67. Etappe: 16. Juni 2013

Tönning – Husum  14,3 km (z.T. Bahnfahrt)

Schon vor dem Aufstehen spüre ich einen leichten Schmerz bei Bewegung des Fußgelenks. Es ist noch gut auszuhalten und so entschließe ich mich, bis Husum zu laufen.

Langsam schleift sich die morgendliche Routenplanung bei mir ein. Trotz wiederkehrender guter Vorsätze schaffe ich es nicht, alles Abends zu erledigen. Der gute Wille ist aber immer noch vorhanden. So geschieht es auch heute Morgen wieder. Mein Mitbewohner steht um 7 Uhr auf und ich folge einige Minuten später. Bis zum Frühstück um 8 Uhr sitze ich wieder bei meiner Planung. Zusammen mit meinem Mitbewohner gehe ich anschließend zum Frühstück. Hier erfahre ich von ihm, dass er nächstes Jahr in die Freistellungsphase der Altersteilzeit wechselt. Er unterrichtet u.a. in Physik in zwei Gymnasien in Bremen und freut sich auf das Berufsende. Er erzählt einige Dinge aus seinem Lehreralltag und was ich höre, würde mir als Lehrer auch nicht gefallen.

Da die Jugendherberge am Ortseingang liegt, dauert es wieder, bis ich das andere Ende des Ortes erreiche. Bei einer Bank, um sie herum jätet gerade ein alter Herr das Unkraut, setzte ich mich. Er ist erfreut, dass ich hier Platz nehme und er erzählt mir, dass er diese Bank regelmäßig pflegt. Die Stadt tut nichts dergleichen, wie er mir berichtet. Kaum sitze ich und schon kommt ein anderer älterer Herr hinzu und wir plaudern über die gepflegte Bank und wenig später über meine Reise und meinen einzuschlagenden Weg nach Husum. Ich erhalte viele Tipps, wie ich weiterlaufen soll. Doch einer der beiden erkennt recht schnell, dass ich als Ortsfremder kaum mit den Erläuterungen etwas anfangen kann. Dann kommt auch noch die Ehefrau des Bankpflegers hinzu und ist stolz auf ihren Mann und das diese Bank schon genutzt wird. Ich verabschiede mich von den Dreien und erhalte gute Wünsche für die Weiterreise.

Schon wenige Minuten später ärgere ich mich, nicht den Poncho bei der Bank angezogen zu haben. Der Himmel trägt dicke graue Wolken und es sieht so aus, als könnte es jeden Moment regnen. Der Wind bläst wieder kräftig und mir ist bewusst, ich werde wieder erhebliche Schwierigkeiten beim Anziehen des Ponchos haben. Es geht auf schmalen Wirtschaftswegen durch die Felder. Mit einem Mal sehe ich in einiger Entfernung einen Storch regungslos stehen. Nur wenig später kommen die Rinder wieder zu mir an den Zaun. Eine fehlt noch und ich fordere sie auf zu kommen. Nicht sie, sondern ein Bulle kommt schnaufend heran, er ist wohl eifersüchtig! Der kleine Zaun, der uns trennt, erscheint mir nicht sicher genug und so überlasse ich dem erregten Bullen das Feld und eile davon.

In der Einfahrt zu einem Bauernhof mit dichtem Baumbewuchs halte ich an und ziehe im Schutz der Bäume meinen Poncho an. Ich spüre verstärkt bei jeder Bewegung meinen rechten Unterschenkel. In Oldenswort kehre ich in ein Restaurant ein und frage die Bedienung nach einer Beförderungsmöglichkeit nach Husum. Sie erzählt mir, dass es in Harblek in zwei Kilometer Entfernung einen Bahnhof der Deutschen Bahn gibt. Dort fahren alle Stunde Züge nach Husum.

