Hinweis für meinen weiteren Weg

Bericht 151 bis 153 folgen. Ich bin bei der Aufarbeitung.

Es ist noch ordentlich windig und über eine Webseite für den Bayerischen Wald gibt es weiterhin für heute eine Sturmwarnung oberhalb 1100 Meter.

Der Lusen, eigentlich ein “Muss” auf dem Goldsteig und der dritthöchste Berg dort, liegt über 1300 Meter. Ich habe auf meiner Wanderschaft schon zweimal die unangenehme Bekanntschaft mit Sturm und Sturmböen gemacht. Dort war es aber ein leichter Weg auf dem Deich. Nochmals bei deutlich schwierigeren Wegen und der gestrigen Bekanntschaft mit umstürzenden Baumleichen möchte ich nicht machen.

Ich disponiere daher um und werde irgendwie mit dem Bus nach Mauth oder Philippsreut fahren. Telefonieren ist wieder einmal mit dem Telekomnetz nicht möglich!

157. Etappe: 29. September 2013

Frauenau – Waldhäuser
Distanz: 24,7 km; Aufstiege: 585 m; Abstiege: 344 m

Schon zu Beginn meiner heutigen Etappe treffen mich die ersten Sonnenstrahlen. Noch ist es überwiegend bewölkt, aber es verspricht ein gutes Wanderwetter zu werden. Bereits am Ortsende stehe ich vor einem Schild: „Privatstraße“. Nur kurz zögere ich, schaue auf mein Navi und das zeigt mir nur einen größeren Umweg als Alternative an, dann gehe ich kurz entschlossen weiter. Erreiche wenig später ein Haus und sehe sofort das Schild: „Vorsicht frei laufender Hund“. Schnell hole ich das Pfefferspray heraus, sicher ist sicher. Doch der freilaufende Hund hat wohl Ausgangssperre. Und dann stehe ich auch schon auf einem Wirtschaftsweg und nun müsste es nur ein paar Meter weiter einen Weg hoch in den Wald geben. Der Weg kommt auch, doch schon nach wenigen Metern ist er verschwunden. Wenn überhaupt, ist es sehr lange her, dass es hier einmal weiterging. Hier jedoch hat mein Navi eine akzeptable Alternative und die führt mit einem Bogen auch in den Wald und später zu einem Kreuzungspunkt mit meiner geplanten Route.

Gleich geht es für längere Zeit wieder aufwärts. Bei Altposchingerhütte ist der als Radweg Nationalpark ausgewiesene Weg nun mit einer noch nicht verfestigten Schicht Steine aufgefüllt. Für einen Radfahrer eine ernste Herausforderung mit seinen Reifen. Auch ich muss nun wieder sehr konzentriert laufen.

Es erstaunt mich immer wieder, wie sich der Körper anpassen kann. Anfangs brannten mir die Füße nach längerer Zeit auf Asphalt und jetzt habe ich kein Problem mehr damit. Mit diesen Steinen hätte ich zu Beginn meiner Wanderung ernste Probleme bekommen. Dieses ständige Kippeln hätte mir arg zugesetzt. Doch jetzt nehmen es meine Bänder und Sehnen gelassen hin.

Diese Steinschicht muss ich noch etwa zwei Kilometer bis Klingenbrunn-Bahnhof ertragen. Unterwegs ein kurzer Plausch mit einem Radler über diese Bodenschicht. Er meint, dies ist ein Privatweg und der Belag bleibt wohl so ohne Verfestigung. Das Geld wird fehlen. In Klingenbrunn-Bahnhof mache ich eine Pause, dann geht es weiter auf einem Wirtschaftsweg unmittelbar neben einem Bach entlang. Mich trennt nur ein schmaler Grünstreifen mit Bäumen und Büschen von dem munter dahinfließenden Bach. Bei einem Rastplatz dann die nächste Pause direkt neben dem Bach. Der Wirtschaftsweg oder die kleine Straße ist vollkommen Auto- und Menschenfrei. Ich genieße die Ruhe und das herrlich dazu passende Plätschern.

