Endlich geht es weiter!

Unabhängig vom Wetter habe ich mich entschlossen meine 2. Etappe von Frankfurt-Höchst am Ostersonntag, den 31.03.2013 zu starten. Vorsichtige Prognosen sagen ab Ostern besseres Wetter voraus und ich will fest daran glauben.

Das Wetter und auch die Feiertage wirbeln meinen Zeit- und Etappenplan durcheinander. Nicht alle Personen, die ich auf den ersten Etappen treffen wollte, sind Ostern oder auch unmittelbar nach Osern erreichbar. Auch die ersten Übernachtungen zwingen mich, die Etappen anders aufzuteilen. Auf meiner gewählten Route gibt es, wie ich feststellen musste, nur wenige Unterkünfte und diese sind teilweise auch schon ausgebucht. Doch bis Limburg/Lahn habe ich nun meine Unterkünfte und für den Westerwald schaue ich von unterwegs weiter.

Mein Startzeitpunkt verschiebt sich geringfügig.

Bin schon seit einiger Zeit in Behandlungen mit meiner rechten Schulter. Die Behandlung dauert noch bis Montag. Daher muss ich meinen Start auf Dienstag, den 12.03.2013 verschieben.

Zurzeit prognostizieren einige Wettervorhersagen für nächste Woche Dienstag und Mittwoch leichten Schneefall und noch einige Minusgrade. So kann ich vermutlich am Ende meiner Wanderschaft sagen: „Ich war bei allen Wettern unterwegs gewesen“.

Feuertaufe mit neuem Rucksack und neuer Kleidung.

Endlich traf gestern der neue Rucksack Abisko 75 von Fjällräven ein. Hierbei handelt es sich um einen schlanken 75 Liter Trekkingrucksack. Er wiegt fast 500 Gramm weniger als mein alter 55+10 Liter Rucksack. Ursprünglich wollte ich diesen Rucksack auch bei Globetrotter in Frankfurt anprobieren und dann eventuell dort kaufen. Leider gab es ihn nicht mehr. Eine neue Lieferung sollte erst Anfang März erfolgen. Das war mir zu ungewiss also suchte ich im Internet und fand einen Händler bei Amazon, der noch einen Rucksack lieferbar hatte. Nach der Bestellung und der Bestätigung tat sich zunächst nichts, dann kam eine Mitteilung, man arbeite dran, mir den Rucksack bald zu senden. Leichte Panik kam hoch, sollte ich auch bei diesem Händler erst mit der Lieferung im März rechnen können? Ich rief bei der Deutschlandniederlassung von Fjällräven an und erhielt die gute Nachricht, dass eine neue Lieferung aus Schweden eingetroffen und diese auch schon zu verschiedenen Händlern unterwegs wäre. Dann kam auch die Erlösung, mein Händler teilte mir den Versand mit. Jetzt vergingen nochmals ein paar Tage, dann aber konnte ich am Samstagmittag den Rucksack auspacken und anprobieren.

Schon am Nachmittag beim Lauftreff kam mir der Gedanke, morgen beim Frankenstein-Lauf mit dem gepackten Rucksack einen ausgiebigen Test durchzuführen. Bis in die Nacht hinein packte ich meinen Rucksack entsprechend meiner vorläufigen Packliste. Lediglich die zwei Liter Wasser ersparte ich mir für den morgigen Test. Nachdem ich fertig gepackt hatte, folgte der erste Tragetest. Oh Schreck, 14 Kilogramm hatte ich nicht so schwer in Erinnerung! Weiterhin legte ich alle Kleidungsstücke bereit, mit denen ich auch meine erste Etappe starten werde.

Nach einer durchwachsenen Nacht holte mich der Wecker ziemlich unsanft aus dem Schlaf. Mein rechter Arm schmerzt wieder heftig. Es sind nur bestimmte Bewegungen, die diesen Schmerz auslösen. Dazu gehören den Arm heben und dabei etwas verdrehen. Seit einigen Wochen bin ich in Behandlung, aber besser ist es leider noch nicht geworden. Trotzdem bin ich optimistisch. Der Start wird deswegen jedoch nicht verzögert!

Mein erster Blick geht nach draußen, ist es trocken? Wie es scheint, ist es so, denn bei Regen würde mein heutiger Test ins sprichwörtliche Wasser fallen. Die Außentemperatur beträgt 3° C, trotzdem werde ich mit nur zwei Schichten, Merino-Unterhemd und Merino-Fleece-Jacke, heute zur Burg Frankenstein starten. Auf dem Rucksack liegt für den Notfall noch meine Softshell-Jacke.