Ich laufe nach Harblek und habe Glück, denn schon 10 Minuten später kommt der Zug nach Husum. Husum, die graue Stadt am Meer, ist schnell erreicht. Mein Weg zur Jugendherberge führt mich auch am Hafen vorbei, anschließend zum Haus des Schriftstellers Theodor Storm und zum Haus seiner Eltern. Die Jugendherberge liegt außerhalb des Zentrums und so komme ich auch am alten Husumer Wasserturm vorbei.

In der Jugendherberge bekomme ich zunächst ein Familienzimmer, als ich dann nach einer Verlängerung des Aufenthaltes frage, muss ich umziehen. Das Zimmer ist bereits für die nächste Nacht für eine Familie reserviert. Ich erhalte ein Dachgeschosszimmer etwas abseits von den anderen Zimmern gelegen. Mir gefällt das Zimmer und WC und Dusche sind in unmittelbarer Nähe. Noch am Abend kann ich die Waschmaschine der Jugendherberge nutzen und die Wäsche trocknet im Heizungskeller. 

53. Etappe: 30. Mai 2013

Rodenkirchen – Bremerhaven  16,9 km

Noch vor dem Frühstück plane ich meine heutige Route nach Bremerhaven und wieder einmal komme ich dadurch sehr spät los. Es ist noch trocken, aber für heute ist Gewitter angesagt.

Gegen Mittag erreiche ich den Weserdeich. Eine Treppe führt auf den Deich und voller Spannung steige ich hinauf. Die Enttäuschung ist groß, von der Weser ist hier nichts zu sehen.

Mein Weg führt mich einige Zeit am Deich entlang, dann erreiche ich das Kernkraftwerk Unterweser und muss im großen Bogen die Weser verlassen. Noch bevor ich mich wieder der Weser nähere, erreiche ich einen kleinen See, der zu einem Fischereiverein gehört. Da es am See mehrere Bänke gibt, mache ich hier meine erste Pause. Ein Journalist der Kreiszeitung Wesermarsch hatte sich überraschend gestern bei mir gemeldet und mit ihm spreche ich über ein Treffen in Nordenham.

In Kleinensiel verpasse ich den Zugang zur Deichstraße. Mein gepflasterter Wirtschaftsweg verläuft jedoch parallel dazu und uns trennt nur ein Bahngleis. Nach etwas mehr als zwei Kilometer bin ich am Stadtrand von Nordenham angelangt und vereinbare nun den Zeit- und Treffpunkt für das Interview. Bis ins Zentrum sind es dann noch weitere zwei Kilometer.

In einem Café fragt mir Herr Schönig „Löcher in den Bauch“. Im Anschluss daran gehen wir in Richtung Deich und er macht bei einer Skulptur noch einige Fotos von mir.

Der weitere Weg zum Fährhafen verläuft unspektakulär auf einem Radweg an der Kreisstraße entlang. Am Hafen abgekommen, brauche ich nicht lange zu warten und eine Fähre legt an. Nach ca. 20 Minuten erreiche ich dann Bremerhaven. Mein Hotel liegt in der Nähe des Hafens und ist schnell erreicht. Ich bin nicht im Hotel, sondern in einem Appartementhaus untergebracht.

52. Etappe: 29. Mai 2013

Varel – Rodenkirchen  24,9 km

Mein Wecker reißt mich um 6 Uhr aus dem Schlaf. Ich brauche noch einige Zeit richtig wach zu werden. Dann aber beginne ich mit dem gestrigen Bericht, ich bin im Hintertreffen mit zwei Berichten. Um 7 Uhr unterbreche ich für das bestellte Frühstück.

Das Frühstück ist reichlich und der Hotelier sehr aufmerksam. Schnell erhalte ich neuen Saft und neuen Kaffee. Papiertüten zum Einpacken des Proviants für unterwegs liegen auch schon auf dem Tisch. Ich schmiere mir zwei Brote und erhalte noch zusätzlich Joghurt zum Mitnehmen.

