51. Etappe: 28. Mai 2013

Neuenburg – Varel  20 km

Der Morgen empfängt mich mit blauem Himmel und Sonnenschein. Es ist trotzdem noch etwas kühl, aber der Tag beginnt sehr vielversprechend. Nach ca. 1 ½ Kilometer verlasse ich Neuenburg und laufe an Feldern und Wiesen vorbei. Teilweise wurde auch schon gemäht und das Gras liegt noch zum Trocknen auf den Wiesen. Dann rechts vor mir ein sehr großer Stall und oben im Gipfelbereich des Stalls steht ein Schild: „Onken’s Hof. Legehennenstall. Eier aus Freilandhaltung“. Ich bin irritiert, auf den Feldern und Weiden um das Gebäude herum ist kein einziges Huhn zu sehen. Wo sind die freilaufenden Legehennen?

Zunächst ist der Wirtschaftsweg asphaltiert, dann ändert sich der Belag und der Boden ist mit rechteckigen Pflastersteinen in loser Folge belegt. Spurrinnen und ausgefahrene Löcher erschweren das Laufen. Der Weg führt durch einen Mischwald. Um mich herum viel Vogelgezwitscher und glücklicherweise nur ab und zu kommt Fahrzeug an mir vorbei. Auf einer Informationstafel lese ich, dass ich mich gerade auf der Urwaldroute durch den Neuenburger Urwald befinde. Um diesen Urwald ranken zahlreiche Sagen, berichtet die Informationstafel.

Nach dem Verlassen des Urwaldes habe ich jetzt beiderseits des Weges Kräuterwiesen mit lockerem Baum- und Buschbestand. Eingetaucht im satten Grün und durchsetzt mit vielen weißen Köpfen des Löwenzahns.

Am Rande eines Dorfes mache ich auf einer frisch gemähten Wiese unter einem alten Baum meine erste längere Pause. Endlich einmal schönes Wetter und ich genieße Sonne und blauen Himmel.

Vorbei geht es an Anbauflächen und einzelnen Gehöften. Die Bäume am Rande des Weges überragen teilweise den Wirtschaftsweg und bilden hin und wieder eine Allee. Ich komme an einem Klosterhof vorbei. Nach einiger Zeit bin ich mitten in herrlichen Kräuterwiesen und umgeben von einer Buschlandschaft. Keine Motorengeräusche, nur noch Vogelgezwitscher und über mir die Sonne und mit Wolken durchzogenen blauen Himmel. Mir fällt sofort eine Landschaft auf der Via de la Plata ein, auf der ich zu einer Herberge in einer alten Ölmühle unterwegs war. Nur dort standen vereinzelt alte Olivenbäume, ansonsten sah alles sehr ähnlich aus. Ich entschließe mich erneut für eine längere Pause auf der Wiese am Wegesrand und breite meine Zeltunterlage aus. Hier zu liegen und endlich die Sonne zu spüren ist ein wundervolles Gefühl. Mein Blick in den wolkigen Himmel genieße ich. Es erinnert mich an viele traumhafte Tage durch Frankreich und Spanien. Jetzt fehlt fast nur noch ein Baguette und Roquefort oder ein leckerer Ziegenkäse zum Glück. Irgendwie schlafe ich dabei ein und wache nach ca. 20 Minuten wieder auf.

Auf der Via de la Plata machte ich in der ähnlichen Landschaft ebenfalls eine Pause. Auch dort bin ich eingeschlafen und wurde durch die Guardia Civil – eine mehr militärisch ausgerichtete Polizeieinheit – geweckt. Was sie damals von mir wollten, habe ich nicht verstanden. Ich antwortete in Deutsch und sie fuhren danach weiter.

Weiter laufe ich noch einige Zeit durch diese schöne Landschaft. Am Ende stoße ich auf einen kleinen Graben und mit leichtem Dickicht dahinter, das mich von der Kreisstraße trennt. Das Hindernis ist jedoch kein Problem zum Überwinden. Ich laufe ein kurzes Stück an der Straße entlang. Nach meiner ausgearbeiteten Route sollte es jetzt auf der anderen Straßenseite einen Waldweg zum Mühlenteich geben. Ich finde nur einen kaum erkennbaren Trampelpfad in den Wald und folge diesem ca. 100 Meter. Doch der lässt keine Abbiegung, wie mein Navi von mir verlangt, zu. Das ist mir alles viel zu unsicher und so laufe ich zurück zur Kreisstraße. Nach etwa 500 Meter kann ich dann links abbiegen und folge dem Weg. Nach meinem Navi verläuft dieser Weg mit einigem Abstand fast parallel zur Route durch den Wald. In Obenstrohe zeigt mir mein Navi eine Verbindungsstraße durch den Ort zurück auf meine Route an. Zuvor jedoch mache ich an einem Kiosk Rast. Die junge Bedienung fragt interessiert nach meiner Wanderschaft. Ich bin überrascht und erfreut, es ist das erste Mal, dass ich von einer jungen Person darauf angesprochen werde. Gerne gebe ich Auskunft und dabei kaufe ich mir aus „Heißhunger“ 2x eine Tüte mit Süßigkeiten.

Ich erreiche meine Route wieder und biege dem Navi folgend recht in einen kleinen Weg ab, der mich zu einer Brücke über die Autobahn bringen soll. Leider endet der Weg vor einem Feld und ich muss umkehren. Über den Wirtschaftsweg geht es an Feldern vorbei und im Wald dann zur Brücke über die A29. Auf der anderen Seite bin ich sofort wieder im Wald und folge dann einem kleinen Trampelpfad am Zaun entlang einer verlassenen Kaserne bis nach Varel. Das Hotel liegt, wie der Name des Hotels „Central Hotel“ besagt, im Zentrum von Varel. Obwohl ich heute nur 20 Kilometer mit viel herrlichen Pausen bewältigt habe, bin ich müde und verschiebe das Schreiben des Berichtes auf morgen früh. 

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