228. Etappe: 16. Dezember 2013

Rüdesheim – Kloster Eberbach
Distanz: 23,9 km; Aufstiege: 849 m; Abstiege: 665 m

Als ich das Hotel verlasse, empfängt mich eine mit Raureif überzogene Landschaft. Die Buden des Weihnachtsmarkts sind verschlossen, nur wenige Menschen sind heute Morgen hier unterwegs. Jetzt wirken die leeren Straßen irgendwie größer. Gestern war es ein einziges Geschiebe und alles wirkte so eng und beklemmend für mich. Wenig später erreiche ich wieder den Parkplatz und sehe ein paar Autofahrer kräftig beim Kratzen der Autoscheiben. Ich steige wieder hoch in die Weinberge und damit wird es zunehmend kälter. Unterwegs sehe ich nichts von dem Bodennebel, doch als ich mich dem Kloster Eibingen / Abtei St. Hildegard nähere, ist Rüdesheim im Nebel versunken. Oberhalb des Bodennebels ein schöner blauer Himmel und eine strahlende Sonne.

Es ist wie im Flieger, unter mir herrlich dicke Nebelwolken und in der Ferne steht eine Kirche auf einem Berg erhaben über dem Wolkenmeer. Sofort vergesse ich alles um mich herum. Ich genieße diese traumhafte Kulisse und vergesse dabei weiterzulaufen. Die Nebelwolken verändern die Landschaft ständig. Mal tauchen die kleine Wallfahrtskirche und einige qualmende Schonsteine und Dächer von Rüdesheim leicht aus dem Nebel auf, dann wieder ist alles verhüllt. Bei einem Rastplatz harre ich aus und fotografiere, was das Zeug hält. Ich bin fast eine Stunde hier oben, bevor ich dann endlich wieder weiterlaufe. Doch auch jetzt ist diese Landschaft unglaublich reizvoll. Fast im Gegenlicht fotografiere ich Menschen in den Weinbergen bei ihrer Arbeit.

Einige Zeit durchlaufe ich noch die Weinberge, dann bin ich für längere Zeit in Waldgebieten. Die Rheinebene sehe ich dabei nicht mehr. Als ich endlich den Wald verlasse, ist es bereits Nachmittag. Jetzt empfängt mich eine strahlende Landschaft auf einem leicht ansteigenden Pfad zwischen goldgelben Gräsern und einem herrlich blauen Himmel als Hintergrund. Dann erreiche ich wieder die Weinberge und hier bleibe ich einige Zeit. Jetzt sind die Anbauflächen nicht mehr an Steilhängen, sondern nur an sanft aufsteigenden Hügeln. In der Nachmittagssonne habe ich wieder eine herrliche Rheinebene unter mir. Doch die Zeit ist fortgeschritten und noch habe ich einige Kilometer vor mir. Daher gebe ich nun „Gas“ um noch bei Licht das Kloster zu erreichen.

Es wird immer später und noch ist das Kloster Eberbach nicht in Sicht. Ich erlebe einen wunderschönen Sonnenuntergang und nun wird es Zeit die Stirnlampe herauszuholen. Nach einem kleinen Ort stehe ich vor einem schmalen Hohlweg, den ich nun in Richtung Kloster laufen muss. Viel kann ich vom Weg nicht mehr erkennen und so lande ich in einen total vermatschen Weg. Ausweichen geht hier nicht, ich muss mittendurch! Zuvor hatte ich eine Frau nach dem kürzesten Weg gefragt. Doch nur dieser Weg bringt mich zum Ziel. Tief versinke ich im Schlamm und das geht für etwa einen Kilometer so weiter. Dann endlich Asphalt. Doch der ist nur für kurze Dauer und weiter bin ich auf weichem unbefestigten Boden unterwegs. Jetzt präsentiert sich die Rheinebene mit vielen Leuchtpunkten und noch den Resten des traumhaften Sonnenuntergangs.

Ich muss weiter abwärts und das durch einen sehr schmalen Pfad. Immer wieder das nasse Laub auf dem Boden und einige kurze Schlitterpartien. Dann sehe ich Lichter unter mir, doch jetzt geht es nochmals durch ein Wäldchen. Der Weg ist kaum erkennbar und ich suche immer wieder mit der Stirnlampe nach dem Rheinsteigzeichen. Es geht ordentlich steil abwärts. Bei Licht und Trockenheit problemlos, nur jetzt durch das nasse Laub ist es kein Vergnügen mehr. Immer wieder Steine und Wurzeln unter dem Laub. Stellenweise laufe ich im Tippelschritt abwärts, um nicht noch auf dem Hintern hinunterzurutschen. Schließlich habe ich das Kloster erreicht. Überall dezente Wegebeleuchtung und Bestrahlung der Gebäude. Im Gästehaus ist mein Zimmer und das macht einen tollen Eindruck auf mich. Später gehe ich noch in die Klosterschenke. Danach fotografiere ich die herrlich beleuchteten Gebäude und den durch ein Meer von Wattebäuschen hervorlukenden Vollmond. Diese Wolken und der Vollmond sind die passende Kulisse für das Kloster.

Das Kloster war mehrfach Drehort von Filmen. Auch der Kino-Bestseller: „Der Name der Rose“ wurde hier gedreht.

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