Hemmoor – Stade 28 km
Um 8:45 Uhr starte ich bei Sonnenschein und blauem Himmel meine heutige Tour. Schon von Anfang an habe ich nur das T-Shirt an. Darauf habe ich nun über zwei Monate gewartet. Etwas lustig sehe ich wohl aus, mit braunem Gesicht und braunen Handrücken. Alles andere ist weiß und wartet jetzt darauf gebräunt zu werden. Heute habe ich eine Arbeitstour – Ochsentour – vor mir mit etwa 50 % Bundesstraße. Nicht schön, aber notwendig, um in annehmbarer Entfernung nach Stade zu kommen.
Schon nach wenigen Minuten erreiche ich den Radweg neben der Bundesstraße und es dauert nicht lange, bis die Fahrzeuge an mir vorbeirasen. Ich versuche, wie schon bei früheren Etappen erprobt solchen Verkehr und Lärm zu ignorieren. Das gelingt mir einigermaßen gut. Bei einem Gasthof an der Bundesstraße kehre ich für eine Pause ein und in Bomberg kaufe ich etwas Proviant und Taschentücher in einem am Weg liegenden Supermarkt.
In Burweg mache ich eine weitere Rast und beginne mit der Unterkunftssuche. Der Lärm erschwert das Telefonieren erheblich. Über die Touristeninformation werde ich diesmal nicht fündig, hier kann man mir nur ein Einzelzimmer für 100 € vermitteln. Über das Internet finde ich ein paar Hotels und buche schließlich bei einem Café mit Hotelzimmer. Die freie Auswahl ist nicht sehr groß, wie schon so oft werden die Ferienwohnungen nicht für eine Nacht vermietet.
Zwischendrin versuche ich Karin zu erreichen und mit ihr einen Termin für ein Treffen zu vereinbaren. Bei ihrem täglichen Programm als Landtagsabgeordnete wird das schwierig werden und viel Hoffnung habe ich nicht. Wie erwartet meldet sich niemand auf dem Festnetzanschluss und so mache ich einen Vorschlag auf der Box. Glücklicherweise hört sie diese Aufzeichnung ab und so können wir noch miteinander telefonieren. Ich werde morgen Vormittag von Stade nach Uelzen fahren und von dort nimmt sie mich mit nach Lüchow.
Um 15 Uhr klopfe ich bei Himmelpforten, dem Ort im diesseits, an. Bereits am Ortseingang gibt es eine alte Mühle mit Restaurant und ich nutze das schöne Ambiente für eine weitere Rast. Nach der Pause verlasse ich im Ort die Bundesstraße und laufe endlich abseits des Verkehrs zunächst auf dem Himmelpfortener Weg bis nach Mittelsdorf. Hier stehen wie aufgereiht die reetgedeckten Häuser im Niedersachsen Stil. Mit dem Besitzer eines solchen Hauses komme ich ins Gespräch. Von ihm erfahre ich, dass ein Reetdach 40 – 50 Jahre hält. Er hat viel Zeit in die Renovierung des Hauses gesteckt und dabei auch alle Fugen zwischen den Ziegelsteinen weiß angestrichen. Schmunzelnd erzählt er mir: „Ich habe in dieser Zeit von weißen Strichen geträumt.“
Ein Schild am Ortsausgang mit der Kilometerangabe 7,7 km bis Stade schreckt mich auf. Nicht die Kilometer zu laufen sind das Problem, das Hotel ist nur bis 18 Uhr besetzt. Ich rufe an und teile mit, dass ich voraussichtlich eine halbe bis dreiviertel Stunde später ankomme. Der Hotelier erklärt mir, dass er auf mich wartet.
Die Strecke zieht sich und ich muss auf den letzten Kilometern sehr heftig Gas geben. Später sehe ich bei den GPS-Daten, ich bin mit einer Geschwindigkeit von 6 bis 7 km/h unterwegs gewesen. Ziemlich kaputt, aber genau 45 Minuten später treffe ich im Hotel ein.