7. Etappe: 05. April 2013

Wieder schaffe ich es nicht zeitig aufzubrechen, es wird 10:00 Uhr, bevor ich starte. Draußen erwartet mich wieder die Westerwaldkälte. Zunächst führt mich mein Weg von der Jugendherberge in den Stadtkern von Bad Marienberg. Hier dann den ersten Wegweiser des Westerwaldsteigs.  Schon kurz nach Bad Marienberg erreiche ich den Basaltpark und hier auch Schnee und Eis. Der Basaltsee ist noch teilweise zugefroren und der Weg stellenweise mit einer festgetrampelten und inzwischen vereisten Schneeschicht bedeckt. Es geht wieder heftig aufwärts zu einem Wildpark. Hier weiche ich vom Weg ab und lasse einen Schlenker des Westerwaldsteigs aus. Mein Navi zeigt mir den Weg direkt in den Wildpark und auch wieder auf den ausgewiesenen Wanderweg. Jetzt bin ich auf einer Höhe von 564 Meter. Der Westerwaldsteig ist hier komplett mit einer Schnee- und Eisschicht bedeckt. Auch der Rand des Weges ist schlecht zum Gehen. Hier gibt es immer wieder Eis, versteckt unter der Schneeschicht.

Ich komme nur noch langsam voran und immer öfters mache ich einen rutschenden Ausfallschritt oder komme ins Rutschen. Kann mich nur durch meine Stöcke vor einer Grätsche bzw. dem Hinfallen bewahren. Der Weg geht rauf und runter und je länger ich diesen Eistanz vollführe, um so mehr reift in mir der Entschluss, diese Etappe abzubrechen. Besser als mir etwas brechen! Nur muss erst mal ein Ort kommen und der ist nirgendwo in Sicht.

Weiter gehe ich behutsam langsam und mit höchster Konzentration. Ab und zu gibt es eis- und schneefreie Stellen. Warum dieser Wechsel ist, will mir nicht einleuchten. Die Sonnen, wenn sie denn mal scheinen sollte, erreicht die Eisflächen genauso wie die inzwischen freien Stellen. So in Gedanken versunken stehe ich plötzlich in einer völlig eis- und schneefreien Waldlandschaft. Mein erster Eindruck: Ich befinde mich in einem Herbstwald! Keine Spur mehr von Winter, aber auch nicht vom Frühling. Der Waldboden größtenteils mit Moos bedeckt. Meine Stimmung ist mit einem Mal euphorisch. Wäre nicht der eiskalte Wind und wirklich Frühling, schöner und perfekter könnte diese Waldlandschaft nicht sein. Hier fällt mir spontan das Westerwaldlied ein:  Oh, Du schöner Westerwald über Deine Höhen pfeift der Wind so kalt…

Hin und wieder ärgere ich mich über eine schlechte Markierung, doch das hält sich glücklicherweise in Grenzen. Der Weg verläuft nicht nur auf breiteren Waldwegen, sondern führt auch auf ganz schmalen Pfaden entlang. Zu einer anderen Jahreszeit ist der Westerwaldsteig ein wunderschöner Wanderweg. Jetzt genieße ich nicht die Landschaft vor mir den Untergrund und die Ruhe, die mich umgibt. Leider ist alles mal zu Ende und so verlasse ich dann wieder den Wald und sehe linker Hand erstmals einen Ort. Der asphaltierte Wirtschaftsweg durch Wiesen und Weiden lässt aber den Ort links liegen. Dann sehe ich vor mir ein Restaurant. Mir ist nach etwas Warmen und einer warmen Umgebung. Doch das Restaurant ist geschlossen. Da ich unbedingt sitzen möchte, steuere ich auf den nahe gelegenen Friedhof zu. Hier mache ich eine längere Pause.

Zurück zum Restaurant und dann tauche ich wieder ein in die schöne Landschaft um den Westerwaldsteig. Der Weg führt über Wiesen steil abwärts in eine Senke. Dahinter sofort wieder der nächste Berg. Der Anblick dieses Berges vor mir trübt meine Stimmung, noch bin ich nicht so weit, mich auf Steigungen zu freuen und diese als willkommene Trainingsstrecken zu nehmen.

Ich habe Glück, in der Senke angekommen und nach einem kurzen Anstieg verläuft der Weg nur leicht ansteigend und nicht hoch zum Gipfel. Noch einmal streife ich ein Dorf und nach einem steilen Anstieg erreiche ich den Randbezirk von Hachenburg.

Mein Hunger quält mich inzwischen und der Wunsch nach etwas Warmen und endlich im warmen Sitzen ist riesengroß. Wieder sehe ich kein Café, Gasthof oder Restaurant. Nicht mal ein Geschäft oder ein Supermarkt in der Nähe. Also weiter und hoffen auf den nächsten Ort.

Weiter geht es vorbei an Wiesen, Weiden und Pferdekoppeln. Dann erreiche ich den Ort Nister, aber auch hier ist keine Einkehrmöglichkeit vorhanden. Ein langer asphaltierter Wirtschaftsweg führt raus aus dem Ort und unter einer Schnellstraße hindurch. Nun kürze ich wieder ab, denn der Westerwaldsteig macht hier einen großzügigen Schlenker. Das ist zu viel für mich. Die ständigen Auf- und Abstiege zehren noch immer an meiner Kondition und meine Geschwindigkeit dürfte bei 4 km/h liegen. Nach einiger Zeit erreiche ich den ausgewiesenen Westerwaldsteig wieder. Um 17:15 Uhr mache ich auf einer Bank oberhalb des letzten Ortes, Streithausen, vor meinem Ziel Limbach eine Pause. Der nächste Ort oberhalb von Streithausen liegt mindesten eine Stunde noch entfernt. Ich rufe zur Sicherheit bei meiner Unterkunft an. Die Frau am Telefon klingt erstaunt über meine Aussage, dass ich noch mindesten eine Stunde vor mir habe. Ich nehme es gelassen, die meisten denken in Kategorien ohne schweren Rucksack oder mit Auto.

Schnell bin ich im Ort und biege entsprechend der Markierung rechts ab. Nach kurzer Zeit schaue ich zur Kontrolle auf mein Navi. Dieser Weg führt mich nicht nach Limbach! Also wieder zurück. An der Gabelung erkenne ich, dass ich wohl einem Zubringerweg gefolgt war. Das Wegezeichen hatte ich nicht gesehen. Es zeigt mir, dass Limbach nur noch 1,2 km entfernt ist. Nach einer weiteren Pause erreiche ich meine Unterkunft um 17:50 Uhr.

Ich bin erschöpft und der Magen hängt mir auf den Kniekehlen. Nach einem guten Mahl fühle ich mich wieder besser, doch zu müde, um jetzt noch meinen Bericht von gestern oder auch von heute zu schreiben. Außerdem habe ich hier wieder kein Mobilfunk-Netz. Von der Bedienung erhalte ich nach Rückfrage einen Schlüssel für das vorhandene WLAN-Netz. Morgen werde ich schreiben.