165. Etappe: 10. Oktober 2013

Kirchdorf – Burghausen  22,5 km

Ich betrete zum Auschecken den Gastraum und die dortige Rezeption und sofort werde ich neugierig von einem Gast ausgefragt. Meine Antworten lösen bei den Anwesenden Erstaunen und offene Bewunderung aus. Von der Chefin an der Rezeption werde ich persönlich verabschiedet zu ihrem „Held“ ernannt :-P.

Zunächst geht es auf dem Gehweg an der Kreisstraße entlang raus aus Kirchdorf. Am Ortsende bin ich dann wieder auf der Fahrbahn unterwegs. Es ist einiges los, doch ich nehme den Verkehr inzwischen sehr gelassen hin. Einige Male müssen mir entgegenkommende Fahrzeuge abhalten und den Gegenverkehr vorbei lassen. Ich bin vermutlich für diese Fahrer(innen) zu einem Ärgernis geworden und störe ihre Kreise.

Nach etwa 8 Kilometern verlasse ich endlich die Straße und biege in einen Wirtschaftsweg ab. Bisher war der Himmel nur bewölkt, doch jetzt nimmt er graue Züge an und die Zeichen stehen auf Regen. Zur Vorsicht ziehe ich den Poncho wieder halb an. Doch noch sieht es nur bedrohlich aus, der Regen lässt auf sich warten. Ich hoffe, das bleibt bis zum Ziel nach Burghausen so.

Vom Wirtschaftsweg wechsel ich auf die Bundesstraße B12, geschützt durch Leitplanken vom starken Verkehr, überschreite ich den Inn. Nun verlasse ich endgültig diesen Fluss und werde ab jetzt mit mehr oder weniger großem Abstand an der Salzach entlang laufen. Die Grenznähe zu Österreich bleibt mir aber noch einige Tage erhalten. Schon kurz nach der Überquerung des Inn verlasse ich wieder die B12 und wechsele auf einen asphaltierten Weg in ein Waldgebiet. Nun bleibe ich für längere Zeit auf Wirtschaftswegen und kleinen Straßen. Dies ist gut so, denn inzwischen hat es angefangen zu regnen. Noch ist der Regen zaghaft, doch am frühen Nachmittag wird er kräftiger und anhaltend. Jetzt bin ich froh, nicht auf Feld- oder Waldwegen unterwegs zu sein. Ich durchlaufe einige schmucke kleine Dörfer und erreiche schließlich eine belebte Kreisstraße. Doch hier ich habe Glück, es gibt einen Fuß- und Radweg.

Schon bei Neuhofen sehe ich Schornsteine und Anlagen, die auf eine chemische Produktionsstätte hindeutet. Und etwa zwei Kilometer später laufe ich durch das Industriegebiet und Hinweise „Sie durchlaufen ein chemisches Werk. Bitte beachten Sie Lautsprecheransagen“ bestätigen meine Ahnung. Ein von mir geplanter Weg wird durch einen Zaun versperrt und so muss ich weiter auf dem Radweg neben der Kreisstraße und etwas später neben der B12 laufen. Dabei bekomme ich einige Duschen unfreiwillig ab. Gut, das ich auf einem separaten Radweg laufen kann, denn auf der B12 ist inzwischen ein hohes Verkehrsaufkommen. Es wird gerast und nichts ist spürbar von den bundesweit angekündigten Geschwindigkeitskontrollen.

Noch habe ich etwa drei Kilometer bis zum Stadtrand von Burghausen und der Regen prasselt unaufhörlich auf mich ein. Meine Schuhe und Strümpfe sind inzwischen klatschnass. Dann endlich erreiche ich den Stadtrand und sehe nur Supermärkte, Werkstätten und Bürogebäude. Ein Hotel oder ein Gasthof ist nicht dabei. Weiter stadteinwärts frage ich einen jungen Mann und der erklärt mir den Weg zum nächsten Hotel. Mir reicht es, wenn ein Zimmer frei und es nicht zu teuer ist, bleibe ich im Neustadtbereich. Der Altstadtbereich ist noch über einen Kilometer entfernt. Schnell ist das Hotel gefunden und ich checke ein. 

163. Etappe: 08. Oktober 2013

Egglfingen – Ering  16,7 km

Kaum habe ich den Gasthof verlassen, stelle ich fest, meine heutige GPS-Etappe habe ich nicht auf mein GPS-Gerät übertragen. Nochmals zurück will ich nicht und so laufe ich weiter und hoffe auf eine Bank. Dies ist ein Umweg, das weiß ich, doch diesen Weg kenne ich von gestern Abend bis zum Inn. Die Bank lässt nicht lange auf sich warten und so kann ich die GPS-Daten überspielen.

Bei der Innbrücke angekommen, folge ich der Inntalradweg-Beschilderung und bin auch nach einem Kilometer wieder auf dem Damm am Inn. Mir begegnen einige Radfahrer. Wie ich erfahre, kommen die Meisten aus Bad Füssing und machen hier ihre Radtour. Doch mit fortschreitender Dauer begegne ich nur noch wenige Radfahrer. Die gegenüberliegende Uferseite ist in leichtem Nebel gehüllt. Doch die Sonne kommt vereinzelt zwischen den Wolken hindurch und es verspricht ein guter Wandertag zu werden.

Im Randbereich des Inn tauchen immer öfters größere Streifen Schilf auf und so erlebe ich wieder eine schnatternde Entenschar. Bei einer Informationstafel lese ich, dass hier eine Vielzahl verschiedener Wasservögel zu Hause ist bzw. hier auf ihrem Flug nach Süden Rast machen.

Auf meinem Weg, etwas weiter vom Inn entfernt, begegnen mir immer mehr die eindeutigen Zeichen des Herbstes. Die Blätter der Büsche und Bäume erstrahlen nun öfters im leuchtenden Gelb, aber auch im Rot. Der Inn bleibt trotz einiger Entfernung mit seinem türkisfarbenen Wasser immer wieder durch das Buschwerk erkennbar. Trotz ewig langem geraden Dammverlauf bietet der Inn nun genügend Reize zum Ablenken. Auch gibt es immer wieder Bänke zum Verweilen und so vergeht die Zeit wie im Fluge.

Dann endet der Damm und der Weg wird durch ein kleines Dorf geleitet. Hier treffe ich auf eine ältere Bauersfrau. Sie fragt mich neugierig nach meinem Weg und ist voller Bewunderung. Schließlich bittet sie mich, einen Moment zu warten. Dieses Warten lohnt sich, denn sie kommt mit zwei noch warmen Zwetschgennudeln zurück. Eine leckere Zwischenmahlzeit. Ich nutzte die Gelegenheit, um nach einer Unterkunft zu fragen, und erhalte einen Namen in Ering.

Unterwegs versuche ich die Telefonnummer dazu herauszubekommen. Mehrfach habe ich wieder kein Mobilfunknetz. Doch dann klappt es. Nur es gibt einige gleichen Namens und so rufe ich einfach bei einer Nummer an. Ich habe Glück und erfahre den fehlenden Vornamen und auch die passende Rufnummer. Leider ist dort alles belegt, doch ich erhalte eine weitere Nummer für eine Privatunterkunft. Hier kann ich schließlich meine heutige Übernachtung buchen. Obwohl ich den Kirchturm von Ering schon lange sehe, dauert es doch noch eine Stunde, bis ich schließlich den Ort erreiche. Im Ort gibt es eine gute Beschilderung zu den Unterkünften und so finde ich meine heutige Bleibe problemlos. Es ist ein kleines gemütliches Zimmer im Dachgeschoss. Dusche und WC sind in der Etage darunter.