119. Etappe: 20. August 2013

Bad Muskau – Podrosche  23,3 km

Nach der gestrigen langen Etappe lasse ich es heute etwas geruhsamer angehen. Gegen 9:30 Uhr verlasse ich die Pension und orientiere mich nach meinem Navi in Richtung des Oder-Neiße-Radweges. Von der Bautzener Straße geht eine kleine Straße seitlich ab und führt nach meinem Navi direkt zu dem Radweg. Doch das ist alles graue Theorie. Ein Privatgrundstück versperrt mir den Durchgang. Neben mir eine hohe Böschung und eine kleine Treppe führt hinauf. Zurück möchte ich nicht, also gehe ich hinauf und erreiche einen Kopfstein gepflasterten Weg. Diesen Weg folge ich, da er parallel zu meinem versperrten Weg verläuft. Doch dann in einem kleinen Wäldchen stehe ich vor einem versperrten Tor. Ich bin aber richtig, denn ein Stück weiter erkenne ich eine Unterführung unter einer Bahntrasse. Nur noch wenige Meter trennen mich davon, also klettere ich über Schutt und Erdhügel auf die andere Seite. Als ich mich umdrehe, stehe ich vor einem Schild mit: „Privatgrundstück. Betreten verboten. Zuwiderhandlungen werden zur Anzeige gebracht.“

Schon nach wenigen Metern befinde ich mich wieder auf dem Radweg. Für kurze Zeit laufe ich neben einer mäßig befahrenen Bundesstraße entlang, bevor ich in einen Wald abbiege und schließlich wieder in der Nähe der Neiße bin. Die Neiße sehe ich nur gelegentlich, meist ist sie durch Bäume verdeckt. Kurz vor Sagar fängt es wieder an zu regnen, nicht heftig, doch genug um den Poncho anzuziehen. Eine Radlerklause kommt mir da gerade recht und ich kehre für eine längere Pause dort ein. Nach mir kommen noch Radler, die ich schon gestern unterwegs gesehen habe. Wir unterhalten uns kurze Zeit, dann brechen sie auf und auch ich beende meine Pause. Rechte Lust bei diesem Schmuddelwetter habe ich nicht.

Mit Poncho verlasse ich die Radlerklause. Zunächst laufe ich am Waldrand entlang oder auch durch Wald. Die Neiße sehe ich nur gelegentlich. Meistens ist sie einige Hundert Meter entfernt oder durch Baumreihen und Büsche verdeckt. Doch regelmäßig ist ein Schwarz-Rot-Gelber Grenzpfosten sichtbar. An vielen abgeernteten Feldern und Weiden komme ich vorbei. Nur noch Maisfelder und auch einmal ein Sonnenblumenfeld stehen noch. Es ist eine schöne Landschaft und herrlich ruhig. Wie schon gestern komme ich an einer Staustufe (zumindest sieht sie so aus) vorbei. Der Sinn dieser Anlagen erschließt sich mir nicht. Vorbei geht es an Skerbersdorf und Pechern. Kurz vor Werdeck versuche ich erneut bei meiner heutigen Unterkunft anzurufen. Mehrere Versuche scheitern. Das deutsche Telekom-Mobilfunknetz ist wieder einmal grottenschlecht. Mehre polnische Netze wären verfügbar. Doch schließlich erreiche ich die Pension und teile mit, dass ich auf jedem Fall noch komme.

Vielleicht ist es für die Leser(innen) ungewöhnlich, dass ich nach einer Buchung unterwegs nochmals anrufe. Wie ich schon mehrfach erfahren habe, herrscht leider die Unsitte vor, zwar zu buchen, doch dann nicht aufzutauchen. Da es oft nur wenige Zimmer gibt, möchte ich nicht ankommen und das Zimmer ist anderweitig vergeben worden. Schon einige Male habe ich trotz vorherigem Telefonat in überraschte Gesichter geblickt. Man hatte nicht mehr mit mir gerechnet. So auch gestern Abend um 20:45 Uhr bei meiner Ankunft.

Von meinem letzten Rastplatz ist es dann nicht mehr weit und ich erreiche den kleinen Gasthof. Fast gegenüber führt eine Brücke zur polnischen Seite. Es sind wieder einmal nur wenige Meter bis nach Polen.

Zunächst trinke und esse ich etwas und werde danach über eine Außenwendeltreppe zu meinem Zimmer geführt. Schon auf dem Flur laufe ich auf knarrendem Boden. Das setzt sich auch im Zimmer fort. Jede Bewegung, selbst auf dem Stuhl verursacht ein Knarren. Später kommt noch ein Radwanderer an. Auch dessen Bewegungen im Zimmer oder auf dem Flur sind deutlich vernehmbar. 

3 Gedanken zu „119. Etappe: 20. August 2013

  1. Hallo Werner,
    anscheinend hast du Bad Muskau nur “berührt”, wobei dort Fürst Pückler seine Spuren hinterlassen hat, neben den Schlössern (Altes und Neues Schloß) und anderen interessanten Gebäuden ist der Park sehenswert, der auch Teile in Polen hat. Ich war dort 1977 mal zur Kur.
    Herzlichst grüßt Doris

  2. Hallo, lieber Werner,

    danke für Deinen lieben Geburtstags-Anruf! Wir waren an diesem Tag “in de Palz” mit dem Gesangverein zur Weinprobe… Lecker und immer lustiger von Minute zu Minute. Der “Wirt” war angeheuert und gab einen guten Pälzer Unterhalter.
    Ich kriegte am Morgen noch am Bus mein Ständchen. Dann gings elend langsam (für betagte Teilnehmer) von Rodt unter Riedburg nach St. Martin mit “Worscht-Käs und Wein” – Stopp zu Stadtbesichtigung im Regen, der Weinprobe und zünftigem Pälzer Essen. Erst um 22 Uhr waren wir wieder daheim.
    Ich verfolge bewundernd Deinen Blog und die schönen Landschafts- und Städtebilder. Ja, beim Wandern sieht man viel mehr!
    Halt’ Dich wacker! Wie viele Paar Sohlen hast Du denn schon durchgelaufen?
    Fuß Heil und keinen unangenehmen Wolfskontakt wünscht Dir aus dem Odenwald
    Siegwart

  3. Hallöchen Werner,

    war eben mal wieder auf Deinem Blog. Wie am Telefon erwähnt, sind auch wir jetzt häufig unterwegs und dann werde ich wohl sporadisch mal hineinschauen können.
    Dir wünsche ich auch weiterhin viel, viel Spaß bei Deinem Riesenunternehmen.

    Auf bald
    Harald

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