185. Etappe: 01. November 2013

Kempten – Weitnau
Distanz: 21,3 km; Aufstiege: 432 m; Abstiege: 302 m

Meine heutige Route weicht komplett vom Jakobsweg ab. Der wäre bis Weitnau, mein heutiges Ziel, viel zu lang gewesen. Es ist kalt und trübe und ich starte daher bereits mit Mütze. Noch am Stadtrand von Kempten biege ich von der Straße in einen schmalen Pfad in den Wald ab und laufe an einem Bach entlang. Ein umgestürzter Baum versperrt mir den Weg, und als ich schließlich dieses Hindernis überwunden habe, stehe ich am Ende des Pfads. Nur steil hoch könnte ich weiter. Doch diese Richtung ist völlig falsch. Wieder einmal muss ich zurück. Nachdem ich wieder die Straße erreicht habe, erkenne ich meinen Fehler. Nicht die Karte ist falsch, sondern ich habe meine Route zu ungenau an der betroffenen Stelle geplant. Genau an dieser ungenauen Stelle gab es tatsächlich einen Pfad. Ich folge nun dem Wirtschaftsweg, er ist gleichzeitig der Allgäuer Radweg.

Mit einigem Abstand zur Staatsstraße laufe ich einige Zeit auf dem Radweg entlang. In Ahegg verlasse ich den Radweg und bin wieder auf einem einsamen Wirtschaftsweg mit herrlicher Fernsicht unterwegs. Dazu habe ich einige Steigungen zu überwinden und in Ortsmitte von Buchenberg sehe ich linker Hand ein Café. Mir ist nach einem warmen Getränk zumute. Nur habe ich mir das falsche Café ausgesucht. Hier scheint man als Wanderer nicht willkommen zu sein. Nichtbeachtung und ziemlich unfreundliche Behandlung veranlassen mich, nach einer Tasse heißer Schokolade schnell wieder das ungastliche Café zu verlassen. Eigentlich wollte ich noch einen Kaffee trinken.

Auf dem nun folgenden Weg werde ich dafür mit einem traumhaften Fernblick in die Allgäuer Alpen entschädigt. Und dieser Anblick bleibt mir noch längere Zeit erhalten. Bei Schwarzerd biege ich auf einen deichähnlichen Weg ab. Dieser führt mich in ein Waldgebiet mit renaturalisiertem Hochmoor. Dem Naturschutzgebiet Breitenmoos und Schönleitmoos. Dieses stille und einsame Waldgebiet, mir ist gerade einmal ein Radfahrer begegnet, wird nach etwa zwei Kilometern durch starke Verkehrsgeräusche gestört. Ich nähere mich der viel befahrenen Bundesstraße B12. Hier holt mich ein Radler ein und wir unterhalten uns für kurze Zeit. Der 63 jährige Radler macht immer wieder europaweite Radtouren und ist auch auf dem Jakobsweg nach Spanien unterwegs gewesen. Bei der Unterführung unter der B12 zeigt er mir noch den Abzweig nach Weitnau und radelt davon.

Mein Weg führt mit einigem Abstand an der B12 entlang. Zunächst habe ich auf der anderen Seite eine kleine Schlucht mit Bachlauf und einem schmalen Wald. Dahinter höre ich am Hang immer wieder das Geläut der Rinder, sehen kann ich sie aber nicht. Nur hin und wieder schimmern die grünen Weiden hindurch. Dann öffnet sich die Landschaft vor mir. Die Straße verschwindet aus meinem Blickfeld. Auf der anderen Seite habe ich ein traumhaftes Tal mit sanften Hügeln, Busch- und Baumgruppen, kleinen Wäldchen und vor allem große Flächen saftig grüner Weiden vor mir. Mittendrin immer wieder einzelne Gebäude, meistens Bauernhöfe und auch öfters grasende Rinder. Jetzt fehlt nur noch die Sonne mit blauem Himmel und diese einzigartige Landschaft des Allgäus wäre vollkommen.

Alles hat irgendwann ein Ende und so erreiche ich Weitnau und auf einem schmalen Pfad abzweigend von meiner Route gelange ich in den Ortskern. Vor mir dann groß und wuchtig der alte Gasthof, etwas erhöht auf einem kleinen Hügel stehend, meine heutige Unterkunft.

Mit meiner heutigen Route ist mir eine wunderschöne Etappe gelungen. Nicht alles war der Allgäuer Radweg und auf dem von mir abweichenden Bereich gab es das Alpenpanorama zum Greifen nahe. 

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