26. Etappe: 26. April 2013

Dortmund – Pivitsheide

Heute Morgen hat sich Wolfgang richtig ins Zeug geschmissen und ein tolles Frühstück vorbereitet. Zusammen mit Frank und der Mutter von Wolfgang und Frank frühstücken wir zum Abschied gemeinsam. Kurz bevor ich starte, kommt auch noch kurz Ulla, die Schwester der beiden, vorbei. Ein schöner Ausklang meines Aufenthaltes bei Wolfgang.

Bevor es jedoch losgeht, musste ich noch eine Fotosession über mich ergehen lassen. In unserer Kindheit gab es eine Abkürzung zwischen den Häusern von Meinen und Wolfgangs Eltern. Es war ein verbotener Weg über ein Weidegrundstück. Ich muss in voller Montur aus den Büschen von diesem Grundstück kommen und Wolfgang fotografiert mich.

Dann endlich starteten wir. Wolfgang bringt mich bis zu meiner ehemaligen Lehrstelle, dem damaligen Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie. Heute heißt das Institut Leibniz ‐ Institut für Analytische Wissenschaften – ISAS – e.V. Ich gehe spontan dorthin und will versuchen vielleicht einen Blick in die dortige Werkstatt werfen zu dürfen. Kaum betrete ich den Eingang des Instituts, kommt mir ein Herr aus der Anmeldung entgegen. Ich erzähle ihm von meinem Projekt „Zu Fuß zu Stationen meines Lebens“, meiner Lehrzeit in diesem Institut und bitte um ein Gespräch mit dem Werkstattmeister. Er geht zurück und telefoniert kurz. Einen Augenblick später erscheint auch der Meister. Auch ihm erzähle ich von meinem Projekt und bitte ihn, einmal die Werkstatt sehen zu dürfen. Wir gehen zusammen dorthin. Es stehen viel mehr Maschinen als früher dort. Doch eine Bandsäge springt mir direkt ins Auge. Sie steht immer noch an der gleichen Stelle wie früher. Es ist auch noch die alte Maschine, ein Typenschild enthält auch das Baujahr 1961 und meine Lehrzeit begann 1963.

Meine Erinnerungen an diese Maschine sind geprägt von einem Erlebnis. Damals stand ein älterer Lehrjunge an der Maschine und sägte etwas. Ich stand unmittelbar daneben. Warum auch immer, plötzlich sägte er sich in den Finger. Er schaute kurz auf den Finger und dann kippte er um. Wir konnten ihn noch vor dem Fall auf den Boden, auffangen.

 Auch die Drehmaschinen stehen noch fast an der gleichen Stelle. Herr L. zeigt mir an einer Pinnwand alte Fotos. Zwei Personen erkenne ich wieder. Alle sind aber bereits in Rente und inzwischen arbeiten nur noch drei Personen dort. Ich habe mich sehr gefreut über die spontane Bereitschaft von Herr L., mir die Werkstatt zu zeigen und sich auch noch Zeit für mich genommen zu haben.

Vom Institut aus geht es zurück zur Ardeystraße mit Blick auf das Stadion der Borussia und etwas später auf die Westfalenhalle. Weiter laufe ich an der Hohe Straße entlang in Richtung Innenstadt und Hauptbahnhof. Als ich den Südwall erreiche und links das Opernhaus sehe, kommt mir die Idee nochmals bei Antje anzurufen. Bisher konnte ich sie nicht erreichen. Sie geht tatsächlich ans Telefon und ist total überrascht von meinem Anruf. Dann erzählt sie mir, dass sie mit Ihrem Lebensgefährten erst nachts von einer Ägyptenreise zurückgekommen ist. Beim Frühstück schlägt sie die Zeitung auf und blickt völlig überrascht auf ein Bild von mir mit einem Artikel über mich. Spontan vereinbaren wir ein Treffen am Hauptbahnhof.

Die Freude ist groß über das plötzliche Wiedersehen. Wir haben uns auch an die dreißig Jahre nicht mehr gesehen. Es gibt reichlich Gesprächsstoff von früher, von Ägypten und von meiner Wanderschaft. Es ist ein überraschender und schöner Nachmittag und damit ein guter Ausklang meines Pausentages in Dortmund.

Nach der Verabschiedung kaufe ich mir das Zugticket nach Detmold, denn Pivitsheide mein heutiges Etappenziel, ist inzwischen ein Stadtteil von Detmold. Der ICE nach Ostberlin mit Halt in Bielefeld ist voll. Ich finde im Gang auf dem Boden, mit Rücken gegen meinen Rucksack und der liegt an einigen Koffern an, ein noch recht bequemes Plätzchen. Manchmal wird es eng, vor allem als der Getränkewagen vorbei will.

Ich habe wie immer Glück mit der Bahn, im Zug wird eine deutliche Verspätung bis Bielefeld durchgesagt. Mein Anschlusszug ist damit weg. In Bielefeld heißt es erst mal wieder Warten im Reisezentrum. Dann habe ich meinen Anschlusszug mit fünfzig Minuten Wartezeit. Gut, das ich gestern bereits ein Hotelzimmer gebucht hatte.

In Detmold angekommen, rufe ich mein Hotel an und lasse mir die Busnummer und die Haltestelle durchgeben. Jetzt noch bei Regen etwa sieben Kilometer zu laufen, dazu fehlt mir die Lust. Ich habe Glück und muss im Regen an der Bushaltestelle nur fünf Minuten warten. An der Zielhaltestelle schüttet es bereits heftig und ich stelle mich kurz zur Orientierung meines Weges unter. Dann geht es mit schnellem Schritt zum Hotel.

Meine morgige Etappe muss ich umplanen, das heißt deutlich verkürzen. Mein heutiges Ziel war das ehemalige Kinderheim der Stadt Dortmund und dieses möchte ich morgen unbedingt besuchen. Viele Erinnerungen daran habe ich und auch die Suche nach diesem Heim war spannend gewesen. Mehr davon in meinem morgigen Bericht.

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