Pünktlich kommt Arnold, ein junger Mann aus Singapur, zur Mitfahrt zum Treffpunkt. Er darf den Rucksack mal kurz zum Auto tragen. Ich glaube, er ist ein bisschen von diesem Gewicht beeindruckt.

Um 9:02 Uhr starten wir zur Burg. Brigitte und Arnold legen ein ordentliches Tempo vor, jedenfalls empfinde ich es heute so. Zu Beginn des Aufstiegs gebe ich Arnold meine Digitalkamera um die ersten Fotos von meiner heutigen Feuertaufe aufzunehmen. Obwohl ich danach versuche mit beiden Schritt zu halten – der Schweiß fliest schon in Strömen – enteilen sie mir bald. Das Tempo kann ich nicht mithalten. Angekommen am Hintereingang zu Burg schaue ich auf meine Uhr und bin überrascht. In ziemlich genau 46 Minuten habe ich den Aufstieg geschafft. Ohne Rucksack war meine beste Zeit im November 2012 39 Minuten. Vielversprechend für meine Wanderschaft.

Im Burghof vor der kleinen Kapelle werden noch ein paar Fotos geschossen und dann geht es zurück. Jetzt kann ich das Tempo der beiden mithalten.

Die Feuertaufe ist bestanden! Die Schultergurte des Rucksacks muss ich noch verstellen. Sie kneifen noch etwas im Brustbereich. An das Gewicht muss ich mich auch noch gewöhnen, aber insgesamt bin ich optimistisch. Auch die Kleidung, einschließlich der Softshell-Hose, ist wunderbar zu tragen.

Ausrüstung ausgewählt und Packliste erstellt.

Seit ca. zwei Wochen beschäftigte ich mich mehr oder weniger intensiv mit meiner Ausrüstung. Dafür habe ich teilweise andere wichtige Dinge zurückgestellt. Das war aber dringend notwendig um fehlendes ggf. noch zu beschaffen und endlich Klarheit über mein Rucksackgewicht zu bekommen. Bei dieser Wanderung nehme ich erstmals auch ein Zelt, ein kleines Notebook und diverse zusätzliche Dinge mit. Außerdem musste ich feststellen, dass es bereits ein paar Dinge gab, die momentan ausverkauft waren. Die genannten voraussichtlichen Liefertermine lagen alle bei Anfang März. Für mich waren diese Liefertermine viel zu unpräzise und zu nahe zu meinem Startzeitpunkt, also musste ich mich bereits nach Alternativen umsehen.

Zunächst habe ich eine umfangreiche Ausrüstungsliste, auch mit vielen Alternativsachen, zusammengestellt. Dabei wurde alles akribisch aufgelistet, beschrieben und ausgewogen. Immer mit dem Augenmerk auf ein geringes Gewicht und ein möglichst kleines Packmaß. Ich bin kein „Ultraleicht“-Fetischist, der alles nur auf das Gewicht reduziert, sondern habe meine lange Wanderschaft mit einem möglichst leichten und nicht so vollen Rucksack dabei im Blick gehabt. Meine Gelenke werden es mir hoffentlich danken.

Zu den Neuanschaffungen gehörten das 1-Personen-Zelt, der Daunen-Schlafsack und die Luftmatratze. Sie sind trotz geringem Gewicht auch von guter Qualität. Das Zelt gehört mit nur ca. 1000 g zu den leichtesten Zelten seiner Klasse. Der Schlafsack ist für eine Grenztemperatur von 2° C (Mann) und Extremtemperatur -9° C ausgelegt und wiegt nur 600 g. In einem Test bei einer Outdoor-Zeitschrift schnitt er hervorragend ab. Statt einer ISO-Matte habe ich mich für eine Luftmatratze entschieden. Sie überzeugte mich durch ein extrem niedriges Gewicht von 440 g und ein sehr kleines Packmaß.