Ab Spiegelau laufe ich zunächst wieder durch den Wald. Im Bereich des Ortes komme ich an einigen Spielplätzen vorbei. Hier schallen mir Lachen und Schreien der Kinder entgegen. Hier würde ich auch gerne mit meiner kleinen Enkelin sein. Der Wald ist bald zu Ende und ich erreiche wieder die Straße. Für den Nationalpark-Radweg gibt es eine unbefestigte Spur etwas abseits der Straße. Nach einiger Zeit kommt wieder einmal eine Bank und die nutze ich. Es ist windig geworden und immer wieder gibt es Windböen. Im Telefonat mit einem Studienfreund höre ich es plötzlich laut bersten und einen Moment später laut krachen. Erschrocken springe ich auf. Hinter mir, die Straße ist noch dazwischen, ist auf einer größeren Fläche mit vielen großen alten und kahlen Baumleichen wohl gerade ein nackter Riese umgestürzt. Nun werde ich unruhig, ich habe noch etwa 8 bis 9 Kilometer durch bzw. am Wald entlang bis zum Ziel zu laufen. Wir beenden das Gespräch und noch beim Aufschnallen meines Rucksacks höre ich es wieder krachen, jetzt ist wohl was Kleines runtergekommen. Als ich starten will, mein Blick ist gerade in Richtung dieser Baumleichen, kommt wieder eine Böe und nun kann ich das Bersten eines Riesen fast sehen. Zunächst fällt er fast in Zeitlupe zur Seite, dann krachend schnell zu Boden.

Nun habe ich es eilig. Der Wind hat auch weiter zugenommen. Mit diesem Erlebnis sehe ich natürlich nur noch umgefallene Bäume abseits des Weges. Normalerweise wäre ich ohne Beachtung daran vorbei gelaufen, doch jetzt springen sie förmlich in mein Blickfeld. Mein Schritt ist sehr zügig, biege dann bei einem Hinweisschild nach Waldhäuser ab. Hier geht es nun direkt an der Straße entlang. Im Ort Guglöd weist wieder ein Schild nach Waldhäuser, nur dieser Weg führt durch den Wald. Der Sinn steht mir gerade nicht nach Wald und so laufe ich weiter an der Straße entlang.

Der Wind hat weiter zugenommen und die langen Fichten biegen sich recht ordentlich zur Seite. Jetzt sind es noch etwa zwei Kilometer bis zum Ziel. Da sehe ich plötzlich einen Bus kommen und ein Stück weiter vorne auch eine Haltestelle. Die Busfahrerin hat mich wahrgenommen und zeigt auch mit der Hand zur Bushaltestelle. Dort wartet sie, bis ich diese keuchend erreiche. Erleichtert steige ich ein und nun bin ich wenige Minuten später am Ziel.

156. Etappe: 28. September 2013

Zwieslerwaldhaus – Frauenau
Distanz: 21,1 km; Aufstiege: 457 m; Abstiege: 499 m

Als ich 9:45 Uhr das historische Gasthaus verlasse, scheint bereits die Sonne und ein tiefblauer Himmel empfängt mich. Zwar ist es noch etwas frisch, aber wenn die Sonne bleibt, wird es ein Traumwetter zum Wandern.

Nachdem ich das Ortsende erreiche, biege ich gleich in einen Laubwald ein. Sofort geht es aufwärts und schon nach kurzer Zeit erreiche ich die ersten Wanderer und ziehe vorbei. Dann bin ich alleine unterwegs. In lichten Bereichen des Waldes blendet mich öfters die Sonne, ich bleibe auch stehen und genieße für einen Moment die warmen Strahlen. Auch meine Jacke verschwindet schnell wieder im Rucksack. Es ist inzwischen so warm, dass ich nur im T-Shirt laufen kann. Mitten im Wald durchschreite ich eine Lichtschranke. Der Sinn dieser Einrichtung erschließt sich mir nicht. Sollen hier Wanderer und Spaziergänger gezählt werden oder Wildtiere?

Später erfahre ich, es handelt sich um Wildkameras für Forschungszwecke. Man möchte dem Luchs auf die Spur kommen.

