Ein glücklicher Opa!

Der Wecker holte mich um 6:00 Uhr aus dem Schlaf. Schnell gefrühstückt, die Tageszeitung überflogen und dann nach Michiko, Alex und Mina. Wie verabredet bin ich um 6:45 Uhr bei Ihnen. Betreue heute Mina. Sie ist halb wach, ich lege mich zu Ihr und Sie kuschelt sich sofort an mich. Ihre linke Hand geht unter meinen Pulloverärmel auf Entdeckungsreise. Die kleine rechte Hand umschließt sofort mein Daumen der anderen Hand. Alex reicht mir noch Milch für Mina und dann geht es für Michiko zum Alice Hospital zur Entbindung. Mina nuckelt an Ihrer Milch, aber schon bald schläft Sie wieder ein. Für mich ein wunderschönes Gefühl, die kleine Mina in meinem Arm zu halten, ich bin ein glücklicher Opa. Nun warte ich auf die Nachricht von der Geburt des vierten Enkels.

Dann der erlösende Anruf! Der kleine Kai, mit 4230g und 56cm, schrie das erste Mal kräftig um 9:13 Uhr. Mutter und Sohn sind wohl auf. Nun bin ich stolzer und glücklicher Opa eines vierten Enkel.

Feuertaufe mit neuem Rucksack und neuer Kleidung.

Endlich traf gestern der neue Rucksack Abisko 75 von Fjällräven ein. Hierbei handelt es sich um einen schlanken 75 Liter Trekkingrucksack. Er wiegt fast 500 Gramm weniger als mein alter 55+10 Liter Rucksack. Ursprünglich wollte ich diesen Rucksack auch bei Globetrotter in Frankfurt anprobieren und dann eventuell dort kaufen. Leider gab es ihn nicht mehr. Eine neue Lieferung sollte erst Anfang März erfolgen. Das war mir zu ungewiss also suchte ich im Internet und fand einen Händler bei Amazon, der noch einen Rucksack lieferbar hatte. Nach der Bestellung und der Bestätigung tat sich zunächst nichts, dann kam eine Mitteilung, man arbeite dran, mir den Rucksack bald zu senden. Leichte Panik kam hoch, sollte ich auch bei diesem Händler erst mit der Lieferung im März rechnen können? Ich rief bei der Deutschlandniederlassung von Fjällräven an und erhielt die gute Nachricht, dass eine neue Lieferung aus Schweden eingetroffen und diese auch schon zu verschiedenen Händlern unterwegs wäre. Dann kam auch die Erlösung, mein Händler teilte mir den Versand mit. Jetzt vergingen nochmals ein paar Tage, dann aber konnte ich am Samstagmittag den Rucksack auspacken und anprobieren.

Schon am Nachmittag beim Lauftreff kam mir der Gedanke, morgen beim Frankenstein-Lauf mit dem gepackten Rucksack einen ausgiebigen Test durchzuführen. Bis in die Nacht hinein packte ich meinen Rucksack entsprechend meiner vorläufigen Packliste. Lediglich die zwei Liter Wasser ersparte ich mir für den morgigen Test. Nachdem ich fertig gepackt hatte, folgte der erste Tragetest. Oh Schreck, 14 Kilogramm hatte ich nicht so schwer in Erinnerung! Weiterhin legte ich alle Kleidungsstücke bereit, mit denen ich auch meine erste Etappe starten werde.

Nach einer durchwachsenen Nacht holte mich der Wecker ziemlich unsanft aus dem Schlaf. Mein rechter Arm schmerzt wieder heftig. Es sind nur bestimmte Bewegungen, die diesen Schmerz auslösen. Dazu gehören den Arm heben und dabei etwas verdrehen. Seit einigen Wochen bin ich in Behandlung, aber besser ist es leider noch nicht geworden. Trotzdem bin ich optimistisch. Der Start wird deswegen jedoch nicht verzögert!

Mein erster Blick geht nach draußen, ist es trocken? Wie es scheint, ist es so, denn bei Regen würde mein heutiger Test ins sprichwörtliche Wasser fallen. Die Außentemperatur beträgt 3° C, trotzdem werde ich mit nur zwei Schichten, Merino-Unterhemd und Merino-Fleece-Jacke, heute zur Burg Frankenstein starten. Auf dem Rucksack liegt für den Notfall noch meine Softshell-Jacke.

Pünktlich kommt Arnold, ein junger Mann aus Singapur, zur Mitfahrt zum Treffpunkt. Er darf den Rucksack mal kurz zum Auto tragen. Ich glaube, er ist ein bisschen von diesem Gewicht beeindruckt.

Um 9:02 Uhr starten wir zur Burg. Brigitte und Arnold legen ein ordentliches Tempo vor, jedenfalls empfinde ich es heute so. Zu Beginn des Aufstiegs gebe ich Arnold meine Digitalkamera um die ersten Fotos von meiner heutigen Feuertaufe aufzunehmen. Obwohl ich danach versuche mit beiden Schritt zu halten – der Schweiß fliest schon in Strömen – enteilen sie mir bald. Das Tempo kann ich nicht mithalten. Angekommen am Hintereingang zu Burg schaue ich auf meine Uhr und bin überrascht. In ziemlich genau 46 Minuten habe ich den Aufstieg geschafft. Ohne Rucksack war meine beste Zeit im November 2012 39 Minuten. Vielversprechend für meine Wanderschaft.

Im Burghof vor der kleinen Kapelle werden noch ein paar Fotos geschossen und dann geht es zurück. Jetzt kann ich das Tempo der beiden mithalten.

