29. Etappe: 29. April 2013

Gütersloh – Beelen  25,7 km

Noch mitten in der Stadt und doch schon nach kurzer Zeit mitten im Park. Der Nebenfluss der Ems, die Dalke, begleitet mich nun. Ich höre Fahrzeuggeräusche, bin aber zu weit weg um Fahrzeuge zu sehen. Nur ab und zu überquere ich eine kleine Straße, dann bin ich wieder im Park. Fast übergangslos tauche ich dann in die Flussaue der Dalke ein. Immer mehr zeigt sich mir eine atemberaubende Landschaft. Ich fühle mich wie mitten in einem Gemälde und muss eine kurze Pause mache, um diese Landschaft zu genießen. Dieser Anblick bleibt mir noch eine Zeit lang erhalten.

Nach etwa 1 ½ Stunden verschwindet leider der blaue Himmel und ein fast dichter Wolkenteppich verdeckt die Sonne. Gleichzeitig kommt ein kräftiger und kalter Wind auf. An einer Brücke verlasse ich die Dalke und schon bald danach überquere ich die Ems. Sie ist hier nur ein kleiner Bach, kaum zu glauben, dass es sich um den Fluss Ems handelt, an dem ich bald für längere Zeit entlang laufen werde.

Meine Route führt mich entlang auf Radwegen und Wirtschaftswegen, um mich rum meistens Weiden und häufig auch Pferdekoppeln. Ich habe den Eindruck, fast jeder Bauer hat hier ein paar Pferde. An einer Schulbushaltestelle mache ich eine Pause auf einer Holzpalette. Von mir etwa 300 Meter entfernt ein Bauernhof. Ich telefoniere mit meiner Frau, als sich von diesem Bauernhof mir ein Auto nähert. Es hält neben mir an und die Bäuerin fragt mich, ob alles in Ordnung ist. Als ich ihr dies bestätige, dreht sie ein Stück weiter an einer kleinen Kreuzung um und fährt zurück zum Bauernhof.

Immer wieder wandere ich auf den schnurgeraden und endlosen Wirtschaftswegen. Sie werden nur unterbrochen durch einige Bögen. An einer Tankstelle lege ich einen Stopp ein. Endlich kann ich der Kälte entfliehen und einen warmen Kaffee trinken. Jetzt sind es nur noch etwa 1 ½ Stunden bis nach Beelen, meinem heutigen Etappenziel.

Als ich die Tankstelle verlasse, fängt es an zu regnen. Die Rucksackschutzfolie und meine Softshelljacke reichen für dieses Regenintemezzo aus. An einem Bauernhof mache ich meine nächste Pause und nun beginnt die heutige Unterkunftssuche. Ich gehe die kleine Liste der Unterkünfte von Beelen durch. Übrig bleiben zwei Hotels im Ort. Ich werde am Ort entscheiden, welches ich als Erstes ansteuern werde.

Am Ortseingang von Beelen rufe ich eines der beiden Hotels an und habe einen unfreundlichen Mann an der Leitung, der mir erklärt, dass es schon lange kein Hotel mehr ist. Beim nächsten Hotel klappt es dann und das Hotel ist auch schnell erreicht. 

28. Etappe: 28. April 2013

Stukenbrock – Gütersloh  23,6 km

Meine heutige Etappe empfängt mich mit blauem Himmel und wenigen Wolken. Nur kalt ist es noch, bei einer Apotheke werden 5 Grad angezeigt. Entlang der Straße geht es durch Stukenbrock, dem Gewerbegebiet und dann durch den zweiten Ortsteil Schloss Holte. Es folgen noch weitere Orte bevor ich auf asphaltierten Rad- und Wirtschaftswegen unterwegs bin.

Die endlos langen Geraden haben mich wieder. Es ist zermürbend, wenn ich den überholenden Radfahrern nachschaue, wie sie sich zu Punkten vor mir mit der Straße verschmelzen. Glücklicherweise erwacht gerade die Natur. Ich genieße die Grüntöne der Weiden, Büsche und Bäume. Zwischen drin weiß und gelb blühende Büsche und auf den Weiden Löwenzahn und Gänseblümchen. Es lenkt etwas vom monotonen Geradeausgehen ab.

Der Lärm der nahenden Autobahn A2 ist schon aus der Ferne unüberhörbar. Zunächst sehe ich sie nicht, dann aber ist sie vor mir, ich unterquere sie und bleibe leider längere Zeit in ihrer Nähe. Der Lärm in Autobahnnähe ist unerträglich. Wieder lenken mich wenigstens die Natur und Pferdekoppeln mit Senner Pferden ein bisschen ab. Diese Pferderasse wird in dieser Gegend gezüchtet. Es sind leichte, mittelgroße Pferde und wirken auf mich elegant und temperamentvoll. Bei ihrer Zucht wurden im 17. Jahrhundert arabische Vollblüter eingekreuzt.

Kaum entferne ich mich vom Lärm, laufe ich schon wieder auf schnurgeraden Wegen. Es geht an Bauernhöfe, Weiden und Pferdehöfen vorbei und dann habe ich den Randbezirk von Gütersloh erreicht. Doch bis zum Zentrum muss ich noch fünf Kilometer durch die Stadt laufen. Nach zwei Fehlversuchen finde ich ein kleines Hotel.