63. Etappe: 12. Juni 2013

Glückstadt – Brunsbüttel  28,4 km

Von der Pension aus umrunde ich den Hafen und komme nun direkt an den schönen Häusern vorbei. Danach bin ich schnell an der Deichstraße und steige auf den Deich. Es bläst ein mäßig, feuchter und warmer Wind. Die Sonne ist nicht zu sehen. Der Deich ist hier gemäht und das Gras zu großen Rollen gepresst.

Einige Container- und Frachtschiffe in beiden Richtungen fahrend, begegnen mir. In einigem Abstand vor mir legt gerade eine Autofähre ab und eine weitere nimmt Kurs auf diese Anlegestelle. Davor wartet bereits eine lange Schlange von Pkws, Lkws und Wohnmobilen und es werden ständig mehr. Ich beobachte die Entleerung der angelegten Fähre und bin erstaunt, wie viel Fahrzeuge darauf passen. Und trotzdem werden nicht alle wartenden Fahrzeuge mit dieser Fähre mitkommen.

Im nächsten Abschnitt des Deichs grasen wieder Schafe. Mir kommt der Schäfer entgegen und ich will von ihm wissen, ob es stimmt mit der Verfestigung des Deiches durch Schafe. Es ist nicht der Schäfer, sondern ein Mann der Wasser- und Schifffahrtsbehörde und er bestätigt es mir. Bei ihm war dies sogar eine Prüfungsfrage erinnert er sich.

Einige Kilometer weiter komme ich bei einer Pause mit einem Bikerpaar ins Gespräch, sie sind aus der Schweiz und nach Dänemark unterwegs. Während des Gesprächs sehe ich unten am Wasser eine Malerin mit Stafette stehen. Ich bin neugierig und möchte unbedingt das Bild sehen. Nachdem das Paar sich verabschiedet hat, eile ich zielstrebig zu ihr hin. Von ihr erfahre ich, dass sie die Malerei beruflich ausübt und bald eine Ausstellung hat. Mit ihrer Erlaubnis fotografiere ich sie mit Bild und Hintergrund. Wir unterhalten uns eine Weile, dann muss ich wieder weiter.

Hier kann man ihre Bilder ansehen: http://www.silke-schroeder.de

Vor dem Deich laufend, faszinieren mich immer wieder die Strukturen des durch Niedrigwasser freiliegenden Watts und mittendrin das Schilfgras. Mit einem großen Bogen passiere ich das Stör-Sperrwerk zur Elbe (hier mündet die Stör in die Elbe). Wieder an der Elbe angelangt, sehe ich in der Ferne schon das noch aktive Kernkraftwerk Brokdorf. Es vergeht noch einige Zeit, bis ich an dem AKW vorbeilaufe. Zur Elbe hin gibt es ein großes Becken, in dem ein Rohr aus Richtung des AKWs mündet. Vor dem Becken an der Elbe schwappt eine gelbliche weiße Masse hin und her. Als ich an der anderen Seite des Beckens angelangt bin, sehe ich einen Angler. Neugierig gehe ich zu ihm und frage ihn, was er hier denn angelt. Seine knappe Antwort: „Aale“. Das hier das AKW steht, stört ihn überhaupt nicht. Auf die gelblich weiße Masse angesprochen erwidert er kurz angebunden: „Gischt“. Ich merke, ich störe ihn mit meinen Fragen und gehe weiter. Innerlich schüttelt es mich, wenn ich daran denke von hier geangelten Aal essen zu müssen.

Die Hafenanlagen und das Kernkraftwerk Brunsbüttel sehe ich inzwischen, doch sie sind noch etliche Kilometer entfernt. Vorbei geht es an schmalen menschenleeren Sandstränden. Die wenigen Bänke nutze ich immer wieder für eine kurze Rast. Bei einer der Bänke komme ich mit einem Paar ins Gespräch. Sie ist Österreicherin und er Deutscher. Beide sind mit einem Wohnmobil für etwa 8 Monate unterwegs und tuen dies seit Jahren. Sie liebt das Meer und kennt sich exzellent mit Containerschiffen aus. Vorbeifahrende Schiffe kategorisiert sie nach kurzer Begutachtung der Ladung in z.Bsp. 6000 TEU.

TEU = twenty foot equivalent unit (20-Fuß-Container)

Der Weg zieht sich, selbst als ich den Deich verlasse, dauert es. Ich laufe an Industrieanlagen, dem AKW Brunsbüttel und Chemieanlagen von Bayer vorbei. Es geht nicht mehr so rund mit der Lauferei und ich sehne mich nach dem Ende der Etappe. Doch zuvor muss ich noch mit der Fähre über den Nord-Ost-Kanal. Wann und wie lange die Fähren fahren, habe ich nicht recherchiert. Bis 21 Uhr muss ich unbedingt das Hotel erreichen, danach ist die Rezeption nicht mehr besetzt.

Ich habe Glück, und als ich die Anlegestelle erreiche, kommt gerade eine Fähre an. Ich kann sofort drauf und erfahre, dass die Überfahrt kostenlos ist. Von Anlegestelle auf der anderen Seite bin ich schnell in der Straße zum Hotel. Ich komme an einer Eisdiele vorbei und ich verspüre großen Appetit nach einem Spaghettieis. Es ist gerade 20 Uhr und so genehmige ich mir das Eis. Im Hotel angelangt, habe ich keine Lust mehr zu schreiben. Es ist nur noch schlafen angesagt. 

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