Anschließend schreibe ich meinen Bericht fertig und erstelle meine heutige Route. Nach dem Bezahlen füllt mir der Hotelier meine Wasserflasche mit Mineralwasser und Apfelsaft auf. Dann endlich gehe ich los. Schnell erreiche ich die Bundesstraße B437. Es wird ein ungemütlicher „Arbeitstag“. Bis auf ein Teilstück laufe ich heute auf dem asphaltierten Radweg nach Rodenkirchen. Leider setzt sich das Traumwetter von gestern nicht fort. Der Himmel ist bedeckt und es ist auch deutlich kühler geworden. Nach etwa zwei Kilometer erreiche ich eine Brücke über eine Bahntrasse und mein Navi zeigt mir die Abzweigung von der Bundesstraße an. Dieser Weg ist länger und so entscheide ich mich kurz entschlossen für die harte Variante, weiter an der Bundesstraße entlang. Noch schaue ich mir die Landschaft rechts und links von der Straße an. Und schon bald sehe ich linker Hand den Deich zum Jadebusen. Es ist viel Verkehr auf der B437 und es wird zum Teil gerast und häufig riskant überholt. Dieses Überholen und auch die Raserei nerven mich.

Nach einer endlos erscheinenden Graden erreiche ich die Jade. Sie mündet hier mit einem Mündungssperrwerk in den Jadebusen. Zu allem Übel setzt nun auch der angekündigte Regen ein und ich muss meinen Poncho anziehen. Es folgen weiter endlose Geraden, die lediglich durch eine Kurve unterbrochen werden.

Bei einer Pferdekoppel mit vier Hengsten halte ich kurz an. Sie drehen neugierig ihre Köpfe zu mir hin und ich spreche auf sie ein. Ein Hengst nickt mit dem Kopf, als wolle er meine Worte bestätigen. Dann galoppiert er plötzlich los. Kommt aber danach näher zu mir hin und wieder rede ich auf ihn ein. Wieder folgt ein Nicken mit anschließendem Galopp. Leider ist der Regen zu stark um diese Situation mit der Kamera festzuhalten.

In Diekmannshausen nutze ich ein geöffnetes Restaurant für eine Pause im Warmen und ohne Regen. Danach erreiche ich kurz hinter Diekmannshausen die schon öfters angekündigte Straßenbaustelle mit Vollsperrung. Ab hier stapfe ich für ca. drei Kilometer alleine an der Baustelle entlang. Der Regen ist inzwischen kräftiger geworden. Am Ende der Baustelle sehe ich eine überdachte Bank bei einer Tischlerei und verbringe wieder eine Pause im Trockenen.

Auf der nächsten langen Geraden komme ich an einer Viehweide mit jungen Rindern vorbei. Wieder rede ich mit ihnen und ein zügiger Marsch aller Rinder setzt ein. Schön in reih und Glied stehen sie dann am Zaun und beäugen den seltsamen Wandergesellen. Das Bild ist herrlich und diesmal mache ich ein Foto davon. Irgendwie komme ich mir wie Doktor Dolittle mit seinen Tieren vor. Bereits nach der nächsten Kurve schwätze ich mit der nächsten Rinderherde und halte diesmal den Marsch in einem kurzen Video fest.

Nun beginnt für mich der lange und unerfreuliche Marsch von etwa neun Kilometer auf dem fast schnurgeraden Radweg. Der Regen hat aufgehört und ich ziehe den Poncho aber nur halb aus, da die dunklen Regenwolken weiteren Regen ankündigen. Selbst der schön anzusehende Holunder, der für eine längere Strecke ein Spalier bildet, kann mich nicht mehr richtig begeistern. Ich spüre immer deutlicher meine Füße, die nach Ende schreien und die Geraden machen mich zusätzlich mürbe. Selbst eine fast völlig vermüllte Schutzhütte und nach weiteren drei Kilometer eine mit Vogelkot verschi… Hütte stören mich nicht wirklich, mein Körper verlangt nach Pausen. Die noch zu leistenden sieben Kilometer nehmen kein Ende. Dann endlich verlasse ich die B437, die hier zu einer Schnellstraße wird, und biege auf eine Kreisstraße ab. Jetzt sind es nur noch zwei Kilometer und diese letzten Kilometer vergehen nun schnell. Um 19:30 Uhr erreiche ich endlich meine heutige Unterkunft.

