121. Etappe: 22. August 2013

Deschka – Görlitz  13,8 km

Gegen 9 Uhr starte ich zu einer kurzen Etappe nach Görlitz. Es ist noch etwas kühl, aber die Sonne ist schon sichtbar und auch der blaue Himmel kommt zwischen den Wolken hervor.

Der heutige Weg verläuft nach Karte weitgehend an Straßen entlang, mit hoffentlich einem Radweg. Wo genau die Jugendherberge Altstadt in Görlitz liegt, weiß ich noch nicht. Das Mobilfunknetz ist wie in den Tagen zuvor nicht vorhanden. Ich bin aber zuversichtlich, je mehr ich mich Görlitz nähere, um so größer ist die Chance wieder auf ein vorhandenes Mobilfunknetz, hoffentlich auch von der Telekom, vorzufinden. Mit einer Journalistin der Sächsischen Zeitung habe ich bei Ankunft in Görlitz ein Interview verabredet.

Zunächst geht es an der Kreisstraße mit Radweg entlang und kurz vor Zodel biege ich auf eine kleine Straße in den Ort ab. Kurz vor der Kirche steht ein drahtiger, braun gebrannter Mann am Gartentor und spricht mich an.

Wie schon zuletzt in Brandenburg sind auch hier in Sachsen, oder besser hier in Niederschlesien, die Menschen sehr kontaktfreudig und ich nehme gerne das Gespräch an.

Der Mann erzählt mir, dass er leidenschaftlich gerne mit dem Rad unterwegs ist und mehrere Tausend Kilometer im Jahr radelt. Er ist im gleichen Alter wie ich und Bewegung ist für ihn wichtig. Auch kann er keinen Badeurlaub machen, er muss immer unterwegs sein und Land und Leute kennenlernen. Seine nächste Reise geht für drei Wochen nach Indien. Auch dort will er durchs Land reisen.

Mein Rucksack drückt beim Stehen und so verabschiede ich mich von ihm. Doch schon wenige Meter später bin ich wieder mit einem Mann im Gespräch. Er gießt gerade seine Tomatenstauden und wir wechseln einige Worte. Zum Abschied schenkt er mir zwei reife Tomaten. Sie schmecken köstlich!

Schon im nächsten Ort Ober Neundorf, es ist bereits ein Vorort von Görlitz, verspüre ich beim Anblick einer Bäckerei Kaffeedurst. Und so beginne ich schon früh mit meiner ersten Pause. Von der netten Bedienung erfahre ich, dass die Radfahrerin „Rund um Deutschland“ auch hier eine Pause eingelegt und von mir erzählt hat.

Ab diesem Vorort reihen sich die Orte beiderseits der Straße ohne sichtbaren Abstand aneinander. Angesicht der Handwerker bei Renovierungsarbeiten an Gebäuden, wirkt es auf mich wie bei einer Aufbruchstimmung. Einige Gebäude sind schon adrett zurechtgemacht, doch noch ist viel zu tun. Was erwartet mich erst in der Stadt Görlitz?

Nach Unterquerung einer Autobahn bin ich zunächst wieder auf dem Land. Um mich herum abgeerntete Getreidefelder. Dann auf einem Hügel gelegen ragen gerade die zwei Türme der evangelischen Pfarrkirche St. Peter und Paul, hervor. Doch bis zur Kirche muss ich erst einmal den Hügel hinauf und auch wieder runter. Es geht durch das einzige erhaltene Stadttor, dem Finstertor. Das angrenzende Fachwerkhaus beherbergte früher den außerhalb der Stadtmauer lebenden Scharfrichter (der städtische Henker). Nur noch wenige Meter und ich bin mitten im Altstadtviertel angelangt. Dort noch einmal einige Meter hinauf und dann habe ich die stattliche Pfarrkirche erreicht. Gleich neben der Kirche auf einem Platz finde ich das hölzerne „G“ als Tisch-Bank-Gruppe für das Stadtfest gebaut. Hier sollen während des Festes Gespräche stattfinden. Und genau das passiert nach einigen Fotos durch den Fotografen dann auch zwischen der Journalistin und mir.

Nur einige Meter weiter finde ich später die Jugendherberge Görlitz Altstadt. Es ist eine schöne und ideal gelegene Jugendherberge. Nach dem Duschen ist wieder ein Waschgang angesagt und danach begebe ich mich auf die erste Entdeckungsreise. Überall werden Buden für das morgen beginnende Stadtfest aufgebaut. Die Altstadt ist überaus prächtig. Viele der alten Gebäude sind bereits renoviert und erstrahlen im alten Glanz.

Bei einem besonderen Senfladen, ich wusste nicht, dass es überhaupt so viele Senfsorten gibt, esse ich eine Thüringer Bratwurst. Besichtige den Senfladen und bin überwältigt von der Probierauswahl. Eine Verkäuferin erklärt mir auf meine Frage, ob man denn bei so vielen Proben überhaupt noch etwas unterscheiden kann: „Mehr als vier Proben machen tatsächlich keinen Sinn.“ Ich darf den Laden auch von innen fotografieren.

Etwas unterhalb der Altstadt überquere ich die Altstadtbrücke, vorbei an dem östlichsten Restaurant Deutschland und befinde mich bereits im polnischen Zgorzelec. Auch hier sind viele Gebäude renoviert und auch hier sind Aufbauarbeiten für das Fest im Gange. Ich bin froh, in Görlitz einen Pausentag eingelegt zu haben. Morgen werde ich mit Arnold, einem jungen Mann aus Singapur, er ist Student an der Technischen Universität in Darmstadt, nochmals die Stadt erkunden.  

Ein Gedanke zu „121. Etappe: 22. August 2013

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