Die Feuertaufe ist bestanden! Die Schultergurte des Rucksacks muss ich noch verstellen. Sie kneifen noch etwas im Brustbereich. An das Gewicht muss ich mich auch noch gewöhnen, aber insgesamt bin ich optimistisch. Auch die Kleidung, einschließlich der Softshell-Hose, ist wunderbar zu tragen.

Ausrüstung ausgewählt und Packliste erstellt.

Seit ca. zwei Wochen beschäftigte ich mich mehr oder weniger intensiv mit meiner Ausrüstung. Dafür habe ich teilweise andere wichtige Dinge zurückgestellt. Das war aber dringend notwendig um fehlendes ggf. noch zu beschaffen und endlich Klarheit über mein Rucksackgewicht zu bekommen. Bei dieser Wanderung nehme ich erstmals auch ein Zelt, ein kleines Notebook und diverse zusätzliche Dinge mit. Außerdem musste ich feststellen, dass es bereits ein paar Dinge gab, die momentan ausverkauft waren. Die genannten voraussichtlichen Liefertermine lagen alle bei Anfang März. Für mich waren diese Liefertermine viel zu unpräzise und zu nahe zu meinem Startzeitpunkt, also musste ich mich bereits nach Alternativen umsehen.

Zunächst habe ich eine umfangreiche Ausrüstungsliste, auch mit vielen Alternativsachen, zusammengestellt. Dabei wurde alles akribisch aufgelistet, beschrieben und ausgewogen. Immer mit dem Augenmerk auf ein geringes Gewicht und ein möglichst kleines Packmaß. Ich bin kein „Ultraleicht“-Fetischist, der alles nur auf das Gewicht reduziert, sondern habe meine lange Wanderschaft mit einem möglichst leichten und nicht so vollen Rucksack dabei im Blick gehabt. Meine Gelenke werden es mir hoffentlich danken.

Zu den Neuanschaffungen gehörten das 1-Personen-Zelt, der Daunen-Schlafsack und die Luftmatratze. Sie sind trotz geringem Gewicht auch von guter Qualität. Das Zelt gehört mit nur ca. 1000 g zu den leichtesten Zelten seiner Klasse. Der Schlafsack ist für eine Grenztemperatur von 2° C (Mann) und Extremtemperatur -9° C ausgelegt und wiegt nur 600 g. In einem Test bei einer Outdoor-Zeitschrift schnitt er hervorragend ab. Statt einer ISO-Matte habe ich mich für eine Luftmatratze entschieden. Sie überzeugte mich durch ein extrem niedriges Gewicht von 440 g und ein sehr kleines Packmaß.

Bei der Funktionswäsche bin ich auf Kleidung aus Merinowolle umgestiegen. Hier überzeugten mich zum einen die angenehmen Trageeigenschaften und zum anderen ein durchgeführter „Stinktest“. Mein Test unternahm ich mit einem Unterhemd, dass ich fünfmal getragen habe, ohne es zu waschen. Jedes mal war ich total verschwitzt gewesen. Nach diesem Test war immer noch kein Schweißgeruch feststellbar und ich hätte das Hemd noch weiter tragen können. Auch im feuchten Zustand fühlte sich das Hemd angenehmer auf der Haut an als ein Kunstfaserhemd. Wahrscheinlich denken nun einige Leser: „Nun spinnt er ein bisschen“. Nein tue ich nicht! Kleidung aus Merinowolle kann mehrere Tage getragen werden und wärmt auch noch im feuchten Zustand zuverlässig. Wer einmal mit feuchten Kunstfaser-Klamotten morgens loslaufen musste – sie waren über Nacht leider nicht trocken geworden – wird mich gut verstehen. Außerdem ist Merinowolle deutlich geruchsneutraler als Kunstfasermaterial wie ich ja selbst feststellen konnte. Bei einem gleichen Test mit einem Kunstfaserhemd hätten mich meine Begleiter(innen) wahrscheinlich zum Mond geschossen, denn ich hätte meilenweit nach Schweiß gerochen. Die kurzärmligen Funktions-Shirts in 200er Qualität Merinowolle kann ich als Unterhemd und als T-Shirt tragen, erspare mir dadurch separate Hemden, also auch ein Gewichtsvorteil. Ob es klappt, werde ich unterwegs feststellen.

Als ich heute meine weitestgehende Festlegung der Packliste vorgenommen und alle Einzelgewichte addiert hatte, war die Überraschung groß. Das Gesamtgewicht, einschließlich 2 Liter Wasser, liegt bei knapp unter 16 kg. Am „Mann“ trage ich zusätzlich, einschließlich Nordic Walking Stöcke, knapp unter 5 kg. Bei meiner ersten Pilgerreise von Darmstadt nach Santiago de Compostela hatte ich zunächst 17 kg Rucksackgewicht und am „Mann“ über 5 kg zu schleppen.

Meine Erleichterung ist nun riesengroß, denn ich hatte starke Zweifel, was das Rucksackgewicht betraf. Meine Wanderschaft kann entspannt beginnen.

Der Startzeitpunkt steht fest und rückt unaufhaltsam näher.

Als Startzeitpunkt habe ich Sonntag, den 10. März 2013 festgelegt.

Einerseits kribbelt es schon gewaltig in mir und die Freude auf die bevorstehende Wanderschaft ist groß, aber anderseits schleicht langsam Panik in mir hoch. Es sind neben den eigentlichen Reisevorbereitungen auch noch viele andere Dinge zu erledigen. Ich verabschiede mich ja nicht für einen Urlaub von ein paar Wochen von zu Hause, sondern bin voraussichtlich für ca. sieben Monate unterwegs. In dieser Zeit muss Noriko viele Dinge tun, die ich normalerweise erledige. Der optimistische Zeitansatz von sieben Monaten setzt allerdings voraus, dass ich im Schnitt täglich 28 km laufe.