Anmerkungen zu Kommentaren

Ich freue mich über alle abgegebenen Kommentar. Hier ein Dankeschön, auch für die noch hoffentlich folgenden Kommentare. Bitte habt / haben Sie Verständnis, das ich nicht antworte. Mein Tag ist geprägt von der Wanderschaft und abends habe ich einiges vorzubereiten, manchmal auch etwas für zu Hause zu erledigen, Bilder zu bearbeiten, GPS-Daten umzuwandeln und meinen Bericht zu schreiben. Hinzu kommt, dass ich manchmal auch ziemlich platt bin und das Bedürfnis habe einfach nur zu schlafen.

Nochmals herzlichen Dank und ich freue mich weiterhin auf Kommentare von Euch / von Ihnen.

7. Etappe: 05. April 2013

Wieder schaffe ich es nicht zeitig aufzubrechen, es wird 10:00 Uhr, bevor ich starte. Draußen erwartet mich wieder die Westerwaldkälte. Zunächst führt mich mein Weg von der Jugendherberge in den Stadtkern von Bad Marienberg. Hier dann den ersten Wegweiser des Westerwaldsteigs.  Schon kurz nach Bad Marienberg erreiche ich den Basaltpark und hier auch Schnee und Eis. Der Basaltsee ist noch teilweise zugefroren und der Weg stellenweise mit einer festgetrampelten und inzwischen vereisten Schneeschicht bedeckt. Es geht wieder heftig aufwärts zu einem Wildpark. Hier weiche ich vom Weg ab und lasse einen Schlenker des Westerwaldsteigs aus. Mein Navi zeigt mir den Weg direkt in den Wildpark und auch wieder auf den ausgewiesenen Wanderweg. Jetzt bin ich auf einer Höhe von 564 Meter. Der Westerwaldsteig ist hier komplett mit einer Schnee- und Eisschicht bedeckt. Auch der Rand des Weges ist schlecht zum Gehen. Hier gibt es immer wieder Eis, versteckt unter der Schneeschicht.

Ich komme nur noch langsam voran und immer öfters mache ich einen rutschenden Ausfallschritt oder komme ins Rutschen. Kann mich nur durch meine Stöcke vor einer Grätsche bzw. dem Hinfallen bewahren. Der Weg geht rauf und runter und je länger ich diesen Eistanz vollführe, um so mehr reift in mir der Entschluss, diese Etappe abzubrechen. Besser als mir etwas brechen! Nur muss erst mal ein Ort kommen und der ist nirgendwo in Sicht.

Weiter gehe ich behutsam langsam und mit höchster Konzentration. Ab und zu gibt es eis- und schneefreie Stellen. Warum dieser Wechsel ist, will mir nicht einleuchten. Die Sonnen, wenn sie denn mal scheinen sollte, erreicht die Eisflächen genauso wie die inzwischen freien Stellen. So in Gedanken versunken stehe ich plötzlich in einer völlig eis- und schneefreien Waldlandschaft. Mein erster Eindruck: Ich befinde mich in einem Herbstwald! Keine Spur mehr von Winter, aber auch nicht vom Frühling. Der Waldboden größtenteils mit Moos bedeckt. Meine Stimmung ist mit einem Mal euphorisch. Wäre nicht der eiskalte Wind und wirklich Frühling, schöner und perfekter könnte diese Waldlandschaft nicht sein. Hier fällt mir spontan das Westerwaldlied ein:  Oh, Du schöner Westerwald über Deine Höhen pfeift der Wind so kalt…