Bei der Funktionswäsche bin ich auf Kleidung aus Merinowolle umgestiegen. Hier überzeugten mich zum einen die angenehmen Trageeigenschaften und zum anderen ein durchgeführter „Stinktest“. Mein Test unternahm ich mit einem Unterhemd, dass ich fünfmal getragen habe, ohne es zu waschen. Jedes mal war ich total verschwitzt gewesen. Nach diesem Test war immer noch kein Schweißgeruch feststellbar und ich hätte das Hemd noch weiter tragen können. Auch im feuchten Zustand fühlte sich das Hemd angenehmer auf der Haut an als ein Kunstfaserhemd. Wahrscheinlich denken nun einige Leser: „Nun spinnt er ein bisschen“. Nein tue ich nicht! Kleidung aus Merinowolle kann mehrere Tage getragen werden und wärmt auch noch im feuchten Zustand zuverlässig. Wer einmal mit feuchten Kunstfaser-Klamotten morgens loslaufen musste – sie waren über Nacht leider nicht trocken geworden – wird mich gut verstehen. Außerdem ist Merinowolle deutlich geruchsneutraler als Kunstfasermaterial wie ich ja selbst feststellen konnte. Bei einem gleichen Test mit einem Kunstfaserhemd hätten mich meine Begleiter(innen) wahrscheinlich zum Mond geschossen, denn ich hätte meilenweit nach Schweiß gerochen. Die kurzärmligen Funktions-Shirts in 200er Qualität Merinowolle kann ich als Unterhemd und als T-Shirt tragen, erspare mir dadurch separate Hemden, also auch ein Gewichtsvorteil. Ob es klappt, werde ich unterwegs feststellen.

Als ich heute meine weitestgehende Festlegung der Packliste vorgenommen und alle Einzelgewichte addiert hatte, war die Überraschung groß. Das Gesamtgewicht, einschließlich 2 Liter Wasser, liegt bei knapp unter 16 kg. Am „Mann“ trage ich zusätzlich, einschließlich Nordic Walking Stöcke, knapp unter 5 kg. Bei meiner ersten Pilgerreise von Darmstadt nach Santiago de Compostela hatte ich zunächst 17 kg Rucksackgewicht und am „Mann“ über 5 kg zu schleppen.

Meine Erleichterung ist nun riesengroß, denn ich hatte starke Zweifel, was das Rucksackgewicht betraf. Meine Wanderschaft kann entspannt beginnen.

Der Startzeitpunkt steht fest und rückt unaufhaltsam näher.

Als Startzeitpunkt habe ich Sonntag, den 10. März 2013 festgelegt.

Einerseits kribbelt es schon gewaltig in mir und die Freude auf die bevorstehende Wanderschaft ist groß, aber anderseits schleicht langsam Panik in mir hoch. Es sind neben den eigentlichen Reisevorbereitungen auch noch viele andere Dinge zu erledigen. Ich verabschiede mich ja nicht für einen Urlaub von ein paar Wochen von zu Hause, sondern bin voraussichtlich für ca. sieben Monate unterwegs. In dieser Zeit muss Noriko viele Dinge tun, die ich normalerweise erledige. Der optimistische Zeitansatz von sieben Monaten setzt allerdings voraus, dass ich im Schnitt täglich 28 km laufe.

Einen schönen Jakobsweg gefunden und damit Änderung der Streckenführung!

Zufällig finde ich im Internet einen wunderschönen Jakobsweg, der von München nach Bregenz bzw. nach Lindau an den Bodensee führt. Dieser Camino führt durch die barocke Seele Oberbayerns, auf ihm läuft man auf den Spuren der Römer und er verläuft auch noch durch wunderschöne Gegenden des Allgäus. Natürlich muss ich diesen Pilgerweg gehen! Meine Routenplanung werde ich also nochmals anpassen.

Habe mir zwei Bücher über diesen Pilgerweg gekauft. Einer der Pilgerführer ist vom Conrad Stein Verlag (Christiane Haupt: Jakobsweg München – Bregenz”, Band 187), diese mir lieb gewonnenen Führer des Verlages haben sich auf meinen beiden Pilgerreisen vortrefflich bewährt. Der zweite Führer ist von Monika Hanna: “Der Münchner Jakobsweg”. In diesem Führer erfährt man viel über zu durchquerenden Orte und Landschaften. Für unterwegs etwas zu schwer, aber doch empfehlenswert.

Meine Streckenplanung ist abgeschlossen.

Endlich ist die Routenplanung abgeschlossen! Herausgekommen sind 197 Etappen mit insgesamt 5.510 km. Eine recht beachtliche Strecke, die erst noch zu bewältigen ist. Mein Verstand sagt mir, das ist zu schaffen und mein Bauch grummelt noch ein bisschen vor sich hin. Es ist nicht die Angst vor dem Versagen, es ist vielmehr der Respekt vor der Länge und eine gewisse Unsicherheit aufgrund meiner bisherigen Verletzungen nach meiner letzten langen Pilgerreise. Auch bin ich inzwischen älter und habe zurzeit noch nicht die notwendige Fitness. Aber was bis jetzt noch nicht ist, kann noch nachgeholt werden. Es ist noch genügend Zeit zum Trainieren.

