197. Etappe: 13. November 2013

Breisach – Sasbach am Kaiserstuhl  18,8 km

Eigentlich hatte ich meine heutige Etappe bis Wyhl geplant, doch dort finde ich keine Unterkunft. Auch im Ort danach sieht es nicht besser aus. Erst in Rheinhausen gibt es wieder etwas. Das ist aber deutlich über 30 Kilometer und so konzentriere ich mich rückwärts. In Sasbach werde ich schließlich fündig.

Als ich die Pension verlasse, ist es kalt und bewölkt. Mein erster Weg, wenn schon in der Straße Rheinufer, gilt, natürlich dem Rhein. Dort ist noch nichts los. Am gegenüberliegenden Ufer gibt es eine Zusammenkunft der Schwäne. Vom Rhein muss ich zurück auf die Hafenstraße. Diese führt mich zunächst durch das Gewerbe- und Industriegebiet von Breisach. Vorbei geht es an große Speichersilos, Lagerhallen, Betonfabrik mit dem Namenszusatz „Beton & Design“. Ich sehe aber nur Betonklötze in einfachen Formen. Es folgen Autohändler und Baumarkt. Dann neben einer Großen und inzwischen in die Tage gekommenen Lagerhalle entsteht eine Eventhalle. Auf der gegenüberliegenden Rheinseite wieder Silos irgendeiner Fabrik. Diese Eventhalle hat das ideale Umfeld zum Feiern :-). Wahrscheinlich kann man hier bis in die Nacht ohne Rücksichtnahme lärmen. Das ist aber auch das einige Schmankerl in dieser tristen Umgebung.

Danach biege ich Richtung Rhein ab, doch zunächst geht es noch an einem duftenden Klärwerk vorbei und durch den Wald, bis ich endlich den Rhein erreiche. Der Weg hinter dem Damm führt an einem kleinen Bachlauf mit Waldgebiet entlang. Wald habe ich schon genug gesehen und so steige ich hoch auf den Damm, um wenigstens den Rhein und die gegenüberliegende französische Uferseite zu sehen. Eine leichte Enttäuschung macht sich bei mir breit. Der Rhein ist hier noch recht schmal und noch wirkt alles auch hier oben ziemlich triste. Auf der französischen Seite nur Bäume und der Rheinverlauf wirken auf mich irgendwie begradigt. Dazu liegen noch in der Ferne leichte Nebelschwaden auf dem Rhein.

Vor mir in einiger Entfernung zwei Gassigeher mit drei Hunden. Ansonsten ist hier nichts los. Nach einiger Zeit verschwinden auch die Gassigeher. Nun bin ich alleine. Lange Zeit begegnen mir weder Radfahrer noch Fußgänger. Zu allem Übel gibt es auch keine Bänke. Hier kommen wohl nur Radfahrer im Sommer vorbei und für die sind keine Bänke vorgesehen.

In der Ferne sehe ich ein den Damm überspannendes Transparent. Was es bedeutet, erkenne ich zunächst nicht. Als ich es erreiche, verweigert es mir den Durchgang mit Bußgeldandrohung. Hier erfolgen Baumfällarbeiten. Die Arbeiter waren wohl zu faul das Transparent etwa einen Kilometer weiter bei einer kleinen Brücke über den Bach aufzustellen. Dann hätte ich es wohl akzeptiert, so aber laufe ich weiter. Jetzt bin ich zu faul nochmals einen Kilometer zurückzulaufen! Ich nähere mich zwei Attrappen. Beim Näherkommen sind es jedoch Personen, sie bewegen sich für mich nicht erkennbar. Auf der anderen Bachseite versucht gerade ein Waldarbeiter die Kettensäge anzuschmeißen. Doch die streikt zumindest, bis ich an den Personen vorbei bin. Man beachte mich überhaupt nicht. Gut, dass ich nicht zurückgegangen bin. Alles wäre nur unnötige Latscherei gewesen. Dann erreiche ich das zweite Transparent und hier gibt es auch eine Brücke. Vermutlich haben die Aufsteller hier in der Nähe ihr Fahrzeug geparkt. Laufen st heute nicht mehr angesagt!

Dann nähere ich mich einem Teich und einer Kies- und Sandfabrik. Hier ziehe ich mein Smartphone-Navi zusätzlich zurate und sehe, hier kann ich schräg über Burkheim und Jechtlingen meinen Zielort erreichen. Vielleicht finde ich hier etwas Abwechslung. Der Rheinverlauf ist momentan nur langweilig und ohne Abwechselung.