Hin und wieder ärgere ich mich über eine schlechte Markierung, doch das hält sich glücklicherweise in Grenzen. Der Weg verläuft nicht nur auf breiteren Waldwegen, sondern führt auch auf ganz schmalen Pfaden entlang. Zu einer anderen Jahreszeit ist der Westerwaldsteig ein wunderschöner Wanderweg. Jetzt genieße ich nicht die Landschaft vor mir den Untergrund und die Ruhe, die mich umgibt. Leider ist alles mal zu Ende und so verlasse ich dann wieder den Wald und sehe linker Hand erstmals einen Ort. Der asphaltierte Wirtschaftsweg durch Wiesen und Weiden lässt aber den Ort links liegen. Dann sehe ich vor mir ein Restaurant. Mir ist nach etwas Warmen und einer warmen Umgebung. Doch das Restaurant ist geschlossen. Da ich unbedingt sitzen möchte, steuere ich auf den nahe gelegenen Friedhof zu. Hier mache ich eine längere Pause.

Zurück zum Restaurant und dann tauche ich wieder ein in die schöne Landschaft um den Westerwaldsteig. Der Weg führt über Wiesen steil abwärts in eine Senke. Dahinter sofort wieder der nächste Berg. Der Anblick dieses Berges vor mir trübt meine Stimmung, noch bin ich nicht so weit, mich auf Steigungen zu freuen und diese als willkommene Trainingsstrecken zu nehmen.

Ich habe Glück, in der Senke angekommen und nach einem kurzen Anstieg verläuft der Weg nur leicht ansteigend und nicht hoch zum Gipfel. Noch einmal streife ich ein Dorf und nach einem steilen Anstieg erreiche ich den Randbezirk von Hachenburg.

Mein Hunger quält mich inzwischen und der Wunsch nach etwas Warmen und endlich im warmen Sitzen ist riesengroß. Wieder sehe ich kein Café, Gasthof oder Restaurant. Nicht mal ein Geschäft oder ein Supermarkt in der Nähe. Also weiter und hoffen auf den nächsten Ort.

Weiter geht es vorbei an Wiesen, Weiden und Pferdekoppeln. Dann erreiche ich den Ort Nister, aber auch hier ist keine Einkehrmöglichkeit vorhanden. Ein langer asphaltierter Wirtschaftsweg führt raus aus dem Ort und unter einer Schnellstraße hindurch. Nun kürze ich wieder ab, denn der Westerwaldsteig macht hier einen großzügigen Schlenker. Das ist zu viel für mich. Die ständigen Auf- und Abstiege zehren noch immer an meiner Kondition und meine Geschwindigkeit dürfte bei 4 km/h liegen. Nach einiger Zeit erreiche ich den ausgewiesenen Westerwaldsteig wieder. Um 17:15 Uhr mache ich auf einer Bank oberhalb des letzten Ortes, Streithausen, vor meinem Ziel Limbach eine Pause. Der nächste Ort oberhalb von Streithausen liegt mindesten eine Stunde noch entfernt. Ich rufe zur Sicherheit bei meiner Unterkunft an. Die Frau am Telefon klingt erstaunt über meine Aussage, dass ich noch mindesten eine Stunde vor mir habe. Ich nehme es gelassen, die meisten denken in Kategorien ohne schweren Rucksack oder mit Auto.

Schnell bin ich im Ort und biege entsprechend der Markierung rechts ab. Nach kurzer Zeit schaue ich zur Kontrolle auf mein Navi. Dieser Weg führt mich nicht nach Limbach! Also wieder zurück. An der Gabelung erkenne ich, dass ich wohl einem Zubringerweg gefolgt war. Das Wegezeichen hatte ich nicht gesehen. Es zeigt mir, dass Limbach nur noch 1,2 km entfernt ist. Nach einer weiteren Pause erreiche ich meine Unterkunft um 17:50 Uhr.

Ich bin erschöpft und der Magen hängt mir auf den Kniekehlen. Nach einem guten Mahl fühle ich mich wieder besser, doch zu müde, um jetzt noch meinen Bericht von gestern oder auch von heute zu schreiben. Außerdem habe ich hier wieder kein Mobilfunk-Netz. Von der Bedienung erhalte ich nach Rückfrage einen Schlüssel für das vorhandene WLAN-Netz. Morgen werde ich schreiben.