Bericht über meine Streckenplanung.

Wieder einmal nehme ich mir etwas Zeit, meine große Reise zu planen. Eine intensive und zeitaufwendige Phase ist die Streckenplanung. Da ich nicht mehrere Kilogramm Wanderkarten im Maßstab 1:50000 oder 1:25000 mit mir rumschleppen kann, muss ich die Streckenführung auf einer digitalen topografischen Karte von Deutschland am Computer planen. Alle, die für Fahrten mit dem Pkw ein Navigationsgerät einsetzen, werden jetzt denken, kein Problem. Man gibt den Start- und Zielpunkt einer Etappe ein und die „Autoroutingfunktion“ des Gerätes zeigt mir, je nach Einstellung die kürzeste- oder die schnellste Strecke, einen Moment später auf dem Gerät an. Leider, leider so geht es bei Geräten für den Outdoorbereich nicht.

Im günstigsten Fall findet man für einen bekannten Wanderweg eine bereits vorhandene Wegeaufzeichnung (=Track) als GPX – Datei. Diese kann man ggf. bearbeiten und für die eigene Route anpassen und nutzen. Ist dies nicht der Fall, wird es aufwendig. Die zu laufende Strecke muss mit Wegepunkten auf der topografischen Karte am PC Stück für Stück markiert werden. Leider ist selbst ein 24 Zoll Monitor für eine Tageswanderung von über 30 km häufig noch zu klein. Man muss den angezeigten Kartenausschnitt immer wieder verschieben und auch häufig den Ausschnitt ein- oder auszoomen. Ausgewiesene Feld-, Wald- oder Wirtschaftswege enden plötzlich bzw. weichen von der notwendigen Zielrichtung ab. Erschwerend kommt noch hinzu, dass oft auch Hindernisse eine Fortführung des Weges unmöglich machen. Diese Hindernisse wie Bahngleise, Schnellstraßen und Autobahnen ohne Übergang bzw. Unterführung, Bäche und Flüsse ohne Brücke tauchen nach mehrmaligem Verschieben des Kartenausschnittes plötzlich auf. Die bisher erstellte Route erfordert dann eine Neuausrichtung und Teile der bisherigen Route müssen gelöscht werden. Am schwierigsten ist die Routenplanung in der Nähe von Großstädten. Diese sind meistens umgeben von Schnellstraßen und Autobahnen und erfordern als Wanderer erhebliche Umwege. Diese Umwege bedeuten viele zusätzliche Kilometer und mehrere Stunden Wanderzeit. Manchmal ist auch eine zusätzliche Übernachtung notwendig und dies bedeutet ggf. nochmals Zusatzkilometer zur Unterkunft. Neben der Wegemarkierung auf der Karte prüfe ich die Route in Google Earth. Hier ist oft erst erkennbar ob der eingeschlagene Weg bzw. Wirtschaftsweg unter den Bahngleisen oder der Autobahnen möglich ist. Muss ich auf einer Straße laufen, erkenne ich, ob neben der Straße auch ein Randstreifen bzw. ein Radweg entlang führt. Zusätzlich müssen auch Unterkünfte zuvor über Google und dann über Google  Maps ermittelt werden.

Die Suche nach bestehenden Tracks für Wander- und Radwege ist mühevoll. Überhaupt erst einmal einen Wanderweg ausfindig zu machen, der zu meinen Zielen führt bzw. in der Nähe der Grenze verläuft, ist oft langwierig. Wer kennt schon Wanderwege wie „Malerweg“, „Lauritzer Schlange“ oder „Kammweg Erzgebirge – Vogtland“ um nur einige zu nennen. Hat man einen Weg gefunden, müssen dazu auch eine Beschreibung und vor allem ein Track vorhanden sein. Dieser muss dann aus dem Netz geladen und am PC auf die passende Streckenführung hin überprüft werden.

Trotz der mühevollen Planung macht mir diese Vorbereitung spaß. Neben meinem PC liegen einige großformatige Bände des ADAC mit Schwerpunkten wie Flüsse und Seen, historische Orte, besondere Landschaften in Deutschland. Bei den Planungen informiere ich mich ständig auch im Internet über Städte, Orte und Landschaften u. a. in Wikipedia.

Bis heute habe ich fast ¾ meiner Gesamtroute erstellt. Langsam schreitet meine Planung voran. Bei den geschätzten 4500 km wird es wohl nicht bleiben.