Unterwegs auf dem Weg nach Burkheim, vorbei an einem Badebereich des Baggersees, begegne ich einer Spaziergängerin und unterhalte mich einige Zeit mit ihr. Sie unternimmt öfters Touren bis zu 15 Kilometer in der Umgebung, erzählt sie mir. Weiter geht es nach Burkheim. Bei einem Antiquariatsmarkt für alte Gartenmöbel stehen verführerisch zwei massive Holzbänke. Den Mann davor, es ist der Inhaber des Antiquariatsmarktes, frage ich, ob ich hier eine Pause machen darf. Ja, ich darf und bekomme als Sitzunterlage ein Lammfell angeboten. Nun sitze ich warm und bequem und wir sind schnell im Gespräch. Auch er macht ab und zu längere Wanderungen. Dazu gehört auch eine Alpenüberquerung bis nach Venedig und in der letzten Zeit öfters auch Wanderungen in den vor der Haustür liegenden Vogesen. Dann bietet er mir an eine Sitzunterlage zuzuschneiden. Er hat noch eine alte Isomatte. Natürlich nehme ich an. Wir schneiden sie gerade so groß, dass mein Allerwertester darauf Platz hat. Es folgt eine Einladung zu einer Tasse Tee und einer Apfelschorle im warmen Inneren. Neben mir ein alter eiserner Kohle- und Holzofen. Immer wieder befeuert er ihn mit Holzscheite. Es ist gemütlich warm. Aus einem Tee werden zwei Tassen und wir plaudern weit über eine Stunde miteinander. Es war angenehm und unterhaltsam. Bei so einer Plauderei vergesse ich gerne die Lauferei. So etwas ist das Salz in der Suppe bei meiner Umrundung.

Er empfiehlt mir unterhalb der Burg links wieder zum Rhein und von dort nach Sasbach zu laufen. Doch vom momentan tristen Rhein habe ich genug gesehen und werde in den nächsten Tage an ihm noch viele Kilometer weiterlaufen. Ich entschließe mich, weiter an der Straße entlang zu laufen. Zunächst geht es durch den netten kleinen Ort unterhalb der Burg, dann bin ich auf der Landstraße. Je weiter ich laufe, um so tiefer bin ich im Weinanbaugebiet des Kaiserstuhls. Um mich herum Weinfelder und –hänge. Alles überwiegend in gelben Farbtönen getaucht. Dabei etwas Grün und Braun. Das Gelb der Obstbäume erstrahlt im herrlichen Gelb, obwohl sich die Sonne überhaupt nicht blicken lässt. Ich bin froh diesen Weg gewählt zu haben.

Die Straße ist an einigen Stellen unangenehm zu laufen, doch inzwischen habe ich mir ein dickes Fell angeeignet und genügend Gottvertrauen. Auch die Passagen überstehe ich und erreiche schließlich Sasbach und den Gasthof mit Pension. Als ich den Gastraum betrete, empfängt mich eine Ausstattung der 60er Jahre, doch irgendwie gemütlich. Die meisten Tische sind belegt. Das Gästehaus ist über den Hof erreichbar und modern eingerichtet. Ebenso auch das Zimmer.

Nach dem Duschen begebe ich mich wieder in den Gastraum. Bestelle ein Gericht mit Spätzle und dazu einen Rote aus Sasbach. Das Essen ist gut und reichlich und der Wein schmeckt vorzüglich. Hier arbeite ich noch, bis mein Notebook-Akku streikt.

Ein Gedanke zu „197. Etappe: 13. November 2013

  1. Hallo Werner,
    eben habe ich ein paar Deiner letzten Berichte gelesen und – ich muss Dich bewundern! In dieser nasskalten Zeit auf Schusters Rappen und dazu all andren Widrigkeiten trotzend – löst große Anerkennung aus.
    Ich wünsche Dir, dass Du auch auf dem letzten Teil Deiner Wanderung häufig Deine Glückserlebnisse hast und seinen sie auch noch so klein.
    Gestern traf ich in einer Jazz-Kneipe Deinen Namensvetter Werner ? aus Mörfelden. Es gab ein herzliches Wiedersehnen (nach über 10 Jahren) und das Versprechen, nach Deiner Rückkehr eine Dreier-Treffen zu machen.
    Halte durch, du hast es bald geschafft.
    Herzliche Grüße schickt Dir
    DerHarald

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