5. Etappe: 03. April 2013

Ausgeruht wache ich schon vor der Weckzeit auf. Von Toska erfahre ich, dass es eisig kalt draußen ist und total trübe. Meine Lust zum Laufen ist im Keller.

Das Verwöhnfrühstück ist üppig und ich genieße wieder. Danach aber komme ich nicht richtig voran. Wieder wird es für die heutige Etappe spät. Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust zum Laufen.

Ich werde in der schönen Altstadt von Limburg um 9:30 Uhr abgesetzt. Nun laufe ich noch etwas herum und betrachte mir die schönen alten Fachwerkhäuser. Eine Frau spricht mich an und erzählt mir, dass Sie bereits mehrere Jakobswege, auch die Via de la Plata, gelaufen ist.

Dann führt mich mein Navi raus aus Limburg. Vorbei geht es an den Glashütten von Limburg und weiter nach Staffel. Dann folgen Elz und Niederhadamar.

Als ich Hadamar erreiche, thront links auf einem Berg das wuchtige Schloss. Etwas weiter komme ich an der evangelischen Schlosskirche vorbei. Wie eine Kirche sieht das große Gebäude nicht aus, eher wie ein Stadtschloss. Die Stadt ist schön, nur ist mir kalt und das trübe Wetter schlägt aufs Gemüt. Ich bin nicht empfänglich für das Genießen der alten Gebäude. Zum Fotografieren habe ich auch keine Lust.

Weiter geht es nach Niederzeuzheim und jetzt wird das Laufen immer beschwerlicher. Es geht beständig bergauf in den Oberwesterwald. Nach Niederzeuzheim laufe ich wieder auf der Landstraße. Wieder gibt’s keinen gescheiten Randstreifen! Der nächste Ort Frickhofen kommt mir wie ausgestorben vor. Zunächst mehrere leere Geschäfte, alle zum Verkaufen. Dann zwei leere Cafés und denen folgen zwei geschlossene Restaurant’s. Ich brauch endlich wieder eine Sitzgelegenheit und die möglichst im Warmen. Ich weiche von meiner Route ab und laufe weiter in den Ort hinein. Endlich ein offener Dönerladen. Hier frage ich nach einer kleinen Portion, kein Problem, ich bekomme eine kleine Portion. Auch einen Kaffee, der nicht auf der Karte steht, wird mir gemacht. Zusammen mit dem jungen Türken trinke ich meinen Kaffee. Er ist 22 Jahre alt und erst vor vier Jahren nach Deutschland gekommen. Spricht aber für diese kurze Zeit – meistens ist er in seinem Laden – sehr gut Deutsch.

Es fällt mir einfach schwer, mich wieder aufzuraffen und loszulaufen. Weiter auf der Landstraße erreiche ich Wilsenroth und dann Berzhahn. Am Ortsausgang wechsel ich auf eine schmale Kreisstraße und dann endlich sehe ich am Hang in noch weiter Entfernung Westerburg. Ein bisschen mulmig ist es mir, denn zwei Fahrzeuge dürfen nun nicht entgegen kommen und gleichzeitig ich am Straßenrand. Ich habe Glück, diese Situation tritt nicht ein und im nächsten Ort Wengenroth gibt s wieder einen Fußgänger- und Radweg. Dann ist plötzlich nach nur einem Kilometer Westerburg erreicht. Es dauert jedoch noch eine Weile,  bis ich meine heutige Unterkunft erreiche. Im Keller habe ich eine komplette Ferienwohnung für mich alleine.

Mit Schrecken muss ich aber feststellen, ich habe kein Mobilfunk-Netz. Hoffentlich kann ich morgen in der Jugendherberge in Bad Marienberg die letzten drei Berichte auf meinem Blog bereitstellen.

Draußen in der Kälte kann ich für morgen zumindest meine Treffen organisieren.

