu asphaltierten Weg.
Inzwischen ist aus der gepflasterten kleinen Straße auch eine asphaltierte Landstraße geworden. Der Radweg verläuft weiterhin wenige Meter davon entfernt. Oft trennen eine Reihe Bäume Straße und Radweg. Nach einem Hinweisschild sind Stettin nur 31 Kilometer und ein Grenzort nur 3 Kilometer entfernt. Ich laufe durch das Stettiner Haff.
In Glashütte sehe ich dann auch, dass nicht überall der Wohlstand angekommen ist. In eines der renovierungsbedürftigen Gebäude kann ich durch ein geöffnetes Fenster schauen und erschrecke von der Armut, die mir dort sichtbar wird. Im Ort dann endlich ein Hinweisschild zu einem Gasthof. Ich eile dorthin, nur um hoffentlich der Hitze einmal zu entfliehen und etwas Kühles zu trinken. Am Gasthof angekommen, kann ich kaum glauben, dass dort einige Personen draußen sitzen. Im Inneren des Gasthofs ist diese gehoffte Kühle. Es ist mehr eine große Halle als ein normaler Gastraum. Nun genieße ich kühle Getränke und ein Eis.
Weiter geht es an der Landstraße mit separatem Radweg entlang. Heute sind mir nur wenige Fahrzeuge und noch weniger Radler und Menschen begegnet. Es ist ruhig geworden nach den Seebädern auf Usedom. Die Hitze ist heftig und inzwischen läuft mir der Schweiß in Strömen. Wieder kämpfe ich gegen Bremsen, die scheinen mich als Appetithappen entdeckt zu haben. Der Weg zieht sich und so langsam möchte ich irgendwo nur ankommen. Wo das weiß ich allerdings noch nicht. In Grünhof schaue ich erstmals nach einem Schild „Zimmer frei“.
Schließlich biege ich auf einen kleinen Wirtschaftsweg ab und nach meinem Navi erreiche ich in etwa 5 Kilometern einen größeren Ort. Meine Hoffnung steigt, hier eine Unterkunft zu bekommen. Das Zelt ist heute nur eine Notlösung. Es ist Gewitter für diese Gegend vorhergesagt.
In Pampow angekommen sehe ich kein Schild mit Zimmervermietung, doch auch keinen Menschen um danach zu fragen. Die scheinen vor der Hitze geflohen zu sein. Endlich entdecke ich ein älteres Paar im Schatten eines Daches auf Liegestühlen. Meine Frage fällt positiv aus. Die Frau zeigt mir ein Haus, dort soll ich es probieren. Weitere Möglichkeiten kennt sie hier nicht.
Je näher ich dem Gebäude komme, um so angespannter bin ich. Dann vor dem Eingang ein Schild: „Zimmer frei“. Jetzt noch die letzte Hürde und ich klingele. Eine Frau öffnet mir und ich erfahre, dass es nur ein Doppelzimmer, eigentlich eine Ferienwohnung, ist. Die Frau hat Erbarmen mit mir und ich kann eintreten.
Es ist ein großes Zimmer mit Ess- und Sitzbereich und am Ende des Raumes das große Doppelbett. Dann ein großer Sanitärbereich und die Küche, die ich aber nicht benutzen darf. Meine Frage nach einem Gasthof oder Restaurant zum Abendessen verneint sie. Sie bietet mir aber an, Spaghetti Bolognese zuzubereiten. Ich nehme dankend an und erhalte später einen großen Teller hoch mit dem leckeren Gericht serviert. Ganz anders als in Rieth, meiner letzten Station, als ich einen kleinen Teller mit überschaubarer Menge Bratkartoffeln und einem kleinen zähen Stück Fleisch bekommen hatte.
Das Schreiben des Berichtes gebe ich schnell auf, nur die wenigen Bilder bereite ich fürs Internet vor. Dann liege ich erschöpft im Bett und bin auch schnell eingeschlafen.