Das Thema „Nicht gesehene Schachten“ und „Innere Ruhe“ beschäftigt mich immer noch. Noch kann ich nicht davon loslassen. In jedem Fall werde ich nicht noch einmal einem „Muss ich gesehen haben“ erliegen. Ich will mit Spaß und Freude weiterhin unterwegs sein und das sich plötzlich Ergebende einfach genießen.

So in Gedanken erreiche ich eine Kreisstraße. Diese verkehrsarme Straße verlasse ich nach meiner geplanten Route schon wenig später wieder. Doch als ich die Abzweigung erreiche, ist der eingezeichnete Wirtschaftsweg fast nicht mehr zu erkennen. Ich gehe trotzdem hinein und stapfe durch hohes Gras, hier ist eindeutig schon lange niemand mehr unterwegs gewesen. Mein Weg wird durch einen munter vor sich hin plätschernden Bach versperrt. Hier hat die Natur gesiegt. Da ich kein Bedarf auf nasse Füße habe, kehre ich um und laufe weiter auf der Kreisstraße entlang.

Ab Spiegelhütte gibt es einen separaten, parallel zur Straße, verlaufenden Fuß- und Radweg. Ich durchschreite den Weiler Jungmaierhütte und erreiche schließlich Buchenau. Bei einem Brunnen mit frischem Quellwasser mache ich eine Pause. Ein Anwohner erzählt mir stolz, dass diese Quelle den ganzen Ort mit Trinkwasser versorgt. Weiter im Ort erreiche ich ein schönes weißes Gebäude. Ein geschmückter alter Mercedes-Caprio und zwei Personen stehen wartend vor dem Metalltor. Ich frage, ob dieses Gebäude das Rathaus des Ortes ist. Als Antwort erhalte ich: „Dies ist das Schloss und einmal im Monat finden hier auch Trauungen statt.“

Den Ort verlasse ich auf einem schmalen Pfad und erreiche eine alte mächtige Hainbuche. Mit meinem NW-Stock messe ich den Durchmesser und der ist etwa 1,80 Meter. Wieder nur kurze Zeit später stehe ich vor einem Hinweisschild. Dieses weist aus, dass hier bis 1970 die Buchenauer Totenbretter standen. Zur Demonstration hängen beiderseits der Tafel zwei größere Bretter am Baum.

Von hier habe ich immer wieder einen herrlichen Blick in die Ferne. Im Vordergrund bereits die herbstlich gefärbten Laubbäume und im Hintergrund schieben sich die Berge Konturenhaft hintereinander. Der Pfad mündet in eine Lichtung mit rot und gelb gefärbten Bäumen. Danach geht es wieder ansteigend weiter. Am Wegesrand sehe ich wie schon unterwegs zum Großen Arber wieder das Wollgras mit seinem weißen, wie Flaum wirkenden Blüten.

Schließlich erreiche ich die Trinkwassertalsperre Frauenau und mache meine Mittagspause bei einem Rastplatz. Mit einem ebenfalls eintreffenden Paar bin ich schnell im Gespräch. Danach folge ich nach der Staumauer einer sich nach unten schlängelnden Fahrstraße. Es läuft sich gut abwärts und mein Kopf ist wieder frei. Erst kurz vor Erreichen einer Schranke schaue ich auf mein Navi. Ich habe wieder einmal die Abzweigung verpasst. Also wieder hoch bis zur Abzweigung, dann weiter nach Oberfrauenau und Frauenau. Bei Oberfrauenau komme ich an einem alten Gutshof und an dem Gutsgasthof vorbei. Nun ist es nicht mehr weit bis nach Frauenau. Dort im Zentrum auf einer Bank versuche ich mein Glück mit dem Mobilfunk. Tatsächlich klappt es wieder, sogar mit guter Geschwindigkeit. Schnell finde ich eine Pension in der Nähe der Badeanstalt.

Den Nachmittag und den Abend verbringe ich nun mit Berichten schreiben und Bilder bearbeiten. Es ist viel nachzuholen. Mein Kopf ist aber wieder frei.