4. Etappe: 02. April 2013

Die kurze Etappe des Vortages und auch der längere Schlaf taten mir gut. Mein heutiges Frühstück nehme ich in einer Bäckerei, nur ein paar Meter von der Pension entfernt, ein. Insgesamt bin ich heute früher fertig und starte bereits um 8:30 Uhr. Es ist zwar recht kühl, aber der blaue Himmel verspricht ein schönes Wanderwetter.

Ich durchlaufe die Altstadt und orientiere mich nur an dem Richtungspfeil meines Navis, der mich auch am Freibad aus meiner Jugendzeit – heute ein Erlebnisbad – vorbeiführt. Kurz danach habe ich meine heutige Route erreicht. Es geht abseits der Straßen mit mehr oder weniger Abstand zum Emsbach entlang. Der erste Ort, den ich erreiche, ist Oberselters. Kurz nach dem Ortsausgang mache ich meine erste Pause. Ich genieße den straßenfreien Lauf. Mir gegenüber liegt der Mineralbrunnen Oberselters. Ein kleiner Tümpel neben der Bank ist noch vereist. Weiter geht es nach Niederselters und danach in Richtung Oberbrechen. Jetzt habe ich über 300m Abstand zur Straße. Sehen tute ich sie nicht mehr, nur ein kontinuierliches Geräusch ist vernehmbar. Wieder auf einer Bank genieße ich die schöne Aussicht um mich herum. Ein deutliches Vogelgezwitscher ist vernehmbar und an vielen Ästen der Bäume sehe ich junge Knospen. Der Frühling kommt nun hoffentlich bald.

Endlich sehe ich vor mir Oberbrechen, ein Ort meiner Vergangenheit. Hier war ich als Kind und Jugendlicher in den Sommerferien bei meiner Tante Gertrud und und meinen Cousins Peter und Rainer. Ein direkter Übergang über die Bahngleise und die Landstraße in den Ort hinein gibt es nicht mehr. Heute muss man über eine Brücke. Ich war schon viele Jahre nicht mehr bei meiner Tante. Und doch erkenne ich nach dem Übergang sofort wieder den Weg. Ab jetzt benötige ich kein Navi mehr.

Ich klingel mehrmals, doch Sie öffnet mir nicht. Eine leichte Enttäuschung macht sich bei mir breit. Dann ein letzter Versuch, ich probiere es über einen Telefonanruf. Sie nimmt ab, erkennt mich und einen Moment später sitze ich im Wohnzimmer. Ich freue mich, dass ich sie nun doch erreicht habe und auch sie freut sich über meinen Besuch.

Mit ihren 94 Jahren ist sie wirklich noch sehr rüstig, sie läuft ohne Gehhilfe und ist auch geistig sehr rege. Wir tauchen ein in die Vergangenheit und dann muss ich wieder weiter.

Zurück über die Überführung und dann geht es zum nächsten Ort nach Niederbrechen zu meinem Cousin Reinhold. Hier jedoch habe ich Pech, keiner ist zu Hause. Meine Schuld, ich hätte am Vortag anrufen sollen. Jetzt stelle ich fest, dass ich die Route von Niederbrechen nach Limburg nicht auf meinem Navi gespeichert habe. Eine Pause in einem Dönerladen ist fällig. Nach dem Überspielen der Route und einem Döner geht es weiter nach Limburg.

Meine Route führt mich am Ortsende unter einer Autobahnbrücke hindurch. Unmittelbar danach rechts auf einen Feldweg sehr dicht an der Gegenspur der Autobahn entlang. Was habe ich mir dabei gedacht! Der Weg hat teilweise nur einen Abstand von 10 Meter zur Autobahn. Die Lkws und Autos donnern an mir vorbei, ein Höllenlärm!

Der Feldweg entpuppt sich sehr bald als ein fast nicht mehr erkennbarer Weg. Ich laufe in Spurrillen eines Traktors oder auf einem schmalen Randstreifen neben Äckern und Weiden entlang. Manchmal geht es auch einfach nur über Äcker, immer der Route meines Navis nach. Das Einzige, was mich tröstet, es ist der absolut kürzeste Weg zur Jugendherberge in Limburg.

Die letzten zwei Kilometer sind dann etwas abseits der Autobahn und führen durch ein Waldgebiet. Dann erreiche ich einen Parkplatz und von dort komme ich auf eine Straße nach Limburg rein. Nur wo ist die Jugendherberge? Nachdem ich bereits einige Hundert Meter gelaufen bin, taucht vor mir eine Bank auf. Hier mache ich Pause und rufe die Jugendherberge an. Der Autolärm der Straße macht es schwierig zu kommunizieren, aber auch die Ortsunkenntnis des Mannes am Telefon hilft mir nicht wirklich weiter. Also weiter in Richtung Innenstadt. Endlich kommt mir eine alte Frau entgegen und sie kann mir weiterhelfen. Ich muss wieder zurück und den Berg rauf. Wieder biege ich beim Parkplatz ein und nun sehe ich ein Hinweisschild zur Jugendherberge. Bin vorhin daran vorbei gelaufen. Nehmen meine Umwege kein Ende?

Schnell ist nun die Jugendherberge erreicht. Zunächst rufe ich meinen Cousin Gerhard an, er wohnt nicht weit von Limburg entfernt. Er kommt und wir schwätzen ein bisschen Miteinander. Danach rufe ich Toska an, die Schwiegermutter meiner jüngeren Tochter und werde auch schon bald danach abgeholt. Nun beginnt das Verwöhnen und ich genieße das. Ein opulentes Mahl und auch ein köstliches Bier folgen. Nur danach bin ich einfach müde.

3. Etappe: 01. April 2013

Da ich heute nur eine kurze Etappe vor mir habe, lasse ich es langsam angehen. Ich verlasse nach einem guten Frühstück den Gasthof um 9:15 Uhr. Es geht zunächst durch den Ort, ich schaue nur, dass ich wieder in Richtung meiner heutigen Route nach Bermbach komme. Schnell ist wieder die Kreisstraße von gestern erreicht. „Nun brauche ich das Navi nicht mehr bis Bermbach“, denke ich. Ein großer Fehler und so marschiere ich wieder an Straße entlang. Irgendwann schaue ich doch mal auf das Navi und stelle fest, der Tag beginnt mit einem Umweg! Also zurück. Schon nach wenigen Metern auf der Kreisstraße hätte ich wieder in den Ort laufen müssen. Von hier geht es dann bald raus auf einen Feld- und später auf einen Waldweg. Vorbei an Teichen muss ich laut Navi wieder links abbiegen. Nur dieses Abbiegen ist nicht möglich, meine topografische Karte hat wohl einen Fehler. Nach einiger Zeit kommt mir ein älterer Herr mit Hund entgegen. Ihn frage ich und erhalte eine gute Auskunft. Ich muss nicht nach Bermbach, sondern kann auf dem Radweg über Esch nach Bad Camberg laufen. Heute ist keine Straße im Programm und durch diesen Tipp spare ich einige Kilometer. Mein Umweg ist neutralisiert!

Es geht unterhalb von Walsdorf vorbei. Ein lange Reihe alter Fachwerkhäuser wirken wie eine Schutzmauer des Ortes. Danach kommt schon bald Würges und nicht viel später Bad Camberg.

Gut, das es heute nur eine kurze Etappe ist. Meine gestrige Blase drückt deutlich und mein Verlangen nach Pause ist groß.

Schnell finde ich mit dem Smartphone-Navi meine heutige Pension. Ein kurzer Anruf und schon ein paar Minuten später ist meine Zimmerwirtin da.

Nach dem Verarzten meiner Blasen mache ich zunächst einen Rundgang durch den mittelalterlichen Ortskern. Schon in meiner Kindheit war ich mit meinen Cousins während der Schulferien hier im Ort im Freibad. Dass der Ort so einen schönen Ortskern hat, ist mir nicht in Erinnerung geblieben.